Offizier bei der NVA nur mit Parteibuch?
Der Onkel eines Freundes hat in der DDR gelebt und war dort auch bei der NVA. Gelegentlich muss er wohl aus seiner Zeit vor schwärmen und sagt dann immer wieder wehmütig, er hätte sich gerne zum Offizier hoch gedient, was aber nicht möglich gewesen sei, da er kein Parteibuch hatte. Kann mir jemand das erklären? Wozu braucht man ein Parteibuch, wenn man bei der Armee ist?
Das ist von deinem Onkel des Freundes so natürlich Quatsch. Es gab keine direkte Verbindung zwischen Partei und NVA Karriere, so dass es auch Offiziere gab, die ihre Position auch ohne Parteibuch erreicht haben. Nachdem die NVA aber eine Armee war, die auch zur Machtabsicherung der SED diente, hatte die Partei natürlich auch ihre Politoffiziere und Parteiorganisation innerhalb der Armee. So ist es menschlich, dass Parteifunktionäre bzw. Parteigänger natürlich bevorzugt werden konnten. So war es in allen Bereichen der DDR, so dass auch eine Frau Merkel ihrer wissenschaftlichen Karriere durch ihre FDJ Funktionärstätigkeit nicht geschadet hat.
Übrigens ist das nicht ein Phänomen aus der DDR, sondern auch für Westdeutschland gültig. Je nach Herrschaftslage ist das Parteibuch oftmals ein hilfreicher Türöffner, was aber nicht bedeutet, dass es nur mit diesem geht. Es ist dann aber einfach ein schwererer Weg!
So genau kenne ich mich mit den möglichen Beförderungen in der ehemaligen NVA nicht aus, aber ich denke dass es praktisch unmöglich war aus einer Berufsunteroffizierslaufbahn oder einer Laufbahn als Fähnrich in die Offizierslaufbahn überzuwechseln. Ich will aber nicht ausschließen dass besonders verdiente und auch befähigte Berufssoldaten diese Möglichkeit in Einzelfällen bekamen. So gab es sicherlich immer mal ein bestimmtes Kontingent an Beförderungsstellen, je nach dem wie groß der Bedarf dann gerade war. Ich bin mir aber ganz sicher dass diese Möglichkeit als große Auszeichnung betrachtet wurde die aber immer mit einer neuen Verpflichtung verbunden war. Offiziere mussten in der Regel 25 Jahre dienen, Fähnriche 15 und Berufsunteroffiziere 10 Jahre. Da die Plätze sehr begehrt waren, der finanzielle Aspekt war ja nicht unerheblich, mussten die Bewerber sicherlich auch in eine interne Rangordnung gelistet werden und bei gleicher Leistung zählte dann das Parteibuch. Sicherlich gab es auch noch andere Kriterien wie die Abstammung aus einem Arbeiterhaushalt oder noch besser, aus einer Widerstandsfamilie, aber das richtige Parteibuch war eigentlich Pflicht wenn man bei der Armee etwas werden wollte.
Soweit ich weiß wurden aber die meisten Berufsunteroffiziere und Fähnriche nach Beendigung ihrer Dienstzeit auch mit einem höheren Dienstgrad in die Reserve entlassen so dass sie später dann doch noch zu den sogenannten Reserveoffizieren zählten. Generell Pflicht war aber das Parteibuch nicht, außer vielleicht bei den Politoffizieren.
Übrigens durfte nicht jeder in die Partei eintreten, so kurios das auch klingt. Die SED zählte sich als Arbeiterpartei und damit war vorgegeben dass die Mitglieder eben vorwiegend aus Arbeitern bestehen sollten. Leider war die Arbeiterschaft nicht sehr für ihre Partei zu begeistern, das lag unter anderem daran dass der Mitgliedsbeitrag nicht gerade sehr gering war und die Arbeiter in der Regel keine Karriere anstrebten wo das Parteibuch eben hilfreich war. So wurden der Statistik zu liebe auch sehr merkwürdige Konstruktionen entwickelt um die Zahlen zu erfüllen. Mein Vater arbeitete damals in der Personalabteilung einer Poliklinik und es wurde die Stelle eines Kaderleiters frei die er besetzen sollte. Pflicht war allerdings das Parteibuch, ich nehme mal an weil ein Kaderleiter auch regelmäßig Kontakt zur Staatssicherheit hatte. So wurde mein Vater offiziell als Heizer geführt der ja zur Arbeiterschaft zählte und nach Beendigung der Bewährungszeit wurde er dann auch SED-Mitglied. Er erzählte heute immer noch gerne dass er den Arbeitskittel als Heizer immer griffbereit in seinem Zimmer hatte um bei Kontrollen gewappnet zu sein.
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