Bereuen, ein Kind zu haben?

vom 09.03.2011, 09:33 Uhr

Ich kann mir eigentlich sehr gut vorstellen, dass Menschen mit der Entscheidung ein Kind zu bekommen unglücklich sind, zumal ich weiß, dass das bei meiner eigenen Mutter der Fall ist. Meine Mutter hat sich recht früh dazu entschieden, Kinder zu bekommen, zumal sie auch recht früh geheiratet hat. Das hat ihr an sich die Möglichkeit genommen, zu studieren und sich weiterzubilden, wohin gegen ihre beiden Schwestern genau das getan haben und erst später geheiratet haben.

Damals hatte auch meine Oma schon das Gefühl, dass meine Mutter mit dieser Entscheidung nicht gerade glücklich sein würde und so war es letztendlich eben auch. Sie war einfach noch nicht bereit für ein Kind und hatte demnach in der Form irgendwann auch das Gefühl, dass ich ihr die Chancen auf eine Karriere und ein andere Leben genommen habe. Mit meinem Bruder, der einige Jahre später kam, war sie deutlich glücklicher, aber mit mir konnte sie nie so wirklich warm werden. Ich bin mir daher sicher, dass Menschen sehr unglücklich damit werden können, wenn sie Kinder bekommen, obwohl sie einfach noch nicht wirklich dazu bereit sind, auch wenn sie das nicht richtig merken und glauben, sie wollten Eltern werden.

Auch mir fallen spontan noch weitere Paare im Bekannten- und Verwandtenkreis auf, die es vermeintlich bereuen, ein Kind bekommen zu haben, auch wenn sie das nie offen zugeben. Bei den meisten ist das auch wirklich einfach nur deswegen so, weil sie sich zu voreilig dazu entschieden haben, bei Frauen die ungewollt schwanger geworden sind, ist es wohl auch relativ häufig der Fall, dass sie mit der Situation unzufrieden sind, sich aber auch nicht für eine Abtreibung entscheiden konnten. Bei vielen Frauen mag es auch sicherlich die Reue sein, seinen Beruf nicht mehr weiter ausführen zu können, denn nicht alle schaffen es ihn beizubehalten, sondern machen jahrelang Pause und können danach nicht mehr einsteigen.

Die meisten Eltern, die es in irgendeiner Art bereuen Kinder bekommen zu haben, werden dies aber mit Sicherheit nicht zugeben, schon allein deswegen, weil sie ihre Kinder trotzdem lieben und sie nicht damit belasten wollen, zumal es eh nichts daran ändern würde, dass es nun mal ist, wie es ist. Auf jeden Fall zweifele ich nicht daran, dass es recht viele Eltern gibt, die ihr Elterndasein bereuen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich persönlich muss sagen ich bin ungewollt schwanger geworden. Ich habe mich aber dennoch für das Kind entschieden. Der Zeitpunkt war sehr schlecht, da ich gerade meine Ausbildung begonnen habe und mich von dem Erzeuger getrennt habe, dadurch war und ist es beim besten Willen nicht immer einfach. Meine Tochter ist nun drei, und ich merke wie schwer es ist nun im Berufsleben Fuß zu fassen, dazu kommt das ich keine Möglichkeit habe sie mal „wo anders“ unterzubringen, was einen auch Freizeit mäßig manchmal einschränkt. Klar kam mir manchmal der Gedanke das es zu einem anderen Zeitpunkt besser/leichter gewesen wäre, aber missen möchte ich meine Tochter nicht! Ich habe es auch nie wirklich bereut mich damals für das Kind entschieden zu haben! Ich bin jetzt 25, ja es kann verdammt hart sein aber es bereichert das Leben dafür auch ungemein!

Ich habe aber selbst einmal etwas erschreckendes mitbekommen. Ich stand in einem Laden an der Kasse, vor mir ein Paar mit Kind (schätze 6 Jahre alt) in ein Gespräch mit der Kassiererin vertieft. Beide waren sich einig das es ein riesiger Fehler war ein Kind zu bekommen und sie würden jedem davon abraten! Ich meine okay Kinder können schwierig sein, aber so über das eigene Kind zu sprechen, dann noch in dessen Beisein. Ich war entsetzt. Immerhin weiß man ja vorher in etwas was auf einen zukommt, vielleicht sollte man die Kinderplanung doch etwas intensiver überdenken.

» Kullerkeks86 » Beiträge: 188 » Talkpoints: 33,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke, es ist schwer zu sagen, ob man es generell bereut, ein Kind bekommen zu haben. Man bereut vielleicht die unangenehmen Situationen, die eventuell durch ein Kind entstehen oder in die sich das Kind hineinmanövriert hat. Dass so etwas nicht immer einfach ist, kann ich auch selbst als Kinderlose nachvollziehen, da ich ja schon einige Kinder erlebt und auch einige Eltern kennengelernt haben. Da waren schon Eltern dabei, die gesagt haben, dass es manchmal ohne Kinder einfacher gewesen wäre oder sich deren Leben in eine andere Richtung entwickelt hätte, aber es kam dann doch auch hervor, dass diese Eltern ihre Kinder lieben und sie in alle Richtungen unterstützen.

Gut vorstellbar, es zu bereuen, ein Kind zu haben, kann ich mir beispielsweise vorstellen, wenn das Kind kriminelle Energien zu entwickeln scheint und man selbst als Mutter oder Vater ratlos ist. Das ist wiederum aber eine Extremsituation, die wahrscheinlich weniger vorkommt, als dass die Kinder einen "ordentlichen" und ehrlichen Weg gehen. So etwas kann man ja mit Erziehung leisten, aber ein Kind hat nun mal einen Charakter und eine Wesensbildung von Beginn an. Sprich man kann nicht alles mit Erziehung erreichen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich kann mir durchaus vorstellen, dass einige Eltern sich sagen, dass es rückblickend besser gewesen wäre, wenn sie keine Kinder in die Welt gesetzt hätten, aber ich schätze mal, dass das wirklich nur dann der Fall ist, wenn die Eltern beispielsweise die Erziehung des Kindes total verbaut haben und das Kind keinen guten Abschluss hatte, arbeitslos und ohne Zielsetzung ist oder sogar kriminell geworden ist. Bei solchen Eltern kann ich mir nämlich ehrlich gesagt recht gut vorstellen, dass sie sich dann sagen, dass es besser gewesen wäre, kein Kind zu bekommen, wenn das eine, was sie bekommen haben nur negative Folgen hatte, wenn man das so ausdrücken kann, also in dem Sinne einfach kein Erfolg war. Bei Eltern, denen das mit der Erziehung ein bisschen besser gelungen ist und die im Laufe des Lebens dieses Kindes viele Erfolge zu verzeichnen hatten, wird sich das sicherlich etwas anders ausgewirkt haben und sie werden einer positiven Entwicklung auch eine positive Entscheidung zuordnen.

Ich selbst kenne nur eine einzige Person in meinem Bekanntenkreis, die wirklich bereut, ein Kind zu haben und das ist eine Klassenkameradin von mir, die mit 16 Jahren schwanger wurde. Im Ganzen sah es so aus, dass sie deswegen eine Klasse wiederholen musste und sie hat sich dann dennoch entscheiden das Abitur zu machen, weil sie eigentlich vor hatte zu studieren. Es kam dann zu vielen negativen Entwicklungen in ihrem Leben, auf der einen Seite gab es für das Baby keine wirkliche Möglichkeit der Betreuung, die sie hätte zu Fuß erreichen können (sie hat kein Auto), sie musste das Kind vor der Schule zu den Eltern des Freundes bringen, allerdings hatte sich das auch sehr schnell erledigt, weil der Mann krank war und das Kind eine Belastung war. Sie fand dann Freunde, bei denen sie das Kind absetzen konnte, aber an einigen Tagen nahm sie es mit in die Schule, was die Lehrer zwar nicht toll fanden, aber durchaus tolerierten.

Letztendlich kam dann aber auch das eine zum anderen, sie kam in der Schule nicht mehr nach, zog sich noch bis zum Abitur, schaffe es hier aber auch in der Nachprüfung nicht und so wurde das auch mit dem Studium nichts. Ich habe mich dann nach dem Abitur noch mal mit ihr unterhalten, da wir während der Schule ab und an ein bisschen Kontakt hatten und sie meinte dann auch zu mir, dass sie vor hätte mit ihrem Freund ein weiteres Kind zu bekommen. Ziel wäre jetzt eben, sich allein auf die Kindeserziehung zu konzentrieren und erstmal nicht arbeiten zu gehen, dass würde der Freund dann machen. Ich hört mir das an und fand es schon etwas merkwürdig, später meinte sie dann aber auch zu mir, dass sie es sehr schade fand, dass sie ihrem Traumberuf nun nicht mehr nachgehen kann und das Abitur gerne nachholen würde. Das Kind steht ihr im Wege und das war ihr auch klar. Ich denke in Situationen wie diesen, wo die Kinder den Eltern wirklich mehr schlechtes als gutes bringen, bereuen Eltern sicherlich mal ihre Entscheidung.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir ist auch nur der Fall bzw. die Fälle bekannt, in denen bereut wird keine Kinder bekommen zu haben, Ich habe aber noch nie gehört, dass jemand sagt, ich habe es bereut ein Kind bekommen zu haben, auch wenn das Kind zu dem damaligen Zeitpunkt nicht geplant war, aber es wurde immer geliebt und sofort angenommen. In der Regel besteht ja auch zwischen den Eltern und dem Kind eine sehr enge Bindung und daher kann ich es mich auch gar nicht vorstellen, dass es Eltern gibt, die dann rückblickend sagen, dass sie es bereuen ihr Kind bekommen zu haben.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das ist wirklich eine interessante Frage, die ich mir wirklich schon oft gestellt habe, zumal ich ein ziemlich lebendiges Kind habe, durch welches unser Tagesablauf oft kompliziert und nervenaufreibend ist. Trotzdem bereue ich es keine Sekunde, mein Kind zu haben.

Ich habe mir einmal überlegt, wo ich wäre, wenn ich meine Tochter nicht hätte. Und ich habe eine Antwort gefunden: Sehr wahrscheinlich in der Gosse vollgefüllt mit Alkohol und Drogen, arbeitslos. Es klingt hart, ich denke aber wirklich, dass ich durch das Kind die Verantwortung für mein eigenes Leben und für das Leben meines Kindes übernehmen musste und nicht weiter dieses Lotterleben führen konnte, welches ich früher gelebt habe. Deshalb bin ich dankbar, meine Tochter zu haben und würde sie um keinen Preis der Welt wieder her geben.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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