Ist man gemein, wenn man auch mal „Nein“ sagt?
Ich finde es absolut nicht gemein, auch mal "Nein" zu sagen. In der von dir beschriebenen Situation hast du genau richtig gehandelt und musst überhaupt kein schlechtes Gewissen haben. Wenn du diesen Auftrag gratis angenommen hättest, hättest du dann daran gearbeitet und bei der Arbeit doch sicher auch ein schlechtes Gefühl gehabt, weil du deine Freizeit für jemanden opferst, der dich doch offensichtlich nur ausnutzen möchte.
Ich konnte früher auch nicht "Nein" sagen und war sehr hilfsbereit allen Menschen in meinem Umfeld gegenüber. Aber irgendwann muss man auch mal an sich selber denken und nicht immer nur den anderen helfen. Wenn die es dann nicht verstehen können, sind sie auch keine wirklichen Freunde. Am Anfang hatte ich auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich mal dazu durchgerungen habe, "Nein" zu sagen. Aber irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich mich besser fühle, wenn ich ab und zu einfach mal an mich selber denke und nicht immer alles für andere mache.
Ich kann auch schlecht nein sagen, wenn man mich um einen Gefallen bittet, aber mittlerweile kann ich das ganz gut. Wenn ich Zeit habe, helfe ich natürlich auch gerne und nehme auch kein Geld dafür. Innerhalb der Familie und im Freundeskreis finde ich das ja auch noch vollkommen normal, sich gegenseitig mal zu helfen, so lange es im Rahmen bleibt und man auch mit der Hilfe der anderen rechnen kann, wenn man diese dann selber auch mal braucht. Aber ich lasse mich nicht ausnutzen und wenn ich keine Zeit habe, dann sage ich dann ganz klar und deutlich, dass es eben mal nicht geht.
Ich finde es überhaupt nicht gemein, "auch mal nein zu sagen" - die Betonung liegt hier allerdings auf "auch mal". Meiner Meinung nach gibt es leider viel zu viele Leute, die nie jemandem einen Gefallen tun und grundsätzlich abwimmeln, wenn man sie um etwas bittet. Das finde ich schon schade, weil es viel einfacher wäre, miteinander zu leben, wenn jeder auch mal etwas für andere tut.
Trotzdem ist es natürlich wichtig, auch nein sagen zu können. Man muss sich seiner Grenzen bewusst sein und darauf achten, dass man selbst nicht zu kurz kommt, nur weil man es allen recht machen will. Wenn dir das schwerfällt, könntest du vielleicht mal eine Liste von einigen konkreten Dingen machen, die zwar nicht lebenswichtig, aber doch für dein Wohlbefinden existenziell sind - ich meine zum Beispiel "zwei freie Abende pro Woche", "genug Geld, um einmal im Monat auszugehen", "jeden Sonntag auf den Flohmarkt gehen". Wenn dich dann jemand um einen Gefallen bittet, kannst du abwegen, ob er mit diesen Dingen in Konflikt steht. So setzt du dir selbst eine Grenze, ohne denken zu müssen, dass du aus Faulheit oder Gemeinheit absagst.
In dem von dir beschriebenen Fall war es meiner Meinung absolut in Ordnung, nein zu sagen. Hier geht es um einen doch recht großen Gefallen, der zudem für dich Arbeit und nicht Vergnügen bedeutet. Du verdienst mit Webdesign deinen Lebensunterhalt, da kannst du ja wohl schlecht umsonst mit Gefälligkeiten in dem Bereich um dich werfen. Außerdem klingt es nach deiner Beschreibung nicht so, als wäre die Person nun gerade deine beste Freundin, sondern eher eine Bekannte. Für deine Schwester hättest du das vielleicht ja sogar gemacht, aber man muss auch nicht jedem großartige Gefallen tun.
Also ich finde es nicht gemein, wenn man ab und zu auch mal nein sagt. Wenn man im allgemeinen ein Mensch ist, der viel hilft und immer für die Menschen da ist, dann ist es, in meinen Augen, nicht schlimm, wenn man auch mal nein sagt und nicht hilft. Wenn man allerdings jemand ist, der sehr oft nein sagt und nicht für seine Kollegen da ist, dann finde ich das schon schlimmer und würde das auch nicht auf längere Zeit akzeptieren.
Allein die Tatsache, dass Deine Bekannte offenbar eingeschnappt oder beleidigt war, weil Du ihr eine nachvollziehbare Erklärung dafür geliefert hast, ihr diesen Gefallen nicht zu tun, würde mich an Deiner Stelle wiederum sicherer in Bezug darauf werden lassen, dass Deine Entscheidung hier richtig war und Du kein schlechtes Gewissen haben musst. Jemandem irgendeine Arbeit zu erbringe, die derjenige nicht bezahlen muss, kann man ja durchaus tun und man ist da auch frei, was den Empfänger solcher Hilfeleistungen angeht. Aber niemand kann Hilfe einfordern oder gar verlangen und darf dann, wenn diese ihm verweigert wird, ernsthaft beleidigt sein. Ein solches Verhalten finde ich sogar ganz schön dreist und ich würde mich darüber wohl eher ärgern als mich zu fragen, ob ich hier einen Fehler gemacht habe, denn Gewissensbisse auf Deiner Seite sind definitiv nicht angebracht oder gar geboten.
Im vorliegenden Fall wollte sich jemand Dein Können zunutze machen und ich würde sogar vermuten, dass diese Bekannte Dich regelrecht ausnutzen wollte. Sie wollte Deine Hilfe und hat wohl auch fest damit gerechnet, diese zu erhalten. Durch ihre Reaktion hat sie gezeigt, dass sie eine dahingehende Anspruchshaltung eingenommen hat, wobei ich nicht nachvollziehen kann, wie sie zu dieser Anspruchshaltung kommt. Gemein bist Du in dieser Situation jedenfalls nicht gewesen, nur, weil Du Deiner Bekannten gesagt hast, dass Dir diese Hilfeleistung nicht recht ist, zumal Du ihr damit doch nicht geschadet hast. Vielleicht solltest Du Dich fragen, wo hier die genaue Grenze zu definieren ist, wenn es um die Frage geht, ab wann Du denn gemein gewesen wärst. Fies wäre es vielleicht gewesen, jemandem einen Gefallen abzulehnen, der einem selbst schon Hilfe geleistet hat und nun darum bittet, dass ihm selbst geholfen wird, vor allem, wenn es sich um eine Situation handelt, in der die eigene Hilfeleistung kein größeres Problem darstellt und es sich möglicherweise sogar um eine schwer belastete, wenn nicht sogar um eine Notsituation bei demjenigen handelt, der nun um Hilfe bittet. In einem solchen Fall fände ich es fies, diese Bitte um Hilfe abzulehnen. Aber es ging hier nicht um eine Notwendigkeit und auch nicht darum, einem Freund aus einer Klemme zu helfen, sondern diese Bekannte wollte sich durch Dich einen Vorteil verschaffen und Du wolltest ihr diesen Vorteil nicht zugestehen, was wohl Dein gutes Recht sein sollte.
Wäre ich nun diese Bekannte gewesen, so hätte ich Dich sicherlich nicht gefragt, ob Du mir kostenfrei eine Webseite machen könntest, sondern ich hätte Dich wohl eher gefragt, ob ich Dir einen Auftrag erteilen könnte und von der benötigten Webseite erzählt, um herauszufinden, ob Du Interesse an einem Auftrag hättest, den ich Dir vergüten kann. Wenn Du dann preislich auf mich zugekommen wärst, dann hätte ich das schon als große Hilfeleistung angesehen und mich sehr gefreut, wobei ich mir allerdings aber nicht sicher bin, ob ich ein solches Angebot hätte annehmen wollen. Aus dieser Perspektive betrachtet empfinde ich das Verhalten Deiner Bekannten allerdings aber noch ein wenig dreister und ich denke, Du solltest Dir diesen umgekehrten Fall auch einmal vor Augen halten, um erkennen zu können, dass Du Dir hier überhaupt keinen Vorwurf machen lassen oder selbst machen solltest, zumal Du tatsächlich niemanden in Schwierigkeiten gebracht hast.
Deine Gedankengänge, weshalb Du letztendlich die Arbeit abgelehnt hast, kann ich nachvollziehen und wenn so etwas nicht akzeptiert oder anerkannt wird, dann sollen sich die Leute selbst einmal in jene Situation bringen lassen. Immerhin wird ein Aufbau einer Website auch nicht mal von jetzt auf gleich gehen und genauso wenig wird es damit getan sein, dass sie einmal erstellt wurde und damit ist gut. So etwas dauert natürlich auch seine Zeit, wenn es darum geht, die Website auf dem Laufenden zu halten und da kann ich es absolut verstehen, wenn man so etwas eben nicht möchte.
Dass die Bekannte dennoch unfreundlich, weil beleidigt reagierte, ist aber okay. Sie hatte mit einer anderen Antwort gerechnet und die bekam sie eben nicht. Ja und? Das sollte aber nicht Dein Problem sein, geschweige denn, dass Du deshalb ein schlechtes Gewissen haben musst.
Es ist nicht einfach, "Nein" zu sagen, aber ich finde, man ist nie zu alt, das Wort "Nein" auch zu erlernen und anzuwenden. Man kann nicht "everbody's darling" sein, zudem muss man auch seine eigenen Grenzen beachten und diese einhalten. Was nutzt mir eine Beliebtheit bei anderen, die ich durch meine Hilfsbereitschaft erlange und sonst nicht aus anderen Gründen dort beliebt bin? Nein, das hilft mir nicht weiter, auch, wenn ich an sich hilfsbereit bin, aber ausnutzen lassen muss man sich nicht und daher gilt auch hier das Wort "Nein", auch, wenn es schwer fällt, es konsequent zu benutzen.
Ich habe schon oft Situationen gehabt, in denen ich lieber "Nein" gesagt hätte, und mich hinterher darüber geärgert habe. Aber genauso gab es vermehrt Situationen, in denen ich ebenfalls "Nein" gesagt hatte und dann ein schlechtes Gewissen hatte, so war eine Mutter dabei, die wirklich viel ausgenutzt hat und da hat es mir irgendwann auch einmal gereicht.
Nein sagen ist etwas ganz Wichtiges, das man in manchen Fällen unbedingt beherzigen muss. Und wenn man es nicht kann, muss es gelernt werden, so wie du es gemacht hast. Ein schlechtes Gewissen brauchst du nicht haben, denn das „nein“ von dir war goldrichtig. Es war nur eine ehemalige Schulfreundin, die du zufällig wieder getroffen hast. Deshalb kann sie nicht erwarten, dass du deine Freizeit opferst und umsonst für sie arbeitest, beziehungsweise ihren Mann.
Wäre es deine beste Freundin gewesen, hättest du sicherlich anders reagiert. Man kann sich von Menschen, die man zufällig kennt, nicht voll ausnutzen lassen. Ich finde es schon sehr dreist von der ehemaligen Schulfreundin, dir solch einen Vorschlag zu machen. Sicherlich arbeitet sie selbst auch und weiß, wie schnell die Zeit vergeht und man das Geld auch benötigt. Erst wenn sogenannte Freunde auch mal ein nein akzeptieren müssen merkt man, ob es Freunde sind oder nur Menschen, die andere ausnutzen.
Ich selbst musste auch erst lernen, dass es auch ein Nein gibt. Es fiel mir sehr schwer, es auch zu benutzen. Mir kam es auch so vor, als ob ich gemein wäre. Aber das war nur anfangs so. Allerdings finde ich die Reaktion der Schulfreundin nicht angemessen.
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