Warum zu wenig Homophobie - Prävention?

vom 27.02.2012, 20:37 Uhr

"Schwule Sau", "Schwuchtel", "Lesbenpack". All diese Wörter sind sowohl in der Schule als auch in allen anderen Gesellschaftsgruppen gängig. Nur die wenigsten sind sich dessen bewusst, dass mit diesen Schimpfwörtern soziale Gruppen angegriffen und diskriminiert werden. 2007 wurde zum Beispiel eine Statistik veröffentlicht, bei der aufgezeigt wird, dass das meistbenutzte Schimpfwort in der deutschsprachigen Jugend "schwule Sau" ist. Wenn zwei Männer händchenhaltend durch die Straße gehen, dreht sich gleich jeder nach ihnen um, tuscheln und lachen darüber. Bei heterosexuellen fällt das niemanden auf und keiner macht einen Aufstand.

Lehrer_innen wissen nicht wie man mit homosexuellen Beschimpfungen umgehen soll oder fühlen sich nicht verpflichtet die Schüler_innen aufzuklären. Zwar wird an den meisten Schule gegen Mobbing gehandhabt, doch das Mobbing gegen Menschen mit gleichgeschlechtlicher Liebe wird meistens vergessen oder verdrängt. Und weil Jugendliche 80 % ihrer Zeit in der Schule verbringen, sollte genau dort entgegen gewirkt werden.

Trauen sich homosexuelle Menschen nicht zu outen, weil diese beschimpft werden? Was denkt ihr, sollte man besonders in Schulen mehr aufklären? Warum ist es eigentlich so tabu homosexuell zu sein? Was denkt ihr über homosexuelle?

» TabbyTheresa » Beiträge: 70 » Talkpoints: 3,97 »



Erst einmal denke ich, dass dein Titel nicht zum Thema passt. Homophobie ist die Abneigung gegen Homosexuelle und Homophilie ist die Sympathisierung mit ihnen. Da du im Titel schreibst, dass es zu wenig Homophobie gäbe, dachte ich dass du in diesem Thread gegen Homosexualität wettern würdest. Oder wie hattest du diese Überschrift gemeint? Vielleicht sehe ich den Sinn nur einfach nicht.

Ich denke, dass es schon lange kein richtiges Tabu mehr ist homosexuell zu sein. Aber ich komme ja auch aus einem Dorf mit einem Schwulen Schützenkönig, bin Vorstandsmitglied in einem Reitverein mit einem schwulen ersten Vorsitzenden und seinem Lebensgefährten als Bereiter und ich habe eine lesbische Tierärztin. Ich habe absolut keine Probleme mit Homosexualität und akzeptiere homosexuelle Menschen ganz genau so wie die heterosexuellen Menschen auch. ich muss aber gestehen, dass es für mich immer wieder ein seltsamer Anblick ist, wenn zum Beispiel zwei Männer sich in der Öffentlichkeit küssen. mein Hirn sagt mir da einfach, dass an diesem Bild etwas nicht stimmt. Mein Bewusstsein sagt mir aber, dass das alles schon seine Richtigkeit hat und ich mir darüber keine Gedanken machen sollte.

Trotzdem habe auch ich schon jemanden eine Schwuchtel genannt in meiner Jugend. Mittlerweile kommt so etwas nicht mehr vor, da ich mit homosexuellen Menschen nun viel mehr zu tun habe und es unangebracht fände, diese Ausdrücke weiter zu verwenden. und außerdem bin ich aus dem Alter der sinnlosen Beschimpfungen schon lange heraus. Aufklärung bringt da aber meiner Meinung nach nicht viel. Aufgeklärt über Homosexualität bin ich früher ja auch schon gewesen. Der direkte Kontakt und die damit einhergehende Akzeptanz von "betroffenen" Personen wenn ich das kurz so sagen darf hat bei mir den Ausschlag gegeben. Ich will nicht sagen, dass Homosexualität auch nur im Ansatz mit einer Krankheit vergleichbar sei, auf keinen Fall! Aber viele Menschen sehen es einfach immer noch als krank und unnormal an und sind deswegen mit starken Vorurteilen belastet.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Mit dem Titel: "Warum zu wenig Homophobie - Prävention", habe ich die Frage gestellt, warum zu wenige gegen Homophobie gemacht wird. Es tut mir leid wenn ich den Titel etwas missverständlich formuliert habe. Natürlich bin ich gegen Homophobie. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

» TabbyTheresa » Beiträge: 70 » Talkpoints: 3,97 »



Es ist eine Schande, dass Homosexuelle in Deutschland immer noch unter Diskriminierung zu leiden haben, aber so einfach lässt sich das nicht ändern. Den "Schwarzen Peter" den LehrerInnen entgegen zu schieben halte ich für sehr unfair. Mittlerweile haben LehrerInnen schon ausreichend mit Erziehungsaufgaben zu tun, da gehört so etwas in die Kinderstube. Für mich ist es eine Frage der Erziehung der Eltern, die eigentlich Selbstverständlichkeit sein sollte. Lehrerinnen und Lehrer sind meines Erachtens nicht dafür da Werte und Normen zu vermitteln. Deshalb ein klares Nein auf Deine Frage. Nein, es muss in den Schulen nicht mehr getan werden. Soweit ich das kennengelernt habe gibt es viele LehrerInnen, die sich zu ihrer Homosexualität bekennen, was für mehr Aufklärung sorgt unter den Kindern und Jugendlichen und somit für mehr Offenheit und ein einfaches Umgehen mit dem Thema.

Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass gleichgeschlechtliche Paare vom Staat diskriminiert werden. Wenn die oberste Instanz eines Staates homosexuelle Lebensgemeinschaft und heterosexuelle nicht als gleichwertig ansieht, wie soll man das von jungen Erwachsenen und der gesamten Gesellschaft erwarten? Schwule und Lesben haben nicht die Möglichkeit zu heiraten, lediglich dürfen sie die eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen, die aber auch erst seit 2001 existiert. Ich bin der Meinung, dass die Politik in dieser Hinsicht ihre Gesetze ändern sollte, denn wenn Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle und sonstige die gleichen Rechte haben wie Heterosexuelle, erst dann kann man auch von der gesamten Bandbreite der Gesellschaft diese Akzeptanz der Gleichberechtigung erwarten. Selbstverständlich kann man die auch jetzt erwarten, aber in vollem Umfang gibt es bei näherem Hinsehen halt doch noch einige Probleme mehr.

Ich bin selbst homosexuell und glücklicherweise ist es kein Tabu mehr. Wir sind in Deutschland schon sehr weit und darüber können wir glücklich sein. Es ist in sehr wenigen EU-Ländern so, dass Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen dürfen zum Beispiel. Wie gut, dass man hier in Deutschland alle Möglichkeiten hat - außer der Ehe und das gleiche Adoptionsrecht, aber ich bin der Meinung, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist bis dieses gleich ist. Denn alles ist in einen Prozess gebunden, der eben Zeit erfordert.

» Minerva » Beiträge: 242 » Talkpoints: 47,90 » Auszeichnung für 100 Beiträge



TabbyTheresa hat geschrieben:Mit dem Titel: "Warum zu wenig Homophobie - Prävention", habe ich die Frage gestellt, warum zu wenige gegen Homophobie gemacht wird. Es tut mir leid wenn ich den Titel etwas missverständlich formuliert habe. Natürlich bin ich gegen Homophobie. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.


Ah, okay, dann habe ich den Bindestrich mit einem Gedankenstrich verwechselt. Wie blöd von mir :oops: . Dann passt dein Titel aber doch ganz gut!

Was mir noch zu diesem Thema eingefallen ist ist, dass es vielleicht sogar kontraproduktiv sein könnte, wenn man Schülerinnen und Schüler in der Schule noch weiter über Homosexualität aufklärt. Über verschieden geschlechtlichen Sex wird man ja sehr ausführlich erklärt und man erlernt mit den gängigen Lehrfilmen ja auch einige verschiedene Sexualtechniken und erfährt über verschiedene Fetische. Das sorgt meistens auch immer für eine Welle von neuen Schimpfwörtern. Wenn man nun vielleicht auch noch über das Sexualleben von Homosexuellen Paaren aufklären würde - und viel mehr wüsste ich nicht, was noch aufgeklärt werden muss denn ansonsten gibt es da ja gar nichts zu erklären - dann würde es vielleicht noch mehr Abneigung geben. Ich finde deswegen, dass man Homosexualität viel normaler behandeln sollte und nicht unbedingt auf gezielte Prävention setzen sollte.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich muss ehrlich sagen, dass ich zumindest bei mir an der Schule niemals beobachten konnte, dass dort die Schüler irgendwie großartig gegen Homosexualität eingestellt wären. Sicherlich kommt das auf die Schule an, denn ich habe schon häufiger gehört, dass es beispielsweise an städtischen Schulen härter zugehen soll, als etwa an Schulen auf dem Land, wo ich herkomme. Ich habe mein Abitur erst dieses Jahr abgeschlossen und in meinem Jahrgang hatten wir zwei schwule junge Männer, die wirklich niemals irgendwelche Probleme hatten. Die Mädchen fanden das teilweise sogar besonders toll, weil sie sich einen schwulen, besten Freund wünschten und die schwulen jungen Männer hatten auch heterosexuelle Kumpels, die damit auch kein Problem hatten. Eine derartige Entwicklung kann ich also bei mir nicht verzeichnen.

Abgesehen davon muss ich sagen, dass ich es durchaus schon erlebt habe, dass man Schimpfwörter benutzt hat, die sich gegen Homosexuelle richteten, die aber nicht direkt auf eine Homosexualität abzielten, sondern die von den Schülern einfach als Schimpfwort gebraucht wurden, ohne dass diese sich großartige Gedanken darum machten, welche Gruppen damit beleidigt werden. ''Schwule Sau'' konnte in dieser Hinsicht also ein ganz normales Schimpfwort sein, wie auch ''Blödmann'' oder so.

Dennoch kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es viele Städte und Schulen gibt, an denen die Homosexualität auch heute noch ungern gesehen wird, wo dann eben Homosexuelle sich auch nicht outen können, weil sie nicht akzeptiert werden würde und mit einer Ausschließung rechnen müssten. Ich würde dir diesbezüglich durchaus zustimmen, dass man hier erstmal an den Schulen anfangen sollte, denn hier scheint der Hass ja oftmals zu beginnen, auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass es auch außerschulische Gruppen gibt, die diesen Hass gegen Homosexuelle fördern.

Dennoch muss ich sagen, dass ich diese Aufgabe niemals den Lehrern überlassen würde, schlicht und einfach aus dem Grund, weil ich ihnen nicht trauen würde, denn auch unter den Lehrern könnte es welche geben, die die Homosexualität nicht tolerieren, sondern dagegen sind und die werden den Schülern dann auch mit Sicherheit nichts gutes diesbezüglich vermitteln. Die Aufgabe würde ich hier anderen Organisationen übertragen. Wir hatten an unserer Schule beispielsweise wiederholt ''Drogenseminare'', in denen wir dann über die unterschiedlichen Drogen aufgeklärt wurden und uns eingetrichtert wurde, dass wir diese unter keinen Umständen nehmen sollten.

Genauso könnte man doch auch Seminare einlegen, in denen es dann darum geht den Schülern verständlich zu machen, dass Homosexualität nichts schlimmes ist und dass die Gesellschaft es tolerieren sollte. Diesbezüglich müsste aber eben auch entsprechendes Engagement von Seiten der Schule und des Bildungsministeriums kommen und momentan schaut es mir ehrlich gesagt nicht danach aus, als würde sich dort irgendwer darum kümmern, wie die Schüler auf Homosexualität reagieren.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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