Ist es zuviel Pflege für unerwünschte einbalsimierte Leiche?

vom 19.07.2012, 18:53 Uhr

Der Personen- und Totenkult besteht schon lange. Selbst zur Zeit der Pharaonen gab es ihn schon. So begann dieser auch mit dem Tode Lenins, obwohl er schon vor dem Tod verfügt hatte, keinen Personenkult mit ihm zu betreiben, konnte sich seine Frau nicht gegen Stalin durchsetzen. Dieser ordnete die Einbalsamierung an. Er wollte Lenin als Relikt bewahren und er erhoffte sich Vorteile dadurch. Das Mausoleum für ihn wurde vor der Kremlmauer errichtet. Er selbst liegt in einem gläsernen Sarg. 1989 wurde bekannt, dass sich mehrere Wissenschaftler ständig um seine Leiche kümmerten.

Erst 1942 merkte man, dass der Leichnam nicht optimal einbalsamiert worden war und nach gebessert werden musste. Nun kontrollieren 12 Wissenschaftler im Mausoleum zweimal pro Woche den Körper Lenins. Die Wissenschaftler haben mehrere Körper-Doubles zur Verfügung, an denen sie Mixturen ausprobieren, ehe sie den Leichnam Lenins bearbeiten. Eine konstante Pflege ist notwendig. 2003 kam der Körper in eine Speziallösung. Es wurden kosmetische Retuschierungen vorgenommen. Anfangs trug Lenin eine Uniform, die später durch Zivilkleidung ersetzt wurde. Nun erhält die Leiche alle drei Jahre einen neuen Anzug und eine Krawatte. Die Kosten für die Unterhaltung des Mausoleums und die weitere Pflege werden von einem privaten Fonds bezahlt.

Die russische Regierung hat schon mehrmals geplant, die Leiche beizusetzen. Die politischen Reformer wollen ihn begraben. Bisher konnte das nicht umgesetzt werden gegen den Widerstand der Kommunisten. Es ist ein sehr kostenintensiver Aufwand um die einbalsamierte Leiche. Wie findet ihr es, wenn die eigene Frau den Toten beerdigen will und ein aufstrebender ambitionierter Politiker verhindert das?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Die Frage ist ein bisschen merkwürdig. Sollte eine unerwünscht einbalsamierte Leiche weniger gepflegt werden als eine erwünscht einbalsamierte? In Deutschland wäre es nicht möglich, wenn ein Toter gegen seinen und den Willen seiner Familie nicht beerdigt werden dürfte. Aber in Russland ist das wohl anders. Da bringt eine Diskussion gar nichts. Ich habe im fernsehen eine Dokumentation darüber gesehen und fand es schon interessant, was für ein Aufhebens um diesen Toten gemacht wird, auch die Sache mit den Körperdoubles ist faszinierend. Es gibt auf der ganzen Welt keine besser erhaltene Leiche als die Lenins. Ich persönlich finde den Aufwand auch unangemessen, vor allen Dingen, wo selbst die orthodoxe Kirche die Beerdigung befürwortet.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Übrigens ist Lenin nicht die einzige so gut erhaltene moderne Leiche. In Vietnam kann man den Politiker Ho Chi Minh in einem riesigen Mausoleum betrachten. Dieser wurde angeblich nach der selben Methode wie Lenin einbalsamiert. Ebenso wie Lenin wollte er auch nicht einbalsamiert und ausgestellt werden was aber nicht berücksichtigt wurde. Sein Mausoleum ist ziemlich pompös und das obwohl er zu Lebzeiten gerne in einer simplen Holzhütte lebte und sich sehr an den Pomelo-Bäumen erfreute. Der Aufwand, Ho Chi Minhs Mumie zu erhalten ist wohl noch ungleich höher, als bei Lenin, denn in Hanoi herrscht ein sehr feuchtwarmes Klima, weshalb das riesige Gebäude klimatisiert werde muss. Ich möchte nicht wissen, was das alleine an Strom kostet. Allerdings soll Ho Chi Minh besser erhalten sein als Lenin.

Ich finde so etwas befremdlich, wenn täglich Menschenmassen an der Mumie eines einflussreichen Menschen vorbei geschleust werden um diesen zu begaffen, obwohl er oder sie das nie verfügt hat. Ich bin zum Glück nicht berühmt, aber für mich wäre das ein Alptraum, wenn mein letzter Wille so missachtet würde, dass man zum Schauobjekt wird.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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