Politisches Statement oder Modetrend?
Es geht hier hauptsächlich um ein Projekt in der Schule, aber es hat auch was mit der Kleidung von vielen Menschen zu tun, Und zwar haben wir gerade in der Schule eine Projektarbeit und meine Klasse hat sich dieses Thema ausgesucht:
Was trägst du da? Politisches Statement oder Modetrend?
Es soll darum gehen, dass es teilweise sehr viele Kleidungsstücke gibt, die mit politischen Zeichen oder ähnlichem versehen sind und dass die Leute oftmals gar nicht wissen, wofür dieses Symbol überhaupt steht. Beispiele sind hier zum Beispiel der "Atomkraft? Nein Danke" Button und die Aidsschleife.
Wie steht ihr dazu? Denkt ihr, dass alle Leute, die solche Sachen tragen auch hinter der Botschaft stehen, die die Zeichen vermitteln? Oder denkt ihr, dass die Leute nur Mitläufer sind oder das als Modetrend tragen? Kennt ihr selbst solche Symbole und tragt ihr sie? Ich bin gespannt auf eure Antworten.
Ich selbst habe keine Kleidung die politische Botschaften vermittelt oder ausdrückt. Ich halte mich da eigentlich komplett raus. Jedoch denke ich, dass es viele Leute gibt, die solche Sachen nur tragen, damit sie zu einer Gruppe gehören (frei nach dem Motto: In der Gruppe ist man stark) und somit Mitläufer sind. Aber es gibt auch einige, die dahinter stehen, jedoch sind diese meistens sehr dünn gestreut. Die einzige Ausnahme dabei wäre das Symbol der Nazi´s. Die Leute, die das tragen, stehen, denke ich, auch wirklich dahinter.
Wer Buttons oder Anstecker mit politischem Hintergrund trägt (mal abgesehen von den Peace oder Anarchy Buttons - die definitiv bei den meisten einen Modecharakter haben), trägt damit auch eine politische Position mit sich. Inwiefern man das Tragen einer Aidsschleife bereits als politisch betrachten kann, ist Frage der Definition.
Generell ist aber davon auszugehen, dass Personen, die einen Anti-Atomkraft-Button tragen auch gegen Atomkraft sind. Ob diese Personen sich nun intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben und eine fundierte Meinung haben ist dabei zweitrangig. Ziel ist jedenfalls zu zeigen, dass man gegen Atomkraft ist - und das ist Politik. Heutzutage ist die Meinung gegen Atomkraft zu sein zum politischen Modetrend geworden, da es sich um einen (im weiten Rahmen) gesellschaftlichen Konsens handelt.
Gerade die Thematik Nazis, Kleidung und Mode ist furchtbar interessant. So gibt es in der Naziszene diverse Marken, die intern als Erkennungszeichen gelten und somit eine gewisse Nazimode definieren. Dabei stecken in den Namen oftmals Anspielung auf die NS-Zeit, Nazis oder germanische Bräuche. So wurde bspw. lange Zeit die Marke Lonsdaple benutzt wegen des enthaltenen NSDAP. Diese Vereinnahmung ist aber mittlerweile gerade auch durch linksorientierte Personen aufgebrochen worden - sodass Menschen mit Lonsdaple-Pulli längst keine Nazis mehr sind.
Anders sieht es bspw. mit dem Nazilabel Thor Steinar aus. Trägt jemand Kleidung von dieser Marke, so kann man sich sicher sein, dass es sich um Nazimode handelt.
Über Erkennungszeichen von Nazis kann man Bücher füllen. Ein guter Überblick bietet "Das Buch gegen Nazis". Auch wenn ich nicht weiß, wie aktuell die dortigen Informationen sind.
Ein anderes Beispiel ist das Palästinensertuch. Dieses Tuch hat eine tiefe politische Bedeutung. Es steht für die Solidarität mit Palästinas. Weshalb es als Symbol gegen Israel gewertet wird und somit den TrägerInnen schnell der Vorwurf des Antisemitismus gemacht wird. Das Tuch selber war vor ein paar Jahren ein absoluter Modetrend. Das Tuch war in praktisch jedem Geschäft mit Jungedmode zu kaufen. Über die Dimension hinter dem Tuch waren sich aber nur eine absolute Minderheit der TrägerInnen bewusst. Hier lässt sich also sagen, dass es sich um einen Modetrend handelte und keinesfalls um eine politische Aussage.
Eine Aids-Schleife oder ein Anti-Atomkraft-Logo als Modegag? Das ist etwas, das ich nicht so recht nachvollziehen kann, ehrlich gesagt. Allerdings kann man je nach Betrachtungsweise sagen, dass sehr Handlungen auch politisch sind. Kaufe ich irgendeine Marke, weil sie cool ist, der beste Freund auch die Turnschuhe trägt oder weil ein Teil gerade billig ist und ist es mir egal, wer das wo und wie produziert hat? Unterstütze ich große Labels, die weniger auf Arbeitsschutz und Rechte ihrer Mitarbeiter achten und ihre Klamotten zweifelshaft produzieren oder informiere ich mich über das Unternehmen, dessen Klamotte ich kaufe? Wenn jemand nun bestimmte Unternehmen meidet, nur FairTrade und Biobaumwolle kauft oder gebrauchtes trägt, ist dies meiner Meinung nach eher ein politisches Statement, als wenn man sich einmal im Jahr eine rote Schleife ansteckt.
Modetrends immer nur trendig in der jeweiligen Umgebung. Das was in der Schule trendig ist, wäre in einer Bank für die Mitarbeiter ein No-Go. Das was auf den Laufstegen der Welt gezeigt wird, eignet sich manchmal gar nicht dazu es in der Fußgängerzone zu tragen. Während in Bayern Lederhosen cool sein können, wird man in einer anderen Gruppen damit vielleicht zum Außenseiter.
Rechte Symbole werden auch eher getragen, wenn man im entsprechenden Umfeld ist. Gerade bei jungen Menschen könnte ich mir vorstellen, dass es dann manchmal weniger um die genaue Herkunft der Klamotte geht, sondern darum, dass man auffällt (oder eben in der Masse nicht mehr auffällt und zumindest optisch Teil einer Gruppe ist), von anderen akzeptiert wird und dann muss das Ganze auch noch finanziert werden.
In meiner Jugend war vieles eher Mode- zumindest nannte man es in meinem Umfeld so, Erwachsene hatten da oft eine andere Meinung. Politik war damals sehr unbedeutend für mich. Mir ging es also eher darum, dass bestimmte Marken "in" waren, ich sie bei anderen toll fand und dann musste es irgendwann eine Levis-Hose sein, Buffalo-Boots, bestimmte Stylings, usw. Dabei wurde dann individuell darauf geachtet, was ich mir leisten kann bzw. welche Kompromisse mit meinen Eltern möglich waren. Und dann musste das Teil noch irgendwo bezahlbar gefunden werden. Internet kannten wir damals noch nicht, also ging man in die Stadt, von Geschäft zu Geschäft, fuhr in Nachbarstädte, usw. Aber hatte man nichts politisches im Kopf, sondern 200 Mark in der Tasche und das Ziel ein paar moderne neue Schuhe zu finden und ein Oberteil und eine Hose.
mich hat geschrieben:[...] Dabei stecken in den Namen oftmals Anspielung auf die NS-Zeit, Nazis oder germanische Bräuche. So wurde bspw. lange Zeit die Marke Lonsdaple benutzt wegen des enthaltenen NSDAP. [...]
Die Marke heißt eigentlich Lonsdale und ergibt ergo nur NSDA, ansonsten kann ich den Ausführungen aber nur zustimmen. Lonsdale unternimmt deshalb übrigens bereits seit 2004 verschiedene Aktionen, um sich für die rechte Szene unattraktiv zu machen, zum Beispiel mit der Kampagne "Lonsdale loves all colours" mit dem vermehrten Einsatz farbiger Modells oder das Sponsoring vom Christopher Street Day in Köln 2005. Seitdem sind sich die Rechten uneins darüber, ob sie diese Marke weiterhin tragen sollen oder nicht. Es gab in "Brennpunkten" wie Sachsen laut Unternehmen deutliche Umsatzeinbrüche.
Ich denke, dass häufig Jugendliche bzw. jüngere Erwachsene teilweise tatsächlich unbewusst mit politische Symbolen herumlaufen, weil das Teil gerade Trend ist. Spricht man sie auf den Kontext an, wissen sie oft gar nicht, wovon da die Rede ist. Mir ist das früher auch öfter aufgefallen, denn wir haben in der Schule auch speziell über das Pali-Tuch gesprochen, dass damals viele trugen. Nach dem Spruch "Ist dir kalt oder hast du nur was gegen Juden?" gab es eine Woche später plötzlich ziemlich viele per Hand schwarz gefärbte Tücher und die Palis waren verschwunden.
Wenn man nicht mehr so junge Erwachsene mit solchen Sachen sieht, ist es meinem Eindruck nach deutlich häufiger als ernst gemeintes, politisches Statement zu verstehen. Mit Ende zwanzig trägt man nämlich nur noch selten Anstecker aus Zeitschriften wie Bravo freiwillig mit sich herum. Die Bravo hat bei den ursprünglich angesprochenen Symbolen (Atomkraft, nein Danke und die AIDS-Schleife) meines Erachtens nach viel damit zu tun, dass diese Symbole ohne weiteres Nachdenken gerade von jüngeren Jugendlichen getragen werden. Zwar stehen in der entsprechenden Zeitschrift dann auch zwei Seiten dazu, worum es geht und was das heißt, das meiste davon ist (wie bei einer Jugendzeitschrift zu erwarten) aber häufig nicht besonders tiefschürfend und erst recht nicht differenziert dargestellt. So fällt es einem Jugendlichen natürlich auch schwerer, sich eine eigene Meinung darüber zu bilden, wenn er sich nur so unreflektierte Texte dazu kurz mal durchliest.
Ich denke, dass besonders das ''Atomkraft - Nein Danke'' und die Aidsschleife Modeerscheinungen sind, genauso wie das Jesuskreuz. Solche Zeichen gibt es als Modeschmuck, als T-Shirt in allen 0815 Modegeschäften, sie sind günstig und werden zwischen all den anderen Modeklamotten angeboten, deswegen bezweifele ich sehr stark, dass Jugendliche sowas auswählen, weil sie diese Meinung vertreten. Man hört in den Medien davon und Jugendliche meinen heutzutage doch eh immer, sie müssten aktuell und cool sein, da gehört so ein T-Shirt gegen die Atomkraft eben auch dazu. Mit der Einstellung selbst hat das wenig zu tun, wobei ich durchaus glaube, dass der eine oder andere schon auch gegen die Atomkraft ist, aber richtig einsetzten in einer Partei tut man sich dagegen natürlich nicht und großartig Bescheid, wieso man eigentlich dagegen ist, weiß man meist auch nicht, man ist halt dagegen, weil das gerade Mode ist.
Ich selbst trage solche Sachen auch nicht. Ich selbst bin eigentlich gar nicht gegen die Atomkraft, aber wenn ich es wäre, dann würde ich auch keine Kleidung dagegen tragen, wenn ich mich nicht auch gezielt dafür engagieren würde, also beispielsweise in einer Partei oder sonst einem Verein. Genauso ist das meiner Ansicht nach bei T-Shirts die gegen Tierfell oder Labortiere appellieren, es bringt leider nichts viel, diese Kleidung zu tragen, wenn man dieses Ziel nicht wirklich unterstützt. Es ist zwar toll, dass man dieser Meinung ist und dies auch offen zeigt, aber bewirken tut man damit noch lange nichts und deswegen ist das für mich ein sinnloses Vorhaben. Der Großteil dieser Leute gehört leider wirklich in die Kategorie Mitläufer.
Ich glaube auch, dass viele Jugendliche auch eher aus modischen und trendigen Gründen tragen als wirklich hinter der Aussage zu stehen. Bzw. wird es wahrscheinlich so sein, dass man die Aussage zwar befürwortet, aber eher im oberflächlichen Sinne. Das heißt, dass viele Jugendliche sich wohl nicht wirklich dafür einsetzen, wie z.B. im Fall der Atomkraft. Es gibt zwar viele Aktivisten, aber ich denke, diese tragen die T-Shirts auch nur auf Demonstrationen. So im Alltag sehe ich zumindest selten Menschen mit diesen T-Shirts.
Was ich aber viel häufiger sehe, sind seit einiger Zeit Kleidungsstücke mit dem Peace Zeichen. Mittlerweile gibt es ja auch ganz viel Schmuck, die das Zeichen als Anhänger haben. Ich denke zwar schon, dass die Träger dieser Kleidung den Frieden natürlich befürworten, aber sich auch nicht zwangsläufig dafür einsetzen. Vielen erscheint das Zeichen einfach als hübsch, sodass sie die T-Shirts oder den Schmuck tragen. Aber ich glaube nicht, dass sie sich großartig Gedanken über das Thema gemacht haben. Deshalb sind viele meiner Meinung nach auch eher Mitläufer als wirklich ein politisches Statement nach außen hin vertreten zu wollen.
Ich bin mir sicher, dass es genug Leute gibt, die bestimmte Buttons oder T-Shirts mit Zeichen und Sprüchen nur tragen, weil sie glauben, dass diese Sache gerade angesagt sind. Viele sehen solche Klamotten sicher auch bei Freunden und wollen dann selbst nicht zurückstehen, indem sie selbst nichts davon am Körper tragen. Dann werden die Buttons, Shirts und sonstigen Dinge einfach angeschafft und getragen, ohne dass überhaupt eine echte Auseinandersetzung mit den jeweiligen Symbolen und der Geschichte dahinter stattfindet. Von so etwas halte ich überhaupt nichts und halte diese Art von Herdenverhalten auch für ziemlich dumm. Richtig blöd ist es, wenn man jemanden auf ein solches Kleidungsstück oder Accessoire anspricht und der Angesprochene dann selbst nicht einmal weiß, welche Aussagekraft die Sachen haben, die er am Körper trägt. Das habe ich einmal bei einer Klassenkameradin erlebt, die stets ein Palästinensertuch trug, aber gar nicht wusste, was das bedeutet. Ich finde solche Tücher nun auch nicht schlimm, aber man sollte schon wissen, was dahintersteht.
Ein Freund von mir trägt regelmäßig Kleidung und Accessoires mit klarer Aussage. Dazu gehören Anstecker gegen Sexismus und Antifa-Aufnäher. Die Aussagen an sich finde ich gut, auch wenn ich solche Dinge niemals tragen würde. Ich finde einfach, dass solche Buttons, Aufnäher und auch T-Shirts mit Sprüchen nicht besonders gut aussehen. Auch wenn ich die Aussagen in vielen Fällen grundsätzlich teile, würde ich so etwas aus modischen Gründen nicht tragen. Ich glaube auch, dass so etwas einfach nicht zu meinen Klamotten passen würde. Ich stehe der Atomkraft auch kritisch gegenüber, würde mir aber dennoch keine Anti-Atomkraft-Buttons anstecken. Eine Kommilitonin hat wohl schon seit vielen Jahren einen Anti-Atomkraft-Aufkleber auf ihrem Auto. In ihrem Fall finde ich das gut und authentisch, weil sie praktisch schon immer gegen Atomkraft war und sich auch regelmäßig engagiert hat. Sie ist also nicht einer dieser zahlreichen kleinen Mitläufer, für die das nur eine Modeerscheinung ist.
Im Grunde genommen liegt mir auch nur ein Thema wirklich am Herzen, auch wenn solche Themen wie die Atomkraft oder eine ablehnende Haltung Nazis und anderen Idioten gegenüber sicher auch wichtig sind. Dennoch habe ich an meinem Auto lediglich einen Aufkleber gegen die Quälerei und den Missbrauch von Tieren. Aktuell ist das ein Aufkleber gegen die Massenmorde im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft. Wenn die EM vorbei ist, landet dort ein anderer Aufkleber gegen Tiermissbrauch. T-Shirts würde ich nicht unbedingt tragen und auch Buttons sind nicht mein Fall, obwohl ich ein Button von der Gruppe der Tierversuchsgegner an meiner Uni besitze. Ich glaube auch, dass Aufkleber an Autos häufiger gesehen werden und mehr Menschen erreichen, vor allem wenn man ab und zu auf öffentlichen Parkplätzen steht. Das ist dann schon ein Statement von meiner Seite aus und es gibt auch häufiger Zustimmung. Als Trend sehe ich das nicht an, denn einen Tierschutztrend gibt es nicht. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die gegen Tierquälerei sind. Diejenigen, die solche Buttons und T-Shirts tragen oder entsprechende Aufkleber am Auto oder sonst irgendwo anbringen, tun das wohl aus Überzeugung.
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