Laden boykottieren oder Tier durch Kauf retten?

vom 22.12.2009, 10:45 Uhr

Sicherlich ist ein einzelner Boykott sinnlos, beziehungsweise schmerzt einen größeren Händler nicht. Was hinter diesem Gedanken steht, ist allerdings das Prinzip: Wenn jeder so handelt und individuell die Läden boykottiert, die ihm nicht passt, dann sind das schon eine Menge Menschen, und dann trifft es diese Läden.

Oder umgekehrt wäre es dann eben so, wenn sich jeder denkt, er alleine könne doch nichts ausrichten, als einzelne Person, dann bildet sich logischerweise keine Masse, und es hat keinerlei Auswirkungen für den Händler. Jede größere Aktion fängt bei einigen Einzelpersonen an. Wenn sich jeder bloß denkt "Ich allein kann sowieso nichts machen!", dann ist es doch klar, dass sich nichts tut. Wo soll es aber beginnen?

Das sollte man sich immer vor Augen führen, wenn man für eine Sache, egal welche, einsteht. Wenn man direkt aufgibt, dann wird sich nichts tun. Man muss es wenigstens versuchen, auch, wenn man meint, man stünde vielleicht allein da. Es denken vielleicht mehrere hundert Menschen dasselbe, aber dann sind es doch schon mehrere hundert. Wenn dann jeder von denen trotz des "Ich bin ja so allein"-Gefühls seinen Weg geht, dann sind es schon diese mehreren 100, die, vielleicht ohne einander zu kennen, am selben Strang ziehen.

Ansonsten ist es ja wohl klar, dass man ein Tier nicht aus reinem Mitleid kaufen sollte, wenn man es sowieso gar nicht haben wollte, und auch nicht die Mittel (sowohl finanziell, als auch räumlich, was die Ausstattung betrifft, et cetera) dazu hat, dieses Tier auf eine nicht tierquälerischeWeise zu halten.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich glaube, die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, wenn man sie auf andere Tiere ausweitet. Also zunächst einmal kenne ich die Situation der unbelehrbaren Zoofachgeschäft Verkäufer auch, denn ich bin auch häufiger bei uns in der Nähe in unterschiedlichen Zoofachgeschäften und habe da teilweise dann auch Sachen erlebt, wo ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Die meisten Verkäufer lassen sich dann aber natürlich auch nicht reinreden, denn immerhin würde dass für sie bedeuten, dass sie zugeben müssten, von einer Sache keine Ahnung zu haben und falsch gehandelt zu haben und das verträgt dann der menschliche Stolz scheinbar häufiger nicht und dann kommt es eben dazu, dass derartige Hinweise bezüglich falscher Tierhaltung einfach abgetan werden und man als Verkäufer dann mehr oder weniger blöd da steht.

Ich selbst muss aber sagen, dass boykottieren für mich in gewisser Weise keine Option wäre, aus mehreren Gründen nicht. Zunächst einmal wüsste ich jetzt nicht genau, wie ich das anstellen sollte und zum anderen hätte ich wohl sicherlich auch Angst vor einer Anzeige oder sonstigem Ärger, der mir drohen könnte. Es tut mir um die Tiere Leid, keine Frage und wenn ich so was sehen würde, dann würde ich auch nicht zögern den Verkäufern Bescheid zu geben, aber wenn sie daran nichts ändern, dann würde ich vermutlich eher zu den Menschen gehören, die es dann dabei beruhen lassen, weil ich nicht wüsste, wie ich dagegen vorgehen soll.

Das Beispiel mit dem Fisch finde ich an sich nicht weiter tragisch, nehmen wir aber natürlich an, dass ich ein Fischhalter bin und ein oder mehrere Aquarien zu Hause habe. Wenn ich dann in einem Zoofachgeschäft bin, vielleicht auch noch gerade deswegen um mir neue Fische auszusuchen, dann stünde für mich irgendwo außer Frage, dass ich dann den gepeinigten Fisch mitnehme oder eben einfach einen davon, so genau kann man dann ja nicht sagen, wer von beiden mehr leidet. Ich hätte Platz im Aquarium, der Fisch kostet nicht die Welt, also wieso nicht?! Das wäre für mich kein Problem. Aber bei den anderen Tieren schaut das ganz anders aus, denn das sind jetzt pflegeaufwendigere Tiere und eventuell hat man auch das nötige Zubehör nicht zu Hause.

Ich muss daher eigentlich eher sagen, dass es mir wohl wichtiger wäre, andere Menschen auf die falsche Haltung der Tiere in diesem Zoogeschäft aufmerksam zu machen und so eben doch einen Boykott herbei zu führen, anstatt das Tier zu kaufen. Nehmen wir mal an, ich kaufe es, dann kann man doch eigentlich davon ausgehen, dass es dem Zoogeschäft eh egal ist, immerhin habe ich ihn darauf hingewiesen. Das würde dann eben auch zwangsläufig bedeuten, dass es mehr Tiere gibt oder geben wird, die so gehalten werden und vielleicht kommt direkt nach meinem Kauf noch ein Fisch in das Aquarium und den müsste ich dann auch wieder retten. Die Tiere haben also von einem Boykott mehr. Eventuell könnte man sich ja informieren und schauen, ob es Behörden gibt, die solche Zooläden kontrollieren und den Vorfall dann gegebenenfalls einfach mal dort melden. Nur weil man alleine auf den Kauf verzichtet, tut sich natürlich nichts.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


In so einer moralische Zwickmühle befand ich mich auch schonmal und habe dann meinem Mitleid nachgegeben... Im Tierhandel sah ich einen kleinen Zebrafinken, der ganz schräg auf einem Ast saß und von anderen Vögeln entweder nicht beachtet oder aber gepiesackt wurde. Ich habe lange hin und her überlegt und konnte meine Eltern (bei denen ich zu dieser Zeit noch wohnte) dazu überreden, dass sie mir den Kauf erlaubten.

Ich kaufte den Finken (und der Verkäufer war etwas erstaunt, dass ich gerade den Vogel mit der Behinderung haben wollte) und bin gleich erstmal mit ihm zum Tierarzt gefahren. Der diagnostizierte einen Hüftschaden, der irreparabel war. Allerdings, so meinte er, wäre das kein Grund, den Kleinen einzuschläfern, denn er (bzw. sie, der Fink stellte sich als Weibchen heraus :D ) könne auch mit diesem Schaden leben. Der Arzt war auch noch so lieb und hat mir für die Untersuchung nichts berechnet.

Jedenfalls lebte Frieda (so nannte ich sie) dann noch einige Jahre bei mir, zusammen mit einem Kanarienvogel, der uns einmal zuflog. Ich hoffe, sie war bei mir glücklicher als im Tierladen, aber im Nachhinein bereue ich es, nicht wenigstens noch einen anderen Finken dazugeholt zu haben, denn Zebrafinken sind ja Schwarmtiere.

Ich verstehe aber auch die Argumentationsweise, dass man eben kein Tier aus Mitleid kaufen sollte, da der Laden durch den Kauf finanzielle Vorteile bekäme UND nach dem Kauf einfach ein neues Tier anbieten würde, dem es auch nicht besser geht. In Fällen, in denen man sieht, dass es den Tieren schlecht geht und sie nicht gut gehalten werden, sollte man das Veterinäramt informieren.

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» Kaethe » Beiträge: 309 » Talkpoints: 48,28 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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