Tante aus der Wohnung werfen?

Auch, wenn ich es ebenfalls sehr nett von Dir finde, dass Du Dich der Probleme Deiner Tante so sehr angenommen hast und ihr gern weiterhelfen willst, denke ich trotzdem, dass Du das Grundproblem, das Du selbst hast und das sich nun eben entsprechend deutlich auswirkt, selbst schon deutlich zur Sprache gebracht hast: Du lässt Dich ausnutzen und wehrst Dich nicht gegen das, was Du eigentlich nicht willst. Und ich denke, Du wirst keine Wahl haben als das schnellstmöglich zu ändern, denn Dein Problem wird sich auf jeden Fall nicht von selbst lösen, wenn Deine Tante nicht plötzlich von alleine einsichtig wird. Und davon würde ich nun mal nicht einfach ausgehen.

Natürlich geht es nicht, dass Deine Tante ihr Leben nun nicht wi4eder selbst in die Hand nimmt, immerhin hat sie durch Dich bereits große Hilfe erfahren und kann nun nicht ihrerseits Deinem Weiterkommen behindern. Es ist aber wohl nicht davon auszugehen, dass sie genau das von selbst und ohne Anstubser begreift, also wirst Du keine andere Wahl haben als deutlich mit ihr zu sprechen und sie genau darum zu bitten: Dir wieder Dein Leben zu lassen und an ihrem zu arbeiten.

Möglicherweise stellt sich in diesem Gespräch ja auch heraus, dass Deine Tante aufgrund ihrer Erlebnisse das Gefühl hat, selbst nichts auf die Reihe zu bekommen. Vielleicht hat sie im Rahmen dieses Räumungsprozesses eine Angst entwickelt und fühlt sich in Deinem geordneten und geregelten Leben wohl und sicher, ähnlich wie wir damals in unserem Elternhaus. Und vielleicht weiß sie genau dies auch nicht einmal so richtig greifbar.

Aber wenn Du darauf vorbereitet bist, dass das ihr Problem sein könnte und sie dahingehend mal vorsichtig befragst, könntest Du ihr anbieten, sofern das für Dich in Frage kommt, dass Du auch weiterhin für sie da bist, wenigstens als Ansprechpartner, falls sie einen solchen braucht. Sie wird aber sicherlich grundsätzlich Verständnis dafür haben, dass Dein Leben eben Dein Leben ist und sie Dir keinen Platz in Deinem Leben für alles, was Du Dir aufgebaut hast, wegnehmen sollte, weil sie ihr eigenes Leben nun einmal gegen die Wand gefahren hat.

Ich könnte mir vorstellen, dass Sie einfach wirklich einen sanften Schubs in die richtige Richtung, eine Portion Verständnis und Handreichen braucht, um sich klar darüber zu werden, dass sie so nicht weitermachen kann und das sicherlich auch selbst nicht will. Und für die Übergangszeit, in der sie noch unsicher ist, wenn sie in ihr eigenes Leben zurückkehrt, kann sie sicher auf Dich zurückkommen.

Versuch es einfach mal, ich bin mir sicher, dass Du es schaffen wirst, sie zu erreichen. Allerdings musst Du das wirklich, weil Du sonst tatsächlich absehen kannst, wohin Dich diese Belastung auf Dauer führt. Wenn Du Deine Tante nun langsam wieder in ihr eigenes Leben zurückdrängst, wird sie deshalb nicht daran scheitern – und Du auch nicht. Du sorgst nur dafür, dass die Verhältnisse wieder geordnet werden, aber eben für Euch beide. Nur so habt Ihr beide wieder eine Chance, weiterzukommen.

Was ich nicht an deiner Argumentation verstehe, ist wieso du wegen deiner Tante keine Zeit mehr hast? Sie wohnt doch nur bei dir und ist nun sicherlich kein kleines Kind mehr, auf das man aufpassen müsste oder? Wieso nimmt sie also so viel deiner Zeit in Anspruch, musst du sie beaufsichtigen, musst du für sie kochen oder ihre Wäsche waschen, braucht sie anderweitig deine Zeit, wofür denn? Man könnte ja meinen, dass du jetzt wo deine Tante bei dir wohnt, mehr Zeit hast, weil sie dann vielleicht einige Aufgaben im Haushalt übernimmt, die du vorher alleine machen musstest, aber so scheint das wohl nicht zu sein.

Ich würde an deiner Stelle ganz direkt sein und mich darum kümmern, dass deine Tante so schnell wie möglich aus dem Haus kommt. Ehrlich gesagt verstehe ich aber wirklich nicht, wieso du deswegen keinen Partner haben kannst und deine Freunde vernachlässigst, nur weil deine Tante bei dir wohnt, musst du doch nicht gleich den ganzen Tag zu Hause hocken und sie behüten und betütteln. Wenn du die Sache nicht direkt angehst, dann wirst du deine Tante nur schwer wieder aus dem Haus bekommen, denn scheinbar fühlt sie sich tatsächlich sehr wohl bei dir und wenn sie kein Geld hat, ist das für sie wohl auch angenehmer, löst aber dein Problem nicht.

Ob ein Gespräch hilft, wage ich mal zu bezweifeln, denn sie scheint eher von der Sorte zu sein, die selbst nicht so recht weiß, warum sie sich derart wohl fühlt in deinem zu Hause und warum sie nicht ausziehen will und selbst wenn sie sich darüber um Klaren ist, dass sie dich nervt, wird sie es wohl kaum zugeben wollen, daher wäre eine Aussprache nicht unbedingt die Lösung, die ich in diesem Fall wählen würde. Natürlich kannst du es versuchen, dass ist es nun sicherlich wert, aber wenn das nicht funktioniert, dann musst du dir eben was anderes überlegen und ich finde nun, dass die Beste Möglichkeit hierbei schlicht und einfach ist, die Sache ganz direkt anzugehen und ihr zu sagen, dass du sie nicht bei dir haben willst.

So ausdrücken würde ich es natürlich nicht, ich schätze ich würde ihr einfach sagen, dass sie bis zu diesem oder jenen Termin ausziehen muss, weil du noch andere Pläne hast und dich auch nicht die ganze Zeit um sie kümmern kannst, beispielsweise du deine Wohnung für dich alleine haben willst. Es ist zwar nett, dass du sie in diesem Notfall bei dir einquartiert hast, aber ich würde durchaus von Anfang an betonen, dass es nur vorübergehend ist. In dem Fall würde ich vielleicht einfach betonen wollen, dass sie bis zu einem bestimmten Datum ausziehen muss.

Wie sie das macht, dass sollte ihre Sorge sein, wobei ich in dem Fall auch nicht nur zusehen würde, vielleicht würde ich auch bei der Wohnungssuche helfen, aber es sollte letztendlich doch ihre Sache bleiben und ich würde schon zusehen, dass sie sich auch anständig darum kümmert, denn falls nicht, würde ich mitunter auch andere Familienmitglieder zu Rate ziehen und diese dann auf die Tante einreden lassen, sei es die Oma, eine andere Tante, Onkel und so weiter, vielleicht können sie die Sache besser in den Griff bekommen und können die Tante eher dazu bewegen, endlich auszuziehen. Lange gefallen lassen würde ich mir das aber nicht, selbst wenn das Familie ist, muss man sich sowas nicht gefallen lassen.

Wenn deine Tante erstmal ausgezogen ist, wird sie vermutlich auch verstehen, dass es das Beste für sie ist und das sie sich nicht so bei dir hätte ausruhen dürfen. Wenn du sie regelmäßig besuchst und ihr einfach damit zeigst, dass du sie immer noch gern hast und sie nicht verschmähst, sollte das eigentlich genügen, was will man denn auch mehr machen?

Crispin, ja so sollte man das tatsächlich sehen, dass sie die Aufgaben im Haushalt mit mir teilt etc. aber leider ist dem nicht so. Tatsächlich hat sie sehr viel Ähnlichkeit mit einem kleinen Kind. Kurz zu meiner Wohnsituation, ich habe ein eigenes, sehr kleines Zimmer und ein Wohnzimmer, wovon sie das große Wohnzimmer (50 m2) zu ihrem Domizil gemacht hat. Dort ist sie ergo Tag und Nacht, was es mir unmöglich macht, Freunde einzuladen etc.

Gehe ich weg, dann geht sie mit, egal wo ich hin gehe, nehme ich sie nicht mit, ist sie wirklich lange Zeit sauer und beleidigt und weint. Ich koche, ich wasche, ich mache den kompletten Haushalt alleine, sie macht nichts. Sie denkt auch nicht daran, dass ich eine Privatsphäre habe, wenn ich einmal zu lange schlafe, an einem freien Tag, dann steht sie spätestens um neun Uhr im Schlafzimmer und weckt mich, um mich zu fragen ob ich Brötchen holen kann.

Das große Problem ist (was ich selbst auch sehe) zum einen meine Gutmütigkeit oder gar schon Trotteligkeit, zum anderen aber auch ihre steigende Unselbstständigkeit. Sie macht keinen Weg mehr selbst, Bankvollmacht hat sie mir ausgestellt, damit sie ihre Rente nicht mehr selbst holen muss, sämtliche Briefpost erledige ich für sie, es gibt eigentlich nichts was sie tut, außer existieren.

Das ist natürlich für dich eine unmögliche Situation. Du solltest dich wirklich mal mit deiner Tante hinsetzen und besprechen, wie es weitergeht. Dabei solltest du ihr ganz klar sagen, dass du deine Privatsphäre brauchst und so nicht haben kannst. Außerdem solltest du ihr noch mal ganz klar sagen, dass du sie nur als Übergangslösung aufgenommen hast und deine Wohnung kein Hotel ist, in dem sie keinen Finger krümmen muss.

Dass sie dann anfangen wird zu weinen, macht dieses Gespräch natürlich emotional schwierig, aber eine andere Lösung sehe ich in der Situation nicht, als wirklich klar die Meinung zu vertreten und zu sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Denn das kann es ja wirklich nicht sein, dass du sie bedienen musst und auch im Haushalt alles alleine regeln musst, als hättest du ein kleines Kind aufgenommen und nicht eine erwachsene Frau.

Ich denke da es von vornherein eine Übergangslösung war, sollte man sich nun zusammensetzen und über das Thema reden. Sicherlich gefällt es deiner Tante umsorgt zu werden und daher will sie nicht auf diesen Umstand verzichten, aber wenn du es nicht mehr willst, sollte darüber geredet werden.

Deine Tante sollte sich eine neue Wohnung suchen. Das ist auch besser für eure Beziehung zueinander. Ich würde sie aber keinesfalls in ein Heim verfrachten. Aufgrund ihrer Erkrankung kommt aber vielleicht eine Einrichtung für betreutes Wohnen infrage. Dort hat man die Möglichkeit, dass deine Tante mit Leuten in ihrem Alter zusammenlebt und dies selbstständig, aber dafür hat sie die Möglichkeit das nach ihr gesehen wird oder sie sich melden muss und wenn sie dies nicht tut wird, nach ihr gesehen.

Ich denke du solltest in dem Gespräch erwähnen, dass das nicht heißt, das du sie nicht mehr lieb hast. Sondern das du dir einfach nur nicht weiter vorstellen kannst, auf Dauer mit ihr zusammenzuwohnen, weil du das eben für dich nicht willst. Du kannst ja dann deine Gründe aufzählen. Sag aber auch, dass du für sie da bist und dass es nicht heißt, dass du dich nicht mehr um sie kümmerst.

Zu erst möchte ich Dir mal sagen, dass ich es wirklich sehr gut von Dir finde, dass Du Deine Tante bei Dir aufgenommen hast, besonders auch bei der Krankheitsgeschichte, dass stelle ich mir nicht gerade leicht vor, dafür verdienst Du auf jeden Fall schon mal meinen Respekt, denn das hätte bestimmt nicht jeder gemacht. Aber an Deiner Stelle würde ich das Gespräch mit Deiner Tante suchen, sagt ihr klar und deutlich, dass das nur als Überganslösung gedacht war und Du sie gerne bei Dir aufgenommen hast damit sie sich eine neue Wohnung suchen kann, aber Du nicht auf Dauer mit ihr wohnen bleiben kannst, da Du ja auch ein Privatleben hast. Sie soll Dir nicht böse sein, aber auf Dauer brauchst auch Du Deine Wohnung wieder für Dich allein und daher sollte sie sich auch wirklich nach einer neuen Wohnung umsehen.