Nicht auf das Begräbnis eines Elternteils gehen

vom 15.06.2012, 13:43 Uhr

Ich sehe das wie die anderen User genauso, dass es schon eine extreme Vergangenheit zwischen dem Elternteil und Kind gegeben haben muss, damit diese Entscheidung nicht noch vor anderen gerechtfertigt werden muss. Ich persönlich finde, dass man diesen Leuten keinen Vorwurf machen muss, denn diese haben offenbar so viel erlebt, dass es wohl nachvollziehbar ist und man sollte sie auch nicht dazu drängen, auf das Begräbnis zu gehen, denn Menschen erzählen nicht immer alles, was ihnen im früheren Leben widerfahren ist.

Ich kenne einen Fall von einer Frau die wurde von ihrem Vater jahrelang sexuell missbraucht und ist aus diesem Grund nicht zum Begräbnis gegangen und das kann ich sehr gut nachvollziehen, da ich genauso wie sie gehandelt hätte. Viele Eltern machen heutzutage so vieles falsch und machen ihre Kinder unglücklich, indem sie verprügelt werden, keinerlei Liebe zu spüren bekommen etc. und genau solche Extremsituationen prägen das Kind und mit diesem Schmerz werden sie immer leben müssen und da würde wohl fast niemand auf eine Beerdigung solcher Eltern gehen wollen. Ich selber habe kein gutes Verhältnis mit meiner Mutter, da damals so viel vorgefallen ist, woran ich bis heute noch schmerzlich erinnert werde, denn sie hat alles falsch gemacht, was man als Mutter nur falsch machen konnte. Ich habe daher auch kein großes Interesse an Kontakt mit ihr und ignoriere ihre Anrufe mittlerweile. Nun ist es aber leider so, dass ich in dieser Situation schon ein schlechtes Gewissen mit mir rumschleppe und egal was vorgefallen war, so könnte ich es wahrscheinlich nicht über mich bringen, nicht auf ihrem Begräbnis aufzutauchen, denn egal was war, sie hat mich auf die Welt gebracht.

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» Marina_1 » Beiträge: 1090 » Talkpoints: 56,17 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Cid hat geschrieben:Die Beerdigung eines Elternteils ist ein schlimmer seelischer Schmerz. Aber trotzdem sollte man versuchen, der Beerdigung nicht fernzubleiben. Es ist das Letzte, was man für die Eltern tun kann, die Begleitung bis zur letzten Ruhestätte.

Ich denke nicht, dass man versuchen sollte, der Beerdigung beizuwohnen. Es gibt mit Sicherheit Situationen, in denen das überhaupt nicht sinnvoll ist. Das hängt sicher von der speziellen Situation ab. Wenn die Beziehung aber eben schon sehr zerrüttet war, dann würde ich es auch als Heuchelei empfinden, wenn man dann auf der Beerdigung vielleicht auch noch das trauernde Kind gibt. Meiner Meinung nach ist es sowieso so, dass man das, was man im Leben nicht gegeben hat oder geben konnte, nach dem Ableben weder nachholen kann noch den Versuch unternehmen sollte.

Anemone hat geschrieben:Ein Grund, der dazu verleiten kann, nicht auf das Begräbnis der eigenen Eltern zu gehen, wurde hier noch kaum näher umrissen

Ich denke, dass das auch sehr schwierig ist, wenn man sich das selbst für die eigenen Eltern nicht vorstellen kann und deren Beerdigung schon selbst besuchen möchte. Vorstellbarer wird so etwas immer erst in der konkreten Situation.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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