Warum lachen viele über die Beamten?

Grundsätzlich ist es nicht der Status Beamte, der die Leute zu solchen Sprüchen animiert, sondern die Tatsache, dass nun Mal viele Beamte einfach Arbeit viel langsamer erledigen. Daraus resultieren solche oftmals hirnlosen Sprüche.

Doch leider muss man auch zugeben, dass die Sprüche nicht aus dem Neid heraus entstanden sind, sondern sehr häufig die absolute Wahrheit widerspiegeln. Zum einen schau dir die Arbeit der Job Center Beamten an, dort kommt teilweise nichts rüber und wenn dann sind Wartezeiten an der Tagesordnung. Dort geht es immerhin um Lebenssituationen die oftmals ein schnelles Arbeiten erfordern. Weiterhin sind Beamte wie Polizisten auch sehr häufig langsam und glauben durch den Beamten Status einfach erhabener zu sein. Grundsätzlich wird aber auch sehr viel Neid in einigen Sprüchen vorhanden sein.

Ich denke, dass mehrere Gründe eine Rolle spielen. Einige davon sind sicher gar nicht so falsch. Es bestreitet ja kaum jemand, dass Beamte auch arbeiten. Aber es stellt sich doch die Frage, wie produktiv der einzelne Mitarbeiter ist und wie schnell er seine Arbeit erledigt. Das gesamte berufliche Engagement spielt dabei einfach eine Rolle und da muss ich auch zugeben, dass ich nicht gerade die beste Meinung von Beamten habe. Die Exemplare, die ich bisher kennengelernt habe, hatten zum Teil durchaus eine Arbeitsmoral, mit der sie in der freien Wirtschaft kein Bein auf den Boden bekommen hätten. Mein Ex-Freund hat damals auch ganz klar zugegeben, dass er sich einen Job gesucht hat, in dem er verbeamtet wird, weil er mit seinem mäßigen Hauptschulabschluss praktisch sonst kaum eine Chance gehabt hatte - außer eben bei der Berufsfeuerwehr. Mittlerweile hat er sich berappelt und studiert auch, aber zum damaligen Zeitpunkt war das für ihn nicht absehbar und da er bei der Polizei und in der Verwaltung keine Chance gehabt hätte, ging er zur Feuerwehr.

Von den Beamten in der Verwaltung habe ich bisher auch noch nie gehört, dass sich da jemand tot arbeitet. Insgesamt erscheint mir die Arbeit dort entschleunigt und wenn es klagen gibt, handelt es sich meistens um kleine Luxusprobleme. Unter echtem Stress leiden dort wohl die wenigsten. Zumindest ist das der Ausschnitt aus der Beamtenwelt, den ich bisher mitbekommen habe. So ganz zu Unrecht sagt man der Beamtenwelt sicher nicht nach, dass sie weniger engagiert arbeiten als viele andere Teile der arbeitenden Bevölkerung.

Mit Sicherheit spielt bei manchen Leuten auch ein bisschen Neid eine Rolle. Das sind dann aber meistens diejenigen, die selbst gerne einen Job hätten, in dem sie mit einem mäßigen Aufwand ein akzeptables Gehalt erhalten. Ich kenne auch einige Personen, für die ein Beamtenjob auf keinen Fall in Frage käme. Dazu zähle ich mich selbst auch. Ich finde es attraktiver, wenn man einen Job hat, in dem man vor allem mit guter Leistung und hohem Engagement weiterkommt und nicht, weil man vielleicht eine höhere Altersstufe erreicht hat. Eigentlich sollte nur die Leistung zählen und sich letztendlich auch auf die Bezahlung auswirken. Mit einem Beamtenjob kann man sicher leben, aber ich denke nicht, dass das das richtige Tätigkeitsfeld ist, wenn man bereit ist, viel für den Job zu tun und dann auch ein entsprechend höheres, leistungsbezogenes Gehalt kassieren möchte. Wer aber einen lockeren Job sucht und keinen Wert auf ein hohes Einkommen legt, ist als Beamter sicher gut aufgehoben. Und wenn diese Leute einen solchen Job dann nicht bekommen, werden sie zickig.

Mein Mann ist auch Beamter in einem Ministerium und ich muss zugeben, dass ich ihn manchmal auch mit Beamtensprüchen aufziehe. Das kommt z.B. dann vor, wenn er freitags um 10.00 Uhr zur Arbeit geht und um 14:00 Uhr wieder heim geht. Natürlich haben sich die Zeiten geändert und mein Mann hat wesentlich mehr zu tun als noch vor zehn Jahren. Er gibt aber selber zu, dass er sich bei der Arbeit nicht hetzen muss und er zwischendrin auch immer mal wieder im Internet surfen kann.

Ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass ich ihn oft um seinen Job beneide. Jedoch nicht darum, dass er oft wenig zu tun hat, sondern eher um die Flexibilität, die sein Job mitbringt. Er kann in einem gewissen Rahmen kommen und gehen wann er will, Hauptsache er kommt auf seine 40 Stunden in der Woche und die Arbeit ist gemacht. Das fehlt mir in meinem Job manchmal schon. Natürlich können das nicht alle Beamten machen, aber in Ämtern und Ministerien ist das schon sehr oft möglich.

Beamte können sich heute nicht mehr leisten, keine Leistung während ihrer Arbeit zu zeigen. Jeder Beamte möchte ja auch irgendwann einmal befördert werden und das geht ohne Leistung heutzutage gar nicht mehr.

Leider gibt es immer wieder Beamte, die nur eine Standardleistung zeigen und kaum etwas mehr leisten wollen, aber diese sind einfach in der Minderheit. Viele müssen sich nur nach den Rahmenvorgaben und Gesetzen halten und das ist eben nicht immer einfach.

Beamte haben eben einfach den Vorteil, dass sie vom Staat angestellt sind und quasi unkündbar sind. Dann versteht es sich von selbst, dass Feierabendzeiten möglicherweise ein bisschen ernster genommen werden als das zum Beispiel in der Privatwirtschaft der Fall ist, wo das selbstredend nicht so einfach geht. Andererseits sollte man natürlich nicht pauschalisieren. Es gibt auch viele Beamte, wie zum Beispiel so manche Lehrer, die sich für ihren Beruf ordentlich ins Zeug legen und auch ihre Freizeit dafür aufwenden.

Aber seien wir doch ehrlich: Wenn man verbeamtet ist und weiß, dass man damit einhergehend einen sicheren Job hat, warum sollte man sich dann auch mehr ins Zeug legen, als es unbedingt nötig ist? Für mich ist das durchaus verständlich, auch wenn ich mich selber immer wieder darüber ärgere, wenn irgendein Amt mal wieder um zwölf Uhr zu hat, weil die Beamten schon wieder Dienstschluss haben.