Opa sollte den Führerschein abgeben...

vom 08.01.2012, 11:53 Uhr

Ich muss erst einmal etwas ausholen, um die Lage schildern zu können. Der Opa meines Freundes ist um die 60 Jahre alt, jedoch schon sehr gebrechlich durch seine Krankheiten, die er schon hat. Er wurde im letzten Jahr an der Halswirbelsäule operiert, um angeblich weiterhin laufen zu können und nicht im Rollstuhl den Rest seines Lebens verbringen. Meiner Ansicht nach, hätte er sich die Operation sparen können, denn er kann ohne Hilfe nun gar nicht mehr laufen. Vor der Operation konnte er wesentlich besser ohne Hilfe laufen und war aktiver als jetzt. Auch das Auto fahren war für ihn vor der Operation eine Leichtigkeit.

Seit der Operation, bin ich auch schon öfters mit ihm Auto gefahren, er am Steuer. Jedoch bekomme ich bei ihm immer Angst und das nicht nur ich, auch seiner Tochter ergeht dies so. Er fährt total unsicher und hatte im letzten Jahr schon 2 Unfälle. An beiden Unfällen war er zwar nicht schuld, aber ihm geht es danach immer sehr schlecht - verständlicherweise und braucht wieder Wochen zur Erholung bzw. Genesung. Selbst auf die Kegelbahn, die um die Ecke ist, nur wenige Schritte, kann er nicht mehr laufen und seine Frau, die 72 Jahre alt ist und noch sehr rüstig, muss ihn mit dem Auto hinfahren und abholen. Sie kann sehr gut Auto fahren, muss ich sagen.

Die Tochter von ihm rief mich letztens an und fragte mich, ob ich sie nicht fahren könnte, denn sie möchte ungern mit ihrem Vater fahren, da sie da Angst bekommen würde. Ich fuhr sie dann, denn für mich war das kein Problem. Nun habe ich ihn darauf mal vorsichtig angesprochen und er rastete gleich aus, von wegen, das er noch Auto fahren kann und Jüngere viel mehr Unfälle bauen als Ältere. Ältere Menschen würden die wenigsten Unfälle machen. Wir Jüngeren sollten uns mal an die eigene Nase packen, denn wegen uns kämen die Erhöhungen jedes Jahr zustande usw. Ich hab dann dazu nichts mehr gesagt. Andere Familienmitglieder von ihm sehen dies genauso, jedoch sagen sie sich: Wenn etwas passiert, dann ist es eben so. Sie können ihn ja nicht zwingen den Führerschein abzugeben.

Ich seh dies eben etwas anders und merke, das er sehr große Probleme hat sich etwas zu merken und man ihm alles 2-3x sagen muss, damit er es versteht. Daher vermeide ich es mit ihm Auto zu fahren, wenn er der Fahrer ist. Wie seht ihr dies denn? Bin ich zu streng? Sollte man ihn einfach machen lassen?

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn er unsicher fährt provoziert er früher oder später einen selbstverschuldeten Unfall. Nur deine Handlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Ihm das Fahren verweigern, dass kann nur die Polizei. Also müsstest du die Polizei informieren und die könnten ihn bei einer Fahrt beobachten usw. Ich befürchte aber, dann wäre die Beziehung zur Familie des 'Schwiegervaters' ruiniert. Zumal wenn dann, dann sollte dein Freund das tun! Jemand aus der Familie sollte handeln und die Verantwortung übernehmen!

Aber: In Deutschland ist die Gesetzeslage halt nunmal noch so: Alte Leute dürfen solang fahren bis sie zweifelsfrei bewiesen haben, dass sie es nicht mehr können! Das wird sich bald ein wenig verbessern, wenn man den Führerschein alle 10 Jahre prüfen lassen muss, aber gebrechliche Menschen bleiben weiterhin ein Verkehrsrisiko!

Übrigens: Auch wenn er nicht Schuld ist, auf Grund seiner Gebrechen kann man ihm ganz schnell einen Strick draus drehen und es wird sehr sehr teuer für ihn!

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das hat man bei älteren Menschen leider sehr oft und ich kann es auch irgendwo nachvollziehen, dass sie ihren Führerschein nicht abgeben wollen, da sie so zumindest noch einigermaßen mobil sind. Aber gut finde ich es sicherlich nicht, da das ganz schön gefährlich werden kann. Die Diskussion, ob ältere oder jüngere Autofahrer mehr Unfälle bauen, finde ich da auch nicht unbedingt angebracht. Ich habe das bei meiner Oma auch mitbekommen, dass sie irgendwann nicht mehr gut Auto gefahren ist, trotzdem hat sie das noch gemacht, bis sie weit über 80 Jahre alt war. Ich war dann einfach ganz konsequent und habe mich nicht mehr bei ihr ins Auto gesetzt. Lieber bin ich mit dem Bus oder mit dem Fahrrad gefahren als mit ihr. Das mag vielleicht verletzend sein, aber das ist mir dann ziemlich egal, denn es geht schließlich um meine eigene Sicherheit.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wir haben leider auch so einen sturen Fall in der Familie und bei uns ist es noch ein bissl schlimmer, da hier bereits das linke Auge erblindet ist. Leider gibt dieses Familienmitglied auch nicht den Führerschein ab und fährt stur weiter. Selbst nach 2 Auffahrunfällen gibt es hier keinerlei Einsicht. Ich finde das hier auf jeden Fall die Ärzte und die Führerscheinstelle zusammen arbeiten müssten. Sobald gravierende Gesundheitliche Einschränkungen vorliegen, müsste man eine Meldung an die Stelle weiterleiten und dann zu einem Fahrtest bitten.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Es kommt natürlich immer auf die jeweilige Person an und du bist keineswegs zu streng. Denn so wie du es beschreibst, ist der Opa doch schon arg beeinträchtigt, was Wahrnehmung und Reaktionsvermögen betrifft. Beide Eigenschaften sollten im Straßenverkehr schon ordentlich ausgeprägt sein und keine langen Aussetzer oder Verzögerungen mit sich bringen. Du wirst in der Regel bei alten Menschen immer gegen die Wand rennen, wenn du sie auf so ein Thema ansprichst und zu ihnen sagt, dass man doch bestimmte Sachen lieber sein lassen soll. Versetze dich einmal in seine Lage und stelle dir vor, dass jemand zu dir kommt und sagt du sollst nicht mehr Auto fahren, weil du dafür nicht mehr im Stande bist. Hier dürften einige gleich reagieren. Nämlich mit Abweisung und der Begründung, dass man es doch noch kann und man selber kein Problem sieht. Viele erkennen es viel zu spät oder gar nicht erst.

Nicht alle alten Menschen sind stur und so wird er vielleicht auch mal zur Vernunft kommen und sich selber sagen, dass er es eben nicht mehr machen kann. Ich würde aber auf jeden Fall immer mal das Thema ansprechen. Vielleicht reagiert er ja auch mal offen und gesprächsbereit und fährt nicht gleich so aus der Haut, so dass man sich nicht vernünftig mit ihm unterhalten kann. Ich habe auch schon einige alte Menschen im Straßenverkehr beobachtet, die zum Teil riesiges Chaos verursachen. Am schlimmsten ist es, wenn sie die räumlichen Abstände nicht einschätzen können. Wenn sie sich mal scheinbar "verkeilen" warten sie bis es sich von selbst wieder regelt. Das geht natürlich nicht immer und so kommt alles ins stocken.

Einen besonders erschreckenden Vorfall hatte ich mal nach Feierabend auf dem Parkplatz meiner Firma. Ein Rentner hatte wohl das Licht angelassen und so hat sich die Batterie entladen. Nun wollte er das Auto im Rollen wieder in Gang bringen. Ich muss dazu sagen, dass der Parkplatz sehr eng ist und dort absolut kein Platz zum rangieren ist. Der Rentner selber zitterte schon wie Espenlaub und hörte kaum etwas. Er ließ sich von seiner Frau dirigieren und kam zwar zunächst heil aus der Lücke aber das war ein Drama für sich. Ein paar Leute und ich sind dann hin und haben das Auto geschoben, damit er nicht die parkenden Autos beschädigt, was mit Sicherheit passiert wäre. Er wollte dann noch, dass wir ihn anschieben aber das wollte dann keiner mehr machen. Katalysator lässt an dieser Stelle grüßen. Er hat es dann aber selber gemacht -der Parkplatz war leicht abschüssig- und natürlich klappte es nicht. Nun stand er da, blockierend in der Einfahrt und ratlos. Wir haben dann das Auto wieder an den Rand geschoben und ihm gesagt er solle seinen Sohn oder Tochter informieren, dass man ihn abholen soll. Das hat er dann auch gemacht und dann war erst einmal Ruhe und zum Glück nichts passiert.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kenne auch so einen Fall aus der Familie meines Mannes. Dort gibt es auch einen älteren Mann von 70 Jahren, der partout den Führerschein nicht abgeben will. Er meinte, dass es ihn braucht, um besser von A nach B zu kommen. Einen Unfall hatte er in letzter Zeit nicht, aber mein Schwiegermutter ist vor einigen Wochen mit ihm zu einer Verwandten gefahren, die im Krankenhaus lag (sie hat selbst keinen Führerschein) und sie war danach ziemlich mitgenommen und möchte auch zukünftig nicht mehr mit ihm fahren. Man hat ihm auch schon mehrfach nahegelegt, den Führerschein abzugeben, weil er in den Augen vieler Verwandter einfach auch eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellt, aber er winkt immer ab. Ich kann schon verstehen, dass man Angst davor hat, mit ihm in einem Auto zu fahren.

Mein Opa ist auch nicht mehr der Jüngste, fährt aber noch sehr sicher. Trotzdem habe ich irgendwie auch immer ein ganz komisches Gefühl, wenn ich mit ihm im Auto unterwegs bin. Vor allem, wenn er ganz knapp vor einem Auto auf die Fahrbahn fährt, zucke ich kurz zusammen, weil ich das Gefühl habe, dass er das Auto gar nicht wirklich wahrgenommen hat. Deshalb fahre ich lieber selbst oder lasse mich von meinem Mann fahren, wenn dieser das Auto benötigt. Er hat zwar keine extreme Ausfälle, aber die Wahrnehmung und das Reaktionsvermögen ist schon stark beeinträchtigt und das merkt man auch ganz deutlich, wenn man mit ihm im Auto unterwegs ist. Wir haben auch schon mit ihm darüber gesprochen und er meinte, dass es selbst merken würde, wenn es nicht mehr geht und dann auch den Führerschein freiwillig abgeben würde. Ich wäre absolut dafür, ab einem gewissen Alter regelmäßige Fahrkontrollen durchführen zu lassen, denn dann hätte man das Problem gar nicht. Man kann hier ja echt so lange fahren, wie man möchte und das stellt einfach auch eine Gefahr für andere Autofahrer da, was absolut nicht in Ordnung ist. Du bist da also keinesfalls zu streng. Da muss auf jeden Fall etwas geschehen, damit nicht noch ein schlimmer Unfall passiert!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich sehe es genauso und würde mich bestimmt mit niemanden mehr ins Auto setzen, wenn er auf Grund seines Alters nicht mehr fahren kann. Denn irgend wann ist es auch mal gut, denn mit dem Alter sieht man schlechter und andere Einflüsse spielen da eine Rolle. Meiner Meinung nach sollte ab einem bestimmten Alter ein erneuter Sehtest und ein Test, bei dem überprüft wird, ob man noch Auto fahren kann, durch geführt werden. Wer durch fällt, sollte seinen Schein abgeben. Denn er gefährdet nicht nur seine Sicherheit sondern auch die Sicherheit der anderen Autofahrer und der Mitfahrer.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Mit der Abgabe des Führerscheins ist der Mann auf andere Menschen angewiesen und ich gehe mal davon aus, dass er das nicht möchte. Würde man mir nun meinen Führerschein abverlangen, wäre ich auch sehr geknickt, obwohl ich noch lang keine 60 Jahre alt bin und noch mehr. Allerdings kann ich diesen Mann schon verstehen und wenn er an den Unfällen selbst nicht Schuld war, so muss ich sagen, dass ich da seine Uneinsichtigkeit schon nachvollziehen kann.

Dass zum Führen eines Personenkraftwagens auch eine gewisse körperliche Fitness eine Rolle spielt, ist ja schon allgemein bekannt. Aber ich denke, das Thema sollte eher in der Familie eine Rolle spielen und Du als Freundin des Enkels kannst Dir sicherlich eher Deine Meinung bilden, das Gespräch darüber aber sollten die Frau und vielleicht die leiblichen Kinder/ Enkelkinder mit ihm führen. Wenn es nun jemand tut, der selbst bereits einen Unfall verschuldet hat, wird da aber auch nicht weit kommen.

Ihn einfach machen lassen, halte ich auch für den falschen Weg. Aber ich finde es halt schon komisch, dass Du diejenige bist, die ihn darauf angesprochen hatte. Das sollte doch eher jemand tun, der ein festes Familienmitglied ist und vielleicht, ohne Dir nahe treten zu wollen, war dies auch mitunter ein Auslöser, weshalb der Mann so garstig reagierte. In erster Linie denke ich aber, dass es doch eher an der Angst vor der Abhängigkeit liegt und da müsste man eben ein entsprechendes Rädchen drehen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Grundsätzlich bin ich dafür, dass Menschen ab 50 Jahre regelmäßiger über ihre Fahrtauglichkeit geprüft werden. Im Alter zwischen 50 Jahre - 60 Jahre jedes Jahr eine Prüfung, damit man sehen kann, wie sicher die Autofahrer noch sind, um einen Unfall weitrangig vorzubeugen. Ab 60 Jahre fände ich eine Halbjahres Prüfung angebracht!

Es ist jetzt sehr häufig die letzten Jahre passiert, dass Rentner oder im Allgemeinen ältere Menschen die Kontrolle über das eigene Auto massiv verloren haben und große Schäden bis über Personenschäden verursacht haben. Häufig hat man gehört das Herzinfarkte der Grund waren und dafür kann ein Mensch natürlich nichts. Weiterhin kam oft der Grund, dass die älteren Herrschaften sich einfach nicht mehr gut im Straßenverkehr verhalten können, weil ihre eigenen Reflexe und auch so die Fahrtauglichkeit nicht mehr vorhanden sind. Diesen Menschen muss man also den Führerschein wegnehmen, um Unfälle zu vermeiden.

Deine Reaktion ist in meinen Augen auf gar keinen Falle übertrieben. Wenn er in deinen Augen viele Fehler macht, ist es für mich nur eine Frage der Zeit, wann der erste vielleicht noch harmlose Autounfall passiert. Doch ein Autounfall muss zwangsläufig nicht immer harmlos sein und man muss vom Worse Case ausgehen, dass Personenschaden vorkommen, können die bis zum tode führen können. Gerade mein eigenes Leben ist mir sehr lieb und ich wäre wie du so gut wie nie im Auto dabei!

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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