Persönliche Erfahrungen mit der Wirtschaftskrise?

Jeden Tag, sobald man die Zeitung aufschlägt, sobald man einen Artikel im Internet liest oder den Fernseher einschaltet wird man mit Auswirkungen der momentanen Wirtschaftskrise konfrontiert. Ein Opelwerk in Deutschland soll geschlossen worden, vorher ist die große Schlecker-Kette zu Grunde gewirtschaftet worden und gestern hat Neckermann Insolvenz angemeldet und wird dementsprechend vermutlich auch viele Menschen entlassen müssen.

Ist für euch die Krise weit weg oder habt ihr in eurem unmittelbaren Bekannten- oder Freundeskreis Erfahrungen mit der Krise und irgendwelche Erlebnisse, die euch so richtig nahe gehen? Lebt ihr durch die Krise irgendwie anders? Spart ihr vielleicht nicht, weil es sich bei der Wirtschaftslage nicht lohnt? Lebt ihr bewusster oder spontaner mehr in den Tag hinein?

So richtig mir nahe gehende Erlebnisse habe ich durch die Wirtschaftskrise nicht gehabt. Aber im Vergleich zu vor 30 Jahren merke ich, dass ich keine, bzw. weniger Lohnerhöhungen bekommen. Vor dreißig Jahren habe ich bei Siemens gearbeitet und es gab jedes Jahr eine tarifliche Gehaltserhöhung von ca. 5%. In den letzten Jahren gab es entweder gar nichts oder im 1 Komma Bereich. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich mit der Zeit immer reicher werde, sondern eher ärmer.

Wirtschaftskrise? Die haben wir in Deutschland noch nicht. Die kommt erst noch. Zunächst haben wir es mal mit einer Finanz- und Bankenkrise zu tun. Und wir haben eine Stagnation der Löhne seit über 10 Jahren. Die haben aber auch nichts mit Krise zu tun, die waren und sind die Folge einer bewussten, politischen Entscheidung der Agenda Politik. Die Stagnation der Löhne hat natürlich auch dazu geführt, dass v. a. der Einzelhandel bei uns ebenfalls seit einem Jahrzehnt stagniert, ja die Umsätze sogar rückläufig sind. Und dann bröselt es eben irgendwann und das natürlich zuerst bei solchen Unternehmen, wo es am Produkt, oder am Management hakt (Karstadt, Neckermann, Opel, Schlecker ...) Eigentlich komisch, wo doch vor wenigen Wochen noch das Jobwunder gepredigt wurde.

Lustig ist dein Hinweis auf das Sparen. Ob wir nicht sparen, weil es sich wegen der Wirtschaftslage nicht lohne? Entsparen, also kaufen (und investieren), das wäre natürlich ein Rezept, um aus der derzeitigen Krise einen Ausweg zu finden. Sparen ist jetzt im Prinzip genau der falsche Weg. Nur wenn Nachfrage vorhanden ist, haben Menschen auch Arbeit. Wo soll das gesparte Geld denn auch hin? Wenn wir sparen wollen, müssen andere Schulden machen, aber "Schulden machen", das steht momentan auf der Liste der aussterbenden Arten.

Diese Krise macht mir schon Sorgen, denn offensichtlich weiß keiner richtig damit umzugehen. Die deutsche Politik ist nicht bereit, die wahren Ursachen zu erkennen und behandelt die Krankheit dann natürlich auch mit den falschen Medikamenten. Und sie ist demgemäß auch nicht zu offensichtlichen Lösungen bereit. Mein Gefühl ist, wir fahren auf eine Wand zu und wir legen immer noch Kohlen nach. Gleichzeitig rufen Merkel und Schäuble im Chor: Es gibt keine Alternativen, die Finanzmärkte, die Finanzmärkte - ärgere uns keiner die Finanzmärkte.

Ich habe davon bisher in meinem eigenen Leben wenig gemerkt. Also wenn die Nachrichten nicht wäre, hätte ich es gar nicht mitbekommen. Mir blieb nur in Erinnerung, dass es mal vor einiger Zeit ziemlich günstiges Benzin gab – jetzt ja leider nicht mehr.