Welches sind eure schönsten Kindheitserinnerungen?

vom 11.06.2012, 14:51 Uhr

Ich wurde Ende der Siebziger geboren, genauer gesagt in deren letztem Jahr. Aufgewachsen bin ich demnach in den Achtziger Jahren und meine Kindheit war wirklich sehr intensiv. Ich war ein wildes Kind, das sehr frei war, aber das war damals irgendwie scheinbar auch noch üblich, jedenfalls waren wir alle immer unglaublich lange draußen und hatten auch keine Aufsicht durch irgendwelche Eltern. Es gab so einiges, was ich als wirklich schöne Erinnerung an meine Kindheit habe, aber eine Erinnerung sticht da vollkommen heraus und ich weiß nicht wirklich, warum das so ist.

Als ich sechs Jahre alt wurde, kam meine gesamte Familie am Morgen in mein Zimmer, um mich mit einem Ständchen zu wecken, denn so war das bei uns üblich und darauf hat sich auch jeweils jeder immer sehr gefreut, denn damit fiel der Startschuss für einen Tag voller Erwartung und Freude. Anschließend ging es nach unten ins Wohnzimmer, wo meine Eltern ein paar Geschenke für mich drapiert hatten. Ich packte eines aus und hielt einen Kassettenrekorder in der Hand, den ich übrigens heute noch besitze und der auch noch tadellos funktioniert.

Das war damals für mich eine absolute Sensation, denn ich habe es unter anderem sehr geliebt, Hörspielkassetten zu hören, wofür ich aber immer auf eine meiner Schwestern angewiesen war, denn ich selbst hatte keine Möglichkeit, die Hörspielkassetten abzuspielen – im Gegensatz zu meinen Schwestern eben. Jedenfalls war ich glückselig, denn endlich hatte ich ein eigenes Gerät. Vor lauter Freude habe ich in diesem Moment auch gar nicht daran gedacht, dass mir die Hörspielkassetten zum Abspielen fehlen. Von meinem Vater bekam ich dann aber noch zwei Leerkassetten, sodass ich meinen halben Geburtstag über das Radioprogramm aufgenommen habe, um es mir dann anschließend anzuhören. Besonders in Erinnerung habe ich dabei die Mars-Werbung, die ich auch aufgenommen habe. „Mars macht mobil bei Arbeit, Sport und Spiel“, ich weiß nicht, wie oft ich diesen Slogan gesungen habe.

Ich wollte also mit diesem Kassettenrekorder schon nach oben in mein Zimmer rennen, als mein Vater mich darauf hinwies, dass das noch nicht alles gewesen sein soll. Total überrascht, weil ich nicht damit rechnen konnte, dass ich noch etwas bekommen würde, folgte ich seiner Hand, die auf einen Sessel zeigte. Dort saß zu meiner völligen Überforderung ein Stofftier, nämlich ein Bugs Bunny, der ein Stück größer war als ich und den ich einige Tage zuvor mit meiner Mutter in Bremerhaven entdeckt hatte. Ich war schon immer ein absoluter Fan von Hasen und habe damals auch ihn und wieder Bugs Bunny im Fernsehen gesehen. Diesen Bugs Bunny aus Stoff wollte ich damals unbedingt haben, konnte mir aber schon denken, dass das nichts wird und habe natürlich, als ich meine Mutter in der Stadt darauf angesprochen habe, eine Absage erhalten. Sie sagte mir damals noch, dass er viel zu teuer sei, was ich auch sofort glaubte, weil er eben so groß war. Und groß bedeutete für mich gleichzeitig, dass etwas teuer war.

Nun hatten meine Eltern mir dieses Stofftier also doch gekauft und ich besitze diesen Bugs Bunny auch heute noch. Er sieht nicht sonderlich anders aus als damals, weil ich mit Kuscheltieren eigentlich nichts anfangen konnte und sie auch immer aus meinem Bett geworfen habe, während ich schlief, weil sie mich störten. Meine Freude damals war aber wirklich unglaublich groß und ich dachte ehrlich, ich müsse vor Glück eigentlich überschnappen. Ich habe das bis heute nicht vergessen, obwohl es mittlerweile bald siebenundzwanzig Jahre zurückliegt. Schon erstaunlich, wie greifbar solche emotionalen Situationen auch Jahre später noch sein können.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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