Absage, dennoch dortige Dienste in Anspruch nehmen
In der heutigen Gesellschaft ist es nun einmal so, dass Stellen von Mitbewerbern besetzt werden, auch, wenn man sich selbst die Ausübung einer Tätigkeit zutraut. Ob es nun darum geht, im Einzelhandel sich zu bewerben oder ob es darum geht, bei einer Kosmetikerin ein Praktikum oder eine Ausbildung zu machen und so weiter - nichts davon muss letztendlich funktionieren.
Nehmt Ihr dennoch Dienste oder dergleichen in Anspruch, wenn Euch eine Absage zuteil geworden ist, obwohl oder gerade, weil man Euch da kennt? Sprich, würdet Ihr weiterhin dort einkaufen gehen, obwohl man Euch eine Absage bezüglich einer Stelle gegeben hat? Könnt Ihr da rigoros und konsequent Abstand davon nehmen? Oder ist es so etwas schon als kindisch einzustufen?
Vielleicht ist es schon etwas kindisch, aber ich hätte schon Probleme damit, in einem Geschäft noch Kundin zu sein, das mich als Bewerberin abgelehnt hat. Ich denke, dass es wohl gerade am Anfang, nach der Absage, noch zu schwierig für mich wäre, dort dann wieder ganz normal einzukaufen, weil ich ständig daran erinnert würde, dass dieses Geschäft mich als Mitarbeiterin nicht wollte, ich aber mein Geld als Kundin ruhig dort lassen soll.
Später, wenn etwas Zeit vergangen ist, wird es sicher leichter und dann könnte ich mir schon vorstellen, wieder dort einzukaufen oder eben Kundin zu sein. Besonders dann, wenn ich eine andere Stelle gefunden hätte und mich dort wohlfühlen würde, würde es mir sicher wieder leichter fallen, in dem Geschäft einzukaufen, das mich nicht als Angestellte haben wollte. Allerdings denke ich schon, dass ich noch immer daran denken würde und wenn ich eine gleichwertige Alternative hätte, diese auch bevorzugen würde.
Einerseits finde ich durchaus, dass es etwas stur und kindisch ist - aber andererseits muss man auch die Kränkung verstehen. Vor fünf Jahren bewarb ich mich bei meiner Hausbank für eine Lehrstelle als Bankkauffrau. In dieser Bank hat mein Vater (Bauunternehmer) und mein Onkel (führt ein mittelständisches Unternehmen) auch ihr Konto.
Mit diesem Kreditinstitut teilt meine Familie einige Erfahrungen. Immerhin war mein Großvater dort Vorstand, ist jedoch leider vor 10 Jahren verstorben. Diesen Leuten war das durchaus bekannt. Ebenso war ihnen bekannt, dass ich später einmal das Geschäft meines Vaters übernehmen werde. Das heißt, dass ich somit weiterhin viel Geld bei Ihnen anlegen würde.
Ich hatte meine Mittlere Reife mit 2,6 abgeschlossen und eine top Bewerbung hingelegt. Letztendlich boomte ich mich durch den Einstellungstest als zweitbeste und ein super Vorstellungsgespräch. Hinterher entschieden sie sich jedoch doch gegen mich und nahmen einen Abiturienten. Wie auch immer, ich lag dann nach dem ich in einem völlig anderen Beruf einstieg mein Geld bei einer anderen Bank an.
Ich finde es einfach gewisserweise unfreundlich und intolerant einen solchen wichtigen Kunden so aufs Spiel zu setzen. Immerhin haben sie mir beim Vorstellungsgespräch auch noch das blaue vom Himmel gerufen. Nun, dies war einfach zu viel für mich - ich werde damit auch kein Kunde mehr und das Geschäftsvermögen meines Vaters später auf meine Bank anlegen. Dies hat mich einfach zu sehr verärgert - und diesen Ärger überwand ich gut, indem ich mir einen neuen Banker suchte. Möglicherweise auch aus reinem Trotz.
Was Naviia hier erzählt, ist für mich das klassische Beispiel eines Menschen, der eine solche Absage (zu) persönlich nimmt und mir würden nun auch ganz viele Argumente einfallen, die gegen Dich, Naviia, als Bewerber gesprochen hätten, wenn ich aus Sicht der Bank argumentieren müsste. Das tut hier jedoch nichts zur Sache, und ich muss dennoch betonen, dass ich eine solche rein emotionale Sicht auf die Gegebenheiten wirklich als kindisch betrachte.
Wenn man sich in einem Einstellungsverfahren nicht behaupten und gegen andere Mitbewerber durchsetzen kann, dann kann das wirklich traurig und blöd sein, aber die Chance darauf, dass man den Beruf in dem Unternehmen ergreifen kann, den man unbedingt haben möchte, ist wohl mehr als nur gering und insofern sollte man realistisch an die Sache herangehen und sich vor allem nicht zu sicher sein, denn das kann man ja nun ganz offenbar nicht, wie sich nicht nur in Naviias Fall zeigt. Tatsächlich habe ich eine solche Absage auf eine Bewerbung auch bisher noch nie persönlich genommen, aber es gab einige Absagen, die mich fast noch mehr mit dem jeweiligen Unternehmen verbunden haben, weil ich sie besonders gelungen und hilfreich fand.
Insofern kann ich wohl sagen, dass es nicht nur so ist, dass ich im Falle einer Absage durchaus weiterhin Kunde bleibe, sondern eine bestimmte Art einer Absage sogar dazu führen kann, dass ich sehr gerne Kunde bleibe und vielleicht sogar nach dieser Absage aufgrund der Haltung des Unternehmens noch mehr bedaure, dass es nicht geklappt hat. Ich erinnere mich hier an eine sehr freundliche und ausführliche Absage von vor etwa zwei Jahren, bei der ich das Gefühl hatte, dass sie nicht aus Standardphrasen oder gar einem komplett vorgefertigten Text bestand. Der Sachbearbeiter schrieb mir außerdem, und das fand ich absolut praktisch und gelungen, da ich mir eben diese Frage schon mehrmals gestellt hatte, dass ich mich gerne erneut bei diesem Unternehmen bewerben kann und diese Absage nun, aber das hatte er anders ausgedrückt, nicht für alle Ewigkeit gilt. Es gab nur einfach keine passende Stelle, die frei war und die Absage beruhte auf dieser Tatsache. Damals hatte ich mich initiativ beworben.
Der einzige Fall, in dem ich mir vorstellen könnte, im Rahmen eines solchen Bewerbungsverfahrens, das mit einer Absage endet, nicht mehr Kunde eines bestimmten Unternehmens bleiben zu wollen, würde in meinem Fall vermutlich dann eintreten, wenn ich das Gefühl hätte, dass man mich nicht vernünftig behandelt, dass man mir absolut unhöflich begegnet oder sonst irgendwie gegen das verstößt, was ich als einen angebrachten Umgang mit einem Bewerber ansehe. Das ist mir aber bisher noch nicht passiert und insofern hatte ich auch noch keinen Grund, meine diesbezügliche Maßgabe umzusetzen.
Ich hätte echt Probleme, in einem Geschäft einkaufen zu gehen, wo ich nach einer Bewerbung eine Absage bekommen habe. Ich selbst habe auch schon in solch einer Situation gesteckt. Nach meiner Ausbildung habe ich mich bei uns in der Kaufhalle beworben. Den Namen der Kette möchte ich jetzt hier nicht nennen. Ich hatte Floristin gelernt, was ja auch den Verkauf umfasst. Obendrein hätte ich sogar das Wissen, mich etwas um das Pflanzensortiment zu kümmern, was ja ein weiterer Plus-Punkt wäre. Ich habe also in der Filiale ein Vierwöchiges Praktikum gemacht und mich beworben.
Im Praktikum waren alle sehr zufrieden mit mir. Dennoch habe ich ein paar Wochen später eine Absage bekommen. Eingestellt wurde stattdessen eine Verkäuferin, die nicht einmal guten Tag sagen kann, wenn sie an der Kasse sitzt. Genommen wurde sie nur, weil sie mit einer der Angestellten eng befreundet ist. Als ich das erfahren habe, war ich seitdem nie wieder in dem Laden Kundin.
Ich würde da auf jeden Fall wieder einkaufen. Was ist denn schon dabei? Man kann eben nicht immer der Beste sein und daher ist es nur verständlich, dass man nicht überall genommen werden kann. Sicherlich ist es vielleicht im ersten Moment ein komisches Gefühl, aber da sollte man doch drüberstehen können.
Wenn man da immer einlaufen geht und einem das Sortiment oder die Auswahl gefällt, würde ich eben nicht darauf verzichten wollen. Das man nicht genommen wurde liegt ja nicht an dem Laden oder an den Angestellten, sondern am Chef. Vielleicht sieht man diesen ja auch gar nicht mehr beim Besuch und da wäre so ein Verhalten doch sehr schade und auch unangemessen.
Egal, ob sich nun 10 oder 200 Bewerber auf eine freie Stelle bewerben. Wenn nur einer benötigt wird, müssen eben die anderen 9 oder 199 aussortiert werden. Das ist gar nicht so einfach. Sicherlich geht man hier nach Erfahrungen, Zeugnissen, bisherigen Stellen, Freundlichkeit, Gesprächsverlauf und Aussehen. Es kommt immer darauf an, wie sich der jeweils Suchende den Bewerber vorstellt. Selbst wenn sich ein Bewerber zutraut, die Tätigkeit auszuüben, ist es noch fraglich, ob der Chef das auch so sieht oder warum er es anders sieht.
Diese Kriterien gab es schon immer, nicht erst seit heute. Das ist also nichts Neues.Nur weil der Chef aus mehreren Bewerbern die Wahl trifft, kann man doch nicht beleidigt sein. Wenn man selbst sich in der Lage befinden würde auszuwählen, ginge das auch nicht anders. Man würde es ganz genauso machen, ob es den Bewerbern nun passt oder nicht. Deshalb finde ich es kindisch, nicht mehr in einem Geschäft einzukaufen – wo ich immer gut zurechtgekommen bin – nur weil ich eine Ablehnung bekam.
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