Gibt es auch Jugendliche, die ihre Eltern gerne mögen?

Ich finde, dass es der größte Quatsch ist, wenn man behauptet, dass Jugendliche ihre Eltern nicht lieb haben oder nicht mögen. Die Eltern liebt man als Kind immer und es wird auch bei fast allen Kindern immer so bleiben. Von daher kann man nicht sagen, dass Jugendliche ihre Eltern nicht mögen.

Bei Jugendlichen ist es nur so, dass sie mit ihren Eltern während ihrer Jugend und vor allem in der Pubertät einfach mehr Streit haben. Das ist aber normal und auch kein Grund, der es rechtfertigt zu behaupten, dass die Jugendlichen ihre Eltern nicht mehr mögen!

Ich habe mich auch immer sehr gut mit meinen Eltern verstanden. Natürlich gab es immer wieder Streitereien, aber die hielten sich in Grenzen und diese Streitereien gehören zu einer Abgrenzung meistens eben auch dazu. Allerdings kam es nie zu einem derart heftigen Streit, dass sich irgendjemand wirklich stark gekränkt oder verletzt gefühlt hat. Normale Meinungsverschiedenheiten eben, die auch dazu gehören.

Dass du den Eindruck hast, dass sich kaum ein Jugendlicher mit seinen Eltern versteht liegt wohl auch daran, dass man in den Medien oder eben auch in Internetforen oder wie auch immer eben eher die negativen Beispiele hört und liest. Ich habe vor meiner Schwangerschaft zum Beispiel mit schwer erziehbaren Jugendlichen gearbeitet. Da kann man dann auch schnell einmal den Eindruck gewinnen, dass alle Jugendlichen so sind, eben weil ich viel Kontakt zu eher schwierigen Fällen hatte. Dass das aber überhaupt nicht so ist, muss man sich dann eben selber gut vor Augen halten.

Auch ich hatte ein eher gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Während der Pubertät war das natürlich anders, aber wer verteht sich in dieser Zeit schon prächtig mit seinen Eltern? Ich muss aber auch sagen, dass meine Eltern während der Pubertät nicht die wichtigsten Menschen in meinem Leben waren - Freunde sind da einfach viel wichtiger. Da kann die Beziehung zu den Eltern auch schon mal drunter leiden.

Heute verstehe ich mich prächtig mit meinen Eltern. Wie schon gesagt wurde, dass hier im Forum öfter Themen mit Titeln wie "Streit mit Eltern" vorkommt als "Ich liebe meine Eltern" sollte ja wohl kaum verwunderlich sein.

Ich hatte unterm Strich immer ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Klar, gab es das ein oder andere Mal Streit wegen unterschiedlichen Einstellungen, aber wo gibt es diese nicht. Man hat sich im Endeffekt nicht so auseinander gelebt, dass man später nach dem Auszug voneinander nichts mehr wissen oder sehen wollte. Ich finde das auch gut so, andernfalls würde das für mich qualvoll sein, zu wissen, dass das einst vertraute Verhältnis zerbrochen ist. Ich weiß, dass ich immer bei meinen Eltern als Besucher erwünscht bin und ebenso auch andersrum.

Ich habe nie größere Probleme mit meinen Eltern gehabt und kann es irgendwie auch nicht so richtig verstehen, warum so viele Jugendliche sich mit ihren Eltern nicht verstehen zu scheinen. Bei manchen Familien ist es ja richtig extrem, in der Nachbarschaft hat ein Mädchen einen solchen Hass auf ihren Vater, dass sie seit über zwei Jahren kein Wort mehr mit ihm redet, obwohl sie noch bei ihren Eltern zu hause wohnt. Und auch mit ihrer Mutter versteht sie sich nicht ganz so gut, auch wenn dieses Verhältnis wohl noch einigermaßen in Ordnung ist. Es kommt zwar ab und an zu einer kleineren Reiberei, aber im Grunde hat sie noch Respekt vor ihrer Mutter und lässt sich auch noch in ihre Schranken weisen. man kann nicht sagen, dass sie richtig rebelliert, aber irgendetwas ist da dennoch im argen.

Ich kenne aber auch ausreichend viele Fälle, die das Gegenteil bezeugen. Da kann ich mich aufführen, meine Cousine und meinen Cousin, andere Nachbarn, einige Freunde und Bekannte und so weiter und so fort. Im Fernsehsehen sind nur die Problemfälle mal wieder interessanter als die heile Welt Familien, deswegen sieht man da auch immer mehr Jugendliche, die sich mit ihren Eltern zoffen als welche, die ein gutes Verhältnis zu ihrer Familie pflegen. Was sollte man über die letzteren auch großartig berichten?

Klar gibt es das. Ob das gute Verhältnis aus der Kindheit über die Pubertät bestehen bleibt, hängt nur nur von den Kindern ab, sondern liegt auch sehr viel an den Eltern. Wenn diese nicht einsehen, dass aus ihren Kindern langsam junge Erwachsene werden und sie mehr Freiraum brauchen und auch mal eigene Entscheidungen treffen müssen, dann ist es kein Wunder, dass es zu Reibereien kommt. Vertrauen und Respekt sind eine gegenseitige Sache, die man seinen Kindern von klein auf entgegen bringen muss, um es auch zurück zu bekommen. Von nichts kommt nichts, wie man so schön sagt.

Ich denke, dass man die Jugendlichen hier einfach besonders differenziert betrachten muss. Man kann nicht pauschalisieren, ob irgendwelche Jugendlichen die Eltern hassen oder auch Lieben, denn jeder Mensch ist ein Individuum und es liegt auch oftmals ein Stück weit an den Eltern selber, sodass die Situation über Liebe und Hass entscheidet.

Ich persönlich liebe meine Mutter schon, aber eher auf eine freundschaftliche Basis, weil nie ein Mutter und Tochter Verhältnis in dem Sinne entstanden ist oder gar vorhanden war. Zudem mache ich sie für gewisse Dinge auch in meinem Leben verantwortlich, wobei sie das auch selber weiß, dass mein Leben durch ihre Drogensucht und Prostitution nicht gerade in einfachen Bahnen gelaufen ist. Ich habe viel erlebt und das ist ein Punkt, wo ich Wut und eventuell auch Hass empfinde. Jedoch ist das nicht Standard, denn solche Situationen sind nicht normal, sodass ich ja bereits erwähnt habe, dass eine Pauschalisierung nicht stattfinden kann.

Es gibt viele Jugendliche, die ihre Eltern lieben, aber dennoch auch hassen. Häufig kommen solche Situationen zustande, wenn man Verbote oder Ärger für bestimmtes Handeln bekommt. Diese Dinge sind häufig als Hass dann wieder interpretiert worden, obwohl ich denke, dass so etwas in solchen Situationen durchaus normal ist. Grundsätzlicher Hass hat tiefere Gründe, über die immer nur spekuliert werden. Doch sicherlich sind beide Parteien ein Stück weit Schuld an gewissen Situationen und auch Reaktionen.