Hobbys als Belohnung einsetzen, als Strafe absetzen?
Ich habe nun schon viel in meinem Bekanntenkreis gehört und was nun eine Bekannte erzählte, fand ich schon ein wenig kurios. Der Junge ist leidenschaftlicher Fußballspieler und schon seit er Bambini ist in einem Verein. Mittlerweile ist er 9 und spielt immer noch gerne. Wenn er sich nicht benimmt, darf er nicht zum Training und wenn er besonders "lieb war", bekommt er nach Absprache mit dem Trainer sogar eine Trainingseinheit extra. Der Trainer ist mit den Eltern befreundet.
Die Tochter ist 11 und reitet gerne. Wenn sie schlechte Noten nach hause bringt, darf sie nicht zum Pflegepferd und wenn sie gute Noten hat oder sich besonders gut benommen hat, dann wird sie auch zum Pferd gefahren und sie darf dann auch länger im Stall bleiben.
In den Ferien ist es so, dass beide Kinder nur ihrem Hobby nachgehen dürfen, wenn sie "spuren". Das heißt, wenn sie keine Widerworte geben und sich benehmen. Für mich kam das so vor, als ich es hörte, dass die Kinder dressiert werden und ja zu spuren haben. Wie findet ihr diese Belohnung bzw. Bestrafung, wenn man das Hobby der Kinder dabei als Druckmittel nimmt? Würdet ihr es im gewissen Sinne tolerieren? Oder würdet ihr es ablehnen?
Ich finde das Verhalten der Eltern schon sehr unfair. Man hat doch immer mal schlechte Lernphasen oder versteht Themen eben mal nicht so gut. Man muss sein Kind in solchen Phasen unterstützen und nicht noch das Hobby wegnehmen. Klar man muss dem Kind zeigen, dass man sich über gute Noten freut, aber man kann es doch nicht bestrafen, wenn es mal nicht so gut läuft. Der Lernaufwand sollte täglich derselbe sein und ist er das ist es schwierig auch immer die gleiche Leistung zu erbringen.
Ich würde meinem Kind beim Lernen versuchen zu helfen und ihm nichts verbieten, wenn es nicht so läuft. Gerade dann muss das Kind ja auch aufgebaut werden und nicht noch Ärger bekommen, schließlich will man als Kind auch gute Noten.
Das sind natürlich mögliche Strafen, aber in meinen Augen keine guten. Aber was sind schon angemessene Bestrafungen? Soll man sein Kind aufs Zimmer schicken, während es sich ungeliebt und alleine fühlt oder ihm sein Hobby verbieten? Ein Kind lernt auch, wenn man mit ihm redet. Ich wurde als Kind eigentlich selten bestraft, ich kann mich nur daran erinnern, dass ich einmal Hausarrest hatte, darüber bin ich froh. Einmal hat mich meine Mutter ins Zimmer geschickt, weil sie wütend auf mich war und mich nicht mehr sehen wollte. Ich habe stundenlang geweint und mich so gefühlt, als würde mich meine Mutter nie wieder lieb haben und habe dann einen langen Entschuldigungsbrief geschrieben. Da war ich noch sehr jung, nicht in der Pubertät und ich erinnere mich nicht mehr dran. Die Kinder scheinen ja keine schlimmen Raufbolde oder Schläger zu sein, ich empfinde die Eltern als zu streng.
Ich wurde nie mit Verboten bestraft, sondern meine Eltern haben immer mit mir gesprochen, manchmal wurden sie auch mit der Stimme lauter, wenn ich wirklich Mist gebaut habe. Aber bei mir hat schon eine Drohung von einem Verbot gewirkt - oder Konsequenzen. ("Wenn ich meine Stifte kaputt jetzt mache, kriege ich nicht ein neues Päckchen Stifte geschenkt.")
Ich verstehe Eltern nicht, die ihre Kinder so streng erziehen. Wer seine Kinder so erzieht, kann nicht von Liebe zu ihnen sprechen. Das Kind als Individuum wird nicht akzeptiert, sondern es muss immer nach der Pfeife der Eltern tanzen, sogar in den Ferien. Ich habe echt ein wahnsinniges Glück mit meinen Eltern.
Meine Freundin wurde auch streng erzogen. Was bekamen die Eltern in der Pubertät zurück? Einige Racheaktionen von ihr und sie hat sich an keine einzige Regel mehr gehalten. Sie blieb mehrere Nächte weg, hat sich nicht gemeldet, hat Verbote ignoriert und dabei ihren Eltern ins Gesicht gelacht. Das ist natürlich nicht die feine englische Art, aber in meinen Augen eine absolut verständliche Reaktion.
Grundsätzlich bin ich für eine konsequente Erziehung und erachte die kurzzeitige Reduzierung eines Hobbys in einem gesunden Maß durchaus als eine in Frage kommende Konsequenz, natürlich nur, sollte das Hobby mit dem Fehlverhalten in unmittelbarem Zusammenhang stehen und die Konsequenz vorher angekündigt worden sein. Um ein Beispiel zu nennen: Gehen wir einmal davon aus, die elfjährige Tochter würde jede Minute bei ihrem Pflegepferd verbringen und ihr Zeitplan lässt darauf schließen, dass sie aufgrund dieses Hobbys kaum mehr Zeit mit dem Lernen für die Schule und ihren Hausaufgaben verbringt, wodurch dann selbstverständlich die Noten leiden. Würde man ihr vorher ankündigen, dass weitere schlechte Noten weniger Kontakt zum Pferd bedeuten würden, damit mehr Zeit für die Schule bleibt, fände ich die Konsequenz gerechtfertigt, ebenso wie es dann logisch wäre, dass die Zügel wieder locker gelassen werden, wenn bessere Noten und Einsicht erfolgen.
Trotz aller Fürsprache halte ich nichts davon, wenn Hobbys schon bei kleinen Vorfällen verboten werden und mit diesem Verbot ständig um sich geworfen wird, weil man offenbar bei jeglichem Fehlverhalten ein Druckmittel benötigt, das man nicht anderweitig auftreiben kann. Gerade bei Fehlverhalten in Form von unverschämten Gebaren gegenüber den Eltern müsste man sich vermutlich andere Konsequenzen suchen, ebenso wie ich es ungünstig finde, das Hobby bei schlechten Noten zu untersagen, wenn ersichtlich ist, dass der jeweilige Schüler sich bemüht und die Schule ohnehin nicht zugunsten des Hobbys vernachlässigt. Ein Hobby ist nicht nur ein Kostenfaktor für die Eltern, ein Hobby schafft für ein Kind in der Regel auch einen Ausgleich zur Schule und familiären Streitigkeiten, bietet Abwechslung vom tristen Alltag, Bewegung oder Kreativität und soziale Kontakte, all das ist für ein Kind über die Maßen wichtig und sollte zumindest nicht grundlos und ständig verboten werden.
Ich habe noch keine Kinder, kenne so etwas aber nur zu gut aus der Kindheit oder von Bekannten, die diese Art von Strafen bei ihren Kindern einsetzen. Ich fand es damals ziemlich scheiße von meinen Eltern, wenn sie mir durch schlechte Noten oder Fehlverhalten das Fernsehen oder ein Hobby verboten haben. Ich habe immer schon daraus gelernt, wenn mir meine Eltern die Sache vernünftig erklärt haben und mir gesagt haben, dass mein Verhalten so nicht in Ordnung fand. Fehlverhalten hin oder her - ein Hobby sollte man seinem Kind nicht verbieten. Eher sollte man es mit Abwaschen oder ähnlicher Hausarbeit bestrafen, damit es daraus lernt und Hausarbeit auch zu schätzen weiß.
Ich finde es absolut nicht richtig, wenn man ein Hobby als Mittel zur Belohnung oder zur Bestrafung einsetzt! Das ist doch ganz einfach auch nicht der Sinn eines Hobbys. Ich kann es verstehen, wenn man aus bestimmten Gründen ab und an sagt, dass man an einem bestimmten Tag einfach keine Zeit hat um sein Hobby auszuüben oder dass man es aus irgendeinem anderen Grund ausfallen lassen muss. Dies sollte aber die Ausnahme sein und nicht die Regel. Der Geburtstag der Oma zum Beispiel wäre für mich ein Grund um den Kindern zu sagen, dass sie beispielsweise an diesem Tag nicht reiten gehen können. Aber als Bestrafung? Nein.
Ein Hobby ist kein Druckmittel, sondern es soll den Kindern als Ausgleich dienen und ihnen Freude bereiten. Man kann sicherlich auch andere Strafen verhängen. Desweiteren muss man ja auch bedenken, dass die Hobbys der Kinder den Eltern ja auch Geld kosten. Ich finde es nicht gut wenn man einen kompletten Kursus bezahlen muss, aber dann nur den halben Kursus wahrnehmen kann, weil man den Kindern die Teilnahme an den anderen Terminen untersagt.
Außerdem geht es bei vielen Hobbys ja auch um ein Training. Man sollte deswegen seine Kinder ihren Neigungen gemäß so gut es geht fördern. Wenn man ein Hobby aber als Mittel zur Bestrafung beziehungsweise Bestärkung verwendet, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass man die Intention verfolgt, sein Kind in diesem Hobby zu fördern. Schon alleine das finde ich absolut nicht richtig! Ich würde ein solches Vorgehen deswegen absolut nicht tolerieren und dieses Prinzip würde ich ganz sicherlich nicht anwenden, denn ich finde es einfach absolut unmöglich so zu handeln. Das ist in meinen Augen nicht kindgerecht.
Das klingt mir fast schon ein bisschen wie Konditionieren, positive Verstärker für gutes Benehmen. Meines Wissens nach eignet sich diese Methode an sich für Tiere und für Kleinkinder und wieso? Weil man beiden in keinem Gespräch der Welt klar machen kann, wieso es wichtig ist, in die Schule zu gehen und sich dort auch Mühe zu geben. Es ist eben nicht möglich, mit ihnen zu reden und aus dem Grund muss man zu anderen Mitteln greifen, wie eben der Konditionierung. Aber irgendwann sollte damit auch Schluss sein und ich finde, dass man einem Kind zumindest nach der Grundschule auf jeden Fall schon mal klar machen sollte, wieso Schule wichtig ist. Momentan denken beide Kinder in Sachen Schule vermutlich in erster Linie erstmal an ihre Hobbys, so wirklich klar, wieso es enorm wichtig ist, zu lernen, ist ihnen vermutlich nicht, weil ihre Eltern dass immer auf ihr Hobby beziehen.
Ich schätze, dass man das bei vielen Kindern in der Grundschule mehr oder weniger so handhaben kann, wobei ich dass aber eher mit kleinen Dingen belohnen würde. Gute Noten und Lernerfolg sollten dann vielleicht mit einer DVD oder Computerspielen belohnt werden, dass Hobby würde ich hierfür nicht nutzen, zumal viele Hobbys doch auch kostenpflichtig sind und was habe ich als Mutter davon, wenn ich meinen Kindern jede Woche ein Hobby bezahle, dessen Teilnahme ich dann aber doch verbiete. Das ist für mich irgendwie widersprüchlich und ich würde das daher nicht so handhaben. Nach der Grundschule sollte ein Kind aber selbst anfangen sich zu fragen, weswegen Schule wichtig ist und anstatt hier mit positiven Verstärkern zu arbeiten, würde ich das ganze im Gespräch mit dem Kind klären und ihm auch die Konsequenzen für die Zukunft aufzeigen, wenn es schlechte Noten schreibt.
Im Fall des Sohnes wird doch eine ganze Mannschaft bestraft mit dieser Vorgehensweise. Denn man kann nie mit dem Jungen wirklich für ein Spiel planen. Dass der Trainer dabei noch mit macht, finde ich schon unverantwortlich und frage mich gerade, was er während seiner Ausbildung gelernt hat.
Bei der Tochter frage ich mich, wer das Pferd versorgt, wenn sie von den Eltern quasi Stallverbot hat. Es ist doch keine Puppe, welche man mal einige Tage weglegen kann. Sicherlich sind kleine Strafen in der Erziehung manchmal recht sinnvoll. Aber nicht, wenn dabei noch andere Beteiligte entsprechende Nachteile haben.
Ich finde es ehrlich gesagt reichlich unglücklich, wenn man das Hobby eines Kindes nimmt, um es unter Druck zu setzen. Das ist im Grunde genommen nichts weiter als ein Machtspiel, aber ich finde, es ist eines der heftigeren Art. Sicherlich müssen Eltern sich durchsetzen und auch zeigen, dass sie diejenigen sind, die das Sagen tatsächlich haben, immerhin haben sie das schon allein aus rechtlicher Hinsicht. Allerdings meine ich aber auch, dass Eltern wohl genügend Möglichkeiten haben, Strafen mit dem Entzug irgendwelcher Dinge zu belegen und Belohnungen ebenso materiell zu gestalten, da muss nicht unbedingt das Hobby dran glauben.
Meine Eltern haben uns drei Mädchen ziemlich streng erzogen, wie ich finde, und uns wurde auch oft etwas wieder gestrichen, das bereits versprochen war, wenn wir irgendetwas angestellt hatten. Allerdings hätten meine Eltern uns sicherlich niemals die Teilnahme an unseren Hobbys gestrichen, und ehrlich gesagt bin ich ihnen dafür auch heute noch wirklich dankbar, denn ich denke, dass sie damit ziemlich was angerichtet hätten – wenigstens bei mir. Ich weiß nicht, ob ich noch ein solch enges Vertrauensverhältnis insbesondere zu meinem Vater hätte haben können, wenn ich gewusst hätte, dass bei einem Fehlverhalten meinerseits der Reitkurs am Samstag flach fällt, auf den ich mich die ganze Woche über gefreut habe. Es wurden andere Sachen gestrichen, beispielsweise das Rollschuhfahren am Abend, das ich aber jeden Tag machen konnte. Es wurde auch nicht für einen ganzen Tag gestrichen, sondern entweder direkt am Abend verboten, dass ich noch einmal zum Rollschuhfahren rausgehe, wobei ich dann immerhin aber ohne Rollschuhe nach draußen durfte. Oder, wenn das Verbot bereits am Mittag ausgesprochen wurde, dann wurde meine Rollschuhzeit auf eine bestimmte Dauer festgelegt, an die ich mich zu halten hatte, um danach irgendwelche Vorschriften auszuführen, die man mir gemacht hatte. Meistens hatte das irgendwas mit der Schule zu tun.
Das Hobby war für mich jedenfalls in verschiedener Hinsicht äußerst wichtig und mein Herz hing wirklich sehr daran. Reiten konnte ich nur einmal in der Woche gehen und die Zeit bis dahin verging natürlich unglaublich langsam. Wenn man mir das gestrichen hätte, wäre das vollkommen unverhältnismäßig zu meinen „Fehltritten“ gewesen, was wohl auf die meisten Kinder zutreffen dürfte, auch heute noch. Das hätte mich wirklich tief traurig gemacht und irgendetwas in mir wäre dann vermutlich kaputt gegangen. Jedenfalls hätten mich Streichungen dieser Art sicherlich eine ganz andere Entwicklung nehmen lassen und ich kann mir sogar vorstellen, dass ich eine starke Verlustangst entwickelt hätte, weil die Verknüpfung bei solchen Aktionen ja wohl eine eindeutige ist. Gespeichert wird immerhin nur die Korrelation zwischen irgendeinem Fehltritt, den man als Kind gar nicht unbedingt einschätzen kann und einem Herzenswunsch, dem man nicht nachgehen darf, der einem entzogen wird, mit seelischer Gewalt eigentlich sogar.
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