Sich erwachsen fühlen
Gestern war ich mit meinem großen Patenkind im Kino und fiel mir mal wieder deutlich ein Widerspruch n meiner Selbstwahrnehmung auf: Wenn ich mit den Mädels unterwegs bin, sehen die mich natürlich als erwachsene Person an, weil ich so alt bin wie ihre Mama. Und dann fühle ich mich auch selber alt und erwachsen, weil ich eben die Verantwortung für die beiden trage. Ein anderes Beispiel, wo ich mir meiner Rolle als Erwachsene vollkommen bewusst war, war, wenn ich für Praktika oder ähnliches in der Schule war. Auch die Zehntklässler, die ja nicht so viele Jahre jünger waren, als ich waren für mich deutlich als "Kinder" abgegerenzt, während ich die Erwachsene war. Auch meine Umwelt, wie etwa Verkäufer oder Bankangestellte, sieht mich nartürlich als jungen Erwachsenen.
Wenn ich aber alleine bin, bzw. mit meinen anderen, kinderlosen Freundinnen und Freunden unterwegs komme ich mir gar nicht so erwachsen vor. Ich bin 25 Jahre alt, was man ja eigentlich als erwachsen bezeichnen kann, aber dadurch, dass ich noch studiere und im selben Haus mit meiner Mutter lebe, also nicht wirklich unabhängig bin, fühle ich mich oft noch eher als Jugendliche. Ein Bekannter erzählte mir ähnliches, eigentlich sah er sich gar nicht als erwachsene Person, obwohl er verheiratet war und mit seiner Frau alleine wohnte. Dies Gefühl änderte sich erst, als er Papa wurde und damit automatisch zum Verantwortungsträger.
Ich habe dann mal darüber nachgedacht, was für mich, als ich in dem Alter war, in dem meine Patenkinder nun sind(drei und fünf Jahre), einen Erwachsenen qualifiziert hat: Er musste natürlich erstmal groß sein, eine schicke Wohnung haben, Auto fahren können und zur Arbeit gehen. Bis auf den letzten Punkt erfülle ich alle diese Kriterien und wenn man so will ist ein Studium ja eigentlich auch Arbeit, es kostet nur leider Geld, anstatt, dass man etwas verdient. (Außerdem traten echte Erwachsene in meiner kindlichen Welt immer paarweise auf, aber das nur nebenbei bemerkt. ) Mittlerweile hat sich meine Definition von Erwachsenen natürlich etwas erweitert und verändert, trotzdem finde ich es in diesem Zusammenhang spannend auch mal zu sehen, wie Kinder das so betrachten.
Nun frage ich mich, ob sich dieser subjektive Eindruck ändern wird, wenn ich mein Examen mache und daheim ausziehe, oder ob ich mich dann immer noch als gealterten Teenager empfinden werde. Und ich frage mich natürlich woher das kommt, dass ich das so wahrnehme. Es wird ja immer von verkürzter Kindheit auf der einen Seite(Weil Kinderzum Beispiel immer früher Alkohol und andere Drogen konsumieren und Sex haben.), aber verlängerter Jugend auf der anderen Seite(weil man länger zur Schule geht, für die Ausbildung oder ein Studium benötigt und damit noch von den Eltern abhängig ist, als das vor 50 Jahren der Fall war.) gesprochen. Vielleicht ist meine Empfindung also nicht ganz so subjettiv, den wirklich unabhängig bin ich ja eben nicht und ich teile dies Schicksal mit etlichen meiner Komilitonen und anderen Leuten in meinem Alter.
Wie sah das denn bei euch aus? Ab wann habt ihr euch selbst als Erwachsene betrachtet und euch auch so gefühlt? Und welche Kriterien muss ein Erwachsener für euch erfüllen? Ich würde zum Beispiel einen 16-jährigen, der wegen der Ausbildung in eine andere Stadt ziehen muss und dort eine eigene Wohnung unterhält und versorgt, auch wenn das vielleicht vorerst nur mit Zuschüssen des Elternhauses möglich ist, als wesentlich erwachsener ansehen, als einen Mittdreissiger, der trotz festen Jobs noch daheim bei Mutti hockt und sich die Wäsche machen und sich bekochen lässt, weil das ja so bequem ist. Aber mich interessieren halt mal eure Erfahrungen und Ansichten zu dem Thema.
Gruß
Sorcya
Als Allererstes: mir geht es wohl genauso wie dir und wahrscheinlich 50% der Bevölkerung.
Ich bin mit 18 vor knapp 3 Jahren ausgezogen und wohne nun etwa 400-500 Km von zu Hause entfernt. Ich fahre nur etwa 4 mal im Jahr nach Hause, schon allein wegen den Bahnpreisen . Und obwohl man unabhängig ist, alleine wohnt, kommt man sich nicht richtig erwachsen vor.
Ich denke das ist völlig normal, weil man nur für sich selbst Verantwortung übernehmen muss. Sobald man Verantwortung für andere übernehmen muss, z.B. bei der Geburt vom eigenen Kind, kann man nicht mehr leichtsinnige oder riskante Entscheidungen treffen. Man muss quasi auf Nummer sicher gehen, damit man für Jemanden sorgen kann. Es gibt einfach mehr Verpflichtungen, denen man nun treu werden muss.
Wie du schon gesagt hast: dein Bekannter hat sich nicht so richtig erwachsen gefühlt, obwohl er Frau und gemeinsame Wohnung hatte, bis das Kind kam. Nun hatte er mehr Verantwortung und Verpflichtung gegenüber seinem Sohn. Er muss für ihn sorgen können und das nicht nur 18 Jahre lang. Nun gibt es Jemanden, der sich auf deinen Bekannten verlässt und das ändert die ganze Sichtweise.
Klar, dein Bekannter hatte auch vor der Geburt von seinem Sohn Verantwortung gegenüber seiner Frau, aber letztenendes sind es beide eigenständige Personen, die für sich selbst verantwortlich sind und für sich selbst sorgen können. Und wohl das Wichtigste: sie sind nicht verwandt. Paare, egal ob verheiratet oder nicht, gemeinsame Wohnung oder nicht, können sich wieder Trennen und eigene Wege gehen. Von Verwandten kann man sich nicht trennen. Man kann den Kontakt unterbrechen, ja, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass man verwandt ist.
Also letztlich ist es alles eine Frage der Verantwortung. Je mehr Verantwortung man übernehmen muss, desto erwachsener fühlt man sich wohl. Und später im hohen Alter wirst du dich freuen, wenn du dich soo jung fühlst .
Ich denke, dass sich das Verständnis vom Erwachsensein im Laufe des Lebens immer mal wieder ändert. Im Kindesalter sah meine Definition dann ähnlich aus, wie die hier schon erwähnte, nur das Auto fehlte, vielleicht weil es im Osten nicht so selbstverständlich war.
Später dann waren die Erwachsenen die, die nicht mehr zu Hause lebten und sich selbst versorgen mussten. Einige Jahre später musste ich diese Definition dann wieder etwas verändern, wer nun jedes Wochenende zu den Eltern nach Hause fährt, ist ja auch nicht wirklich erwachsen.
Mit 21, eigenem Haushalt, Studium, Job und den ganz normalen Sorgen des Alltags fühlte ich mich dann erstmals richtig erwachsen. War es ja eigentlich auch, uneigentlich habe ich aber erst später gemerkt, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht so richtig erwachsen fühlte. Dieses wirklich erwachsen Gefühl kam erst als ich die Verantwortung für einen anderen Menschen hatte. Das war weder der Zeitpunkt als ich zum ersten Mal von der Schwangerschaft erfuhr und auch nicht die Geburt, sondern als der Kinderarzt im Krankenhaus mit mir die weitere Therapie besprach.
Ich glaube als Jugendlicher habe ich mich das erste Mal als Erwachsener gefühlt als ich auf der Straße nach der Uhrzeit gefragt und dabei mit Sie angeredet wurde. Bis man richtig Erwachsen ist dauert es natürlich ein paar Jahre länger und vor allem gehört mehr dazu.
Ich denke erwachsen ist man erst wenn man seinen eigenen Haushalt hat und seine Entscheidungen selber treffen muss und sich auch für die Tragweite der eigenen Handlungen verantwortlich fühlt. Letzeres halte ich für sehr entscheidend.
Als Sechzehnjähriger bin ich quasi zu Hause ausgezogen um eine Ausbildung in einer anderen Stadt aufzunehmen. Dort wohnte ich mehrere Jahre im Internat und musste mich selbstständig um alles kümmern und auch zusehen dass ich mit dem Geld über die Runden komme. Sicherlich war man eigentlich ständig unter Aufsicht und man hat sich auch nicht als Erwachsener gefühlt. Selbst die achzehnmonatige Armeezeit hat es nicht geschafft mich als Erwachsener zu fühlen, aber das war ja auch nicht primäres Ziel unserer Ausbilder und Vorgesetzten. So bis um die Zwanzig herum hat es dann doch gedauert bis ich es selbst akzeptiert habe erwachsen zu sein. Ich war eigentlich bei den Eltern gut aufgehoben, studierte nebenbei und eine Wohnung in der DDR hätte ich nur bei familärer Veränderung bekommen und zum Heiraten fühlte ich mich noch viel zu unreif. Verdient habe ich auch nicht viel so dass ein eigener Hausstand sowieso nicht zu stemmen war. Im Prinzip hatte ich mich geistig schon für die nächsten Jahre im Hotel Mama eingerichtet. Meistens kommt es dann doch anders als gedacht und das auch ziemlich schnell und so war es dann auch bei mir. Heirat, Wohnung, später auch ein Kind und dann war man auch innerlich ein Erwachsener.
Ich befinde mich gerade vielleicht in etwa im selben Stadium wie du, Sorcya. Ich bin 21 und stecke mitten in meiner Berufsausbildung, für die ich 250 km weit weg gezogen bin und seitdem selbstständig alles für mich erledigen muss. Finanziell bin ich noch nicht völlig unabhängig, ich bekomme noch Unterstützung von meinen Eltern undzwar auch mehr als das bloße Kindergeld, dass sie ja noch für mich einstreichen. Allerdings bin ich zumindest selbst dafür verantwortlich, dass mir was zu essen auf den Tisch kommt, dass ich nachts irgendwie nach Hause komme, jeden Monat meine Rechnungen bezahlt kriege und all sowas.
Ich sehe mich selber auch als irgendsowas zwischen jung und "erwachsen" (wobei sich jung und erwachsen eigentlich ja nicht ausschließen). Keine Ahnung wann das Gefühl kommen wird, wirklich erwachsen zu sein. Wenn ich zurückblicke wie ich mich noch heute vor einer Woche verhalten habe fühle ich mich einem Teenager weitaus näher als einem Erwachsenen. Wenn ich dann wieder überlege wie ich mich den Rest der Woche verhalten habe, speziell gestern als zum Girls Day ein junges Mädchen in unserem Betrieb war, dass eine Weile bei mir mit am Schreibtisch saß damit ich ihr ein wenig was zeigen konnte, fühlte ich mich dagegen schon wieder so "unjugendlich", um nicht zu sagen "alt" (natürlich ist 21 keineswegs alt, aber manchmal fühlt man sich ja irgendwie tausend Jahre älter ). Falls das volle "erwachsene" Gefühl tatsächlich erst mit der Geburt eines Kindes kommen sollte, wird es wohl noch wirklich lange dauern, bis ich mich erwachsen fühle Geplant ist da jedenfalls so schnell mal gar nichts.
Ich weiß auch gar nicht so recht, wie ich jetzt wirklich einen Erwachsenen definieren würde - eigene Wohnung und fester Vollzeitjob gehören für mich aber irgendwie schon dazu. Bei Studenten denke ich immer nur an Jungerwachsene, aber nie an "Vollerwachsene". Und das, obwohl zum Beispiel mein älterer Bruder auch noch studiert und damit vermutlich länger brauchen wird als ich mit meiner Ausbildung, irgendwie krieg ich das kindliche denken "Erwachsene verdienen richtiges Geld!" nicht raus.
Ich bin genauso alt wie du und ich fühle mich mittlerweile schon als erwachsene Person. Das hat zwar etwas gedauert und mit 19 zählte ich mich eher noch zu den Kindern aber gerade im letzten Jahr änderte sich das Gefühl mir selbst gegenüber sehr stark und ich finde, dass ich aufgrund meines Alters und meiner 'Lage' ein erwachsener Mensch ohne Einschränkung bin. Ich führe einen eigenen Haushalt, ich sorge für mich selbst und ich studiere. Das Einzige, was mir vielleicht noch fehlen würde, wäre ein Kind. Wenn ich das jetzt noch hätte, dann würde ich auch nicht mehr daran zweifeln, dass ich absolut erwachsen bin.
Allerdings finde ich es nicht schlimm, wenn du einfach nicht weisst, wohin du gehörst. Mal fühlst du dich erwachsen und mal eher nicht, aber das wird wohl normal sein, wenn ich mal davon ausgehe, dass du noch bei deinen Eltern lebst und die vielleicht auch für deinen Lebensunterhalt aufkommen. Da würde ich mich bestimmt mit 25 auch noch sehr kindlich fühlen. Das ist ja aber nicht so tragisch.
Ich bin 21 Jahre alt und fühle mich vollständig erwachsen. Dieses Gefühl hat aber meiner Meinung nach nichts mit dem biologischen Alter zu tun. Ich fühlte mich auch schon vor zwei Jahren erwachsen, kenne aber auch Leute, die älter sind als ich und sowohl nach eigener Aussage als auch in meinen Augen eher noch Jugendliche sind.
Ich bin mit achtzehn von zu Hause ausgezogen. Zunächst mal bin ich nur ein Jahr lang gereist mit dem Vorhaben, anschließen wieder zu meinen Eltern zurückzukehren. Dann kam es aber anders und ich packte sozusagen nur noch meine Sachen und zog mit neunzehn aus - in ein anderes Land. Dort wohnte ich zunächst alleine, dann lernte ich meinen jetzigen Partner kennen und wir zogen zusammen. Ich bin von meinen Eltern absolut unabhängig. Natürlich liebe ich meine Eltern trotzdem und ihre Meinung und Unterstützung sind mir auch wichtig, aber sie bestimmen eben nicht mehr mein Leben.
Meiner Meinung nach sagt das aber nichts darüber aus wie gut oder schlecht ein Mensch ist. Ich bin mit meinem Leben zufrieden, aber natürlich wäre es manchmal leichter, wenn ich einfach noch Kind sein könnte und meine Eltern im Wesentlichen alles für mich regeln würden. Genauso weiß ich aber auch, dass ich jetzt, als der Mensch, der ich geworden bin, nicht mehr mit meinen Eltern in einem Haushalt zusammenleben könnte und wollte, weil ich eben meine eigenen Unabhängigkeit brauche. Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile.
Hi!
Ich selber bin 29 Jahre alt, bin Mutter und Ehefrau und ich sage von mir selber, ich bin nicht in jeden Augenblick in meinen Leben erwachsen. Einfach weil ich es nicht möchte.
In den wichtigsten Momenten, im Alltag bin ich erwachsen. Ganz einfach aus dem Grund, ich habe die Verantwortung, meinen Kind und meiner Familie gegenüber. Und da kann an sich so was nicht erlauben. Und ich habe auch sehr früh gelernt, diese Aufgaben zu bewältigen, durch meiner Familie und auch der Arbeit.
Aber ich liebe auch die Zeit, einfach nicht erwachsen zu sein. Das sind Situation, wenn ich mit meinen Sohn spiele, da bin ich einfach so ausgelassen und tobe mit ihn so herum und mache Unsinn, ob ich selber noch jung bin. Oder wenn ich mit Freundinnen zusammen bin, dazu muß ich sagen, wir haben alle schon Familie. Hört und sieht es oft aus, ob wir ein Haufen Teenager wären. Wir albern einfach herum. Und so was brauche ich einfach, um ausgeglichen zu sein.
Darum bin ich der Meinung, man muß nicht immer unbedingt erwachsen sein. Es kommt immer auf die Situation an, was gerade los ist und so sollte man reagieren. Ob nun es besser ist erwachsen zu sein oder nicht.
Ich bin in den 20er und auf keinen Fall erwachsen. Ich sage immer, dass es reicht, wenn ich wie eine Erwachsene eine Beziehung führen kann, arbeiten gehe, meine Fixkosten und Pflichten decke und das reicht dann aber auch. Das Leben ist zu kurz um alles engstirnig zu sehen.
Ich habe immer noch Spaß an einigen Dingen, wo ich noch ein Kind bzw. eine Jugendliche wahr. Ich sehe das Leben nicht so eng und verbissen.
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