Findet ihr Kinderarbeit nur bei wenig Bezahlung schlimm?

vom 21.01.2012, 14:35 Uhr

Vampirin hat geschrieben:Warum müssen Kinder in solchen Ländern denn arbeiten? Weil die Eltern nicht genug verdienen. Würde man den Eltern einen anständigen Lohn zahlen, müssten deren Kinder nicht arbeiten gehen! Wie kann man nur ansatzweise sagen, dass es in Ordnung ist wenn Kinderarbeit verrichtet wird, solange die Bezahlung stimmt? Das kann ja wohl nur ein Witz sein.

Dem kann ich mich nur anschließen. Wenn man die Eltern, die in Bergwerken, auf Plantagen und in Fabriken arbeiten, anständig entlohnen würde, wäre das alles gar nicht nötig. Aber die Leute haben lieber die 50Cent Shirts auf den Wühltischen als sich über so etwas Gedanken zu machen. Ich verstehe nicht wie man es in Ordnung finden kann, dass Kinder für die Familie schuften müssen. Wie soll so ein Kind, das nie eine Chance hatte, aus diesem Teufelskreis rauskommen? So ganz ohne Schulbildung bleibt auch ihm später nur der mies bezahlte Job und der Zwang seine Kinder arbeiten schicken zu müssen.

Würden die Verbraucher (auch die Käufer hier in Deutschland) nicht nur an die eigene Geldbörse denken, könnte einiges anders sein. Aber nein, es wird auch geschimpft und gemeckert, wenn der deutsche Bauern um die Ecke 10 Cent mehr für seine Milch haben will. Wie soll sich dann jemals etwas in den ausgebeuteten Ländern ändern, wenn man es nicht mal den eigenen Leuten gönnt? Mir ist schon klar, dass man nicht sofort die ganze Welt ändern kann aber einen kleinen Schritt in die richtige Richtung von Generation zu Generation und es würde sich langsam etwas tun.

Die Bezahlung der Kinder macht nichts für mich aus aber es geht noch ekelhafter und es ist eine Schande, dass für die Verbraucher aus reicheren Ländern Kinder arbeiten müssen, verkauft werden und deren Seelen zerstört werden. Auf Kakaoplantagen halten sich die Bauern Kindersklaven, die sie entweder direkt von den Eltern abgekauft haben oder von "Händlern". Woher die die Kinder nehmen um etwas Geld zu verdienen, kann man sich wohl denken. Und diese Kinder werden als Sklaven nicht nur nicht bezahlt sondern auch wie Vieh gehalten, misshandelt und so lange ausgebeutet bis ihre kleinen Körper nicht mehr können. Und wofür? Damit man den Käufern hier angenehme Schokoladenpreise bieten kann. In einem Interview hieß es seitens eines großen Schokoherstellers, der übrigens damals das Abkommen gegen Kinderarbeit unterzeichnet sich aber dennoch nicht daran hält, dass die das gerne durchsetzen würde aber der Verbraucher bei einer Preiserhöhung nicht mitspielen würde. Ich denke zwar, dass man die Entlohnung der Bauern auch anders fair gestalten kann aber dennoch spielen die Käufer eine große Rolle.

Schon bitter, dass wegen ein paar Cent Kinder herhalten müssen. Wenn ich so darüber nachdenke ist der Unterschied zwischen den Kindersklaven und den schuftenden Kindern, die regelmäßig bezahlt werden, gar nicht so groß. In beiden Fällen schuften die für andere. In beiden Fällen haben sie selber kein Mitspracherecht was das Geld angeht und arbeiten sich nicht nur kaputt sondern haben danach eine beschissene Zukunft. Ist diese Art der finanziellen Unterstützung der armen Familie etwa auch in Ordnung? Bis auf die Zahlart an die Eltern (wöchentlich oder eben eine einmalige Kaufsumme) sehe ich da kaum Unterschiede. Egal welche Form der Kinderarbeit - für mich ist das nicht akzeptabel. Es gibt faire Baumwolle, Schokolade, Kaffee, Bananen, etc. Kostet dann zwar etwas mehr aber das ist es mir wert. Bewusst würde ich so eine Schweinerei wie Kinderarbeit nicht unterstützen. Hier ist es nicht nötig warum also sollen andere Familien weit weg von hier für uns so etwas machen müssen um überleben zu können?

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Na ja, ich persönlich finde, dass Kinderarbeit auf jeden Fall schlecht ist, aber wie einige vor mir schon sagten, sind in manchen Ländern der dritten Welt die Verhältnisse einfach so schlecht, dass die Kinder die Familie mit ernähren.

Daher sollte man nicht versuchen, die Kinderarbeit zu beseitigen, sondern viel eher, die Verhältnisse in diesen Ländern durch Programme zur Förderung der Wirtschaft und Einrichtung von Schulen etc. zu Verbessern- wodurch die Kinderarbeit mehr oder weniger beseitigt werden würde.

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» Neb » Beiträge: 6 » Talkpoints: 0,16 »


Ich kann es nicht verstehen, wenn man strikt gegen Kinderarbeit ist. Es ist nun mal der Fall, dass Familien in Entwicklungsländern(und natürlich auch in anderen Ländern teilweise) am Existenzabgrund stehen. Die Kinder haben meistens keine Chance auf Ausbildung, vom täglichen Gang zur Schule können diese nur träumen. Wenn die Eltern auch arbeiten und das nötige dazu verdienen, finde ich es okay, wenn Kinder auch arbeiten gehen in diesen Ländern, solange es sich um Arbeiten handelt, die das Kind nicht schädigen. Die sind froh, dass überhaupt jemand ihnen Arbeit anbietet, sei es auch zu einem niedrigen Lohn.

Man muss jedoch beachten, dass die Preise von Lebensmitteln in diesen Entwicklungsländern generell niedriger sind. Was nützt es den Kindern, wenn sie den ganzen Tag zu Hause sitzen, und dann noch ohne Essen und Bildung? Dann ist es besser für diese Kinder, sie gehen arbeiten und können sich dann wenigstens alle zwei Tage eine Schüssel Reis leisten. Außerdem denke ich, dass viele die sich über Kinderarbeit beschweren, grade in diesen Geschäften einkaufen, einer dieser Geschäfte ist ja nicht umsonst der Weltgrößte Textileinzelhandel der Welt mit dem meisten Umsatz.

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» held » Beiträge: 185 » Talkpoints: 6,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Nun ja, wenn man fordert, dass Kinder für ihre Arbeit mehr Geld verdienen und dann die Kinderarbeit in Ordnung findet, könnte man doch auch sagen, dass die Eltern eine bessere Bezahlung bekommen sollen, sodass die Kinder gar nicht erst arbeiten gehen müssen. Denn das Optimum wäre zweifelsfrei, dass die Eltern so viel Geld verdienen, dass die Kinder nicht arbeiten müssen, sondern in die Schule gehen können. Dann können sie einen anständigen Beruf erlernen und verdienen später auch selbst genug Geld, um ihre Familien zu ernähren.

Aber in vielen Ländern ist man von diesem Gedanken leider noch meilenweit entfernt und es bleibt den meisten Familien gar nichts anderes übrig, als die Kinder arbeiten zu schicken. Ich finde Kinderarbeit natürlich nicht gut und bevor ich fordern würde, die Kinder anständig zu bezahlen, würde ich fordern, die Eltern anständig zu bezahlen, dann erübrigt sich die Kinderarbeit nämlich.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Kinderarbeit ist und bleibt meiner Meinung nach verwerflich, ob die Kinder nun viel oder wenig Lohn bekommen, ob sie in einer Mine oder auf dem Erdbeerfeld beim pflücken helfen. Kinder sollten eine Kindheit und gerechte Chancen auf Bildung haben, egal, aus welchem Land sie kommen oder wer ihre Eltern sind.

Das kann man aber, ich schließe mich hier meinen Vorrednern an, nur durch eine extreme Verbesserung der Lebenssituation und finanziellen Entlohnung der Eltern erreichen. Haben die Eltern genug Geld zur Verfügung, um ihre Kinder gut zu ernähren und zur Schule zu schicken, so wird sicher gestellt, dass zumindest die heranwachsende Generation die Möglichkeit hat, aus diesem Sumpf herauszukommen.

Werden weiterhin Hungerlöhne für schwere und gesundheitsgefährdende Arbeiten bezahlt, können auch die Kinder nicht zur Schule, weil sie zum Familienunterhalt beitragen müssen. Dadurch erhalten diese auch keine Schulbildung, wodurch die Chancen, in Zukunft einen gut bezahlten, normalen Job zu bekommen gegen Null tendieren. Das Ganze zieht sich durch alle Generationen. Haben die Kinder aber die Möglichkeit, aus diesem Teufelskreis auszubrechen, Schulbildung zu genießen und einen halbwegs vernünftigen Job zu bekommen, ersparen sie ihren eigenen zukünftigen Kindern die Kinderarbeit, die Armut und die Ausbeutung.

Das Alles ist als ein Ganzes zu betrachten und dementsprechend muss man es auch lösen, denn viele Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Würde es in solchen Ländern auch eine Absicherung bei Krankheit oder im Alter geben, dann wären wir fast am Ziel. Viele der Kinder aus Entwicklungsländern werden eben nicht nur als Arbeiter für ihre Eltern angesehen, sondern vor allem auch als Altersvorsorge: können die Eltern irgendwann nicht mehr arbeiten, müssen die Kinder finanziell und zeitlich beistehen. Da es bei solchen Arbeitsbedingungen schnell und vor allem auch in jungem Alter vorkommen kann, dass Menschen nicht mehr arbeitsfähig sind, können die Kinder auch mit einem erlernten Beruf Schwierigkeiten bekommen, denn die Pflege der Eltern muss durch sie gewährleistet sein.

Für mich steht fest: Kinder sollen und müssen Kinder bleiben dürfen. Kinderarbeit und zu viel Verantwortung macht diese kleinen Menschlein kaputt, seelisch und auch körperlich. Da zahle ich für meinen Pulli eben 10 Euro mehr, habe aber kein verkorkstes Kinderleben auf dem Gewissen. In unserer Konsumgesellschaft werden leider nicht nur materielle Dinge, sondern auch menschliche Ressourcen nicht mehr wert geschätzt. Und zu sagen, die Kinder sollen lieber arbeiten gehen als zu verhungern halte ich für bequem. Man sollte bei solchen Problemen nicht weg schauen und den einfachsten Weg für sich wählen.

Würden ähnliche Verhältnisse in Deutschland herrschen, wäre der Aufschrei der Bevölkerung groß, aber Afrika, Indien und alle anderen Entwicklungsländer sind ja weit genug weg. Da reicht es manchen Menschen, zu Weihnachten den obligatorischen Euro zu spenden, wenn wie jedes Jahr traurige und schmutzige Kindergesichter aus dem Fernseher schauen. Das reicht dann aber auch wieder für den Rest des Jahres: aus den Augen, aus dem Sinn.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Kinderarbeit ist für mich immer eine Auslegungssache. Wenn ich mit Kinderarbeit nun daran denke, dass viele Kinder Anziehsachen für den Im- und Export erstellen und dafür einen Hungerlohn bekommen, dann nenne ich das Ausbeute! Des Weiteren kann man Kinderarbeit auch als Arbeit im Haushalt bezeichnen, wofür ich eventuell mein Kind entlohne. Wenn mein Kind ein wenig im Haushalt helfen soll, nenne ich das ganz normal, denn das gehört zum Leben einfach dazu. Hier können Kinder für ihr späteres Leben lernen, wie sie ihren eigenen Haushalt führen müssen.

Kinderarbeit in Form von wirklicher Knochenarbeit und länger als 30 Minuten finde ich grauenhaft. Kinder sollten Kinder bleiben und das hat für mich nichts mit der mangelnden Bezahlung zu tun. Kinder gehören auf den Spielplatz und sollten maximal Mal den Müll raus bringen, spülen oder ihr Zimmer aufräumen. Mehr sollte ein Kind nicht unter 14 Jahren tun. Wenn ein Kind freiwillig Zeitungen austragen möchte, um sich ein Taschengeld zu verdienen, spricht nichts dagegen, aber das reicht dann auch!

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Grundsätzlich ja. Aber es kommt auch auf die Tätigkeiten an und ob das Kind dies aus freien Stücken macht, oder wie in vielen Ländern zur Arbeit gezwungen wird. Die Bezahlung muss demnach auch angemessen sein, was aber in anderen Ländern auch nicht üblich ist. Ich finde es daher sehr wichtig das es Organisationen zum Schutz von Kindern vor Ausbeutung gibt.

Kinder sollen ihre Kindheit genießen können, denn es werden früh genug hohe Anforderungen an sie gestellt. Man muss nur mal daran denken wie lang die Kinder hierzulande heute in der Schule oder an den Hausaufgaben sitzen und wie das bei den früheren Generationen war, da bleibt kaum noch Freizeit und am Ende werden die Kinder in der wenigen Zeit die ihnen noch bleibt in den Verein geschickt und müssen dieses und jenes Instrument lernen. Dabei wird meist vergessen auch mal das Kind zu fragen ob es das überhaupt will.

Dennoch schadet es auch nichts, das Kind ab und zu schon mal kleinere Tätigkeiten ausführen zu lassen, denn dann lernt es schon mal etwas für das zukünftige Arbeitsleben kennen.

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» lakrausi » Beiträge: 77 » Talkpoints: 0,84 »



Bei gerechter Bezahlung finde ich das im Grunde gar nicht so schlimm. Vorausgesetzt, es handelt sich um eine Tätigkeit, die keine körperlichen Schäden verursachen kann. Auch die Anzahl der täglichen Arbeitsstunden sollte kindgerecht sein, wobei ich gerade das in einem Entwicklungsland für eher weniger realistisch halte.

Die optimale Situation wäre natürlich, dass die Kinder vormittags zur Schule gehen können und vielleicht mit ein paar Stunden Arbeit am Nachmittag ihre Familie finanziell unterstützen. Das das nicht überall und für jeden möglich ist, ist mir natürlich klar. Wenn ein Kind also sowieso nicht zur Schule gehen kann, dann kann es auch ganztägig arbeiten, wenn es der Familie dadurch besser geht und wie gesagt das Kind keine körperlichen Schäden davon trägt. Die Gesamtsituation lässt sich natürlich nur verbessern, wenn zuerst einmal die Erwachsenen einen angemessen Lohn für das bekommen, was sie tun.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Beim Thema Kinderarbeit stellt sich zu allererst die Frage, wie der Begriff "Kind" definiert wird. Wann bin ich erwachsen? Mit 18? Mit 16? Ich denke dass das alles Schwachsinn ist- ob ein Mensch in der Lage ist zu arbeiten, kann nur das nähere Umfeld des Kindes beurteilen. Weiterhin stellt sich die Frage, was ich als Arbeit definiere.. Es gibt so viele verschiedene Arbeiten, es sollte eigentlich für jeden das passende dabei sein. Abgesehen davon ist schlechtbezahlte Arbeit immer sch.... , egal wie alt der Arbeitnehmer ist.

Soviel zu den Grundfakten, der Autor meint hier aber wahrscheinlich eher die Kinderarbeit in fremden Ländern. Bei uns ist es absolut lebensnotwendig, dass ein Kind eine solide schulische Ausbildung absolviert, gefördert wird und auch eine gewisse Zeit einfach Kind sein darf. Denn nur so, hat es die Chance, später auf dem nervenaufreibendem und sehr hartem Arbeitsmarkt überhaupt zu überleben. Aber, entgegen der offiziellen Sicht, sind die Menschen und die Völker eben doch nicht gleich- und genau deshalb müssen junge Chinesen eben Fußbälle nähen. Andere Länder andere Sitten. In Westeuropa wäre dies nur kaum vorstellbar, außerhalb der EU ist es gängige Praxis.

Und wer bitte will jetzt von sich behaupten, dass er beurteilen kann, was besser für den Mensch ist? Ich kenne zu viele überqualifizierte, intelligente, studierte, deutsche, junge Männer und Frauen, welche mit 28 noch keinen Tag im Leben wirklich etwas für ihr Geld getan haben- dafür aber ohne Kind und Partner mit dem ersten Burn-Out dahinvegetieren. Zusammenfassend könnte man sagen, dass es eigentliche keine Argumente gegen Arbeit in jungen Jahren gibt, solange die Ausbildung dabei nicht auf der Strecke bleibt, die Bezahlung stimmt und der junge Mensch persönlich geeignet ist. Ich für meinen Teil war ziemlich sauer, dass ich mit 12 noch keine Ferienjobs annehmen durfte! :D

» pe.sc » Beiträge: 7 » Talkpoints: 4,55 »


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