Das Eigenheim teilweise selbst bauen - Erfahrungen?

vom 16.07.2012, 10:40 Uhr

Wir haben eine Familie mit Kindern und in der Mietwohnung wird es zunehmend ungemütlich. Da man für Kinder immer Geld benötigt, darf ein Hausbau natürlich nicht unendlich viel Geld verschlingen. Ein Bekannter erzählte uns neulich, dass es immer moderner wird, beim Hausbau wieder wie früher selbst mit zu bauen und dass das inzwischen auch für den geübten Heimwerker möglich ist. Ich habe mich auch gefragt, was er wohl meint. Es gibt wohl zwei grundlegende Möglichkeiten:

Variante 1 ist eher die Light-Variante. Ein Bauträger oder Fertighaushersteller stellt einem einen Rohbau hin, den man innen selbst in Eigenleistung ausbaut. Man fliest selbst, man tapeziert oder verputzt oder streicht die Wände selbst an. Zudem verlegt man Auslegware oder Laminat oder andere Böden in den Wohnräumen. Das sind fast alles Tätigkeiten, die man bei diversen Umzügen schon üben konnte. Dadurch, dass man sich die Fachkraft spart, kann man mehrere tausend Euro Geld sparen. Für Heizungs-, Sanitär- und Elektroinstallation benötigt man allerdings wieder die Arbeitskraft eines Profi.

Variante 2 erscheint mir schon schwieriger zu sein. Man kauft sich einen Hausbausatz und stellt das Haus unter Anleitung eines Bauleiters selbst auf. Ich denke man sollte schon handwerklich begabt sein, denn so ein Haus wird schon schwerer aufzubauen sein, als ein Ikea-Regal, oder? Danach geht es weiter wie beim Ausbauhaus, man erledigt den Innenausbau selbst.

Wie steht ihr zu so einem Haus. Würdet ihr so viel Arbeit in Kauf nehmen, dass ihr mit ganz viel Eigenleistung ein Haus baut, dass ihr euch komplett schlüsselfertig nicht leisten könntet? Oder haltet ihr so Leute wie den bekannten Hamburger Auswanderer Reimann für lustige Nerds? Habt ihr schon Erfahrungen gemacht, ob so ein Hausbauprojekt realisierbar ist? Welche Anbieter haben sich bei euch bewährt und bei welchen wurden eurem Hausbauprojekt unnötig Steine in den Weg gelegt?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich wohne in einem solchen Selbstbauhaus. Man mag es mit Ikea oder Lego vergleichen. Man bekommt von der Firma das Material und der Bauleiter zeigt dann wie es geht. Wir haben 2009 gebaut und sind nach 4 Monaten eingezogen und sehr zufrieden. Das es stressig ist, ist keine Frage. Aber auch Häuslebauer, die ein Fertighaus bauen lassen, haben Stress und jammern „Ich baue ein Haus“, dabei lassen sie ja bauen. Wir sind stolz, sagen zu können, dass wir unser Haus selbst gebaut haben, dass können wirklich nicht viele Hausbewohner sagen.

Mein Mann hat, mit seinem Vater die Außenwände gemauert, während ich die Innenwände aufgestellt habe. Das einzige, was wir machen lassen haben, war der Dachstuhl, die Installation der Elektronik und die Abwassersysteme. Trotzdem ist dabei ein Fehler unterlaufen, denn im Nachhinein wurde ein Dachfenster in das falsche Zimmer gesetzt.

Es ist gut, wenn man einige Freunde hat, die vom Fach kommen und gute Ratschläge geben. Aber Vorsicht, gerade beim Bau hält sich jeder für den Klügsten und nicht jeder Rat ist wirklich gut. Der Vorteil beim selber bauen ist jener, das man bei späteren Veränderungen immer weiß, wo welche Leitung sind und wo man unterirdisch was gemacht hat.

Ich kann es nur jedem, der ein bisschen Talent hat, empfehlen. Es ist deutlich preiswerter und die Qualität ist viel besser,als bei Fertigteilhäusern. Und wenn man Mist gemacht hat, dann lernt man noch daraus.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich habe damals mit meinen Ex-Mann zusammen ein Haus gebaut. Das nennt sich richtig Selbstbauhaus. Dazu hatten wir uns mehrere Kataloge von Fertighäusern angeschaut. Das Haus, was uns am besten gefallen hat, haben wir dann von der Firma Hebel umsetzen lassen. Wobei ich von dieser Firma abrate, da wir sehr viele Schwierigkeiten mit denen hatten, was Termineinhaltung und Lieferung der Teile anging.

Auf jeden Fall hat Hebel die Architektenleistung im Vertrag gehabt und alles nötige an Baumaterial. So dachten wir jedenfalls. Wir mussten aber sehr viel Kleinkram auch im Baumarkt extra kaufen. Den Bauleiter haben wir einmal auf bei uns auf der Baustelle gehabt. Die Abnahme fehlt noch immer, weil das eigentlich auch von dem Bauleiter gemacht werden sollte.

Einige Leistungen haben wir dann später noch aus dem Vertrag genommen, weil wir sie durch Eigenkauf in besserer Qualität zu ähnlichen Preisen bekommen haben. Allerdings hatten wir auch genug Fachleute in unserem Verwandten- und Bekanntenkreis. Denn ohne diese Leute bekommt man kein Selbstbauhaus so hin, dass es fachlich wirklich in Ordnung ist.

Wobei ich bei deiner Beschreibung auch von der Variante 1 abraten würde. Tapete an die Wand zu bringen ist ja soweit in Ordnung. Aber wer bisher nur wenig mit Fliesen zu tun gehabt hat, dem traue ich kein komplettes Bad zu. Ich habe selbst schon kleinere Ecken in einem Raum mit Fliesen versehen, aber ein Bad, was danach auch noch schick aussehen soll, würde ich doch den Leuten überlassen, die das auch können.

Wenn ihr wirklich ein Haus haben wollt, dann würde ich eher nach einem Angebot suchen, wo man zwar nach und nach renovieren oder auch umbauen will und muss, aber man sich Zeit lassen kann um darauf zu sparen. Da kann man sich dann Fachleute leisten, aber kann eben auch erst mal in das Haus so einziehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Firma Hebel hat wohl zur Kampa-Gruppe gehört, die inzwischen wohl in Insolvenz gegangen ist. Über Kampa liest man ja in den Medien einige Berichte, die nicht so rosig aussehen. Vor allem habe ich gelesen, dass die Firma angeblich auch gegen Weibseiten gerichtlich vorgegangen sein soll, die kritische Stimmen zu dieser Fima veröffentlicht haben. Wenn die Firma noch am Markt wäre, würde ich wohl Abstand davon nehmen, diese Firma zu beauftragen.

An handwerklichem Geschick mangelt es nicht. Ich habe schon Trockenausbau mit Rigips erfolgreich gemacht, ein Bad gefliest, einen Fliesenspiegel in der Küche gesetzt. Es ist eben mehr eine Frage der Zeit und der Kraft und vor allem eine Frage dessen, wie gut diese Bausätze vorbereitet sind. Wenn es ein bewährtes System ist, kann ich mir das gut vorstellen, dass wir das schaffen. Wenn allerdings schon im Bausatz der Wurm drin ist, stelle ich mir das schrecklich vor. So fit bin ich dann auch wieder nicht, dass ich Baufehler verbessern könnte.

@ Friedmann: Wenn du von Lego schreibst, ist das so ein Haus aus Isoraststeinen? Welches System hast du genau benutzt? Warum bist du der Meinung, dass die Qualität bei einem Bausatzhaus besser ist, als bei einem Fertigteilhaus?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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