Gibt es bereits vererbtes Talent?
Ich stelle mir schon länger die Frage, ob es tatsächlich das Talent gibt, das einem im Sprachgebrauch auch in die Wiege gelegt wird. Persönlich denke ich nicht, dass jemand von Geburt an die Fähigkeit hat etwas besonders gut zu beherrschen - denn das ist ja die Bedeutung von Talent. Natürlich ist der ein oder andere unglücklicherweise im biologischen Sinne benachteiligt; in seiner Stimme oder durch Fehlbildung der Gliedmaßen. Viel mehr gehe ich jedoch davon aus, dass sich Talent dadurch auszeichnet, dass jemand schnell Verständnis für etwas bestimmtes entwickelt und in der Lage ist dies umzusetzen. Wer sich also für etwas interessiert, der ist manch anderem schonmal einen Schritt voraus. Dann noch durch harte Arbeit an seinen Fähigkeiten zu arbeiten, das kann aus dem talentierten Jungen den Profi machen.
Eine ähnliche Theorie hat Malcolm Radwell mit der '10.000 hour rule' ausgestellt, die besagt, dass man nach 10.000 Stunden Beschäftigung theoretisch in der Lage ist ein absoluter Kenner des Gebiets zu sein - sei es Sport/Hobby oder Beruf. Das Wort 'Talent' nimmt vielen doch nur die Hoffnung etwas zu probieren und weiterzumachen, auch wenn man Rückschläge einsteckt. Motivation und Verständnis sind in meinen Augen ein viel wichtigerer Faktor.
Was glaubt ihr, gibt es so etwas wie Talent, das jemanden mühelos zum Profi macht? Ist jeder in der Lage erfolgreich zu sein, wenn er nur genug Disziplin und Motivation zeigt, um sein Ziel zu verfolgen?
Ich denke schon, dass es Talente gibt. Natürlich hat der Mensch sein Talent nicht schon als Baby, aber irgendwann entwickeln sich besondere Fähigkeiten bei jedem Menschen. Jeder Mensch hat sozusagen das Talent zu etwas anderem, der eine kann gut Sprachen lernen, der nächste kann singen, der dritte hat eine besondere handwerkliche Begabung usw. Ich bin schon der Meinung, dass so ein Können auch etwas mit Talenten zutun hat, denn wenn man für etwas überhaupt kein Gespür hat, dann ist es auch schwieriger es zu erlernen.
Natürlich kann man alles lernen, wenn man das möchte. Aber ein gewisses Talent für etwas erleichtert einem doch den Zugang zu gewissen Fähigkeiten. Ich denke auch nicht, dass jemand der zu etwas Talent hat, etwas schon bis ins kleinste Detail beherrschen muss. Talent ist für mich vielmehr eine Fähigkeit, etwas leichter zu erlernen oder etwas leichter zu können.
Wenn man viel lernt oder sich mit etwas lange und intensiv befasst, dann kann man sicherlich das meiste erlernen. Aber es gibt bestimmte Dinge, die kann man auch nicht, wenn man sie hundertmal geübt hat. So finde ich beispielsweise gerade Dinge, welche räumliches Vorstellungsvermögen erfordern oder aber künstlerisches ist schwierig zu erlernen, wenn man gar kein Talent dazu hat. Man kann natürlich stundenlang malen und zeichnen, aber ob man wirklich gut darin wird, hat sicherlich sehr viel mit Talent dazu.
Motivation braucht man immer, egal ob man Talent hat oder nicht. Das macht für mich aber nicht unbedingt jemanden besser in einer Sache. Auch Verständnis für gewisse Dinge, wie beispielsweise handwerkliche Handgriffe, ist natürlich wichtig, wenn man etwas erlernen will. Aber das genügt aus meiner Sicht trotzdem noch nicht. Ich denke, dass man Talent für etwas benötigt, um einen besseren Zugang zu einer Fähigkeit zu erlangen.
Wenn ich das richtig verstehe, dann heißt Talent für dich so viel wie Verständnis für etwas bestimmtes? Also keine biologisch festgelegte Fähigkeit, sondern etwas, das sich irgendwann einmal entwickelt hat und zum Vorschein kommt. Oder ist es doch eher eine genetisch bedingte Fertigkeit? Denn beim Singen kommt ein grundsätzliches Problem zum Vorschein: Nicht jeder hat Stimmbänder, die egal unter welcher Spannung, harmonisch klingen. Da kann man noch so viel in der Lage sein sämtliche Muskeln zu bewegen und die Stimmbänder anzuspannen, am Ende klingt es krächzend und schrill.
Auch der Punkt mit den Künstlern klingt ganz interessant. Vor allem diesen sagt man nach, dass sie unheimliches Talent hatten. Doch was sind dann Expressionisten, die augenscheinlich überhaupt keinen Wert auf die Gesetze der Natur gelegt haben? Expressionistische Bilder werden mit hohem Wert gehandelt, aber viele sagen dennoch, dass jedes Kleinkind zu ähnlichem Ergebnis gekommen wäre.
Ich kenne jemanden, der hat mit 19 Jahren Interesse für's Zeichnen und Malen entwickelt und wollte es tatsächlich auch. Schaut man sich seine ersten Bilder an, dann würde man sagen, dass er für sein Alter nicht sehr gut war. Nach Jahren(es dürften etwa 5 Jahre sein, wenn ich mich nicht irre) regelmäßiger Übung arbeitet er heute für den Playboy und hat zahlreiche Interessenten, die für seine Illustrationen bezahlen. Niemals hätte man von einem 19-Jährigen erwartet, dass er so schnell zu internationalem Erfolg gelangt, wenn es vor ihm Künstler gab, die bereits mit 14 unglaublich gute Ergebnisse erzielten. Da stellt sich auch die Frage, ob sich Talent in den jungen Jahren bemerkbar macht, oder aber auch durch harte Arbeit zum Vorschein tritt.
LastGen hat geschrieben:Wenn ich das richtig verstehe, dann heißt Talent für dich so viel wie Verständnis für etwas bestimmtes? Also keine biologisch festgelegte Fähigkeit, sondern etwas, das sich irgendwann einmal entwickelt hat und zum Vorschein kommt. Oder ist es doch eher eine genetisch bedingte Fertigkeit? Denn beim Singen kommt ein grundsätzliches Problem zum Vorschein: Nicht jeder hat Stimmbänder, die egal unter welcher Spannung, harmonisch klingen. Da kann man noch so viel in der Lage sein sämtliche Muskeln zu bewegen und die Stimmbänder anzuspannen, am Ende klingt es krächzend und schrill.
Warum sollte bei Sängern ein Problem bestehen wenn es um das Talent geht? Wenn jemand kein Talent hat, dann kann er schon mal gar nicht singen. Und jemand, der nicht die Stimmbänder dazu hat, der kann es auch nicht, egal ob er Talent hat oder nicht.
Ich finde, dass Talent schon etwas ist, dass einem angeboren ist, aber man muss das ja nicht schon als Baby gehabt haben. Es zeigt sich ja oftmals erst mit der Entwicklung, für welche Dinge man Talent hat und für welche nicht. Wenn jemand für etwas Talent hat, dann kann er es leichter oder kann etwas besonders gut, ohne viel dafür tun zu müssen.
LastGen hat geschrieben:Auch der Punkt mit den Künstlern klingt ganz interessant. Vor allem diesen sagt man nach, dass sie unheimliches Talent hatten. Doch was sind dann Expressionisten, die augenscheinlich überhaupt keinen Wert auf die Gesetze der Natur gelegt haben? Expressionistische Bilder werden mit hohem Wert gehandelt, aber viele sagen dennoch, dass jedes Kleinkind zu ähnlichem Ergebnis gekommen wäre.
Ich schätze schon, dass die meisten Künstler Talent haben. Aber es gibt auch welche, die haben keines und versuchen mit ihren Mitteln eben etwas künstlerisch darzustellen. Bei dem von dir genannten Beispiel mit den Expressionisten ist es vielleicht eher das Zusammenspiel von Formen und Farben, die diese Kunst prägen. Möglicherweise ist das auch ein Talent? Vielleicht sind es aber auch nur Künstler, die gerne malen und das auf ihre Art. Auch im malerischen Bereich muss das nicht immer etwas mit Talent zutun haben, wenn man ein gewisses Verständnis für Farbe und Formen hat, kann man auch malen. Ob es letztlich gefällt, ist ja Geschmackssache.
LastGen hat geschrieben:Ich kenne jemanden, der hat mit 19 Jahren Interesse für's Zeichnen und Malen entwickelt und wollte es tatsächlich auch. Schaut man sich seine ersten Bilder an, dann würde man sagen, dass er für sein Alter nicht sehr gut war. Nach Jahren(es dürften etwa 5 Jahre sein, wenn ich mich nicht irre) regelmäßiger Übung arbeitet er heute für den Playboy und hat zahlreiche Interessenten, die für seine Illustrationen bezahlen. Niemals hätte man von einem 19-Jährigen erwartet, dass er so schnell zu internationalem Erfolg gelangt, wenn es vor ihm Künstler gab, die bereits mit 14 unglaublich gute Ergebnisse erzielten. Da stellt sich auch die Frage, ob sich Talent in den jungen Jahren bemerkbar macht, oder aber auch durch harte Arbeit zum Vorschein tritt.
Er hatte sicherlich ein gewisses Talent zum Zeichnen, auch wenn das noch nicht von Anfang an ersichtlich war. Ich finde schon, dass sich Talente eben auch über die Entwicklung zeigen können (wie ich oben schon schrieb) und man vielleicht erst durch den eigenen Versuch merkt, für welche Dinge man ein Talent hat. Oftmals bleiben Talente ja auch unentdeckt, weil viele von sich glauben, dass sie gewisse Dinge einfach nicht können und sich dann auch nicht wagen es zu versuchen.
In 10000 Stunden kann man viel lernen und in 10000 Stunden kann man technisch sicher sehr gut werden, aber ich habe noch nie gehört, dass man Kreativität lernen kann. Von Talenten, die bestimmte körperliche Voraussetzungen erfordern, ist es doch immer so, dass dem Talent eine bestimmte Art von Kreativität zugrunde liegt. Das Wort wird ja meistens mit künstlerischen Dingen in Verbindung gebracht, aber man benötigt ja auch Kreativität im Umgang mit Zahlen, wenn man sich mit höherer Mathematik beschäftigt. Oder wenn man sich in der Wissenschaft neue Experimente oder Verfahren ausdenken muss um ein gewünschtes Ergebnis zu erreichen.
Wenn du mit dem Zeichnen anfängst kannst du durch genug Übung sicher alle technischen Aspekte lernen, aber das ist doch nichts Besonderes. Es gibt viele Zeichner und Maler, die technisch sehr gut sind und für deren Bilder sich kein Mensch interessiert. Um erfolgreich zu sein, und letztendlich auch um von der Umwelt als Talent anerkannt zu werden, musst du deinen eigenen Stil entwickeln und deinen Bilder einen gewissen Wiedererkennungswert geben. Und das ist dann eben der Teil, den man nicht in den 10000 Stunden erlernen kann, die berühmten 1 Prozent Inspiration.
Ich glaube, dass die Fähigkeit, etwas besser zu können als andere bei jedem schon von Geburt an vorhanden ist. Was genau sich hinter dem „Etwas“ verbirgt, wird man im frühen Kindesalter gegebenenfalls schon feststellen können. Welches Talent das sein könnte stellt sich dann später genau heraus. Wenn ein Kleinkind gerne singt und trällert, heißt das nicht, dass hier ein großer Sänger geboren wurde. Die Begabung dieses Kindes kann auf ganz anderem Gebiet liegen. Das Singen täuscht insofern, dass es nicht eine große Stimme bedeuten muss, sondern nur der Ausdruck von Fröhlichkeit ist. Die eigentliche Begabung dieses Kindes muss erst noch entdeckt und gefördert werden. Vielleicht liegt sie auf naturwissenschaftlichem Gebiet. Eventuell erfasst das Kind die mathematischen Zusammenhänge schneller und präziser als andere. Man muss also abwarten, bevor man jemanden in die falsche Richtung fördert.
Ich bin davon überzeugt, das auch ein Talent nicht mühelos zu seinem Ziel kommt. Aber bei ihm sind die Voraussetzungen besser als bei jemandem, der die Zusammenhänge nicht so schnell erkennt und sich alles erarbeiten muss. Talentierte schaffen das mit mehr Interesse und Freude. Er kennt seine Fähigkeiten und hat das Bedürfnis, sie zu perfektionieren. Er wird sein Ziel erreichen.
Man kann Eigenschaften vererben, aus denen so gesehen ein Talent entsteht. Wenn jetzt jemand mit einem eher gedrungenen Körperbau geboren wird, der auch dazu neigt, schnell Fett anzusetzen und so weiter, der wird in Sachen Sport jetzt sicherlich nicht so die Bombe werden, wohin gegen jemand, der von seinen Eltern schon eine große, schlanke, kräftige Figur mitbekommt, sicherlich eher in der Lage dazu sein wird, bestimmte Sportarten umzusetzen und man hier gewissermaßen von einem Talent sprechen könnte.
Nimmt man jetzt einen Menschen mit kurzen und breiten Fingern und jemanden mit langen und schmalen, dann kann man eigentlich sicher sein, dass die Person mit langen und schmalen Fingern das Geigenspiel auch schneller und einfacher erlernen wird, als die Person mit den kurzen und gedrungenen Fingern. Es sind Eigenschaften, die uns das erlernen bestimmter Fähigkeiten oftmals um einiges erleichtern, aber ob man hier gleich von einem Talent sprechen kann?
Vererblich sind diese Eigenschaften auf jeden Fall, aber manchmal interessieren sich solche Menschen auch gar nicht für Sport oder das Geigenspiel, nicht selten ist dann doch davon die rede, man würde seine Talente nicht fördern und ausnutzen. Ich schätze, dass in diesem Sinne ein Talent durchaus vererbt werden kann, wir erben von unseren Eltern bestimmte körperliche Eigenschaften oder teilweise auch geistige, die es uns erleichtern und ermöglichen bestimmte Dinge einfacher und schneller zu erlernen, als der durchschnittliche Mensch dazu in der Lage ist und das ist es doch, was man unter einem Talent versteht.
Meiner Meinung nach sind Begabungen angeboren, und zwar nahezu ausschließlich. Ich bin zum Beispiel unmusikalisch. Ich habe mich in meiner Kindheit mit Musik beschäftigt, ich habe gerne gesungen, ich habe sogar Klavierunterricht bekommen. Trotzdem singe ich falsch, finde beim Klavierspielen den Rhythmus nicht und kann überhaupt keine Akkorde erkennen, wenn man sie mir vorspielt. Das Interesse und der Wille ist da, aber irgendwann, auch im Vergleich mit Anderen, habe ich eingesehen, dass eine musikalische Karriere überhaupt nicht drin ist, obwohl es mein Traumberuf wäre.
Ich sehe die unterschiedliche Verteilung von Begabungen auch an meinen eigenen Kindern. Mein jüngster Sohn spielt gerne Tischtennis. Ich sage immer, dass er das Tischtennisgen geerbt hat, da mein Bruder auch gerne Tischtennis spielt. Abgeschaut hat er es nicht von ihm, weil wir ihn nur alle paar Jahre mal sehen. Meine anderen Kinder spielen nur so gut wie du und ich, hatten aber die gleichen Trainingsmöglichkeiten und haben es zeitweise auch sehr gerne gemacht.
Zwei meiner Kinder sind extrem sprachbegabt, das haben sie von ihrer Oma, die Dolmetscherin ist, geerbt, der andere Sohn ist im Gegensatz dazu sehr technikbegabt, was er von meinem Vater geerbt hat. Wenn man eigene Kinder hat, sind diese Zusammenhänge so offensichtlich, dass man nicht daran zweifeln kann, dass Talente angeboren sind. Mein ältester Sohn könnte 10000 Stunden Tischtennis spielen, er würde nie ein Weltklassespieler werden. Man sieht das ja auch an Fußballspielern. Es gibt so viele, die extrem trainieren, aber nur die wenigsten schaffen es in die Bundesliga.
Es gibt ja mittlerweile auch viele Studien an eineiigen Zwillingen, die belegen, dass unter anderem Begabungen genetisch bedingt sind. Ich glaube, dass das mittlerweile die meisten Wissenschaftler nicht mehr anzweifeln. Die Zeiten, in denen der Erziehung ein so großer Einfluss zugesprochen wurde, sind Gott sei Dank vorbei. Die Kinder können sich hoffentlich in Zukunft wieder nach ihren eigenen Fähigkeiten und Interessen entfalten (außer wenn die Ganztagsschule weiter fortschreitet, was leider abzusehen ist, und wieder alle Kinder in eine Schublade gesteckt werden)
Wir haben dieses Thema mal im Ethikunterricht behandelt und unsere Lehrerin hat sehr interessante Dinge erzählt. Ich kann nicht sagen, ob das zu 100% stimmt, aber ich glaube auch nicht, dass unsere Lehrerin uns anlügen oder so. Ich versuche das jetzt mal so gut wie möglich zu erklären und hoffe, dass ihr es versteht.
Es ist so, dass man mit 50% Talent geboren wird und das man den Rest durch die Erziehung "bekommt". Also wenn die Eltern sich die Mühe geben, das Kind zum Beispiel zum Klavierunterricht zu schicken, dann kann das Kind das Instrument erlernen und das mit 50% Talent. Wenn das Kind allerdings schon 50% Talent angeboren hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind das Instrument gut beherrschen wird.
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