Wie tief runter geht das eigentlich im Privat-TV?

Gerade schalte ich so von einer berührenden "Menschen hautnah" Dokumentation im ZDF noch kurz durch die Kanäle, da bleibe ich bei PRO7 hängen, weil sich 2 dicke, fette Brüste vor die Mattscheibe pressen. Und dann die Stimme einer Ruhrpott Tussi, die irgendwas von Klamotten faselt. Was ist das denn?

Ich schaue ziemlich geschockt und angewidert nur 5 Minuten zu und ich bin mir fast sicher, ich habe jetzt Narben am Frontallappen. Die Sendung heißt so ähnlich wie "We love Closet Del Mar". Gezeigt wird mir in den 5 Minuten das völlig belanglose Gelaber von 4 Schnallen, die sich permanent schminken und gegenseitig über ihre Klamotten herziehen und ein paar Herren, die auch so aussehen, als wären sie öfter als einmal vor die Wand gelaufen. Die eine mosert über die andere, wie beschissen doch ihre Jeans Jacke aussähe und ich möchte nur rufen: "Du blöde Kuh - was hilft die schönste Jacke, wenn aus deinem Gehirn einfach nur dummes Zeug kommt?" Was ist das? Minutenlang Weiber beim Schminken und Brabbeln? Mir scheint, es geht irgendwie um das Leben von 6 oder 8 Hauptschulabbrechern aus Gelsenkirchen-Buer oder Essen-Bergerborbeck, die es, wie auch immer, geschafft haben, einen Produzenten für die Idee zu begeistern, dieses menschenunwürdige Schauspiel auf Zelluloid zu bannen - okay, wohl eher auf eine Festplatte. Gemerkt? Ich habe keine Ahnung, worum es da geht. Vermutlich sinnfrei.

Genauso könnte ein Kamerateam die Jugendlichen hinter unserem Gärtchen beim Saufen filmen oder eine Doku über unsere vierköpfige Trinkergemeinschaft im Dorf drehen, die täglich mit dem Fahrrad das billige Bier vom Netto heranschaffen. Wen zur Hölle interessiert das? Wie viele Menschen schauen sich das an? Ich bin immer wieder erstaunt, dass das Privatfernsehen es schafft, die Latte doch noch ein Stück tiefer zu legen.

Klärt mich auf! Wer ist die Zielgruppe? Wen interessiert das? Was ist daran überhaupt interessant? Kann was noch belangloser sein? Wann zeigt man uns eine Glühbirne beim Leuchten? Obwohl, das hätte ja noch einen gewissen Sinn.

Erst einmal muss ich sagen, dass du sehr respektlos sprichst. Die Leute die für diese Formate arbeiten, richtig, sie arbeiten, bekommen Geld dafür. Das ist von Grund auf doch gar nicht schlecht. Da ich meist gar kein Fernsehen schaue und nur online gucke, kann ich nicht beurteilen, was an diesem Format gerade so schlimm für dich war. Diese Sendung wird aber wohl keinen Unterschied zu dem üblichem Nachmittags-Programm machen, oder?

Ich packe mal "Menschen hautnah" mit in den Vergleich. Je nach Thema der Sendung unterscheidet sich diese nicht sonderlich von den privaten Fernsehformaten. Natürlich, das Sprachniveau der Sprecher und Darsteller ist anders, die Themen sind allerdings recht ähnlich. Ob ich mir beim ZDF "Menschen hautnah - Haschkids" anschaue oder im Nachmittagsprogramm bei RTL "Mitten im Leben - Frau Mustermann kifft" ist doch eigentlich egal.

Auch ist der Zuschauer beim ZDF ein anderer als bei Pro Sieben und dem ZDF. Das liegt, so vermute ich, allein schon an den unterschiedlichen Uhrzeiten der Sendungen, zudem kenne und kannte ich kaum Jugendliche die freiwillig einen öffentlichen Sender geguckt haben. Wie oben schon mal angerissen, haben die verschiedenen Sender auch verschiedene Sprachniveaus. Das berühmt berüchtigte Nachmittagsfernsehen ist nun mal leichte Kost, wobei "Menschen hautnah" nun auch nicht der Knaller ist. Meine Vermutung: es liegt an dem Sprachniveau der Sendung und dem Verständnis der Zuschauer, sowie dem Zuschaueralter. Vom Bildungniveau der Zuschauer würde ich erstmal gar nichts abhängig machen, auch wenn man oft davon ausgeht.

@beere: Die Argumentation dafür, warum das Produzieren solcher Formate "von Grund auf" nicht schlecht wäre, verstehe ich nicht. Nur weil sie tatsächlich dafür bezahlt werden? Das wird der Zuhälter auch. Ebenso erhält der Trickbetrüger sein Geld. Daran kann man es nicht fest machen. Immerhin unterschlägst du damit, dass das Produzieren von Mist auch Mist generiert und - wenn man unabhängigen Untersuchungen glauben schenken mag - denkt ein größerer Teil der Zielgruppe hier wirklich, dass die "Realität" gezeigt wird. Was also ist "von Grund auf nicht schlecht" daran, die Leute gezielt zu "verblöden" bzw. für sein Format es in Kauf zu nehmen, dass Menschen die die Folgen nicht abschätzen können, sich vor der Kamera völlig entblößen? Dabei spielt es keine Rolle, ob man im "Frauentausch" oder aber bei "Super-Nanny" Potential zur Hassfigur aufbaut, auch wenn das Gezeigte letztlich gar nicht der Realität entspricht.

Zur Frage kann man eigentlich nur sagen, dass es offenbar keine Grenze gibt, die nicht überschritten werden kann. Schließlich war schon bei "Big-Brother" die Rede davon, den Tiefpunkt erreicht zu haben. Dann das "Dschungelcamp". Oder aber Formate, bei denen sich Menschen unters Messer legen. Oder aber "echte" Verkuppelungs-Shows. Ich gebe zu, dass auch ich mir im Grunde nichts vorstellen kann, was noch schlimmer sein könnte (die Produzenten ja auch nicht, daher wird Realität ja "gescriptet"). Es geht aber wohl doch immer weiter. Jedenfalls sehe ich jetzt wieder Potential für entweder mehr "Sex" (was aber eher aus rechtlichen Gründen so einfach nicht gehen dürfte) oder aber man geht gewohnte Pfade und überlegt sich z.B. eine Verkuppelungs-Show für Kinder. Vorstellbar wäre eine Show, in der sich zehn Jungen zwischen acht und elf um die Gunst einer Zwölfjährigen bemühen.

Es ging hier um die Sendung "We love Lloret". Dabei geht es um den Partyort Lloret de Mar. So wie ich das gestern mitbekommen habe, haben sich eben 8 Freunde, 4 Jungs und 4 Mädchen, auf den Weg dorthin gemacht, wohnen dort in einer Villa und haben eben nur Party und Saufen im Kopf. Und dann treffen sie eben noch komische Leute wie den König von Lloret im Bademantel beispielsweise.

Was ich aber so auf ProSieben bei den Kommentaren gelesen habe, finden das die Leute offensichtlich gut. Ich schaue die Sendung aber auch irgendwie gerne, weil ich mich einfach kaputt lachen kann, wie blöd die Tussen und die Jungs dort sind oder zumindest wie blöd sie tun. Ob die Sendung nun gestellt ist oder nicht, weiß ich persönlich nicht, das wäre aber wirklich interessant zu wissen.

@derpunkt: Nein, so meinte ich das garnicht. Ich versuche es noch ein wenig auszuführen. Jemand der in den Sendungen mitspielt ist nicht schlecht (der Ton im Anfangsposting ließ so etwas vermuten), genauso wie die Zuschauer eines solchen Formates.

Die beschriebene Sendung "We love Lloret" kenne ich leider nicht, ich würde sie mit "X-Diaries" vergleichen wollen, passt das ungefähr? Eine Dokkumentation, ist eine Dokumentation. Ich kann dem nichts negatives abgewinnen. Es wurde auch das Argument aufgeführt, dass das Fernsehen, speziell ein solches Format, seine Zuschauer verblöden würde. Warum sollte eine Sendung dies tun? Jemand der vorher nicht blöd ist und sich gescheit ausdrücken kann, wird doch nicht mit einem Schlag dumm?

Natürlich, Kinder die solche Sendungen sehen, haben daraus erst recht keinen Mehrwert, allerdings sollte man dafür nicht die Sender verantwortlich machen, sondern die Eltern. Hier hat das eine ja nichts mehr mit dem anderen zu tun. Es ist auch nur Unterhaltung, für Erwachsene wohlgemerkt, genauso wie ein Kinofilm oder eine Fahrt auf der Kirmes.

Ich kenne X-Diaries nur vom Hörensagen, aber ich denke nicht, dass diese Sendung auch nur annähernd so komisch ist wie "We love Lloret". Denn hier geht es wirklich nur ums Saufen und die Sendung ist auch keine Dokumentation, sondern es werden junge Leute gefilmt, wie sie sich abbechern und dann anschließend alles wieder oben und unten heraus kommt. Am nächsten Tag wird dann gezeigt, wie sie putzen und alles wieder aufwaschen. Zudem werden noch Haare blond gefärbt, die dann rot aussehen und weitere komische Dinge.

beere hat geschrieben:Erst einmal muss ich sagen, dass du sehr respektlos sprichst. Die Leute die für diese Formate arbeiten, richtig, sie arbeiten, bekommen Geld dafür. Das ist von Grund auf doch gar nicht schlecht.

beere hat geschrieben:[...]Ich packe mal "Menschen hautnah" mit in den Vergleich. Je nach Thema der Sendung unterscheidet sich diese nicht sonderlich von den privaten Fernsehformaten.

Ich habe vor kurzem auch die Werbung dazu gesehen, und es blieb nur Kopfschütteln. Deine Beschreibung ist sehr passend; am lustigen fand ich die Aussage einer der Damen, die so ähnlich war wie: "Wir sind aus dem Pott, wir sind wie wir sind und wir wollen jedem zeigen dass wir nicht assi sind!" oder so ähnlich. Ich musste sofort lachen und habe gedacht, dass es keine paar Sekunden gedauert hat bis ich mir eine Meinung gebildet habe. Ich bilde mir sicher sonst nie vorschnell eine Meinung, aber da bleibt einem ja nichts anderes übrig.

Ich denke es geht in Richtung RTL2 Niveau; diese Sendungen Berlin Tag und Nacht und Co, auch würde ich es auf das Niveau von Taff bringen, da wir ja bei Pro7 sind. Zielgruppe? Wahrscheinliche jugendliche Teenies, die sich damit identifizieren können (gibt es ja leider). Der Sinn dahinter? Ich weiß es nicht; ich jedenfalls würde mich bestimmt besser fühlen wenn ich mir so etwas anschaue, denn so kommt es mir wenigstens vor als würde ich etwas vernünftigeres mit meinem Leben anfangen als diese netten Damen und Herren. Man mag gespannt sein, was Pro7 uns da tolles zeigt. Ein gutes hat es schon mal; ich habe gerade herzlich gelacht als ich deinen, Richtline2, Beitrag gelesen. Sehr treffend formuliert.