Geburtsklinik und unbehandelte Frühgeburten

vom 17.07.2012, 20:56 Uhr

Wenn du dich mit dem Thema mal genauer beschäftigen würdest, betroffene Eltern befragst. Glaub mir, da würden es Viele befürworten, dass man dahin gehend Gesetze bringt. Denn so gut entwickeln sich die wenigsten Kinder, wenn sie in der 24. Schwangerschaftswoche oder früher geboren werden. Und die Schäden die sie dann davon tragen sind echt grausam.

Wie gesagt, kenne ich solche Kinder persönlich und du würdest anders denken, wenn dein Kind sich nicht allein fortbewegen kann, nichts bewusst von seiner Umwelt wahrnimmt, es per Sonde ernährt und alle paar Stunden der Schleim aus der Lunge abgesaugt werden muss, weil es ihn allein nicht abhusten kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Aber darum geht es doch gar nicht. Auch viele Frühchen nach der 24. SSW haben solche Probleme. Man kann das doch vorher noch gar nicht wissen. Es lebt, also soll es seine Chance kriegen. Außerdem schafft die Medizin heute schon viel mehr Wunder, als man denkt und als früher.

» Anjwin » Beiträge: 360 » Talkpoints: 0,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich kenne genug Frühchen, denen es wunderbar geht und die sich prächtig entwickelt haben und denen man ihr Frühchendasein nicht ansieht. Und es kann auch einem Nicht-Frühchen passieren, dass es solche Probleme bekommt, das hat damit nur sehr wenig zu tun. Zumal die heutige Intensivmedizin ja viel weiter ist und und die Frühchen, die vor einigen Jahren geboren wurden, nicht unbedingt mit dem heutigen Stand der Medizin zu vergleichen sind. Das Kind umzubringen und dann eine Gefängnisstrafe zu riskieren (wenn es in der 23. Woche kommt), finde ich dagegen auch nicht sonderlich toll.

Ich habe jetzt mal nach Kliniken mit Frühchen-Stationen gegoogelt und ich werde meiner Freundin jetzt mal vorschlagen, dass sie diese allesamt durchtelefoniert. Aber ein bisschen Hoffen und Bangen muss sie wohl doch, wenn sie nicht, während der 17-23. Woche in die Schweiz will.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Unsere Geburtsklinik haben wir danach ausgesucht, ob es kinderfreundlich ist und ein bestimmtes Zertifikat (babyfreundliches Krankenhaus nach WHO) hat. In dieser Klinik waren wir auf jeden Fall am besten aufgehoben und auch Frühgeborene haben hier eine echte Chance zu überleben.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe mich bewusst für eine Klinik mit Neonatologie entscheiden. Dort wurden bereits zwei meiner Kinder geboren und auch unsere Nummer 3 wird dort in Kürze das Licht der Welt erblicken.

Warum genau hat deine Freundin denn eine solch irrsinnige Angst vor einer Frühgeburt? Kann sie eventuell mal das Gespräch mit ihrem behandelnden Frauenarzt suchen oder, noch besser, mit ihrer Hebamme? Vielleicht hilft es ihr schon mit Fachkräften zu reden, vielleicht können diese ihr auch eine sehr gute Klinik in eurem Umfeld empfehlen?

Generell glaube ich, dass das eine Entscheidung ist, die auch Ärzte und Hebammen nur sehr schwer und ungern treffen. Allerdings erfährt man nur sehr wenig über den genauen Gesundheitszustand des Kindes, die Vorgeschichte und eventuelle Prognosen. Natürlich wünscht man sich als Mutter nichts sehnlicher als ein gesundes Kind, Fakt ist aber auch, dass solche extremen Frühchen meist tatsächlich nur schlechte Chancen haben und oft unter wirklich schrecklichen Spätfolgen leiden. Und wer mag das im Endeffekt verantworten? Diese Grauzone kenne ich auch, allerdings glaube ich, dass tatsächlich den meisten Kindern geholfen wird, sofern sie nicht ohnehin eher schlechte Prognosen haben.

Im Artikel stand, dass das Kind aus Beckenendlage geboren wurde und eine Stunde im Geburtskanal feststeckte. Was das ausgelöst haben dürfte, darfst du dir an dieser Stelle gerne selbst ausmalen. Gerade während einer spontanen Geburt aus Beckenendlage kommt es meistens zu Nabelschnurvorfällen, diese Babys müssen nicht umsonst so schnell wie möglich entwickelt werden. Eine Stunde im Geburtskanal dürfte also doch sehr schwerwiegende Folgen für das arme Kind gehabt haben. Und auch wenn das nun ganz schrecklich klingt, wer weiß ob es nicht so besser für das Kind gewesen ist?

» milknhoney » Beiträge: 370 » Talkpoints: 2,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@Milknhoney: In dem Artikel stand aber auch, dass (wäre das Kind nur ein paar Tage älter gewesen) ein Kaiserschnitt gemacht worden wäre. Die lange Geburtsdauer wäre dann also gar nicht gegeben gewesen und auch die Beckenendlage wäre irrelevant gewesen. Diese Grauzone muss schnellstens abgeschafft werden. Vor ein paar Jahren glaubte man nicht, dass man Kinder die jünger als die 26 Schwangerschaftswoche sind, überleben und das sogar mit gutem Zustand. Heute schafft man es bei Kindern der 24 Schwangerschaftswoche, wer weiß wozu die moderne Medizin fähig ist?

» Anjwin » Beiträge: 360 » Talkpoints: 0,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge


milknhoney hat geschrieben:Im Artikel stand, dass das Kind aus Beckenendlage geboren wurde und eine Stunde im Geburtskanal feststeckte. Was das ausgelöst haben dürfte, darfst du dir an dieser Stelle gerne selbst ausmalen. Gerade während einer spontanen Geburt aus Beckenendlage kommt es meistens zu Nabelschnurvorfällen, diese Babys müssen nicht umsonst so schnell wie möglich entwickelt werden. Eine Stunde im Geburtskanal dürfte also doch sehr schwerwiegende Folgen für das arme Kind gehabt haben. Und auch wenn das nun ganz schrecklich klingt, wer weiß ob es nicht so besser für das Kind gewesen ist?

Ich kenne mich jetzt ehrlich gesagt nicht sonderlich gut mit den verschiedenen Geburten und Problemen dabei aus. Aber soweit ich weiß, wird bei einer Beckenendlage in der Regel ein Kaiserschnitt gemacht, sonst bricht man dem Kind eventuell das Genick! Und da wurde ja ganz klar auch die Mutter bewusst gequält, was nicht unbedingt sein muss. Und da steht ja auch, dass das Kind, wenn es in die andere Klinik in der selben Stadt gekommen wäre, in den Brutkasten gekommen wäre und man sich gekümmert hätte. Da hat die Frau wohl einfach das Pech gehabt, in der "falschen" Klinik gelandet zu sein, bei Ärzten, Hebammen und Pflegern, die ihren Beruf ziemlich verfehlt haben.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich habe im Prinzip auch die Einstellung, dass man ein Leben nach allen Möglichkeiten retten sollte und ich finde es auch in Ordnung, wenn man versucht auch frühe Frühchen am Leben zu erhalten. Ich als Mutter hätte es bei meinem Sohn jedenfalls auf jeden Fall so gewollt und dabei wäre es mir auch lieber gewesen, dass ich ein behindertes Kind hätte, als ein totes Kind. Den Fall, der in diesem Bericht geschildert wurde, kenne ich nicht. Er wurde aber recht dramatisch geschildert. Wenn man aber die Situation nicht selber kennt, dann würde ich solche Berichte durchaus mit Vorsicht genießen, auch wenn sie durch diverse Medien gegangen sind. Dennoch erscheint mir der Bericht nicht besonders neutral gehalten.

Ich glaube nicht, dass es Ärzte gibt, die ein zu früh geborenes Baby bewusst sterben lassen. Es gibt auch Situationen, wo man ein Lebewesen einfach nur noch unnötig quält. Wie oft gibt es die Diskussion, wie weit lebensrettende Maßnahmen überhaupt gut sind. Ich denke da an Menschen, die jahrelang ausschließlich von Maschinen am Leben erhalten werden. Das Thema ist sehr emotional und das verstehe ich auch. Dennoch würde ich nicht sagen, dass die Ärzte oder Hebammen ihren Job verfehlt haben. Das haben sie denke ich nicht. Im übrigen gibt es auch in einem Spital Richtlinien, so hart das nun auch klingen mag, weil es eben um Menschenleben geht, aber dennoch gibt es sie und es muss sowas wie Richtlinien auch geben. Wenn das Spital demnach nun vorsieht, dass man Kinder vor der 22. Schwangerschaftswoche nicht mit allen Mitteln am Leben erhalten möchte, dann ist es oft so, dass es hier eben die Vorschreibungen vom Spital sind und nicht unbedingt die von einem Arzt oder einer Hebamme. Deswegen können es ausgezeichnete Ärzte und Hebammen sein, die sich aber eben auch an ihre Vorschriften halten müssen.

Ich selber habe bei der Auswahl meiner Geburtsklinik in erster Linie auf die Atmosphäre geachtet. In meinem Spital wäre es zum Beispiel so gewesen, dass sie mich vor der 35. Schwangerschaftswoche gar nicht aufgenommen hätten, da sie gar keine Frühchenstation hatten. Demnach hätten sie auch technisch gar nicht die Möglichkeit gehabt, da großartige Maßnahmen zu setzen. Im Fall einer Frühgeburt wäre ich automatisch in einer anderen Geburtsklinik gelandet und wenn es ein extremes Frühchen gewesen wäre, wäre ich ins AKH nach Wien gefahren.

Bei der Auswahl der richtigen Geburtsklinik sollte man aber auch die Wegzeit bedenken. Gerade bei extremen Frühchen würde ich nicht noch x-Kilometer zurück legen. Alleine die Fahrt kann dann schon für das Baby lebensbedrohlich sein. Das sollte man halt auch bedenken. Und natürlich ist es nicht in Worte zu fassen, wie unendlich traurig solche Situationen sind, wo ein Frühchen nicht lebensfähig ist, weil es zu früh geboren wurde. Aber man muss denke ich auch durchaus akzeptieren, dass es Grenzen gibt. Das Baby in dem Bericht hat nicht gerade danach geklungen, dass es große Chancen gehabt hätte, aber wie gesagt, als Außenstehender kann man da sowieso nichts sagen. Wie sich die Eltern dabei gefühlt haben müssen, kann man glaube ich auch nicht nachvollziehen und dass die nun den Ärzten die Schuld geben, kann auch eine Reaktion auf den Verarbeitungsprozess sein.

Jedenfalls würde ich nicht so pauschal behaupten, dass viele Ärzte heutzutage zu wenig für Frühchen tun. Ich denke nicht, dass das der Fall ist. So traurig es ist, muss man eben leider auch Grenzen sehen. Ich wünsche niemanden so eine Situation, aber dann gleich auf die Ärzte und Hebammen losgehen, halte ich auch für den falschen Weg.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also wenn es zu einer drohenden Frühgeburt kommt, wird man, wenn man den Krankenwagen ruft, sofort in eine Klinik mit Frühchenstation gebracht und dort wird definitiv um jedes Frühchen gekämpft. Sollte man, aus welchem Grund auch immer, in einer Klinik landen, die keine Frühchenstation hat, wird das Kleine nach der Geburt Notversorgt und dann umgehend in eine entsprechende Klinik verlegt, die meistens schon "vorgewarnt" ist und auf das Kind wartet.

Das eine Frühgeburt sterben gelassen wurde, habe ich noch nie gehört, besonders nicht in der heutigen Zeit, wo selbst Früchchen ab der 20 SSW eine Überlebenschance haben. Ob das gut ist, weiß ich nicht, ist aber auch ein eigenes Thema.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Man bricht dem Kind nicht das Genick, aber das Risiko für einen Nabelschnurvorfall ist deutlich größer. Außerdem muss gewährleistet sein, dass das Kind eben nicht mit dem Kopf im Geburtskanal stecken bleibt, denn sobald Steiß und Körper des Kindes geboren sind, wird die Nabelschnur praktisch nach oben gezogen und durch das Köpfchen leicht "abgeknickt". Bedeutet nichts anderes als das für einen kurzen Moment die Sauerstoffzufuhr unterbrochen wird. Das Kind selbst muss also schnell mit einigen geübten Griffen entwickelt werden. Steckt ein Kind in der BEL fest wird im Normalfall ein Notkaiserschnitt gemacht, ein Grund dafür, warum man BEL nur im Kreissaal entbinden darf. Ein Kaiserschnitt ist nicht zwingend notwendig, aber die Rahmenbedingungen sollten eben stimmen.

Ob eine Sectio in diesem Fall nicht von vornherein hätte gemacht werden sollen ist eben strittig. In den meisten Krankenhäusern wäre das wohl so, dass nicht geschnitten wird. Das ist traurig aber ob sich das ändert?

Man darf mich nicht falsch verstehen, ich bin ganz klar dafür, dass eigentlich jedes Kind das Recht haben sollte zu leben und notversorgt zu werden. Aber ich schätze auch, dass einige Ärzte die herrschende Situation einfach realistischer interpretieren als man das als Elternteil wohl jemals könnte.

» milknhoney » Beiträge: 370 » Talkpoints: 2,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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