Belehrende Kollegen - Was tun?
Ich arbeite in einer Abteilung, in der ich relativ autonom gewisse Aufgaben abarbeite und Informationen für andere bereitstelle. Eine Kollegin von mir macht in einer anderen Abteilung das gleiche, wir sind also gewissermaßen nur in verschiedenen Gebäudeteilen tätig. Wir treffen uns dann ab und an auch mit anderen Kollegen (etwa zum Frühstück) und sie berichtet recht gern, was sie alles erledigt hat und was es da wieder für ganz wichtige Aufgaben gegeben hat.
Ein neuer Kollege, den sie ein Stück weit einarbeitet, fragt sie dann auch manchmal um Rat und sie erklärt ihm dann ihre Sicht der Dinge und wie man ihrer Meinung nach diese oder jene Aufgabe richtig erledigen muss. Meistens höre ich mir das nur mit an und sage nichts dazu. Denn jedes Mal, wenn ich mich da irgendwie eingemischt habe, endete es damit, dass sie mir fast schon eine Art Vortrag darüber gehalten hat, warum ich falsch liege und nur ihre Ansicht korrekt ist.
Letztens gab es ein bestimmtes Problem und ich hatte eine Lösung vorgeschlagen. Da erklärte Sie mir dann lang und breit, dass ich zum einen das Problem mit dem falschen Begriff bezeichnet habe und dass mein Lösungsansatz falsch ist und ihrer richtig. Das, was Sie mir da erklärte, erinnerte mich auch stark an etwas, das ich mal in einem ihrer Fachbücher gelesen hatte, sie hat das irgendwie nur rezitiert, was in diesem Buch stand.
Natürlich finde ich es unangenehm, wenn man dann auch noch vor den anderen am Tisch so blöd dasteht und eigene Ideen gerade schlechtgeredet werden. Ich finde es nicht schlimm, mir auch mal andere Meinungen anzuhören, ich kann dann aber auch unterschiedliche Ansätze einfach mal so stehen lassen. Was mir aber nicht gefällt, ist dieses Lehrerhafte, wenn jemand so von oben herab belehrend auf mich einredet - zumal es ja um Dinge ging, die man vorher nie genau wissen, sondern höchstens ausprobieren kann.
Ich bin dann richtig geistig irgendwie aus der Situation ausgestiegen, habe sie reden lassen und mir so gedacht, dass es doch ohnehin keinen Sinn hat, ihr zu widersprechen oder eine Einigung zu suchen, weil sie doch eh das letzte Wort haben wird und ich nicht so schlagfertig bin, da dann argumentativ mitzuhalten. Es kann mir eigentlich wirklich egal sein, was sie von meinen Ideen hält, da wir ja faktisch nicht direkt zusammenarbeiten. Aber obwohl ich dennoch der Ansicht bin, dass Sie nun nicht vollkommen recht hat, gibt sie mir mit ihrer belehrenden Art das Gefühl, ihr unterlegen zu sein und es ist wirklich blöd, wenn sie das auch noch vor anderen macht. Da habe ich gar keine Lust, überhaupt noch irgendetwas mit ihr zu besprechen.
Kennt Ihr solche Situationen auch? Und wie geht Ihr damit um?
Solche Menschen kenne ich auch und ich glaube fast da kann man nur sehr wenig machen. Dies ist wohl eine negative Eigenart, auf die man die betreffende Person nur schwer ansprechen kann ohne dass das Gespräch eskaliert und für die Betroffenen unangenehm endet, wenn es überhaupt endet.
Generell versuche ich persönlich mir die Meinung von jedem anzuhören und seine Sichtweise nachzuvollziehen. Wenn mir dir nicht jemand gleich tut, habe ich dafür kein Verständnis, denn jeder darf seine Meinung zu zum Beispiel einem Problem äußern. Danach wird doch erst entschieden in wie weit die einzelnen Lösungsvorschläge umsetzbar und korrekt sind. Jemand der einem diese Äußerungen nicht zugesteht ist nicht nur nicht Kritikfähig sondern in meinen Augen alles, aber gehört nicht in ein Team.
Ist dir allein dieses Problem aufgefallen oder sehe andere Kollegen es genauso? Vielleicht kann man ja mal gemeinsam die Kollegin ansprechen und vorsichtig darauf kommen, dass sie auch nicht immer Mundtot machen soll, schließlich seit ihr gleichberechtigte Kollegen, wenn ich das richtig verstanden habe. Bei einem Vorgesetzten sähe das natürlich wieder ein bisschen anders aus.
Ich persönlich mag solche besserwisserischen Menschen nicht und versucht so weit es mir möglich ist, auch Abstand zu halten. Ignorieren tue ich sie nicht, denn das wäre wirklich unhöflich, aber ich muss ihre Meinung ja nicht annehmen, genauso wie Lösungsvorschläge. Oft antworte ich auch gar nicht auf die Äußerungen von solch einem Menschen, da ich eh sagen kann was ich will, es wird immer Kontra kommen, damit ist mir dann auch nicht geholfen.
Es gibt Menschen, die denken, dass morgens die Sonne nur wegen ihnen aufgeht. Bei mir würde dieses Problem so weit gehen, dass ich an diesen Treffen zum Frühstück nicht mehr teilnehmen würde. Ich würde ihr beim nächsten mal auch einfach mal sagen, dass ihr Wissen aus Büchern allein, zu theoretisch ist.
Ist dir allein dieses Problem aufgefallen oder sehe andere Kollegen es genauso? Vielleicht kann man ja mal gemeinsam die Kollegin ansprechen und vorsichtig darauf kommen, dass sie auch nicht immer Mundtot machen soll, schließlich seit ihr gleichberechtigte Kollegen, wenn ich das richtig verstanden habe. Bei einem Vorgesetzten sähe das natürlich wieder ein bisschen anders aus.
Ja, wir sind eigentlich gleichberechtigte Kollegen. Wir arbeiten nicht wirklich zusammen, gehören aber der gleichen Fachrichtung und wenn man so will, auch der gleichen „Ebene“ an. Aufgefallen ist mir diese Art schon vor einer Weile, aber ich habe das nie thematisiert oder mit anderen angesprochen. Ich weiß ja im Zweifelsfall auch nicht, wie die anderen darüber denken. Bei demjenigen, den Sie anlernt, könnte ich mir gut vorstellen, dass er auch irgendwie zu ihr aufsieht und bei den anderen bin ich mir nicht sicher.
Ich will ja auch keinen Streit verursachen und ich denke, dass sie sich wirklich nicht bewusst ist, dass mir ihre Belehrungen unangenehm sind. Wer weiß, was ich damit auslösen würde, wenn ich sie darauf anspreche. Die Idee, dann eher einen Bogen um das gemeinsame Frühstück zu machen, finde ich aber durchaus sinnvoll. Denn unser Chef ist nur freitags bei diesem Frühstück dabei, ansonsten sind wir allein und es ist wirklich nicht nötig, dass ich dann teilnehme. Ich müsste mir nur eine gute Ausrede einfallen lassen.
Ich kenne diese Situation sehr wohl zur genüge. Diese Situation möchte ich nie wieder erleben. Als ich vom Studium kam, wurde ich einer älteren Kollegin zugewiesen, welche mich einarbeiten sollte. Nach Wochen, als ich an dem Arbeitsplatz fast selbständig arbeiten konnte, hat sich die Kollegin immer wieder eingemischt.
Vor allem hat sie dann immer so von oben herab über die Brille auf mich runter gesehen. Sie hatte mir fast 40 Arbeitsjahre in der Abteilung Ökonomie voraus. Was mich am meisten geärgert hat, sie hat mich immer Differenzen klären lassen und dann bei unseren Kunden angerufen und mitgeteilt, dass sie den Fehler gefunden hat. Auch wenn der große Chef kam, ich habe dieses und jenes, alles geklärt und erledigt.
Ich saß oft tagelang und habe Bilanzen erstellt, sie rannte dann immer gleich los und hat das Ergebnis als ihres präsentiert. Meine Kollegin hatte eine ähnlich Vorgehensweise, wie Deine. Dann kam immer wieder wielange sie schon Erfahrung hat und die jungen Dinger kommen vom Studium und denken, sie können alles. Genau wie bei Dir.
Wenn wir im Speisesaal alle zusammen gesessen haben, meinte sie immer zu den paar älteren Kollegen, die auch schon lange mit ihr im Betrieb gearbeitet haben, nicht wahr wir haben das schon immer so gemacht. Sie hat in ihrer Selbstherrlichkeit gar nicht gemerkt, dass es den Kollegen immer peinlich war, da sie auch gemerkt haben, gegen wen es ging.
Meine Meinung habe ich ihr dann eines Tages gesagt, aber klar und deutlich. Sie war neidisch auf das jüngere Alter, auf das Studium, was wir jungen Kollegen hatten. Ich habe ihr auch gesagt, dass auch wir eines Tages in ihrem Alter sein werden, wir bleiben nicht immer jung. Ich möchte sehr gern ihre gesammelten Erfahrungen annehmen und mich mit ihr ergänzen.
Wir hatten dann eine sehr gute Beziehung, fast wie Mutter und Tochter. Sie ist heute bereits über 80 Jahre und wir sehen uns immer noch.
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