Rechenprobleme bei Kindern in der Grundschule normal?
Das Kind von A hat gerade die erste Klasse hinter sich und mit dem Rechnen klappt es überhaupt nicht. Die Lehrerin meint aber, dass es in der Grundschule ganz normal ist, dass ein Kind in den ersten zwei Schuljahren Schwierigkeiten mit dem Rechnen haben kann. Das würde sich aber meist von ganz alleine geben und man sollte sich keine Sorgen machen.
Ich muss sagen, dass ich sowas gar nicht normal finde und ich habe A geraten, dass sie doch mit dem Kind üben soll. Denn was einmal versäumt ist, ist doch schwer wieder nachzuholen oder wie denkt ihr darüber? Denkt ihr, dass es wirklich normal ist, wenn ein Kind in der Grundschule Schwierigkeiten mit dem Rechnen hat?
Mich würde da zunächst mal interessieren, warum das Kind Probleme mit der Mathematik hat. Erscheinen ihm die Zahlen und Rechenzeichen vielleicht zu abstrakt oder fehlt dem Kind grundsätzlich die Fähigkeit, sich mathematische Zusammenhänge vorzustellen? Bei einem Ex-Freund von mir war es zum Beispiel so, dass er sich überhaupt nicht vorstellen konnte, wie man von einer negativen Zahl noch etwas abziehen kann. Es gibt also durchaus Menschen, die selbst mit den einfachsten mathematischen Zusammenhängen schon massive Probleme haben.
In der Grundschule geht es ja zunächst einmal um die ganz einfachen Grundrechenarten und es würde es mich schon beunruhigen, wenn das Kind selbst damit schon Probleme hat. Ich würde dann auch vermuten, dass solche Kinder dann während ihrer weiteren Schullaufbahn solche Probleme entwickeln wie mein damaliger Freund, der mit weiten Teilen der Mathematik einfach ein riesengroßes Problem hatte. Wenn so etwas früher auffällt, sollte man eigentlich davon ausgehen, dass es besser ist, wenn man frühzeitig eingreift.
Ich finde es auch bedenklich, wenn eine Lehrerin davon ausgeht, dass die Kinder in den ersten zwei Jahren sowieso Probleme mit der Mathematik haben. Das ist doch schon die Hälfte der gesamten Grundschulzeit. Da kann ein Kind schon einiges versäumen, wenn es einfach nicht mitkommt. An Stelle von A würde ich mich nicht so einfach auf die Aussage der Lehrerin verlassen, sondern versuchen, dem Kind frühzeitig zu helfen. Das ist sicher nicht ganz einfach, weil man das Kind ja auch nicht unter Druck setzen möchte. Ich würde dennoch versuchen herauszufinden, wo die Probleme wirklich liegen und was man dagegen tun kann. Man sollte sich nicht auf der Aussage ausruhen, dass die Probleme von alleine verschwinden.
Wie reagiert A denn bislang auf die schulischen Misserfolge ihres Kindes, zumindest in Bezug auf die Mathematik? Steht A vielleicht selbst mit der Mathematik auf Kriegsfuß? Das könnte sicher auch einiges erklären. A sollte sich da ein wenig zurücknehmen und die Mathematik nicht in Gegenwart des Kindes verteufeln. Das Kind übernimmt diese ablehnende Haltung sonst nachher noch.
Ich denke auch, dass in erster Linie die Gründe für diese Probleme wichtig sind. Erst dann kann man ja darauf reagieren. Sicherlich können manche Kinder Rechen - oder auch Leseschwierigkeiten haben, aber man muss auch bedenken, dass andere Kinder auch - oft- nicht weiter sind und das man in der ersten Klasse wirklich noch keine hohen Ansprüche hat. Wer jetzt schon Probleme hat, der bekommt die Grundbausteine einfach nicht mit und das wird dem Kind dann immer nachhängen.
Aus diesem Grund würde ich es auch sinnvoller finden, wenn man gleich an der Sache dran bleibt und mit dem Kind das aufholt, was es nicht versteht. Mathematik kann man sehr gut lernen, auch ohne das man logisch gut denken können muss. Sicherlich ist es vorteilhafter, wenn man versteht, was man da tut, aber man kommt auch so weiter. Und es gibt einfach Kinder, die können besser rechnen und welche, die können besser lesen. Fakt ist aber, dass ich es als Eltern nicht hinnehmen würde, wenn mein Kind den Anschluss verpasst. Sicherlich ist es anstrengend, sich immer und immer wieder hinzusetzen und zu wiederholen, aber ich halte das für notwendig.
Man müsste wissen, wie stark die Probleme des Kindes beim Rechnen sind, um etwas zu diesem Fall sagen zu können. Es kommt auch darauf an, wie stark man der Lehrerin vertraut. Die Aussage, dass es normal sei, dass ein Kind in den ersten zwei Schuljahren Probleme mit dem Rechnen hat, stimmt nicht. Mein Sohn konnte vor der Schule schon gut rechnen. Am Ende der ersten Klasse beherrscht man den Zahlenraum bis 20.
Es gibt Kinder, die sich ein bisschen schwerer tun, da sollte man natürlich üben. Man sollte immer mit Kindern rechnen, schreiben und lesen üben, aber nicht so, wie die meisten Eltern es fälschlicherweise tun, nämlich als Drill. Sondern man sollte die Mathematik in den Alltag einbauen, zum Beispiel beim Einkaufen gehen Geld schätzen lassen, Getränkemengen angeben, zum Beispiel in Form der Glasgröße oder Milchpackungen. Man kann Schritte zählen, Federballschläge, überhaupt sollte man viel zählen und Zahlen in den Alltag einbauen, aber eben nicht gezwungen, sondern als etwas völlig Normales. Es ist erschreckend, dass manche Grundschulkinder nicht wissen, wie viel ein halber Liter Milch ist.
Es gibt allerdings auch Kinder, die Dyskalkulie haben. Wenn man selber den Verdacht hat, sollte man das von einem Therapeuten testen lassen, manche Lehrerinnen stellen das immer noch viel zu spät fest. Dyskalkulie ist eine Teilleistungsschwäche. Diese davon betroffenen Kinder haben Schwierigkeiten, sich unter Zahlen etwas vorzustellen. Sie können auch keine Größen abschätzen. Hier nützt häusliches Üben nicht viel, die Kinder quält man damit nur unnötig. Hier muss ein Therapeut spezielle Übungen machen. Die Störung lässt sich aber nicht beheben, man kann nur lernen, damit umzugehen. In den höheren Klassen fällt einem die Mathematik leichter, weil es hier nicht mehr um Zahlen geht. Aber in den unteren Klassen muss man die Fünf in Mathematik meist einfach hinnehmen.
Da man in deinem speziellen Fall zu wenig weiß, kann man als Außenstehender nicht spezielles raten.
Wie äußern sich denn die Problem? Kannst du da mal noch genauer nachfragen und die Symptome näher beschreiben, was genau unter Schwierigkeiten zu verstehen ist?
Normal ist, dass die Kinder nach dem ersten Schuljahr im Zahlenraum bis zwanzig relativ sicher Plusaufgaben und Minusaufgaben rechnen können. Im Zahlenraum bis Zehn sollten die Aufgaben auf jeden Fall sitzen. Die Frage ist eben, welche Fehler vorkommen. Wenn das Kind einfach nur langsam rechnet und noch nicht in der Lage ist ohne Finger zu rechnen, dann gibt sich das mit liebevollem Training recht leicht. Wenn das Kind noch mit Fingern rechnet, dann tauchen da auch so typische Fehler auf, dass es sich einfach verzählt. Ein Beispiel: Das Kind soll vier plus vier rechnen und streckt an der einen Hand vier Finger hoch und zählt dann nicht weiter sondern streckt an der anderen Hand auch vier Finger hoch. Beim nachfolgenden Abzählen zählt es an der ersten Hand versehentlich fünf Finger mit, weil der eine im Eifer des Gefechtes nicht mehr eingeklappt ist und kommt so irrtümlich auf neun statt acht. Solche Fehler kann man leicht beheben, indem man die Kinder anleitet nicht mehr mit den Fingern als Hilfsmittel zu rechnen, sondern zum Beispiel mit einem Rechenrahmen oder mit Plättchen. Auch solche klassischen Schreibfehler, wenn das Kind beim Rechnen von acht plus acht zwar sechzehn sagt, aber einzunsechzig aufschreibt, das lässt sich recht leicht in den Griff bekommen. Wichtig ist, dass man als Mutter gemeinsam mit dem Kind versucht heraus zu bekommen, wie das Kind bei der Aufgabe gedacht hat und warum es auf ein falsches Ergebnis kam.
Komplizierter ist es, wenn es sich um eine echte Rechenschwäche handeln sollte. Die Diagnose so einer Teilleistungsschwäche sollte auf jeden Fall ein Fachmensch durchführen, denn dazu benötigt man standardisiere Leistungstests, die man als Privatmensch nicht einfach so im Schreibwarenladen kaufen kann und schon gar nicht durchführen kann. Aber man kann einen Verdacht entwickeln. Wenn man dem Kind einfache Aufgaben stellt, zum Beispiel 5 minus 2 und als Antwort kommt dann allen Ernstes im Brustton der Überzeugung von dem Kind dass das ganz sicher eine Million ist, dann würde ich als Elternteil skeptisch werden. Auch wenn die Ergebnisse nicht ganz so weit daneben liegen, sondern einfach ganz oft offensichtlich geraten sind und das Kind augenscheinlich nach Kräften vermeidet zu rechnen, wäre ich skeptisch. Nach der ersten Klasse sollte ein Kind auch ganz sicher erklären können, was Plus und was Minus ist, also dass bei der einen Rechenart die Zahlen kleiner und bei der anderen größer werden. Ebenso sollte das Kind nach der ersten Klasse schon in der Lage sein, auf ein Bild hin eine Rechengeschichte zu formulieren. Wenn man beispielsweise einen Teddy sieht, der neben fünf Bonbons sitzt und auf der anderen Seite zwei Bonbonpapiere liegen hat, dann sollte das Kind sieben minus zwei gleich fünf als Aufgabe herausfinden können, auch wenn ähnliche Aufgaben im Unterricht bislang nicht bearbeitet wurden. Wenn da nur eine pauschale Antwort kommt wie z. B. der Teddy isst die Bonbons weil sie lecker sind und auch nach Aufforderung keine Rechenaufgabe die halbwegs passend ist formuliert werden kann, wäre ich als Mutter auch erst mal geweckt. Wenn das Kind solche Ausfälle hat, würde ich auf jeden Fall jetzt in den Ferien noch einen Fachmenschen aufsuchen und mein Kind testen lassen.
Wenn es sich nicht um eine Rechenschwäche handelt, kann man mit Training sehr viel leichter was erreichen. Auch als normale Mutter, die mit Unterrichten nichts am Hut hat, kann man dann recht viel machen. Ich würde mir aber trotzdem überlegen, ob ich mein Kind nicht für einen Ferienkurs in einem ordentlichen Nachhilfeinstitut anmelden würde. Dort gibt es Ferienkurse, in denen mit den Kindern individuell die Wissenslücken aufgearbeitet werden. Je mehr neues Wissen im nächsten Schuljahr dazu kommt, das auf Wissenslücken trifft, desto wackeliger wird die Beziehung des Kindes zur Mathematik, wenn es ständig Misserfolg erlebt. Deshalb würde ich da lieber schon jetzt gleich eingreifen. Zudem finden Kinder zu Hause tausend ausreden, warum sie gerade jetzt nicht mit den Eltern üben wollen. Im Nachhilfeinstitut steht das sich drücken gar nicht zur Debatte.
Die Aussage, dass es normal ist, wenn die Kinder in den ersten beiden Schuljahren mit dem Rechnen habe, finde ich etwas komisch. Denn wenn da schon Probleme sind, wie sollen die Kinder in den nächsten Schuljahren mit der Mathematik klar kommen? Wobei mir eben auch der Grund fehlt, warum das Kind solche Probleme hat.
Es kann ja durchaus sein, dass es schon die Mengen nicht erfassen kann. Wenn es da schon Probleme hat eine große Menge von einer Kleinen richtig zu unterscheiden, dann fehlen schon die Grundlagen für das Rechnen. Und das hätte dann schon wesentlich früher auffallen müssen.
Als Eltern sollte man sich da nicht einfach mit einer solchen lapidaren Aussage abspeisen lassen und der Sache auf den Grund gehen. Denn Mathematik wird in mehreren Schulfächern benötigt und wenn die Grundlagen schon nicht begriffen werden, dann sieht es später schlecht aus.
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