Mehrtägige Radtouren für Kinder zumutbar?

Meine Nachbarin hat drei Kinder, die 10 Jahre, 12 Jahre und 13 Jahre alt sind. Sie hat mit ihrem Mann früher immer sehr gerne mehrtägige Radtouren unternommen und überlegt jetzt, ob ihre Kinder nun schon alt genug für eine längere Tour sind. Zwanzig Kilometer fahren die Kinder schon ab und zu am Wochenende zum Schwimmen am See. Die geplante Tour würde aber mit Gepäck zwei Wochen dauern. Als Tagesetappe sind jeweils dreißig bis vierzig Kilometer vorgesehen. Alle drei Tage wird ein Ruhetag eingelegt. Schlafen möchte die Familie in Jugendherbergen und Pensionen.

Ich musste an meine erste Fahrradtour mit meinen beiden Söhnen denken, sie waren auch ungefähr zehn und zwölf Jahre alt. Allerdings war ich alleine ohne Mann, der mir beim Transportieren des Gepäcks geholfen hätte. Ich habe die Kinder völlig überschätzt. Als erste Etappe hatte ich eine Strecke von 60 km vorgesehen. Meine Kinder mussten auch Gepäck auf ihr Rad laden, weil ich nicht alles alleine tragen konnte.

Nach zehn Kilometern ging die Fahrradtasche meines Ältesten kaputt, die wir neu gekauft hatten, so dass ich das Gepäck umverteilen musste. Nach zwanzig Kilometern bekamen wir so starken Gegenwind, dass wir zeitweise schieben mussten. Nach dreißig Kilometern hat mein jüngerer Sohn gestreikt, weil er nicht mehr konnte, was ich ihm auch geglaubt habe. Es war schon spät, und realistisch gesehen hätten wir die Jugendherberge, in der wir angemeldet waren, nicht mehr erreicht. So fuhren wir zum nächstgelegenen Bahnhof und beendeten dort unseren Ausflug mit einer Bahnfahrt nach Hause. Meine Kinder waren erleichtert, als sie im Zug saßen, weil sie eh keine allzu große Lust auf diesen Urlaub hatten. Ich habe mich allerdings geärgert, weil ich so schlecht geplant und die Kinder völlig überfordert hatte.

Habt ihr mit euren Kindern schon einmal mehrtägige Radtouren unternommen? Hat alles so wie geplant funktioniert oder habt ihr auch vorher aufgegeben? Welche Tagesetappen kann man Kindern in welchem Alter zumuten?

Ich denke schon, dass so eine Radtour so gestaltet werden kann, dass sie auch für Kinder in dem Alter zumutbar ist. Allerdings kann es schon sein, dass die Motivation der Kinder recht schnell nachlässt, weil mit der Altersdifferenz man es keinem Kind wirklich recht machen kann. Das 13-jährige Kind wird kaum immer gewillt sein, auf das jüngste Kind zu warten. Und das jüngste Kind wird kaum über den Tag hinweg mit der Leistung der Älteren mithalten können. Hinzu kommen die Wünsche der Eltern, die bei so einer Radtour sicher nicht das Ankommen als Ziel sehen, sondern eher der Philosophie "der Weg ist das Ziel" folgen.

30-40 Kilometer sollten, sofern die Frage der Leistungsunterschiede geklärt wurde, schon machbar sein. Insbesondere, wenn keine signifikanten Höhenmeter zu überwinden sind. Geht es 10 Km nur bergauf, so nimmt der Spaß vermutlich ab. Auch was das Gepäck angeht, sollte man bei den Kindern nicht übertreiben. Dann ist auch kein Ruhetag notwendig, wenn es sicher auch schön ist, mal an einer Stelle zu verweilen. Wenn eben für die Familie auch was geboten ist.

Deine eigene Erfahrung ist natürlich eine Negative. Aber hier sind einfach ein paar Faktoren zusammen gekommen, die man nicht steuern kann und man muss dann schon sagen, dass hier auch viel Pech im Spiel war. Gerade wenn die Tasche kaputt geht oder eben das Wetter mit dem Wind einem einen Strich durch die Rechnung macht. Ebenso unschön ist es ja auch, wenn es während so einer Tour 2-3 Tage nur regnet. Dadurch sollte man sich aber die Radtour als solche eben nicht kaputt machen lassen bzw. dieses Erlebnis so werten, dass man sich verschätzt hat. Wenn auch die Tagestour mit 60 Km schon ambitioniert ist, wenn man sie mit Kindern meistern will.