Sinnvolle/sinnlose Strafarbeiten in der Schule?

vom 27.06.2012, 14:31 Uhr

Ob Strafarbeiten überhaupt sinnvoll sind bleibt umstritten. Aber wenn man schon Strafarbeiten in der Schule bekommt, dann sollten sie doch einigermaßen sinnvoll sein und nicht nur die Zeit tot schlagen.

Als ich noch in der Schule war, was auch schon sehr lange her ist, kamen manche Lehrer auf die Idee, dass die Schüler, wenn sie gestört haben mehrmals die Schulordnung abschreiben mussten. Auch heute wird das in einigen Schulen noch durchgeführt, wie ich von einigen Bekannten gehört habe. Was haltet ihr von dieser Art der Strafarbeit? Weiterhin meinen manche Lehrer, dass Schüler vom Stören abgehalten werden, wenn sie seitenlang den Text schreiben "Ich darf in der Klasse nicht stören". Denkt ihr, dass so eine Strafarbeit wirklich sinnvoll ist?

Welche Strafarbeiten findet ihr sinnvoll? Oder denkt ihr, dass es ganz ohne Strafarbeit gehen muss? In welchen Klassen würdet ihr keine Strafarbeiten geben? Denkt ihr, dass die Grundschule schon Strafarbeiten verteilen sollte?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Strafarbeiten, wie du sie geschildert hast, sind sogar verboten. Lehrer dürfen den Schülern keine unnützen Strafarbeiten geben. Wenn ein Schüler irgendeinen Satz mehrmals schreiben muss, oder eben auch nur ein Wort oder so, dann ist das entwürdigend und somit darf der Lehrer genau genommen solche Aufgaben nicht geben. Bei der Schulordnung kommt es wohl auch darauf an, wie lange die ist. Wenn man eine seitenlange Schulordnung abschreiben lässt, dann ist das ebenfalls nicht erlaubt. Wenn man hingegen nur eine kurze stichwortartige Zusammenfassung davon verlangt oder dergleichen, dann wäre es erlaubt. Du merkst wohl schon selber, dass hier wohl auch durchaus ein wenig das subjektive Empfinden hinein interpretiert werden kann, wann nun was erlaubt ist und was nicht.

Jedenfalls war ich selber als Lehrerin tätig und ich bin immer sehr gut ohne diese meiner Meinung nach einfach nichts bringenden Strafarbeiten ausgekommen. Was bringt es denn, wenn ein Schüler einen Satz x-Mal aufschreibt? Er wird höchstens noch frustrierter. Sonst bringt das meistens gar nichts. Ich halte also genau nichts von diesen Maßnahmen und ich denke, dass jeder gute Pädagoge auch ohne solche Maßnahmen zurecht kommen sollte.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Zunächst einmal, um auf deine letzte Frage zu kommen, denke ich, dass besonders in Grundschulen Strafarbeiten verteilt werden sollten, weil hier schon ein wichtiger Grundstein gelegt wird und wenn die Kinder hier nicht lernen sich zu benehmen, dann niemals. Letztendlich kann man ja sagen, dass die Kinder eigentlich bei ihren Eltern erzogen werden sollten und hier richtiges Benehmen erlernen sollten, aber das ist leider nicht immer der Fall und ich selbst weiß, wie das in der Grundschule bei uns aussah und teilweise auch auf dem Gymnasium. Teilweise können Eltern ihre eigenen Kinder eben leider nicht erziehen und dann müssen die Lehrer das machen.

In dem Sinne ist es für die Lehrer eigentlich ja wichtig, dass sie eine Strafarbeit finden, die dem Schüler zwar eins auswischt, den Lehrer selbst aber nicht belastet, ganz einfach. Es ist in meinen Augen nämlich nicht Aufgabe der Lehrer, sich um die Erziehung der Kinder zu kümmern und wenn diese sich nicht zu benehmen wissen, dann sollten sie bestraft werden, ohne das der Lehrer dadurch irgendwelche Folgen hat. Man könnte den Schülern als ''sinnvolle'' Strafarbeit beispielsweise Putzen in der Schule erteilen, Tische beispielsweise wischen oder verschmutzte, bemalte Wände schrubben. Dann könnte man ihnen zusätzliche Aufgaben in dem Fach aufgeben, in dem sie gestört haben. Wie auch immer, aber all diese Strafarbeiten sind für den Lehrer alles andere als angenehm, weil dieser die Aufgaben korrigieren und die Schüler beaufsichtigen muss.

Das Abschreiben von einer Hausordnung oder das wiederholen eines Satzes wird meistens als Strafarbeit für zu Hause aufgegeben, dass heißt folglich, dass die Lehrer deswegen nicht länger bleiben müssen und auch keine Aufgaben zu Hause korrigieren müssen. Sinnvoll bedeutet für den Lehrer meistens, dass er sich aufopfern muss und darin sehe ich ehrlich gesagt nicht den Zweck der Schule, denn ''sinnvoll'' erziehen und bestrafen, sollen die Eltern die Kinder und nicht die Lehrer. In der Schule ist es meiner Meinung nach daher auch in Ordnung, wenn die Schüler mehr oder weniger sinnlose arbeiten als Strafe aufbekommen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Dass es sinnlos und am Grenzbereich des Legalen ist, Schüler die Hausordnung abschreiben oder immer wieder denselben Satz abpinseln zu lassen, damit er sich besser einprägt, hat Tournesol ja auch schon geschildert und im Grunde genommen kann ich mich ihr da nur anschließen, wobei sich dann eben die Frage stellt, welche Strafarbeiten ansonsten gegeben werden könnten, ohne dass sie für Lehrer oder das sonstige Personal der Schule einen unverhältnismäßigen Aufwand darstellen würden. Zwar habe ich keine Kinder und somit keine Erziehungserfahrung, kann aber aus meinen zwölf Jahren Schulzeit sagen, dass so manche Strafarbeit schon unverschämtes Benehmen kuriert hat und nötig war, und das gerade in der Grundschule und Unterstufe des Gymnasiums, weil Strafarbeiten in diesem Alter noch mehr Wirkung zeigen und man das Fehlverhalten nicht unbedingt in die Eigenverantwortlichkeit des Schülers übergeben kann. Einem Grundschüler, der den Unterricht und die eigene Konzentration stört, kann man ja schlecht sagen, er solle bitte gehen und sei selbst dafür verantwortlich, ob er lernen wolle, hier muss man fast Konsequenzen ergreifen, gerade, wenn Reden und Ermahnen nichts zu nutzen scheint.

Sinnvoll finde ich alle Strafarbeiten, die entweder die Intelligenz des Schülers fordern oder ihn soziale Kompetenz erlernen lassen. Sich mit der Schulordnung auseinanderzusetzen, mag sogar sinnvoll sein, um zu erlernen, was verboten ist, dann sollte sie aber nicht stur abgeschrieben, sondern umformuliert werden müssen. „Ich darf nicht stören“, sollte nicht in hundertfacher Ausführung auf dem Papier landen müssen, viel sinnvoller fände ich einen kurzen Aufsatz darüber, warum diese Regel gilt und welchen Einfluss das Stören des Unterrichts auf den Schüler selbst und dessen Klassenkameraden hat. Sinnvoll kann es auch sein, eine Tätigkeit zu verrichten, die der Gemeinschaft zugutekommt, das Aufräumen des Pausenhofs fiele mir da ein, praktiziert wurde bei uns aber auch die Mithilfe bei sonstigen Tätigkeiten des Hausmeisters, wobei das immer davon abhängt, inwiefern der Hausmeister diese Hilfe akzeptiert und inwieweit die besagten Schüler für ein paar Minuten alleine gelassen werden können.

Völlig Strafffrei kann es somit eigentlich nicht in der Grundschule zugehen, da halte ich zu große Milde eher für unangebracht, allerdings verzichteten wir in der gymnasialen Oberstufe an sich völlig auf Strafarbeiten, eben weil man hier auf die bereits genannte Eigenverantwortung der Schüler plädieren kann. Keine Hausaufgaben? Gut, dann gibt es halt, wenn im Unterricht nichts vorgetragen werden kann, Null Punkte. Jemand beschäftigt sich fremd? Solange er den Unterricht nicht stört, lässt man ihn eben machen, wenn es störend wird, beurlaubt man ihn von der Stunde; dass er den Stoff nicht mitbekommt, ist das sein Problem. Ab einem gewissen Alter sind die Schüler freiwillig in der Schule und alt genug, um einschätzen zu können, welche Folgen ihr Verhalten für sie selbst haben kann, dann sollte man sie gewähren lassen und auf disziplinierende Maßnahmen verzichten; gerade in der Grundschule halte ich diese Maßnahmen aber noch für wichtig.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde solche Strafarbeiten absolut sinnlos. Mein Sohn musste einmal mit 7 Jahren eine Seite einen solchen Satz abschreiben. Das Ergebnis: ein Kind, dass noch gnatziger auf die Person war, die ihm das eingebrockt hatte und in der Stumpfheit der Aufgabe Rachepläne entwickelte. Einsicht? Fehlanzeige. Ihm wurde nur klar, dass er sich nächstes Mal eben nicht erwischen lässt und die anderen bei jeder Gelegenheit auch in die Pfanne haut.

Natürlich müssen sich die Lehrer durchsetzen. Wobei die Unfolgsamkeit der Kinder in der Schule nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Erziehungsarbeit der Eltern zulässt. Allerdings sind solche sturen Abschreibübungen dazu eher wenig geeignet. Es gibt so viele Strafarbeiten, die auch eine Strafe sind aber dann zumindest einen Sinn haben. So müssen die Kinder in der Klasse meines Jüngsten damit rechnen, dass sie eben zusätzliche Aufgabenblätter bearbeiten müssen.

Es macht aus meiner Sicht auch Sinn Strafarbeiten in der Grundschule zu verteilen, aber diese sollten nicht einfach nur stupide abzuarbeiten sein, da das nur für noch mehr Frust aber keinen Lernerfolg sorgt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe gehört, dass es inzwischen nicht mehr überall „Strafarbeiten“ heißt. Stattdessen sagt man in manchen Schulen lieber „Nacharbeiten“ dazu. Ich finde diese Art von Bestrafung eigentlich schon für gut, solange es sich hierbei auch um sinnvolle Arbeiten handelt. Die Hausordnung abzuschreiben bringt die Schülerinnen und Schüler nicht wirklich weiter. Sie kennen dann zwar die Regeln in der Schule, aber wirklich weiterbringen tut es sie nicht.

Ich halte es dafür für viel sinnvoller, wenn sie Extraaufgaben lösen müssen. Hierfür kann man als Lehrkraft beispielsweise immer ein paar zusätzliche Rechenaufgaben bereit halten, die der Schüler dann Zuhause oder gegebenenfalls am Nachmittag in der Schule lösen muss. Von solcher Zusatzarbeit lernen die Kinder wenigsten noch etwas und verbessern so unter Unterständen auch noch ihre Schulnoten. Ich finde es nicht schlimm, wenn die Schülerinnen und Schüler schon in der Grundschule Bekanntschaft mit solchen Zusatzarbeiten Bekanntschaft machen. Denn in der Grundschule wird oft der Stein für die spätere Schulkarriere und das Verhalten in der Schule gelegt.

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» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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