Sticheleien durch Misstrauen
Ein Freund von mir und ich haben einen relativ neuen gemeinsamen Bekannten. Wir kennen ihn nun seit wenigen Monaten und haben uns, mal gemeinsam und mal getrennt voneinander, mit ihm getroffen. Er ist ein netter Typ, allerdings haben wir unabhängig voneinander festgestellt, dass dieser junge Mann einfach hoffnungslos misstrauisch ist. Das an sich würde mich nicht stören, es bleibt jedem selbst überlassen, ob er misstrauisch ist oder nicht. Allerdings stichelt dieser neue Bekannte manchmal, was mich grundsätzlich dann schon stört. Es belastet mich nicht so richtig, aber ich finde es unnötig und auch ein bisschen unhöflich. Der Bekannte weiß selbst, dass er misstrauisch ist und sagt auch, dass er nichts daran ändern kann.
Das Problem ist also nicht das Misstrauen selbst. Ich glaube, dass der Bekannte in vielerlei Hinsicht schlechte Erfahrungen gemacht hat und das Misstrauen auch mindestens ansatzweise gerechtfertigt ist. Ich vertraue Menschen auch nicht so schnell und finde das auch insgesamt nicht sinnvoll. Aber ich bin eher grundsätzlich kritisch, deute das aber nicht immer wieder an. Es geht vor allem um die Sticheleien, die ich anstrengend finde. Wenn wir den Bekannten zum Beispiel fragen, ob er mit uns etwas unternehmen möchte, sagt er meistens, dass er gerne mitkommt, was ich ihm auch glaube. Aber er schiebt dann meistens hinterher, dass wir ihn bestimmt nur aus Mitleid mitnehmen. Letztens hat er uns ein paar intimere Dinge von sich erzählt und er meinte anschließend, dass er sich bestimmt jetzt total entblößt hätte und wir seine Geheimnisse sicher sofort en detail im Bekanntenkreis herumerzählen würden und er dann bestimmt blöd dasteht. Letztens hatte sich der Freund alleine mit ihm getroffen und da meinte der neue Bekannte direkt zu ihm, dass mein Freund das Treffen sicher so schnell wie möglich beenden möchte, damit er ihn wieder los sei. Auch der Hinweis, dass er sich dann gar nicht erst mit ihm treffen würde, konnte ihn nicht überzeugen.
Normalerweise bin ich geneigt, solche Leute direkt wieder zu vergessen. Es gab in der Vergangenheit Momente, in denen ich es spannend fand, wenn Leute schwierig waren. Ich habe das zeitweise als eine Art Projekt angesehen und versucht, die Leute zu verstehen. Mittlerweile habe ich mir da aber eine gewisse Oberflächlichkeit angewöhnt und sehe es irgendwie nicht mehr ein, mir mehr Stress anzutun als notwendig. Wenn jemand misstrauisch ist und immer Bestätigung sucht, möchte ich eigentlich nicht, dass er sich diese bei mir sucht. Ich versuche einfach, die Sticheleien zu ignorieren. Denn ansonsten ist der Bekannte ein netter Kerl. Aber dieses Verhalten stört mich schon. Wie würdet ihr euch verhalten?
Das ist ein wirklich interessantes Thema, welches du hier anschlägst. Im Grunde genommen verstehe ich dich so, dass du und ein Freund seit kurzem einen gemeinsamen Bekannten habt. Dieser muss in seinem Leben scheinbar derart schlechte Erfahrungen gemacht haben, dass er sehr misstrauisch ist und eigentlich immer glaubt, man möge ihn nicht.
Nun gut ich selber bin da eigentlich sehr einfach gestrickt. Eine kurze Weile schaue ich mir dieses Spielchen an, aber nach einiger Zeit habe auch ich die Nase schnell voll. Ich werde nicht dauerhaft denjenigen positiv bestätigen unabhängig, wie schlecht seine Erfahrungen waren und sein Misstrauen und Bestätigungsgefühl gerechtfertigt sind. Es würde mir auf die Dauer einfach auf die Nerven fallen, wenn ich jedes Mal mich erklären muss, wieso ich diese Person gerne mitnehmen würde, mich mit ihr Treffen würde oder sonst etwas. Das heißt, wenn ich zigtausend Mal sagen muss " nein ich nehme dich nicht aus Mitleid mit, sondern weil ich dich nett finde ", dann habe ich bei einigen Malen auch die Schnauze voll und frage mich auch indirekt, ob man mich verarschen will.
Ich wäre zudem auch sehr ratlos, weil ich mich bereits mehrfach erklären musste, obwohl es sich um Dinge handelte, die keine Erklärung nötig hätten. Wenn es bereits jetzt nicht klappt, ihm sein Misstrauen doch ein Mal wegzunehmen, würde ich mich einfach fragen, wann sollte es denn dann klappen? Mehr als ihm Mut, Zuspruch und Bestätigung zukommen zu lassen kann ich einfach nicht, aber irgendwann ist für mich persönlich dann auch gut.
Das was du da beschreibst würde ich nicht Misstrauen nennen. Das klingt eher nach Minderwertigkeitskomplexen, was ja was komplett anderes ist. Der junge Mann scheint entweder eine entsprechende Erziehung hinter sich zu haben, wo ihm eben immer wieder mitgeteilt wurde, wie wenig er wert ist. Solche Eltern soll es ja geben, welche ihre Kinder damit immer wieder konfrontieren.
So wie andere Eltern eben ihr Kind bei einer schlechten Note aufbauen und Mut machen, dass es beim nächsten Test bestimmt besser wird. Andere Eltern kommentieren schlechte Ergebnisse eben damit, dass man sowieso nichts anderes erwartet hatte. Und solche Sprüche können dann Menschen sich in diese Richtung entwickeln lassen, wie du @Cologneboy2009 beschrieben hast.
Natürlich können es aber auch Erfahrungen aus jüngerer Vergangenheit sein, welche diesen Mensch so verletzlich gemacht haben. Vielleicht wurde er von früheren Freunden auch immer nur als Anhängsel gesehen, was man nicht wirklich dabei haben wollte. Solche Erfahrung sind schlimm und ist für neue Freunde dann auch recht schwer die Denkweise des Betroffenen zu beeinflussen. Wenn ihr wirkliches Interesse an diesem Bekannten habt, dann zeigt es ihm immer wieder, dass ihr die gemeinsamen Unternehmungen auch wirklich wollt.
Ich finde die Situation wirklich schwierig, denn ich denke, es wird darauf hinauslaufen, dass Du eine Entscheidung für oder gegen den Kontakt mit diesem Menschen treffen musst, weil ich nicht glaube, dass dieses Problem, das von ihm ausgeht, lösbar sein wird. Gerade dieses Beispiel, das Du hier von seinen Sticheleien anführst, lässt doch eigentlich eine rein logische Frage zu, die er sich selbst vielleicht auch schon mal hätte stellen können oder sogar müssen: Wenn er die Befürchtung hat, dass Ihr das, was er Euch von sich im Vertrauen erzählt, weitergeben könntet, warum tut er es dann und zieht aus seinen schlechten Erfahrungen nicht einfach den Schluss, niemandem mehr bestimmte Dinge von sich zu erzählen? Diese Frage sollte er sich vielleicht mal beantworten, möglicherweise würde ihm das dabei helfen, sein Misstrauen wenigstens bestimmten Personen gegenüber etwas zu reduzieren, was ja schon deutlich helfen könnte.
Mich wundert, dass dieser Bekannte sagt, dass er nichts an seinem Misstrauen ändern könne, denn das halte ich für falsch. Ändern kann er sicherlich etwas daran, auch, wenn diese Form von Arbeit hart und langwierig ist. Auf mich wirken solche Aussagen immer so, als würde es sich die betreffende Person einfach machen, indem sie diese Änderung erst gar nicht konsequent versucht oder zu schnell resigniert und sich und ihr Verhalten dann mit einer Aussage wie der, dass dieses Verhalten nicht änderbar ist, zu entschuldigen versucht. Aber unrichtig bleibt diese Aussage dennoch.
Solche Sticheleien können eine zwischenmenschliche Beziehung jedenfalls sehr stören, egal, ob es um die Frage danach geht, ob sie berechtigt sind oder auf welchen Erklärungen sie basieren. Im Endeffekt bleibt stehen, und das ist es ja auch, was einen so stört, dass sie ein immer wiederkehrendes Verhaltensmuster darstellen, das schon aufgrund seiner andauernden Wiederholungen einfach nur nervt. Wenn diese Person, die Dich also mit ihrem Verhalten nervt, aber nun auch noch aussagt, dass sie daran nichts ändern könne und es auf eigenen schlechten Erfahrungen beruht, also vor allem auch noch darauf abstellt, dass sie das alles ohne jegliche Schuld tut, dann bedeutet das aber im Endeffekt, dass Du lernen musst, mit diesen Sticheleien umzugehen, wenn Du den Kontakt aufrecht erhalten willst. Damit rechnen, dass sich dieses Verhaltensmuster im Laufe der Zeit dahingehend verändert, das Vertrauen aufgebaut wird, würde ich ehrlich gesagt nicht wirklich.
Vermutlich würde ich dieser Person einfach mal deutlich sagen, dass mich dieses Verhalten stört, weil es nicht fair ist und weil es mir einen Stempel aufdrückt, den ich nicht verdient habe. Bei allem Verständnis für schlechte Erfahrungen, die einen Menschen natürlich prägen und möglicherweise sogar stören können, die Ängste auslösen, aus denen sich wiederum verschiedenste Verhaltensmuster ergeben, wäre ich wohl nicht bereit, dauerhaft mit einem Wesenszug klarzukommen, der mir total gegen den Strich geht, weil er mich einfach nur belastet. Ich könnte mit dieser Person vermutlich auch nicht lange im Guten umgehen, weil ich mich irgendwann permanent gestört sehen würde, sofern sie ihr Verhalten nicht korrigiert, was hier ja offenbar nicht einmal beabsichtigt wird, auch nicht mit fremder Hilfe, egal, von wem diese kommt. Wenn ein paar deutliche Worte nicht helfen würden, so würde ich mich vermutlich irgendwann entfernen und dieser Person auch noch einmal mitteilen, warum ich mich nun zurückziehe, weil ich das fairer fände als mich einfach so nicht mehr zu melden.
Ich sehe in deiner Schilderung irgendwie keinerlei Anzeichen von Sticheleien, aber vielleicht verstehe ich deinen Eröffnungstext auch einfach falsch beziehungsweise meine Definition von einer Stichelei deckt sich nicht ganz mit der Definition, die du davon im Kopf hast.
Meiner Meinung nach ist dieser Bekannte, den du da hast, einfach nur sehr unsicher und deswegen misstrauisch. Vielleicht hat er auch einfach eine sehr schlechte Selbstwahrnehmung und meinte deswegen sofort, dass er sich total entblößt hätte, beispielsweise. Das kann natürlich durch einige schlechte Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen ausgelöst worden sein.
Wie ich mich verhalten würde kann ich nicht ganz sicher sagen. Ich denke, dass ich zunächst einfach immer wieder darauf hinweisen würde, dass das Misstrauen absolut unbegründet ist. Wie ich das machen würde, würde ich dann natürlich der Situation entsprechend entscheiden. Ich würde natürlich nicht sagen, dass dieser Bekannte misstrauisch ist und es dafür keinen Grund gibt, ich würde einfach versuchen ihm ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, wie ihr es ja anscheinend auch getan habt.
Wenn das dann aber andauert und sich sein Verhalten nicht verändert, dann würde ich schon ganz gezielt darauf eingehen, dass mich sein Verhalten stört, da es sehr unhöflich mir selber gegenüber ist und auch weil es einfach unbegründet ist.
Ich glaube mich würde das Verhalten des Bekannten irgendwann nerven und ich hätte deswegen schon kein Interesse mehr daran, mich mit ihm zu treffen. Wie langt kennt ihr ihn denn nun? Irgendwann muss das Misstrauen doch dann mal nachlassen. Es klingt auch ein bisschen so, als hätte euer Bekannter kein hohes Selbstwertgefühl. Das er sagt, dass dein Freund sicher froh ist, wenn das Treffen vorbei ist oder sich erst gar nicht mit ihm treffen wollte, spricht schon irgendwie dafür.
Es kann natürlich sein, dass es einfach die Art eures Bekannten ist, dass er solche Sprüche ablässt. Oder es ist eine dumme Angewohnheit. Ich würde ihn mal darauf ansprechen und ihm sagen, dass er ja so ein netter Kerl ist, aber das er sich solche Aussagen doch wirklich sparen könnte und es eher stört. Ich glaube, dass ich irgendwann nur noch die Augen verdrehen würde, wenn wieder so eine dumme Aussage kommt.
Ich denke, dass ich das wirklich direkt von der Person abhängig machen würde. Bei manchen Menschen ist es doch schon so, dass man direkt an ihrer Art merkt, ob sie es wert sind, dass man um sie kämpft und sich um sie bemüht, sodass dieses Misstrauen nach und nach verschwindet und sie einem eben auch vertrauen können und das auch merken.
Ich denke, dass man hier auch nicht zu voreilig sein sollte, wenn man sagt, dass einen das nervt und dass das total übertrieben ist, wie misstrauisch diese Person ist. Du kannst nie wissen, was diese Person in ihrem Leben schon durchgemacht hat und ob sie von einer Person vielleicht einmal sehr stark verletzt worden ist. Auch wenn man das jetzt als nichts abtut, wissen nur Leute, die so was selbst schon durchgemacht haben, wie weh das tut und wie schwer es ist danach wieder einer Person komplett zu vertrauen.
Wenn dieser neue Bekannte von dir und deinem Freund ein ansonsten netter Mensch ist und ihr der Meinung seid, dass es sich lohnt zu versuchen, ihn etwas aufzubauen, dann würde ich empfehlen, es so zu machen. Aber eine immerwährende Bestätigung, dass ihr nicht aus Mitleid mit ihm zusammen sein möchtet, würde ich mir verkneifen. Warum versucht ihr es nicht einmal, ihn zu schocken und einfach zu sagen: „Ja, so ist es, du hast recht. Wir nehmen dich nur aus Mitleid mit, nicht weil wir uns freuen, wenn du bei uns bist. Aber mach dir nichts draus."
Vielleicht merkt er dann, dass er doch mal nachdenken muss. Übrigens bin ich genau der Meinung wie Punktedieb, dass es sich hier weniger um Misstrauen handelt. Ihr solltet versuchen herauszufinden, warum er Minderwertigkeitsgefühle hat. Was stimmt nicht mit ihm? Hat er irgendeinen äußerlichen Makel oder eine Krankheit? Oder ist er nur unsicher? Auf einem dieser Punkte könnte das – was du Misstrauen nennst, beruhen. Natürlich ist es eine Aufgabe, die Zeit und Hineinversetzen in den Bekannten erfordert und damit Engagement. Ob ihr diese Ausdauer und Zeit habt, müsst ihr selbst entscheiden.
Unter Sticheleien hätte ich nun etwas anderes verstanden, aber ich verstehe die Äußerungen des neuen Bekannten eher so, dass er entweder ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit haben möchte, indem er Euch indirekt negative Dinge unterstellt oder aber, ihm geht es darum, sich bestätigt zu fühlen beziehungsweise in der Hoffnung, dass man ihm das Gegenteil sagt und man sich zum Beispiel eben gern mit ihm trifft. Dafür würde es ja auch sprechen, dass er schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht hat, die ihn heute noch berühren, belasten oder wie auch immer beschäftigen.
Wie Ihr damit umgehen sollt, weiß ich auch nicht, ich denke, es käme darauf an, wie wichtig der Mensch ist und was man sich verspricht. Es gibt Menschen, bei denen wäre mir eine solche Äußerung einfach zuwider und da würde ich den Kontakt auch einschränken, andere Menschen tun mir da mehr Leid beziehungsweise die wären mir einfach wichtiger und da würde ich mich bemühen, ihnen zu zeigen, wie viel sie mir bedeuten und dass sie bei mir keinen Grund für ein Misstrauen hätten.
Ich gehöre allerdings auch zu der Sorte, die exakt solche Äußerungen von sich lassen, weil sie unsicher sind und eben etwas Gegenteiliges hören wollen. Allerdings weiß ich auch, dass diese Art und Weise nicht gut ankommt und dass es falsch ist, sich auf diese Art und Weise nach Komplimenten zu begeben, wobei es eher positive Rückmeldungen und weniger Komplimente sein sollten. Wie ich mir wünschte, darauf zu reagieren? Am besten mir zeigen, dass man willkommen ist und einbezogen zu werden, dann würde es bei mir auch weniger mit Äußerungen dieser Art werden.
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