Gab es Menschen, die vom Westen in den Osten wollten?
Ich habe in diesem Thread Die Flucht aus der ehemaligen DDR in die BRD ja geschrieben, dass bis zum Mauerfall insgesamt 3,8 Millionen Menschen die DDR verlassen haben und in die BRD geflüchtet sind. Aber wie sah es eigentlich andersherum aus? Die DDR wird immer als die schlechtere Seite dargestellt. Gab es auch Menschen aus dem Westen, die in den Osten geflüchtet sind? Wenn ja um wie viele handelte es sich da durchschnittlich?
Konnte man als Westdeutscher in die DDR, weil einem der Kommunismus besser gefallen hat als die Demokratie? Ging das? Ließ einen die DDR als Westdeutscher einreisen oder durfte man das gar nicht? Denn auf westlicher Seite wurde die Mauer ja nicht bewacht. Man wurde ja von der BRD nicht aufgehalten und musste sozusagen gar nicht unbedingt flüchten. Konnte man also freiwillig einreisen, insofern man das wollte? Es muss ja nicht deshalb sein, weil einem die Staatsform in der DDR besser gefallen hat. Vielleicht war man von Verwandten getrennt und wollte bei diesen leben, weil man es ohne sie nicht mehr aushielt.
Ja, es gab auch Menschen, welche aus dem Westen in den Osten übergesiedelt sind. Mir persönlich war eine Person bekannt. Diese stammte aus Hamburg und hat dort auch als Prostituierte gearbeitet. Das hat sie nie verheimlicht. Allerdings habe ich nie die Gründe erfahren, um sie in den Osten übergesiedelt ist.
Genauso sind mir die Vorgehensweisen der Behörden damals nicht bekannt gewesen, wenn jemand aus dem Westen in den Osten übersiedeln wollte. Mir sind auch keine Zahlen bekannt, um wie viele Menschen es sich insgesamt handelt. Aber machbar war es auf alle Fälle.
Natürlich gab es Menschen, die ein Leben in Ostdeutschland dem Leben in Westdeutschland bevorzugt hatten. Dabei sei nicht nur Berthold Brecht genannt. Es gab dazu an der innerdeutschen Grenze immer mal wieder Zwischenfälle, als Menschen vom Westen in den Osten gelangen wollten. Oftmals waren dies aber schlicht verwirrte Menschen, die auch entsprechend abgewiesen wurden. Andere hatten aber ernsthafte Absichten und sind tatsächlich aus politischen Gründen in die DDR emigriert. Damit meine ich nicht nur die Mitglieder der RAF, welche in der DDR politisches Asyl gefunden hatten.
Das Problem dürfte einfach sein, dass hier sich auch eine Enttäuschung breit gemacht hat, als die Vorstellungen von einem sozialistischen Staat auf die Realitäten getroffen sind. Das aber dürfte ein anderes Thema sein.
Bei uns auf der Schule war so einer und wenn ich das richtig in Erinnerung habe dann war das ein richtig unangenehmer Typ. Seine Eltern waren überzeugte Kommunisten und sie meinten dass sie nur in der DDR die Freiheit hätten so zu leben wie es ihren ideologischen Vorstellungen entspricht. Ich hatte kaum Kontakt zu diesem Schüler und zu seinen Eltern schon gar nicht. Ob sie in der DDR wirklich glücklich waren kann ich deshalb überhaupt nicht einschätzen. Es wurde aber gemunkelt dass die Familie in allem unterstützt wurde und Privilegien hatte von denen ein normaler DDR-Bürger nur träumen konnte wie zum Beispiel eine Neubauwohnung, ein Auto ohne lange Anmeldung und einen Studienplatz für Sohnemann obwohl seine Zensuren wirklich nicht die besten gewesen sein sollen.
Flucht ist wohl der falsche Begriff, wenn man den Umzug von Menschen vom Westen in den Osten beschreibt. In Westdeutschland gab es im Gegensatz zu Ostdeutschland Reisefreiheit.
Es gab natürlich Menschen, die aus ideologischen Gründen auch nach dem Mauerbau umgesiedelt sind, aber nicht sehr viele. Insgesamt waren es 500 000 Menschen, die meisten aber vor dem Mauerbau. 50% von ihnen kehrten aus Enttäuschung über die realen Zustände im Osten wieder in den Westen zurück. Zu der Zeit konnte man die Entwicklung der zwei verschiedenen Systeme noch nicht vorhersagen. Es gab auch Rückkehrer, Menschen, die vorher vom Osten in den Westen geflohen waren und vielleicht aus verwandtschaftlichen Gründen und weil sie ihre Freunde dort hatten, wieder zurückgekehrt sind.
Viele Menschen sind oder haben versucht der Liebe wegen die DDR zu verlassen und es gab in eher seltenen Fällen auch Menschen die aus dem gleichen Grund mehr oder weniger freiwillig in den Osten sind. Sicher spielte dabei die Angst eine Rolle, dass bei einer möglichen Flucht aus dem Osten, der geliebten Person etwas zustoßen könnte, man lieber auf dieses Risiko verzichtete und sich für den umgekehrten Weg entschied.
Ich denke schon, dass es solche Menschen gab. Nicht etwa, weil das Leben im Osten besser war, sondern weil Familie oder die Große Liebe im Osten war. Ein anderer Grund würde mir persönlich nicht einfallen, da das Leben im Osten und im Westen Welten von einander entfernt waren.
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