Wie weit darf der Arbeitgeber den Urlaub beeinflussen?

vom 20.06.2012, 20:23 Uhr

Ein Freund ist derzeit in einer etwas blöden Situation. Er Arbeitet seit nahezu einem Jahr in einer etwas kleineren Firma. Bis jetzt war beim Freund auch immer sehr zufrieden mit der Arbeit und dem Lohn. Seit nahezu einem Monat besteht nun jedoch das Problem, dass der Arbeitgeber immer wieder Tage vorgibt, an welchen mein Freund Urlaub gehen muss. Der Grund für den vorgeschriebenen Grund ist, dass es an diesen Tagen einfach mal zu wenig zu Arbeiten gibt.

Soweit ich weiß, ist diese Sache prinzipiell schon in Ordnung, da der Arbeitgeber ja die Hälfte der Urlaubstage bestimmen kann. Zumindest ist dies soweit mir bekannt in Österreich so, weiß nicht, ob dies in Deutschland ebenfalls der Fall ist.

Ich Frage mich bei dieser Situation nur, ob diese Sache nun in der Realität tatsächlich so gemacht werden darf. Der besagte Freund bekommt nämlich eigentlich immer nur ein bis maximal zwei Tage davor Bescheid, dass er an diesem Tag zu Hause bleiben soll. So ist es natürlich in den meisten Fällen so, dass er sich an diesen Tagen nun nicht wirklich was vornehmen kann, da das ganze zu kurzfristig ist und seine restliche Bekanntschaft an diesen Tagen eigentlich immer mit der Arbeit beschäftigt ist. Geht das nun alles mit rechten Dingen zu, darf der Arbeitgeber so kurzfristig den Urlaub für Arbeitnehmer einteilen?

Dachte bisher immer, das Einteilen der Urlaubstage seitens des Arbeitgebers wäre so gedacht, dass dies beispielsweise für einen Betriebsurlaub genutzt werden kann und schon lange Zeit vorher bekannt sein sollte, abgesehen davon nicht immer Tageweise geschehen sollte.

Was haltet Ihr von der oben geschilderten Situation? Ist diese Sache normale? Kann mein Freund dagegen irgendetwas unternehmen?

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» User92 » Beiträge: 936 » Talkpoints: 2,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas zu einem richtigen Arbeitsverhältnis gehört. Der Arbeitgeber hat nicht vor zu schreiben, wann Urlaub zu nehmen ist. Bei uns ist es so, dass die Arbeitnehmer untereinander absprechen, wer wann Urlaub nimmt. Es muss halt immer eine Vertretung für den Urlaub nehmenden da sein. Der Urlaub dient dann der Erholung und wird manchmal schon ein ganzes Jahr im Voraus geplant, eingereicht und sogar vom Chef genehmigt.

Auf jeden Fall sollte man sich in so gezwungenen Fällen an den Betriebsrat sprechen und die Sache dann gegebenenfalls zusammen mit dem Arbeitgeber klären. Wenn die Sache nicht zu klären ist, würde ich mir Rat bei einem Fachmann (eventuell Anwalt) holen. Ebenfalls würde ich vielleicht darüber nach denken, wenn sich nichts ändert, einen neuen Arbeitsplatz zu suchen.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das ist auf keinen Fall in Ordnung. Der Wunsch des Arbeitnehmers bezüglich des Urlaubs hat Vorrang vor dem Wunsch des Arbeitgebers, diesen nicht zu gewähren, außer wenn dringende betriebliche Gründe dagegen sprechen. Nur weil es an manchen Tagen zu wenig Arbeit gibt, darf der Arbeitgeber die Beschäftigen nicht einfach in den Urlaub schicken. Dies steht im Bundesurlaubsgesetz (§ 7 Absatz 1). Es müssen schon schwerwiegendere Gründe sein. Wenn der Chef seine Arbeitskräfte falsch organisiert, ist das kein Grund, sie in Urlaub zu schicken.

Man darf sich den Urlaub aber nicht eigenmächtig nehmen, sondern man muss ihn sich genehmigen lassen. Der Chef hat dann aber wiederum die Pflicht, ihn zu genehmigen. Kollidieren die Urlaubswünsche mehrerer Mitarbeiter, spielen soziale Komponenten bei der Genehmigung eine Rolle. Arbeitnehmer mit schulpflichtigen Kindern werden zum Beispiel in den Ferien Arbeitnehmern ohne Kinder vorrangig bezüglich ihrer Urlaubswünsche behandelt.

Was also der Chef deines Freundes macht, ist auf keinen Fall in Ordnung. Ich würde ihn auch darauf aufmerksam machen. Vielleicht zuerst einmal freundlich sagen, dass die Situation schwierig ist, weil man gar nicht planen kann usw. Wenn er uneinsichtig ist, muss man sich überlegen, wie viel einem die Stelle wert ist und ob abzusehen ist, dass sich die Situation ändert.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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