Vergesslichkeit bei Kindern - bedenklich?

Wenn ältere Leute vergesslich werden, wird direkt von Demenz oder Alzheimer gesprochen. Aber es gibt auch schon Kinder, die ständig etwas vergessen. So auch der Sohn einer Bekannten. Er ist im dritten Schuljahr und geht auch schon seit zwei Jahren alleine zur Schule und kommt auch alleine nach hause. Morgens ist es manchmal noch ein wenig kühl, so dass er eine Jacke anzieht. Er hat in den letzten 2 Monaten 4 Jacken in der Schule vergessen, weil es mittags warm wurde und er keine Jacke anziehen musste. Die Jacken sind alle 4 nicht mehr auffindbar. Dann vergisst er ständig im Winter Handschuhe, Mütze oder Schal.

Nicht, dass es nur Klamotten sind, die er vergisst. Das Schulbuch oder die Federmappe musste schon einige Male neu gekauft werden, weil ständig ein Buch vergessen wird, was nicht mehr auffindbar ist oder auch die Stifte einfach weg sind. Hausaufgaben hat er auch schon einige Male einfach vergessen.

Meine Bekannte hat mal mit dem Kinderarzt gesprochen, aber der meinte, dass viele Kinder viele Sachen einfach vergessen. Das wäre einfach die Konzentration, die bei ihm eine Rolle spielt und man sollte sich da keine Gedanken machen. Die Mutter ist aber schon ziemlich sauer, weil ständig neue Sachen gekauft werden müssen. Geht er nachmittags nach draußen zum Spielen, wird der Ball draußen vergessen oder auch die Jacke. Geht er zum Fußball vergisst er seine Sportsachen. Oft sind die ganzen Sachen unauffindbar.

Meint ihr, dass man sich Sorgen machen muss, wenn ein Kind dermaßen vergesslich ist oder ist das bei manchen Kindern wirklich so normal, dass sie alles vergessen? Wie würdet ihr reagieren, wenn euer Kind so wäre? Meine Bekannte hat schon ein Teil des Taschengeldes gestrichen, damit die Sachen neu angeschafft werden können, die der kleine verbummelt. Aber das ist ja auch keine Lösung. Wie kann man denn die Vergesslichkeit bei Kindern in den Griff bekommen?

Das hat wirklich etwas mit der Konzentration zu tun. Ich hatte das auch. Mir sind wahnsinnig viele Sachen liegen geblieben. Mal Bücher, Stifte Federmappen und auch immer wieder gern die Sporttasche. Das Problem ist, sobald es zum Schulschluss oder Stundenschluss klingelt, hat man als Kind alles im Kopf nur nicht seine Sachen mitzunehmen. Das ist aber völlig normal und meiner Meinung nach wird sich das wieder geben. Bei mir hat es sich von alleine wieder gegeben.

Das deine Bekannte das Taschengeld kürzt finde ich dem Kind gegenüber nicht besonders fair, der Junge macht das ja nicht mit Absicht und es ist für Kinder in dem Alter doch eine normale Sache. Eltern müssen dann eben etwas Neues kaufen. Eine Alternative wäre das Kind abzuholen und vor Ort zu fragen, ob er an alles gedacht hat. Das wäre dem Kind dann aber sicher peinlich. Eine andere Möglichkeit wäre ein Konzentrationstraining, das gibt es in manchen psychologischen Einrichtungen und bringt auch etwas.

Die Vergesslichkeit ist dem Alter noch normal. Das erlebe ich ständig bei meinen eigenen Kindern. Ich frage sie oft genug, ob sie den Kopf nur um frisieren haben. Ich finde es eher bedenklich, dass die Sachen dann immer komplett wegkommen. Zumindest wäre es mir neu, wenn in Schulen die Fundsachen einfach nur weggeworfen werden.

Was bei dem Jungen alles komplett wegkommt, könnte man eher auf den Gedanken kommen, dass er es gezielt verschwinden lässt. Klar, kann auch mal etwas unauffindbar bleiben. Das habe ich selbst in diesem Frühjahr bei einer Mütze meiner Tochter erlebt. Aber das ist eine Ausnahme und kein Dauerzustand. Und da sollte bei dem Jungen eher angesetzt werden, warum die Sachen dann wirklich unauffindbar sind.

Ich habe jetzt einfach nur mal spontan nach den Begriffen "Kind" und "vergisst" gegooglet und bin dort auf etliche andere Forenthreads, etc. gestoßen, wo über das gleiche Problem berichtet wird. Ich denke wirklich nicht, dass man sich hier großartig Sorgen machen sollte, solange der Sohn deiner Bekannten den Weg nach Hause aus der Schule noch allein findet. Ich selbst kann mich auch noch gut an meine eigene Grundschulzeit erinnern und hier habe ich mindestens genauso häufig etwas vergessen, nur das ich meist so viel Glück hatte, die verschwundenen Dinge am nächsten Tag wiedergefunden zu haben.

Wie schon gesagt wurde, hat dies einfach sehr viel mit mangelnder Konzentrationsfähigkeit zu tun, aber sicherlich wird hier nicht der einzige Punkt zu suchen sein, der als Grund zur Erklärung dienen könnte. Sorgen sollte man sich nicht machen, obwohl man sicherlich auch bei Kindern hier mit gewissen Maßnahmen die Konzentrationsfähigkeit steigern kann. Stichwort wäre hier sicherlich "Gehirnjogging" oder etwas in der Art, wozu es ja auch genügend Stoff im Internet zu finden gibt. Auch das lesen von Büchern, Sudokus und andere Spiele halten das Hirn nicht nur bei älteren Menschen frisch.

Aber auch mit gesteigerter Konzentration wird man immer wieder mal etwas vergessen. Kinder sind einfach so und Kinder die nicht mal etwas vergessen würden kenne ich eigentlich nicht. Kinder nehmen den Alltag einfach mit anderen Augen wahr und wenn diese grade fasziniert am spielen sind und sich zuvor die Jacke ausgezogen haben, dann vergessen diese eben die Jacke völlig und machen sich auf den Weg nach Hause - In manchen Situationen geht es mir heute noch nach der Arbeit so, wenn ich mich auf Feierabend freue und einfach nur aus dem Büro raus möchte.

Vergesslichkeit bei Kindern ist zwar zeitweise vorhanden, aber ich habe da zusätzlich noch einen anderen Verdacht. Wenn ein Kind seine Sachen, ob es nun Kleidungsstücke oder Gebrauchsstücke für die Schule sind vergisst, müssten diese Sachen am nächsten Morgen aufzufinden sein. Nach den Kindern kommen nur noch die Putzleute oder aber eine Aufsichtsperson geht noch durch die Klassenräume und sieht nach dem Rechten. Diese Leute sollten angesprochen werden. Ich nehme nicht an, dass solch ein Gespräch etwas ergibt.

Mein Verdacht richtet sich gegen die eigenen Klassenkameraden. Vielleicht wird der Junge dahingehend gemobbt, dass er seine Sachen abgeben muss, damit er Ruhe vor dem oder den Mobbern hat. Die Sachen werden sie teils selbst gebrauchen und mit anderen Gruppen tauschen, damit sie nicht auffallen. Das sollten die Eltern mal vorsichtig ausspähen und kontrollieren, eventuell bei Verdacht den Vertrauenslehrer hinzuziehen. Wäre das nicht der Fall, müssten die „vergessenen“ Sachen aufzufinden sein.

Auf jeden Fall muss hier die Schulleitung angesprochen werden. Eventuell auch die Polizei hinzugezogen werden, denn eine Schule kann keine Sachen verschlucken. Als Elternteil würde ich auch morgens an der Schule mal aufpassen, ob ein anderes Kind Sachen des Sohnes trägt. Das könnte man unauffällig machen.

Meine Kinder haben auch oft Sachen in der Schule vergessen, vor allen Dingen, wenn das Wetter so war, dass sie morgens eine Jacke brauchten und mittags keine mehr. Für die vergessenen Kleidungsstücke gab es aber eine Kiste, in die diese Sachen von den Putzleuten oder vom Hausmeister hineingetan wurden, ich glaube sie hieß Schlamperkiste. Dort haben wir fast alles wiedergefunden. Bei teureren Sachen wie zum Beispiel Anoraks würde ich auf jeden Fall recherchieren, wo die Dinge abhanden gekommen sind.

Die beliebtesten Verluststücke sind Mützen und Handschuhe. Ich musste jeden Winter neue Paare von Handschuhen kaufen, weil vom letzten Winter nicht viele übrig geblieben sind. Oft geht nur ein Handschuh verloren. Irgendwann habe ich angefangen, die Kinder mit zwei verschiedenen Handschuhen in die Schule zu schicken. Sie hat es auch nicht gestört.

Ich würde das Kind dafür nicht zu hart bestrafen, wenn es etwas verliert. Alle Kinder im Grundschulalter verlieren ihre Sachen, weil sie sie einfach noch nicht zusammenhalten können. Dafür reagieren Kinder noch zu spontan. Wenn die Schule aus ist, denken sie nur daran, dass Schulgelände zu verlassen und nicht daran, ihre Siebensachen zusammenzusuchen. Manchmal nehmen sich die Kinder auch gegenseitig ihre Mützen und Handschuhe weg und machen sich einen Spaß daraus, sie umher zu werfen. Da sollte man auch einmal nachfragen, ob das so ist.

Mein Sohn hat seinem Banknachbarn einmal seine Buntstifte weggenommen und mit Karateschlägen in der Mitte durchgebrochen. Ich war froh, dass die Mutter mich empört angerufen hatte, sonst hätte ich nie davon erfahren. Diese Stifte musste mein Sohn natürlich von seinem Taschengeld bezahlen. Es lohnt sich also immer, den verlorenen Sachen ein bisschen nachzuspüren..

An sich würde ich mir bei dem, was du da schilderst, nicht sofort irgendwelche Gedanken machen. Besonders bei Kleidungsstücken die in der Schule ausgezogen werden, wie Jacken, Mützen und Co ist es doch total normal dass das Kind dann vielleicht beim nach Hause gehen vergisst, so etwas überhaupt mitgenommen zu haben. Wer vergisst nicht oft irgendwo einen Regenschirm, weil es auf dem Rückweg doch plötzlich sonnig ist? Das kann jedem passieren und gerade bei Kindern die eventuell noch keine besonderen Wertvorstellungen haben und eben nicht an materielle Dinge denken finde ich das nicht ungewöhnlich.

Was mir eher Bedenken geben würde, wäre dass die Sachen dann wirklich unauffindbar sind. Ob man direkt in die Richtung Mobbing denken muss, wie Cid anmerkte, halte ich im Moment vielleicht doch für etwas übertrieben, aber es kann doch nicht sein dass wirklich nichts mehr aufzufinden ist. Selbst wenn es kein Mobbing ist und das Kind nicht von anderen Kindern gezwungen wird, seine Sachen abzugeben, kann es nicht angehen dass alles verschwindet. Das wäre für mich ein Grund mal mit jemanden zu sprechen und nicht die Tatsache dass das Kind die Sachen vergessen hat.

Das kenne ich auch zu gut. Bei unseren Kindern ist das auch so. Da kann man reden wie man will. Es hängt einerseits an der Konzentration. Kinder müssen sich darauf konzentrieren und nicht alles mögliche andere im Kopf haben und nach 3 Sekunden wieder wo ganz wo anders sein und wieder 5 Sekunden später wieder woanders.

Es liegt aber zum anderen auch daran, dass Kinder einfach eine andere Vorstellung von wichtig haben. Wenn wir Erwachsenen an etwas denken müssen, dann wird das bei uns als wichtig abgespeichert. Dabei ist es völlig egal, ob es für uns primär wichtig ist, weil wir es gerne machen oder ob es aus anderen gründen wichtig ist. Wir denken an unsere Jacke. Nicht etwa weil das bei uns Spaß macht, die Jacke zu schleppen, sondern weil wir wissen,d ass die Jacke Geld kostet und wir nicht ständig eine neue kaufen wollen.

Bei Kindern ist das anders. Wenn sie spielen wollen, dann ist die Jacke nicht wichtig. Die Merkfähigkeit bei Kindern hängt sehr von der Motivation ab. Wenn sie mit einem Freund ausmachen, dass sie zu Hause noch einmal telefonieren wollen, um sich zu treffen, dann kann in der Zwischenzeit viel passieren, dennoch denken sie zu Hause daran. Das liegt daran, dass es ihnen wichtig ist. Sie konzentrieren sich voll und ganz darauf, wenn sie es ausmachen und sie wollen es auch. Eine Jacke ist nun nicht gerade etwas, was mit dem Spielen mit dem Freund in der Periodisierung konkurrieren kann. Schulbücher erst recht nicht.

Ich habe bisher noch nicht herausgefunden, wie man das Problem lösen kann. Denn wir haben genau das gleiche Problem. Wenn unser Kind etwas vergessen hat, ärgert es sich immer richtig sehr über sich selbst und mag sich in dem Moment gar nicht. Es kann aber auch nichts ändern, sodass es immer wieder passiert. Ich wüsste gerne eine Geheimrezept, wie man das Problem lösen kann. Wir haben schon oft über wichtig und unwichtig gesprochen. Das ist für unser Kind auch immer nachvollziehbar. Die Erkenntnis, dass es wichtig ist, an die Jacke zu denken, kommt nur leider immer erst zu spät. Ich versuche schon den Tag zu strukturieren. Mir unserem Kind darüber zu sprechen, was wichtig ist, warum und wie man seine Zeit einteilt, aber das scheint gedanklich einfach so fremd und für Kinder unschön zu sein, dass Jacken, Schulsachen, Hausaufgaben und dergleichen einfach beim Spielen nicht mithalten können.