Wie funktioniert die zweisprachige Erziehung bei euch?

Ich wollte einmal vorsichtig nachfragen, ob ihr eure Kinder zweisprachig erzieht oder das gegebenenfalls plant. Wenn ja warum habt ihr euch dafür entschieden? "Arbeitet" ihr mit OPOL oder sprecht ihr innerhalb der Familie nur eine einzige Sprache und die zweite Sprache wäre dann die des anderen Umfelds? Wenn ihr selbst mit eurem Kind in eurer Muttersprache sprecht, gibt es dann dennoch Situationen im Alltag, in denen ihr davon abweicht und auf die andere Sprache umschwenkt? Wenn ja, dürfte ich fragen warum?

Oft hört man ja auch, dass es für ein Kind sehr schwierig sei, eine Sprache perfekt zu beherrschen, wenn es gleichzeitig mit mehreren Sprachen aufwächst. Seht ihr das ähnlich? Könnt ihr das eventuell selbst bei euren Kindern beobachten?

Ich würde mich über ein paar Meinungen und Einschätzungen eurerseits freuen.

Ich habe ehrlich gesagt noch nie davon gehört, dass Kinder es schwerer hätten, Sprachen ''perfekt'' zu beherrschen, wenn mehrere Sprachen zu Hause gesprochen werden, vielmehr höre und erfahre ich eher das Gegenteil, denn Kinder die von klein auf Sprachen lernen, die können diese dann deutlich besser, als Kinder die die Sprachen erst nach und nach im Laufe ihres Lebens, also der Schullaufbahn lernen. Als Baby und Kind hat man sogenannte ''sensible Phasen'', wie Maria Montessorie sie nennt, es handelt sich hierbei um Phasen besonderer Empfänglichkeit, die Kinder sind hier um einiges lernfähiger und sind dazu in der Lage selbstständig Dinge zu erlernen, diese Phasen treten besonders dann auf, wenn es darum geht bestimmte Bewegungen zu erlerne und es unterstützt natürlich auch den Spracherwerb.

Aus diesem Grund wäre es daher deutlich besser, wenn Kinder von Anfang an mehrere Sprachen sprechen, anstatt sie erst später zu erlernen. Bei uns war das so, dass ich von meinen Eltern deren Muttersprache erlernt habe und in der ''Umgebung'' habe ich Deutsch gelernt. Meine Eltern konnten natürlich auch sehr gut Deutsch sprechen, aber ich war noch sehr jung, als wir hierher kamen, ich konnte weder Deutsch, noch meine Muttersprache, deswegen habe ich die beiden Sprachen dann auf einmal gelernt und spreche heute beide perfekt. So ähnlich ist das eigentlich auch bei allen anderen Bekannten von mir gegangen, die ebenfalls als Kinder erst hierher gekommen sind und dann auch zweisprachig aufgewachsen sind.

Es gibt verschiedene Theorien zur zweisprachigen Erziehung, sowohl positive als auch negative. Die Nachteile sollen vor allem darin liegen, dass eine zweisprachige Erziehung die Sprachentwicklung insgesamt verzögert und die Kinder in ihren Sprachen jeweils einen geringen Wortschatz haben, als einsprachige Kinder in ihrer Muttersprache. Das an sich ist meiner Meinung nach noch nicht weiter schlimm, da die meisten Kinder diese Defizite wieder aufholen, allerdings kann sich das bis ins Schulalter hineinziehen und da kann es dann natürlich zu Problemen kommen.

Die Vorteile einer zweisprachigen Erziehung kommen vor allem im Erwachsenenalter und im Berufsleben zum Tragen. Angeblich fällt Menschen, die zweisprachig erzogen wurden, das spätere Erlernen einer Fremdsprache deutlich leichter, außerdem bieten zwei Muttersprachen natürlich Vorteile in bestimmten Berufen, in denen man darauf angewiesen ist, mehrere Sprachen zu verwenden.

Mein Sohn wächst zweisprachig auf, alleine schon deshalb, weil die Deutschkenntnisse meines Lebensgefährten einfach nicht ausreichen, um immer alles auf deutsch sagen zu können. Die Sprachentwicklung meines Sohnes ist deutlich verzögert. Ob die zweisprachige Erziehung der Grund dafür ist, wissen wir natürlich nicht zu 100%. Der Kinderarzt sowie eine Logopädin schätzen das aber als relativ normal ein. Langsam aber sicher fange ich aber schon an, mir Gedanken darüber zu machen, da er in 2 Jahren schon in die Schule kommt und das ist eben nicht mehr so wahnsinnig lange.