Einfach so Personen etwas spenden?

vom 03.07.2012, 13:51 Uhr

Mir ist vor einiger Zeit etwas ganz ähnliches passiert, als ich in einem Baumarkt einkaufen war. Als ich aus dem Laden kam, stand vor diesem eine junge Frau und ich dachte erst, sie wollte irgendwelche Werbeflyer verteilen, weil sie recht modern und auffällig gekleidet war und auch von ihrer Art her eher wirkte wie jemand, der Promotion machte. Mir fiel dann auch recht bald auf, dass sie noch eine Kollegin bei sich hatte, die einige Meter entfernt stand, ebenfalls auffällig gekleidet und wiederum auch mit dieser Art, mit der Promoter gern auf Menschen zugehen. So kam kurz nach mir noch ein weiterer Kunde aus dem Baumarkt, der recht schwer bepackt seinen Einkaufswagen vor sich herschob. Vor diesem baute sich die Kollegin auf, bis der Kunde sie fragte, was denn nun los sei. Sie hat ihn beinahe schon bedrängt, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten, und ein solches Auftreten kenne ich nur von hartnäckigen Promotern. Diese Schlüsselszene hat mich jedenfalls schon in gewisser Weise beeindruckt.

Eigentlich wollte ich deshalb auch verneinen und weitergehen, als ich selbst mit einem solchen Zettel angesprochen wurde. Ich habe nicht gelesen, was auf dem Zettel stand, der mir vor die Nase gehalten wurde, weil ich ein solch aufdringliches Verhalten generell nicht mag. Meine Begleitung sah dies allerdings anders und las, was man ihr mitteilen wollte. Es stellte sich heraus, dass es sich auch bei den beiden jungen Damen angeblich um Taubstumme handeln sollte, die Geld sammeln wollten. Meine Begleitung glaubte zunächst an eine Unterschriftenaktion und hatte auch schon den angebotenen Kugelschreiber in der Hand, bis sie bemerkte, dass hier Spenden gesammelt werden sollten. Es verhielt sich also genauso, wie Du es in Deinem Fall beschrieben hast. Meine Begleitung winkte also auch dankend ab und wir gingen weg, allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass diese Situation inszeniert war und hier keine von beiden Damen taubstumm war.

Als wir vom Parkplatz fuhren, nahmen wir einige Minuten später wahr, wie beide Frauen aufeinander zugingen und sich miteinander unterhielten, allerdings nicht in Gebärdensprache, sondern durchaus in der Lage, zu sprechen. Sonderlich geärgert habe ich mich darüber aber nun nicht, weil ich das nicht wirklich anders erwartet hatte. Dennoch empfand ich das Verhalten der beiden jungen Frauen spätestens ab diesem Moment so richtig dreist, weil es sich hier ganz offenbar um einen Betrugsversuch gehandelt hatte, der erst durch die Kommunikation der beiden Frauen so richtig deutlich geworden war.

Was das Spenden angeht, so würde ich nun grundsätzlich sagen, dass ich keinen Nachweis dafür benötige, ob jemand die nachweisliche Erlaubnis besitzt, an einem bestimmten Ort zu sammeln. Grundsätzlich möchte ich schon, wenn ich irgendein Projekt unterstütze, wissen, dass mein Geld auch dem eigentlichen Zweck, für den ich es vorgesehen habe, zugute kommt, denn ich möchte ja für eben diesen Zweck etwas tun, von dem ich überzeugt bin. Straßenaktionen mache ich dabei allerdings grundsätzlich nicht mit, denn auch, wenn mir durchaus klar ist, dass es unglaublich viel Leid gibt, das man vielleicht sogar mit kleineren Gaben lindern könnte, sofern diese nur von einer entsprechenden Anzahl Menschen käme, so meine ich doch, dass es für viele, die sich in einer Stadt aufbauen, um zu betteln, auch andere Möglichkeiten gäbe, Hilfen zu erhalten, die sinnvoll und vor allem regelmäßig und von größerer Dauer wären als ihre eigenen Einsätze auf der Straße. Allerdings habe ich auch schon gehört, dass sich das Betteln anscheinend sogar ziemlich lohnt, was mir eine Freundin berichtet hat, die als junges Mädchen in der Pubertät wohl einige Male mit Freunden in einer Großstadt am Bahnhof gebettelt hat.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es sind ganze Organisationen die die Bettler zum Geldsammeln schicken. Die Menschen die Betteln gehen müssen bekommen von den Organisationen noch weniger als sie selbst einsammeln. Überall in größeren Städten laufen sie als "Behinderte" "Taubstumme" und "Gehbehinderte" herum und sammeln Geld von netten Bürgern.

Ich selbst sehe jeden morgen einen angeblich gehbehinderten, der immer mit einer ziemlich kleinen Krücke (Gehhilfe) unterwegs ist und Bettelt. An der Bushaltestelle bekommt er meist was von älteren Damen und Männern.
Als ich Abends in der Stadt war, saß der Mann im Bus und spielte mit seinem Smartphone herum. Ab diesem Moment sah ich in allen Bettlern falsche Menschen. Natürlich gibt es auch die echten Bettler die es wirklich brauchen nur diese sind meiner Ansicht nach eine Minderheit geworden, zumindest in unserer Stadt im Süden Deutschlands.

Ich finde es unverschämt die einfachen Bürger so zu Betrügen die eigentlich nur etwas gutes tun wollen. Vielleicht sollte hier der Staat ein wenig härter eingreifen.

» bobbeli » Beiträge: 29 » Talkpoints: 12,28 »


@Anlupa: Du hast natürlich Recht, dass behinderte Menschen zumindest hier in Deutschland nicht für ihren Lebensunterhalt betteln müssen, weil ihnen in der Regel Sozialleistungen zustehen, die Aussage, dass jeder Behinderte arbeiten kann, würde ich aber noch einmal überdenken, da behinderte Menschen mit tatsächlichen Nachteilen bei der Arbeitssuche zu kämpfen haben, einerseits, weil lang nicht alle Berufsfelder ausgeübt werden können, andererseits auch, weil viele Arbeitgeber sich bei der Einstellung behinderter Menschen zieren. Wie auch immer, sollte der Spendensammler ehrliche Absichten gehabt haben, sammelte er die Spenden ja auch nicht für sich, sondern für eine Selbsthilfeorganisation, und die muss zweifelsohne finanziert werden und benötigt Räumlichkeiten, Mitarbeiter, Honorare für Ausflüge und dergleichen. Jede Selbsthilfeorganisation finanziert sich nicht nur durch Mitgliedsbeiträge und würde eine Organisation für taube und sprachbehinderte Menschen Spenden einsammeln, fände ich das legitim.

Natürlich würde ich mich auch gerne vorher informieren, bevor ich spende, mir aber einen Schwerbehindertenausweis oder eine Spendenerlaubnis zeigen zu lassen, fände ich aber übertrieben, zumal die Kommunikationssituation sich ohnehin schwierig gestalten dürfte. Von meiner eigenen Selbsthilfeorganisation kenne ich es aber, dass wir nie ohne Infomaterial Spenden sammeln gehen und uns in der Regel einen seriöseren Ort aussuchen, das heißt, dass wir meistens irgendeinen Stand haben und Flyer mit uns führen, auf denen unser Verein vorgestellt und unsere Arbeit erläutert wird. Natürlich wäre es in dieser Situation schwierig gewesen, etwas Derartiges in Erfahrung zu bringen, da der Mann ja offenbar nicht sprechen konnte oder aufgrund betrügerischer Absicht nicht wollte, vielleicht hätte es aber doch die Möglichkeit gegeben, sich die Website der Organisation aufzuschreiben? Ansonsten denke ich, dass man ja keine Unsummen spenden muss, eine Summe von 2 € hätte eine gute Absicht betont und wäre jetzt auch bei einer betrügerischen Unternehmung kein Drama gewesen.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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