System Schuld oder man selbst? Wieviel Eigenverantwortung?
Vor kurzem habe ich mich mit jemandem unterhalten, der von Zeit zu Zeit das gesamte System, den für ihn bösen Kapitalismus und die soziale Ungerechtigkeiten anprangert. Ein Teil seiner Unzufriedenheit erwächst sicher aus der Tatsache, dass er einen Job hat, in dem er wirklich sehr wenig verdient. So wenig verdienen wirklich die wenigsten und so hat er im Monat trotz Vollzeit-Berufstätigkeit kaum mehr als ein Hartz-IV-Empfänger. Dennoch mag er seinen Job sehr gerne und arbeitet lieber in diesem Job als in seinem erlernten Beruf, wo er sicher deutlich mehr verdienen würde.
Mir ist bei ihm mal wieder aufgefallen, dass es Leute gibt, die sich zwar über alles mögliche beschweren, selbst aber nicht sehr viel ändern. So beschwert er sich auch über die Politik, hat auf der anderen Seite aber auch kein Interesse daran, Politik aktiv mit zu gestalten. Ein weiteres Problem ist für ihn die Bezahlung mancher Jobs. Ich gebe ihm vollkommen recht, wenn er sagt, dass viele Tätigkeiten einfach unterbezahlt sind. Allerdings finde ich auch, dass man sich nicht so lautstark darüber beschweren kann, wenn man selbst die Wahl hat. Natürlich kann man es weiterhin anprangern, dass andere Leute weniger bekommen, auch wenn man selbst gut verdient. Aber man hat es in weiten Teilen auch selbst in der Hand, was man beruflich macht. Das fängt schon bei der Wahl der Ausbildung an und zieht sich dann durch das gesamte Berufsleben hindurch.
Er sagte mir dann, dass er gerne etwas Sinnvolleres machen würde als das, was er jetzt macht. Aber er war dann auch der Meinung, dass er mit Mitte 20 keine andere Ausbildung mehr machen würde. Auch ein Studium kommt nicht infrage, weil er dabei nicht nur studieren, sondern auch zuvor das Abitur ablegen müsste. Er bleibt also in seiner Position, die ihm nicht zusagt, und beschwert sich. Und das wiederum kann ich nicht verstehen, da ich denke, dass es fast nie zu spät ist, noch einmal etwas anderes im Leben zu machen.
Wie geht ihr mit Menschen um, die ihre eigene Situation kritisieren, dann aber nichts daran ändern? Kann man es sich so leicht machen, das System an sich als Problem zu benennen? Jeder wird wohl zustimmen, dass es Verbesserungsbedarf gibt. Allerdings denke ich, dass wir in einem Land leben, in dem es jedem freisteht, das zu tun, was er möchte. Aber man muss eben auch bereit sein, etwas dafür zu leisten. Was sagt ihr dazu?
Da hier der berufliche Bereich besonders im Vordergrund steht, würde ich sagen, dass ich es tatsächlich nicht ganz so einfach finde, das zu tun, was ich will. Ich finde, dass ein Teil dieser Beschwerden Deines Bekannten auch durchaus berechtigt ist, auch, wenn er einen Teil der Dinge, über die er sich beschwert ändern könnte und seine Haltung und seine Meinung möglicherweise etwas anpassen sollte. Einen neuen Beruf erlernen kann man grundsätzlich ziemlich lange, das ist nicht unrichtig. Aber man kann nicht bis ins hohe Alter alles erlernen, was einen interessieren oder reizen würde. Die klassischen Ausbildungsberufe, die man in einem Betrieb absolvieren muss, fallen beispielsweise weg, weil es ab einem gewissen Alter einfach unglaublich schwierig wird, überhaupt eine Ausbildungsstelle zu bekommen. So habe ich es jedenfalls erlebt, als ich mit Ende zwanzig noch eine neue Ausbildung anfangen wollte. Ich musste mich hier dann tatsächlich auf ein Fernstudium verlegen, was meine Auswahl aber wiederum erheblich eingeschränkt hat, weil mich mit Ende zwanzig niemand mehr ausbilden wollte, bei dem ich angefragt habe.
Ich meine außerdem, dass Dein Bekannter, das, was er beruflich tut, aus irgendeiner Überzeugung heraus tut, denn Du schreibst immerhin, dass er seinen Job gerne ausübt. Er beschwert sich aber über die widrigen Umstände, insbesondere im Hinblick auf die Bezahlung seiner Tätigkeit. Die Lösung muss nun nicht lauten, dass er dann einen anderen Beruf erlernt und auch nicht, dass er politisch aktiv wird. Ich finde eher, dass die Lösung darin liegt, auf solche Missstände überhaupt einmal aufmerksam zu machen, und das funktioniert wiederum in erster Instanz dazu, dass man sich über die Missstände offen äußert. Dass Dein Bekannter Umstände beklagt, mit denen er sich tatsächlich auseinandersetzen muss, halte ich hierbei nicht für unrecht. Als unrecht sähe ich es an, wenn er sich über angeblich widrige Umstände beklagen würde, die recht offenbar keine sind. Du schreibst allerdings auch, dass man sich „nicht so lautstark“ beschweren dürfe, weswegen ich mir unsicher bin, ob Du meinst, dass Dein Bekannter sich über seine Umstände durchaus beklagen darf, aber er es in Deinen Augen möglicherweise in einem Übermaß tut, das wiederum nicht wirklich gerechtfertigt ist. Ist es also eine Frage des Maßes der Beschwerden, die bestimmen, ob die Beschwerden an sich geduldet werden können oder nicht mehr in Ordnung gehen? Bist Du grundsätzlich der Meinung, dass man seine widrigen Umstände beklagen darf, aber eben nicht im Übermaß?
Solche Menschen, die sich ständig über ihre Lebensumstände beklagen und einen Schuldigen dafür suchen, der verantwortlich zu machen ist, ohne, dass sie dabei einmal auch sich selbst in Betracht ziehen, kenne ich schon auch. Ich bin mir deshalb nicht ganz sicher, ob Du Dich lediglich an der Tatsache anstößt, dass Dein Bekannter nicht über seine eigenen Möglichkeiten nachdenkt, an seinen Umständen etwas zu verändern und es ihm möglicherweise auch nur um das Beschweren geht, denn er ändert ja nichts. Bei den Personen, die mir in dieser Hinsicht einfallen, handelt es sich um zwei eigentlich ganz unterschiedlich gelagerte Fälle, die aber im Grunde genommen das gleiche Problem haben und die sich übrigens auch gegenseitig kennen, aber die Haltung des anderen nicht nachvollziehen können. Das mutet teilweise wirklich komisch an, weil man daran ganz gut erkennen kann, wie wenig rational beide Seiten in ihrem eigenen Fall doch vorgehen, wenn sie die andere Seite mit entsprechend rationaler Sicht betrachten. Unterscheiden tun sich die beiden allerdings in einem Punkt, denn einer von beiden sucht wenigstens teilweise auch den Schuldigen unbedingt in sich selbst und nicht im System, was auch wieder einen ganz merkwürdigen Touch hat.
Dennoch meine ich, dass es gerade in beruflicher Hinsicht alles andere als einfach ist, sich umzuorientieren, was vor allem bedeuten soll, dass das Alter bei der Berufswahl und der Berufsausübung hier in Deutschland definitiv eine große Rolle spielt. Es mag sein, dass man eine Vielzahl an Möglichkeiten hat, wenn man noch die Schule besucht und dann seine Berufsausbildung beginnen will. In diesem Alter begreift aber noch nicht jeder die Tragweite der richtigen Entscheidung. Außerdem kann man in entsprechend jungen Jahren auch eine absolute Vernunftsentscheidung treffen, die sich Jahre oder Jahrzehnte später als falsch herausstellt. Oder die Gegebenheiten ändern sich wieder, sodass man die ursprünglich richtige Entscheidung im Nachhinein nicht mehr wirklich verwerten kann und sich anderweitig orientieren muss. Mit Anfang dreißig noch etwas beruflich vollkommen Neues zu beginnen, ist jedenfalls mehr als nur schwierig, selbst, gerade im Falle einer klassischen Berufsausbildung.
Ich sehe das nicht so. Gerade Menschen, die sich andauernd beklagen und die Situation einfach auf das System schieben, machen es sich hier einfach zu einfach. Es gibt genügend Möglichkeiten, sich einfach um zu orientieren und sogar noch einen anderen Beruf auszuüben als man gelernt hat oder indem man schon arbeitet. Ich kenne einige Leute in meinem Bekanntenkreis, die das geschafft haben. Man muss nur die nötige Motivation besitzen, alles erreichen zu können. Das ist gar nicht so schwierig. Eine Freundin von mir macht jetzt mit Mitte zwanzig ihre erste Ausbildung. Sie hat seit etlichen Jahren eine Ausbildung gesucht und ist jetzt endlich durch ihren Nebenjob an eine Ausbildungsstelle gekommen. Das beweist, dass man nie aufgeben sollte.
Ein anderer Freund war Berufssoldat und hat mit dreißig noch eine andere Ausbildung begonnen. Er ist jetzt bald fertig und freut sich sehr auf seinen Job. Das zeigt, dass man selbst dafür verantwortlich ist, was man aus seinem Leben macht, man muss es nur wollen.
Selbst ich habe noch eine zweite Ausbildung mit über zwanzig begonnen und bin wiederum nächstes Jahr fertig. Gerade eine zweite Ausbildungsstelle zu bekommen ist nicht einfach, aber man darf da nie aufgeben.
Ich kann solche Leute einfach nicht verstehen, die alles auf das System schieben. Für mich hört sich das ganz schwer nach einer Ausrede an, warum es nicht einfach angepackt wird.
Wenn man nur jammert und meckert, nicht aber etwas tut, um die Situation zu verändern, dann ist es etwas anderes, wenn man versucht, etwas zu ändern und man immer wieder Steine in den Weg gelegt bekommt. Da unterscheide ich schon und ich kann die ewigen Meckerer und Jammerer auch nicht wirklich verstehen, denen vieles nicht passt, die aber auch scheinbar nicht versuchen, etwas an dieser Situation zu ändern. Da kommt auf jeden Fall eine Eigenverantwortung zu tragen, und die muss man schon in die Hand nehmen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn man sich sehr aktiv um eine Veränderung der eigenen Situation bemüht ist und da auch einiges in Angriff nimmt. Die Veränderungen werden vielleicht nur in kleinen Schritten gemacht, manchmal kommt es auch zu einer Stagnation oder man fällt zurück. Dass man dann frustriert ist und vielleicht mal meckert, ist dann schon eher nachvollziehbar.
An sich ist man durchaus in der Lage, selbst die Situation zu ändern, in der man steckt, aber wenn man macht und tut und die Situation ändert sich kaum zum Positiven - ist es dann Pech, ist es dann das System oder ist es man es selbst? Ich will das nicht beurteilen, aber wenn es an einem selbst liegt und man kann nicht aus seiner Haut, liegt es wirklich nur an einem selbst oder hat man da nicht doch auch ein wenig Pech? Ich habe gerade in Bezug auf die Arbeit und in Bezug auch auf die Suche leider schon viel Negatives erlebt, aber ich ziehe mir nicht den Schuh an, dass es ausschließlich an mir allein liegt. Auch ziehe ich mich nicht aus meiner eigenen Verantwortung zurück und sage, dass es eben am System allein liegt und so weiter. Man kann bei so etwas letztendlich nichts anderes tun, als es immer wieder zu versuchen, wenn man unzufrieden oder sogar vollkommen unglücklich mit der Situation ist.
Du hast davon geschrieben, dass diese Person an sich die Möglichkeit hätte, mehr Geld in einer anderen Tätigkeit zu verdienen und sie auch keinerlei Schwierigkeit hätte, dort etwas zu finden. Dann sollte sie eben versuchen, eine Mischung aus beiden Tätigkeiten herbeizuführen, zum Beispiel als Haupt- und als Nebentätigkeit oder etwas in der Richtung. Wenn man selbst die Wahl hat und sich vermeintlich für die persönlich bessere Position entscheidet, aber eben gegen ein Mehr an Geld, dann liegt es nun in der Tat an der Person selbst.
Natürlich gibt es Berufstätigkeiten, die unterbezahlt sind, darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Aber wie gesagt, diese Person hatte die Wahl und hat sie noch und da braucht sie sich im Grunde nicht wirklich zu beschweren. Dass sie gern mehr Anerkennung, auch im finanziellen Bereich möchte, ist nachvollziehbar, aber in der Regel sollte man so etwas, wenn man keinem Tarif oder sonstigem unterliegt, mit dem Arbeitgeber besprechen.
Eine weitere Ausbildung zu machen, ja, das ist sicherlich möglich, aber Hand aufs Herz, es ist doch eher selten, eine Zweitausbildung selbst zu bekommen. Die Option der Umschulung ist sicherlich gegeben, aber bekanntermaßen wird eine Umschulung nur noch unter ganz bestimmten Voraussetzungen gefördert und man kann sich nicht unbedingt seinen Traumberuf festhalten. Ich kenne auch positive Beispiele, wo eine zweite Ausbildung absolviert wird, aber es gibt nun einmal genügend Beispiele, wo es keine Möglichkeit gibt, wieder in das Berufsleben zurückzukehren, und davon auch leben zu können oder auch, um eine zweite Ausbildung zu machen. Unmöglich ist es garantiert nicht, aber schwieriger.
Na ja, ich finde schon, dass die Menschen das Recht haben, sich über gewisse Dinge zu beschweren, weil uns gar nicht die Möglichkeit gegeben wird, Politik selbst mitzugestalten. Politik aktiv gestalten heißt für mich auch Volksabstimmungen zu veranstalten und wie oft passiert das schon? Das hat man doch wunderbar am Protest gegen Stuttgart 21 gesehen. Nach dem Motto, wir haben alle vier Jahre etwas zu sagen und den Rest der Zeit dürfen wir die Füße still halten. Und es gibt noch zahlreiche andere Dinge, über die man sich aufregen könnte: Outsourcing, die Arbeit der Ratingagenturen, die Schere zwischen arm und reich usw. In die Politik kann nun mal nicht jeder gehen, dafür braucht man viel Selbstbewusstsein und Charisma, was nun einmal nicht jeder hat. Außerdem fällt mir auch keine Partei ein, hinter deren Programm ich voll und ganz stehe, sodass ich Mitglied werden wollte.
Was deinen Bekannten angeht, sehe ich das aber nochmal anders, weil er, falls ich das richtig verstanden habe, bereits in einem Beruf ausgebildet wurde, in dem er mehr verdienen würde. Außerdem ist Mitte 20 kein Alter, in dem schon alles verloren ist. Ich kenne genug Studenten, die ihr Studium abgebrochen und sich noch einmal völlig neu orientiert haben. Die Schwester eine Freundin brach ihr Studium sogar kurz vor der Bachelorarbeit ab und studiert nun etwas völlig anderes. Es gibt Dinge, die der Einzelne kaum beeinflussen kann und da hat man meiner Meinung nach auch das Recht, sich aufzuregen. Andererseits gibt es auch genug Dinge im Leben, auf die wir sehr wohl Einfluss nehmen können (und die Jobwahl gehört dazu) und wenn man da aus Bequemlichkeit nichts ändert und stattdessen rumstänkert, habe ich dafür kein Verständnis. Zum Glück habe ich in meinem Freundeskreis niemanden, der so handelt. Gäbe es aber so jemanden, würde ich dieser Person definitiv meine Meinung sagen, schon alleine weil mich permanentes Gejammer an senile alte Menschen erinnert.
Einige sehen das mit deutlich blauen Augen. Wir leben zunehmend in einer Zeit, in der propagiert wird, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Eine einfache Formel, die das Scheitern auf einfachste Weise dem Individuum in die Schuhe drückt. Man hat allerdings in den letzten 3 Jahrzehnten politisch und sozial gleichzeitig solche Grundlagen für den Bürger geschaffen, die das Scheitern besonders einfach und den Weg zurück, oder zur Veränderung, oder zum Erfolg relativ schwer machen. Diese Universalformel ist nichts weiter als ein Kind dieser Politik, um vom Scheitern derselben abzulenken.
Allerdings ist dein Lebensweg in höchstem Maße davon bestimmt, wo und in welche Verhältnisse du geboren wirst. Dein Lebensweg ist in hohem Maße davon abhängig, wie die finanziellen Verhältnisse deiner Eltern sind. Die soziale und berufliche Durchlässigkeit ist bei uns leider ziemlich gering.
Die Möglichkeit, politische Prozesse zu beeinflussen geht für den einzelnen Bürger gegen Null. Es ist lächerlich, jemandem vorzuwerfen: Dann ändere doch was am Kapitalismus und an der Politik. Politisch Einflussnahme mag im lokalen Bereich ja noch gelingen, ändert aber nichts "am System". Will man am größeren Rad drehen, hat man bei den etablierten Parteien keine Chance, wenn man sich nicht von Jugend an in dieses Räderwerk begeben hat. Dazu kommt, dass wir heute in den Anfängen einer Postdemokratie leben, was die Sache noch viel schlimmer macht.
Jeder ist seines Glückes Schmied, das ist doch eine ziemlich verzerrende Schwarz-Weiß-Malerei und geht weit an der Realität vorbei.
Ich denke, dass es schwer ist zu sagen, ausschließlich das System oder man selbst sei schuld an der eigenen Situation. Sicher gibt es Fälle, in denen man sagen kann, dass diese Personen sich selbst mehr bewegen sollten und dann vielleicht auch etwas an ihrer Situation ändern könnten. Solche Personen kenne ich auch und deren Beschwerden ignoriere ich dann auch. Denn wer mit 22 sagt, er sei jetzt fertig und würde sich nicht mehr ändern und könne auch nichts mehr lernen, der lebt wohl auch nicht in der Wirklichkeit, die rund um ihn tobt.
Teilweise ist es aber auch das Umfeld der Person, was mit der Schuld des Systems nicht unbedingt etwas zu tun hat. Denn auch ich kenne solche Personen, die zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen haben und nicht merken, dass sich durch den Systemwandel, der sich ja immer vollzieht, bestimmte Dinge nicht mehr funktionieren. Jeder kann das erreichen was er will wird beispielsweise zunehmend schwerer. Sicher war das schon immer vom eigenen Engagement bestimmt. Das sollte man nicht vergessen, aber durch Veränderungen im System funktioniert eben einiges anders als noch vor Jahren.
Trotz meiner Meinung, dass viel in uns selbst liegt, denke ich aber auch, dass das System einen Teil der Schuld trägt. Politik wirklich mitzubestimmen ist nicht so einfach, wie das gern gesagt wird. Da kann man sich ja schon einmal ausrechnen, welchen Anteil eine Stimme am Gesamtergebnis hat. Trotzdem sollte man sicher wählen gehen, aber auch das ist ein Teil Idealismus. Und auch in der Lokalpolitik ist nicht einfach so mal etwas zu bewegen. Auch hier muss man erst einmal etwas vorweisen können. Aber selbst wenn man dann Einfluss nehmen kann, ist man in seinen Entscheidungen doch immer davon beeinflusst, was bisher passierte.
Ich denke daher, dass man schon die Verantwortung für sich übernehmen sollte. Wenn es dann schief geht, dann kann man ja auch gern mal meckern und auf das System schimpfen, man hat dann zumindest etwas getan und sich nicht nur auf andere verlassen. Allerdings würde ich auch nie unbedingt Wände aus Stahlbeton mit bloßen Händen einreißen wollen. Denn manche Dinge lassen sich nicht einfach so verändern. Dann gibt es aber oft genug auch einen anderen Weg, der dann zu dem gewünschten Ergebnis führt. Und dazu gehört eben auch mal auf den richtigen Moment zu warten und für einen Augenblick nichts zu tun oder gar zu ändern.
Mir ist bei ihm mal wieder aufgefallen, dass es Leute gibt, die sich zwar über alles mögliche beschweren, selbst aber nicht sehr viel ändern. So beschwert er sich auch über die Politik, hat auf der anderen Seite aber auch kein Interesse daran, Politik aktiv mit zu gestalten.
Es wird zwar gerne gesagt, jeder können doch politisch mitgestalten, aber eigentlich stimmt das ja nicht. Man kann irgendeiner Partei beitreten oder sich in einer Initiative engagieren, aber weit kommt man damit nicht. Das höchste der Gefühle wäre es dann wohl, mal einen Flyer gestalten zu dürfen oder mal im Stadtrat einer kleinen Gemeinde sitzen zu dürfen. Dadurch ändert man die Gesellschaft nicht. Auch mit Engagement ist nicht garantiert, dass man die Chance erhält, etwas überregional Wichtiges mitzubestimmen.
Aber man hat es in weiten Teilen auch selbst in der Hand, was man beruflich macht. Das fängt schon bei der Wahl der Ausbildung an und zieht sich dann durch das gesamte Berufsleben hindurch.
Das würde ich auch nicht so sehen. Zum einen braucht man gewisse geistige Fähigkeiten, um zu studieren. Jemanden, den ein Studium mental überfordern, bringt die Immatrikulation an einer Uni wenig. Genauso muss man für bestimmte Berufsfelder eben auch irgendwie geeignet sein. Es mag schon sein, dass man mit ganz viel Anstrengung vieles erreichen kann, nur ist dafür eben mitunter so viel Anstrengung nötig, dass es sich eigentlich nicht lohnt.
Und wenn man ein System möchte, in dem jeder einen Arbeitsplatz bekommt und Unternehmen auch Auszubildende annehmen müssen, die über 30 sind, dann müsste man die Entscheidungsfreiheiten der Wirtschaft schon recht deutlich einschränken. Wobei ich nicht finde, dass sowas in jedem Fall schlecht ist, aber es wäre eben ein komplett anderes System als wir es momentan haben und das wird schwer zu erreichen sein.
Manchmal heißt sich beschweren auch nur, dass man dem eigenen Ärger Luft macht. So geht es vielen, nachdem die mal genörgelt haben wieder besser, von daher hat das Frustablassen auch eine befreiende Funktion, die man nicht unterschätzen sollte. Über etwas zu meckern bedeutet nicht immer, dass man es auch ändern will – vielleicht weil das nicht oder nur schwer möglich ist oder man dazu nicht die Kraft hat.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-192448.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1100mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1149mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1542mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1176mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich? 2364mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: winny2311 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich?