Zynische Menschen - konfrontieren oder besser ignorieren?

Mein Onkel ist ein sehr zynischer Mensch. Oft hänge ich mit ihm aneinander, weil ich seine zynische Art einfach nicht mag. Meine Mutter meint dann immer, dass ich ihm einfach aus dem Weg gehen soll und ihm zeigen soll, dass ich darüber stehe. Aber es fällt mir wirklich sehr schwer ihn einfach zu ignorieren.

Wie macht ihr das? Geht ihr auf Konfrantationskurs oder ignoriert ihr eher einen Zyniker? Kommt ihr gut klar mit Zynikern oder seid ihr vielleicht selber ein zynischer Mensch?

Ich muss sagen, dass ich damit auch nicht immer klar komme. Ich bin da auch manchmal ein Mensch, der sich so was sehr zu Herzen nimmt und ich fühle mich dann manchmal, auch wenn es wahrscheinlich nicht wirklich so gemeint war, trotzdem sehr verletzt. Aber ich habe in den letzten Jahren gelernt so was nicht zu zeigen und deswegen versuche ich dann auch immer drüber zu stehen, weil es einfach das Beste ist. Manche Menschen hören dann wirklich damit auf, wenn sie merken, dass es nichts bringt, weil es einen selbst nicht kümmert.

Wenn man aber schlagfertig ist, dann hat man aber auch noch die Möglichkeit, dass man eine schlagfertige Antwort gibt. So eine Antwort kann selbst dem zynischsten Menschen die Sprache rauben und wenn man Glück hat, dann hat man danach eine Weile Ruhe vor ihm. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann kann es sein, dass man danach nur noch stärker das Opfer ist und noch öfter solche Sprüche ertragen muss. Vielleicht hat man aber auch Glück und man hat für immer Ruhe. Aber man sollte es nur machen, wenn man auch wirklich eine gute Antwort parat hat.

Ich bekenne ich schuldig im Sinne der Anklage, ich bin bekennender Zyniker. Ich weiß, dass es für andere Menschen nicht immer leicht ist, damit umzugehen. Das tut mir ein Stück weit Leid, aber ich kann es ja nicht ändern. Mir gehen auch Menschen fürchterlich auf die Nerven, die meine Art Humor nicht verstehen und falsch darauf reagieren, aber was soll ich machen? Niemand kann etwas dafür, die Menschen sind eben unterschiedlich.

Ich könnte auch nicht sagen, woher das kommt. Vielleicht sind es meine österreichischen Gene, vielleicht wurde ich mal von einem anderen Zyniker so beeindruckt, dass er unbewusst mein Vorbild wurde (wüsste jetzt allerdings nicht, wer das gewesen sein könnte) oder die Welt ist schuld, keine Ahnung. Man ist wohl so gepolt oder eben nicht.

Als damals dieser katastrophale Tsunami war, hatte ich sofort dieses Lied von Juli im Ohr: "Das ist die perfekte Welle". Ich habe es nicht ausgesprochen und sicher nicht weniger Mitleid, als andere Menschen, aber die Assoziation ist eben einfach da. Es ist nicht alles so finster gemeint, wie es vielleicht oft klingt.

Dr. Joker Reblaus hat geschrieben:Als damals dieser katastrophale Tsunami war, hatte ich sofort dieses Lied von Juli im Ohr: "Das ist die perfekte Welle". Ich habe es nicht ausgesprochen und sicher nicht weniger Mitleid, als andere Menschen, aber die Assoziation ist eben einfach da. Es ist nicht alles so finster gemeint, wie es vielleicht oft klingt.

Ich bin sicherlich auch ein kleines bisschen zynisch. Vielleicht ist genau das der Grund dafür, dass ich gerne mit Zynikern auf Konfrontationskurs gehe. Ich kann mich da einfach nicht beherrschen, denn ich kann ganz genau so gut zynisch sein und das lasse ich dann auch frei aus mir heraus. Zynismus kann man tatsächlich ganz gut mit Zynismus begegnen, auch wenn man sich das auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt vorstellen kann.

Ich finde diese zynischen Menschen eigentlich überhaupt nicht anstrengend. Jeder Mensch hat eben eine eigene Persönlichkeit und wenn diese durch Zynismus geprägt ist, dann finde ich das besser als wenn man einen grenzenlosen Optimisten oder einen sehr fröhlichen Menschen vor sich stehen hat. Damit kann ich gar nicht gut umgehen. Aber jemand, der einfach nur zynisch ist, ist in meinen Augen noch ganz angenehm.

Ich bin sicherlich kein zynischer Mensch, jedenfalls kann ich mich nun nicht an eine Situation erinnern, in der ich wirklich zynisch gewesen wäre. Ich fahre zwar manchmal aus der Haut, wenn ich mich von jemandem dauernd provoziert fühle und ich schon einige Male im Ruhigen darauf hingewiesen habe, dass ich mich eben provoziert fühle, und es kommt dann auch vor, dass ich eine bissige Bemerkung mache, aber die würde ich weniger als bissig bezeichnen als eben als offensiv und möglicherweise auch streitlustig, wobei ich in solchen Momenten nicht streitlustig bin und mir einfach nur Luft machen muss. Allerdings wäre ich wohl selbst, wenn hin und wieder eine bissige Bemerkung von mir kommen würde, noch kein zynischer Mensch, weil ich denke, dass man wohl hauptsächlich bissig und spöttisch sein muss, um als Zyniker zu gelten. Allerdings wäre mal interessant, zu erfahren, ab wann man wirklich als zynischer Mensch gilt und wo hier die Grenze liegt, die es dafür zu überschreiten gilt.

Mit zynischen Menschen habe ich übrigens auch meine Probleme und ich mag es nicht, wenn ich mit jemandem häufiger zu tun haben muss, von dem ich mich durch seinen Spott, seinen Hohn und seine bissigen Bemerkungen ständig angegriffen fühle, was bei mir aber zwangsläufig der Fall ist. Genauso wenig kann ich es leiden, wenn jemand andauernd seine Scherze mit mir macht und mich auf die Schippe nimmt, denn auch dadurch fühle ich mich irgendwann verspottet. Es mag sein, dass ich anfangs darüber lachen kann, aber irgendwann ist eben Schluss damit, dass ich das lustig finde. Wenn ich mir wirklich jedes Wort gut überlegen muss, bevor ich es im Gesamtkonstrukt eines Satzes aussprechen muss, weil es sonst wieder auf die Goldwaage gelegt und eben wörtlich genommen wird, wodurch sich die Bedeutung meines Satzes ja total verfälscht, dann fühle ich mich allein dadurch schon verspottet. Mein Partner macht das phasenweise mit Vorliebe und ich finde das ehrlich gesagt überhaupt nicht witzig, sondern kann in solchen Momenten nur noch genervt sein.

An Deiner Stelle würde ich vermutlich versuchen, den Onkel aufzufordern, seinen Spott einzustellen und seinen Zynismus zu kontrollieren, weil ich mich sonst von ihm distanziere. Würde er sich auf diese Aussage hin direkt wieder höhnisch äußern, dann würde ich mich auch direkt distanzieren. Mit solchen Menschen habe ich persönlich nicht wirklich Freude und ich kann zu ihnen auch keine wirkliche emotionale Nähe aufbauen, weil ich mir von ihnen abgewertet vorkomme. Es gibt genügend andere Menschen in meinem Umfeld, von denen ich mich wertgeschätzt fühle und die auch hervorragend mit mir umgehen können, ohne mich dauernd zu verspotten, und ich sehe auch keinen Grund, mich Spott und Hohn dauerhaft auszusetzen. Insofern halte ich einen Rückzug wirklich für sinnvoll und kann deshalb auch den Rat Deiner Mutter verstehen, dem Onkel aus dem Weg zu gehen, was im Grunde genommen nichts anderes bedeutet als eben den Rückzug anzutreten und die Distanz zu suchen.