Onlineschulen statt normalem Unterricht

vom 08.09.2010, 06:22 Uhr

Ich bin ja wie ihr mittlerweile alle wisst im Moment in den USA und stelle dort eindeutig fest, dass der Trend eindeutig hin zu den Onlineschulen geht. In den USA funktionieren sie nach dem folgenden System: Die Firma, die die Onlineschule anbietet hat bestimmte (normale) Lehrer engagiert, welche dann für jedes Fach Videounterrichtsstunden, quasi Tutorials erstellen. Die Schüler bekommen (im Preis enthalten) einen Laptop ausgeliehen, um die Videos anzuschauen.

Für Nachfragen der Schüler hat jeder Lehrer eine E-Mail-Adresse, sowie eine Telefonnummer und einen Skype Account angegeben, unter denen er zu bestimmten Zeiten erreichbar ist, meistens im gleichen Zeitraum, in dem die "normalen" Schüler im "normalen" Unterricht in der Schule sitzen. Test und Klassenarbeiten werden allerdings in einem "normalen" Klassenraum geschrieben. Die Firma wirbt damit, dass man flexible Unterrichtszeiten hat, und sich Schüler, falls sie etwas nicht verstanden haben, das Video so oft anschauen können, bis sie es verstanden haben und falls sie es dann immer noch nicht verstehen, ja immer noch den Lehrer kontaktieren können. Außerdem wird auch das Mobbing verhindert.

Allerdings sehe ich das ganze mit geteilter Meinung an. Ich finde, wenn man die Schulzeit durch eine Onlineschule ersetzt, geht eine wichtige Zeit verloren, um soziale Kontakte zu knüpfen und Freunde zu finden. Man wird quasi immer mehr zum Außenseiter, denn normalerweise findet man ja die meisten Freunde in der Jugendzeit in der Schule. Was haltet ihr davon und habt ihr schon selbst oder Bekannte von euch Erfahrungen mit einer Onlineschule gesammelt?

» iamrock » Beiträge: 115 » Talkpoints: 0,37 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das sehe ich ganz genauso! Soziale Kontakte sind gerade für Kinder und Jugendliche im Schulalter sehr wichtig. Zudem bezweifle ich, dass die meisten Kinder sich freiwillig Zuhause hinsetzten und lernen. Ich denke viele gehen lieber nach draußen und spielen mit ihren Freunden oder sitzen den ganzen Tag am Computer und spielen Computerspiele.

Außerdem können die Schüler nicht gleich nachfragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben und sich auch nicht zu dem Thema einbringen. Ich denke die Hemmschwelle einen Lehrer anzurufen ist nochmals deutlich höher, als persönlich im Unterricht nachzufragen.

Dass so eine Onlineschule allerdings in den USA Anklang findet, halte ich nicht für verwunderlich. Zum einen gibt es viele Prominente, zum anderen viel Kinder, die ohnehin schon Privatunterricht haben und schließlich die Amoklaufrate.

» kleineSonne » Beiträge: 9 » Talkpoints: -0,98 »


Ich halte von diesen Onlineschulen auch nichts. Schließlich werden gerade in der Schulzeit sehr viele Kontakte geknüpft, die man beim Onlineunterricht eben nicht knüpfen könnte. Auch glaube ich nicht, dass sich die Schüler schön brav daheim hinsetzen und lernen, sondern eher nebenher im Internet surfen oder sogar Spiele spielen. Richtiges Lernen kann meines Erachtens nur in einer Schule stattfinden, wo zu geregelten Zeiten an einen festen Platz mit anderen Mitschülern und einen Lehrer als Ansprechpartner gelernt werden kann.

Jeden anderen Versuch eine Schule zu gestalten kann ich mir nur wenig erfolgreich vorstellen, da dann meist nicht ernsthaft gelernt wird und man auch kaum auf das Leben vorbereitet wird.

Mfg freezer899

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» freezer899 » Beiträge: 66 » Talkpoints: 31,31 »



Als zusätzliches Angebot fände ich solche Onlineschulen eine echte Bereicherung. Da könnte man dann sein Wissen ausbauen oder noch in weiteren Bereichen, die in der normalen Schule nicht oder nur wenig gelehrt werden sein Wissen erweitern.

Als Ersatz für normalen Unterricht finde ich so einen Unterricht aber für völlig ungeeignet, da man nicht mit anderen Schülern in Kontakt kommt, so wie du bereits auch schon geschrieben hast. Dabei würde es mir gar nicht so darum gehen, ob man Freunde findet, sondern vielmehr darum, dass man dann nicht mehr lernt, wie man sich in einem Klassenverband zu benehmen hat und wie man mit seinen Mitschülern umzugehen hat.

Diesen Punkt finde ich im Hinblick auf die weitere Zukunft auch sehr wichtig, da er Leuten helfen kann, sich auch später im Leben durchzusetzen oder zumindest vermittelt, wie man mit anderen Leuten umgehen sollte und dass auch ein gewisser Respekt vor anderen Leuten beachtet werden muss.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin da nicht auf dem neusten Stand, aber soweit ich weiß wird das in den USA ja beispielsweise auch dann gemacht, wenn etwa die Schüler in Gebieten wohnen, die etwas ländlicher sind. Es soll dort dann auch den Führerschein ab 16 Jahren geben, damit die Schüler mit dem Auto zur Schule fahren können, weil Häuser und Schulen dort in relativ großen Entfernungen zueinander sind und als Alternative kann man dann eben auch den Onlineunterricht wählen, der früher über das Radio gelaufen ist. Es ist also nicht unbedingt so, dass man diesen Unterricht ohne irgendeinen Sinn und Zweck einrichten würde, es hat schon durchaus seine Gründe und ich finde auch, dass man diese Onlineschule wirklich nur dann nutzen sollte, wenn mit dem Besuch der normalen Schule enorme Nachteile verbunden sind (lange Anfahrt und so weiter).

Natürlich bringt eine solche Onlineschule so manche Nachteile mit sich, aber ich finde, dass es nichts ist, was man auch wieder auskompensieren könnte. Vorteile sind eben ganz klar die Tatsachen, dass man sich die Zeit frei einteilen kann und das der Unterricht ''aufgenommen'' wurde, so dass man sich das ganze auch wiederholt anschauen kann, wenn man beispielsweise nicht konzentriert ist oder so, was ja auch durchaus mal vorkommen kann. Die freie Zeiteinteilung bringt dann aber auch noch den negativen Nachgeschmack mit sich, dass eigentlich viele Kinder und Jugendliche eine Struktur in ihrem Tag brauchen und dann auch eher lernen, als wenn sie wissen, dass sie das machen können, wenn sie wollen. Es ist dann vielleicht auch zu verführerisch, dass ganze aufzuschieben, so nach dem Motto eben, man lernt vor der Klausur.

In Sachen soziale Kontakte sehe ich an sich aber kein Problem, denn man kann ja auch neben der Schule her was machen. Bei mir ist das beispielsweise auch so, dass ich relativ wenige Freunde aus der Schule her habe, sondern eher viele von meinen Hobbys aus (Orchester beispielsweise) und wenn dann die Eltern eines Kindes, welches an dieser Onlineschule teilnimmt, dann darauf achten, dass auch noch genug unternommen wird, wo das Kind soziale Kontakte knüpfen kann, dann finde ich das nicht weiter schlimm und würde dieser Onlineschule auch zustimmen. Teilweise kommt es doch sogar vor, dass andere Schüler negative Einflüsse auf einen ausüben können, dass finde ich beispielsweise schon mal gut, ebenso gut finde ich die Tatsache, dass bei dieser Onlineschule dann keine mündliche Beteiligung bewertet wird.

Das ist nämlich für mich ein großer Kritikpunkt an den normalen Schulen in Deutschland, ich verstehe einfach nicht, wieso es so wichtig ist und zu ganzen 50% gewertet wird, dass die Schüler sich melden. Für mich sagt das über den Schüler eigentlich nichts aus und weiß nicht, warum es so wichtig sein soll, sich zu melden und so weiter. An der Universität spielt es nachher schließlich auch keine Rolle mehr, wie viel man redet, es ist nur wichtig, was man weiß und lernt und ich finde, dass das an den Schulen auch so sein sollte. Bei den Onlineschulen ist das so und das finde ich schon von großem Vorteil, ich fände es zumindest sehr gut. Letztendlich muss man das selbst entscheiden, es gibt sicherlich Schüler für die das von Vorteil wäre und andere wiederum kommen mit dem normalen Schulsystem besser zurecht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, es kommt auf den einzelnen Schüler an, ob eine solche Art des Unterrichts etwas für ihn ist. Für mich wäre es sicher nicht ideal gewesen, weil ich mich immer schwer getan habe, soziale Kontakte zu knüpfen und in der Schule wenigstens Gelegenheit dazu hatte. Andererseits ist dabei auch der Druck nicht so groß, dass man, wenn man mal etwas falsches sagt, sofort ausgelacht wird.

Die Idee mit den flexiblen Unterrichtszeiten finde ich auf der einen Seite gut, weil dann sowohl die Langschläfer, als auch die Frühaufsteher in der Zeit lernen können, die für sie am Besten geeignet ist. Das kann den Lernerfolg sicher verbessern. Aber auf der anderen Seite finde ich es dann schwierig, manche Kinder zum Lernen zu motivieren, ohne, dass sie es immer weiter aufschieben, sich die Videos anzusehen.

Ich denke es funktioniert nur, wenn die Eltern dahinter stehen und ihr Kind zum Lernen motivieren. Wenn das Kind völlig eigenständig entscheiden soll, wann es lernen möchte, denke ich nicht, dass es funktionieren kann, den Stoff bis zur nächsten Klausur vernünftig zu lernen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich kenne dies auch in USA eigentlich nur von Kindern, die nicht in die Schule gehen dürfen wegen Krankheiten, oder nicht können wegen der Großen Entfernung. Sonst kenne ich von meiner Zeit in den USA nur noch den Heimunterricht, wobei ich da den Online Unterricht als bessere Alternative sehe. Ich finde auch, dass es eigentlich nicht gut ist, wen die Kinder zu hause unterrichtet werden, außer es ist einfach notwendig. Ich denke es fehlt einfach ein wenig die Motivation, wenn niemand da ist, der einen dazu zwingt jetzt aufzupassen. Auch die sozialen Kontakte in der Schule sind wirklich wichtig. Schließlich lernt man ja auch in der Schule viele seiner Freunde kennen.

Also ich denke es hat nur nachteile, auch kann man einfach schwieriger etwas extra erklärt bekommen über das Internet. Ich finde es ganz gut, dass dies Momentan nicht möglich ist in Deutschland, den ich denke es ist nicht förderlich für die Schulbildung. Auch ist dies nur für Familien geeignet wo ein Elternteil nicht arbeitet, den mal ehrlich welches Kind schaut sich jedes Unterrichtsvideo an, wenn niemand zu Hause ist. Auch finde ich, dass man manchmal einfach aus dem Haus muss. Man ist beim Unterricht zu hause, man ist beim Hausaufgaben machen zu hause und dann teilweise auch noch in seiner Freizeit, dass ist einfach zu viel finde ich. Ich kann mir das für mich, absolut nicht vorstellen.

» llohv » Beiträge: 250 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde das ehrlich gesagt totalen Quatsch und bin froh, dass es das in Deutschland nicht so verstärkt gibt. Es mag vielleicht gut sein, da man dann eben die Sachen anschauen kann, wann man möchte. Aber wer überprüft das denn dann, dass man überhaupt etwas getan hat? Wie sieht es mit Hausaufgaben aus und so weiter? Also ich muss sagen, dass ich am besten dadurch lerne, dass ich selber etwas anwende und das scheint mir da nun nicht so gut gegeben.

Auch ist natürlich die soziale Komponente eine wirklich entscheidende. Ich wüsste nicht, wie ich ohne die Schule so viele Freunde hätte finden sollen. Da trifft man sich eben täglich und unterhält sich und so weiter. Bei dieser Methode wird man ja quasi dazu erzogen vor dem Computer zu hängen und das finde ich ziemlich blöd. Außerdem gehört es doch auch irgendwie zur Entwicklung dazu in der Schule mit unterschiedlichen Charakteren zusammen zu kommen und auch zu arbeiten und ich kann mir nicht vorstellen, dass man vor dem Computer eine so hohe soziale Kompetenz erlangt.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also ich finde die Idee eigentlich nicht so schlecht, allerdings kenne ich die heutige Jugend und bin mir sicher, dass es nicht bei jedem funktionieren wird. Die heutige Jugend ist viel im Internet unterwegs und wenn sie dann auch noch Onlineschule machen würde, dann hat nicht jeder Jugendlich den Ehrgeiz und bleibt die ganze Zeit dabei.

Bei mir ist es so, dass ich per ILS mein Abitur mache. Das heißt, das ich Fernabitur mache und meine Unterlagen aus Hamburg zugeschickt bekomme. Ich muss deswegen viel mit meinem Laptop arbeiten und merke selber, dass ich ab und zu deswegen abgelenkt werde. Allerdings ist die Schule für mich wichtig und versuche immer bei der Sache zu bleiben.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Solchen Onlineschulen stehe ich eher skeptisch gegenüber. Gerade für Kinder ist der soziale Kontakt doch sehr wichtig. Es würde mich auch interessieren, ob es diese Form des Unterrichts schon ab der ersten Klasse gibt. Wenn ich daran denke wie gern ich als kleines Kind noch zur Schule gegangen bin, ich hätte mich wahrscheinlich unheimlich gelangweilt so allein zu hause vor dem Computer.

Ich habe aber auch selbst Erfahrungen mit einer Fernschule gemacht. Das System der Fernschule ist wohl nicht das selbe wie das der Onlineschulen in den USA, aber es gibt ebenfalls so eine Art Online-Kampus wo man sich mit anderen Schülern austauschen kann. Das ersetzt allerdings in keiner Weise das reale Klassenzimmer.

Meinen Realschulabschluss habe ich auf dem zweiten Bildungsweg an der Volkshochschule nachgeholt und danach den Fernlehrgang Abitur begonnen. Für die Fernschule habe ich mich entschieden, weil ich an der Abendschule vier Jahre bis zum Abi gebraucht hätte. Die Fernschule wirbt damit, dass es in zweieinhalb Jahren möglich ist zum Abschluss zu kommen.Doch das ist nicht so einfach, wenn nicht sogar fast unmöglich. Nicht nur dass man die nötige Disziplin benötigt um auch wirklich jeden Tag zu arbeiten, es ist auch viel schwieriger allein zu lernen. In der Klasse kann ich nachfragen und bekomme die Antwort sofort.

» Morla » Beiträge: 45 » Talkpoints: 3,74 »


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