Der Trend zum "Du"
Ich habe grundsätzlich das "Sie" benutzt, weil ich es so gelernt habe und es auch richtig finde. Ich mag es nicht, mich gleich mit jedem zu duzen. Als ich kürzlich im Krankenhaus lag, wurde mir eine ältere Dame und eine mittleren Alters aufs Zimmer gelegt. Für beide war es wohl völlig normal, sich zu duzen. Sie duzten mich und fragten nach meinem Vornamen. Ich konnte nicht umhin, auch das Du zu benutzen.
Ich habe das selbe Problem wie Du und mir ist auch das selbe aufgefallen. In der Grundschule wurde meine Klassenlehrerin mit Nachnamen zum Beispiel Frau Mustermann oder Du angesprochen. Ab der Orientierungsstufe ärgerte sich mein Deutschlehrer darüber, dass ich Du zu ihm sagte. Diese Umstellung viel mir schwer, doch habe ich es irgendwie gelernt. Leider zu stark, so dass ich nachher auch meinen Trainer ständig mit Sie ansprach.
Komischerweise wollten dann Kunden im Restaurant in dem ich gearbeitet habe nicht mit Sie angesprochen werden und seit der Uni darf ich auch wieder Du benutzen. Somit der Wandel wieder zum Du. Ich persönlich finde das Du auch viel besser. Leider ist in Deutschland das Problem, wenn man jemanden mit Du anspricht, dann kommt als Antwort:" Waren wir zusammen im Sandkasten oder was?!" Deswegen bin ich froh wenn sich ein Du in Deutschland wieder einfindet
Vielleicht ist es bei manchen Leuten wirklich so, dass Sie sich selbst nicht gerne Siezen lassen, was bei mir derzeit auch noch der Fall ist, da ich mich selber noch nicht für so alt halte und ich gerne einer von vielen bin, wenn es darum geht, dass ich jemanden etwas beibringen soll, so wirkt das nicht so abgehoben.
Andererseits kenne ich es auch, dass manche Arbeitgeber es wohl auch gerne so haben, um eine Art von Teamzugehörigkeit zu suggerieren? Manchen fällt es leichter, sich angeblich auf gleicher Ebene zu treffen, andere finden es merkwürdig, genauso wie Du? Ich mag das eher nicht, wenn man jemanden duzen soll, ich finde, so etwas ergibt sich oder eben nicht. Wenn ich eigentlich nicht viel mit demjenigen zu tun habe und ihn oder sie noch nicht einmal für übermäßig sympathisch halte, ist es mir eher unangenehm denjenigen zu duzen, als wäre man fast freundschaftlich miteinander verbunden. Für mich wird so ein lockerer Umgang signalisiert, der nicht immer den wahren Gegebenheiten entsprechen muss - es gibt da aber auch andere Fälle, wo es wirklich einfach angenehmer sein wird, den Chef zu duzen.
Vielleicht hast Du ja auch mal ein Gespräch unter vier Augen und kannst Dich dazu mal äußern, wie Du das siehst, und das Du da manchmal gewisse Konflikte hast, weil Du da unsicher bist. Bei manchen Arbeitgebern könnte das einfach nur als ehrlich beurteilt werden, während andere vielleicht darin ein Manko sehen würden. So oder so - je mehr Du duzt desto eher wird es Dir vermutlich leichter fallen, es immer wieder zu tun. Also vielleicht solltest Du die Tatsache, dass manche Leute halt geduzt werden wollen, einfach akzeptieren und Dir dabei noch im Hinterkopf behalten, dass dies nicht unbedingt etwas mit Sympathie zu tun haben "muss".
Ich denke, es ist eine Frage der persönlichen Einstellung. Wer schon immer autoritätsgläubig war und Menschen hauptsächlich danach beurteilt hat, welche Position sie haben, der wird durch so ein "du" eventuell aus der Bahn geworfen. Respekt vor anderen, vor Älteren, vor Leistung mag angeboren sein, aber diese sprachliche Verstärkung ist erlernt.
Wer Menschen schon immer auf Basis einer Gleichheit betrachtet hat und Respekt gegenüber anderen z. B. auf deren Handeln bezieht, der wird sich viel leichter tun. Dieses Weltbild schließt nicht aus, auch eine höhere Position in der Hierarchie zu respektieren. Das ist auch eine Frage der Selbsterkenntnis und Selbstachtung.
Ich finde den Umgang mit jedermann viel einfacher, wenn es den Unterschied zwischen "sie" und "du" nicht gibt. Im englischsprachigen Raum fühle ich mich da viel wohler, weil es da aufgrund der Sprache diese Erwartungshaltung und die Blockade in den Köpfen nicht gibt und zudem schnell der Vorname angeboten gibt. Trotzdem würde da niemand auf die Idee kommen, dass man jetzt schneller "Ar*chloch" sagen könne. Aber der Zugang ist leichter, die Kontaktschwelle ist nicht da und das kann das Arbeitsklima verbessern, das Ansprechen von Problemen erleichtern und vermag vielleicht sogar die Produktivität zu erhöhen.
Mir ist unbekannt, in welchen Ländern es diese sprachliche Differenzierung noch gibt, aber mir ist auch aufgefallen, das es auf diesem Planeten in jedem Land, in dem ich mich in englischer Sprache mit den Menschen unterhalten konnte, der Zugang zu den Menschen um ein zigfaches leichter war, als in Deutschland. Auch die Offenheit gegenüber Fremden war in diesen Ländern deutlich größer als bei uns. Die Leute sprechen einen regelmäßig an, wo bitte erlebt man das hier? Meine Beobachtung: Deutsche haben echte Probleme, mit dieser (immer respektvollen) Offenheit klarzukommen (ich nun nicht gerade). Das ist sicher auch zum Teil ein Ergebnis der sparchlichen Eigenheit.
Wie kann der TO das nun erlernen? Werde dir klar, dass ein Großteil der Welt so klarkommt und dein Chef trotzdem eine Respektsperson bleibt. Und freue dich, das so der Zugang zu ihm viel einfacher ist.
Was mich viel mehr stört, dass es möglicherweise auch durch das "du" - das mag nur mein Eindruck sein - zu einer immer größere Vermischung zwischen Privat und Job kommt und ich finde, das sollte man strikt trennen. Wenn der Vorgesetzte nämlich plötzlich zum "Bekannten" oder "Freund" wird, dann wirft das ganz neue Probleme auf. Ich muss mit dem nicht Abends noch weggehen, ich habe auf seiner Geburtstagsfeier nichts zu suchen. Zumindest fallen dann auch andere Grenzen und das macht für einige den beruflichen Umgang dann wirklich schwierig. Der offene Geist kann auch das, aber eben nicht jeder.
Mir geht es ganz ähnlich wie dir, obwohl ich noch zur Schule gehe. Anders als bei dir, werden die Schüler hier aber nicht gesiezt. Viele Lehrer meinen, dass sie sich nicht daran gewöhnen können, Schüler, die sie schon von klein auf kennen, auf einmal zu siezen und bleiben dann bei dem ''Du''. Die meisten fragen dann auch mal höflich in die Runde, wer denn nun gesiezt werden möchte, aber darauf meldet sich kein Schüler, so dass alles beim alten bleibt. was ich auch ganz gut so finde.
Trotzdem finde ich es auch recht ungewohnt, wenn Menschen, zu denen man bisher ''Sie'' gesagt hat, auf einmal ein ''Du'' wollen. So ist mir das beispielsweise einmal auf einer Kursfahrt passiert. Ein Lehrer, den ich im Unterricht sonst immer gesiezt habe, wollte da auch einmal geduzt werden, weil man ja nun nicht mehr in der Schule sei und da müsse man das nicht so genau nehmen. Ungewohnt ist es dann, wenn die Kursfahrt zu ende ist und man den Lehrer nun nicht mehr beim Vornamen nennen darf. Meine Musiklehrer kamen in den letzten Jahren dann auch irgendwann mit dem ''Du'' an und daran konnte ich mich auch nicht gewöhnen.
Ich finde es ehrlich gesagt auch nicht schlimm, wenn man die Person trotzdem siezt. Ein ''Du'' vermittelt eine gewisse Nähe und wenn man die Person gar nicht kennt oder vielleicht auch lieber eine gewisse Distanz bevorzugt, wieso soll man sich dann gezwungen fühlen, die Person zu duzen? Ich sieze da oftmals ganz konsequent weiter und ignoriere weitere Aufforderungen. Es sollte schließlich jeder selbst entscheiden, ob er jemanden so gut leiden kann, dass er ihn duzen möchte.
An sich bin ich aber eigentlich auch eher ein Befürworter des ''Sie''. Siezen verdeutlicht die nötige Distanz, die man in einigen Situationen braucht und verdeutlicht, dass es sich eben doch um zwei Personen unterschiedlichen Alters und Standes handelt. Ich fühle mich deutlich wohler dabei und finde auch, dass Kinder auch nur so den nötigen Respekt vor Erwachsenen lernen können und es daher falsch ist, Kindern beizubringen schon im Kindergarten die Erzieher zu duzen.
Ich finde, dass man bei manchen Personen überlegen sollte, ob man "Du" oder "Sie" sagt. In der Schule ist es so üblich, dass man seine Lehrer mit "Sie" anspricht. Da hat man sich schon dran gewöhnt. Schüler sprechen sich untereinander mit "Du" an.
Auf der Arbeit ist es im Grunde genau so. Seine Kollegen dutzt man lieber, aber seinen Chef sietzt man. Das finde ich beim Chef auch besser. So zeigt man ihm, dass er die Entscheidungen treffen kann. Am Liebsten werde ich gedutzt, manchmal aber auch leider gesietzt, obwohl ich noch nicht sehr alt bin.
Also ich persönlich habe die Erfahrung nun nicht so gemacht. In der Universität werden wir zwar natürlich auch mit "Sie" angesprochen, aber bis auf unseren einen Dozenten aus den USA wird auch jeder Dozent von uns mit "Sie" angesprochen. Sogar die meisten Tutoriumslehrer werden von uns mit "Sie" angesprochen, da ich das mit dem "Du" auch etwas befremdlich finde.
Ich denke aber mal, dass das eine einfache Sache der Gewohnheit ist. Irgendwann kommt man schon dazu, die entsprechenden Personen eben mit "Sie" oder "Du" an zureden und solange das eben noch nicht so richtig klappt, kann man sich ja dann immer noch mit einem sympathischen Lachen verbessern.
Ich kann es gut verstehen, dadurch dass ich auch selbstverständlich dazu erzogen wurde, fremde Personen zu siezen, habe ich auch Probleme damit, vor allem ranghöhere Personen mit "du" anzusprechen. Im Moment ist es so, dass meine Chefs in Urlaub sind und für sie eine Vertretung kommt. Er kam direkt am ersten Tag herein und hat sich mit seinem Vornamen vorgestellt und natürlich von uns erwartet, dass wir es genau so machen.
Ich hatte nicht wirklich ein Problem damit, da ich ja auch noch relativ jung bin, aber ältere Kollegen sind trotzdem lieber beim "Sie" geblieben. Es ist natürlich ungewohnt, direkt per "Du" zu sein, aber am besten kann man sich wohl daran gewöhnen, indem man sich einfach traut, die andere Person mit dem Vornamen und "du" anzusprechen. Je öfter man es ausspricht, desto mehr Sicherheit gewinnt man und irgendwann wird es ganz normal, die vorgesetzte Person zu duzen.
Ehrlich gesagt ist mir dieser Trend nicht aufgefallen. Ich jobbe momentan auch im Einzelhandel und hier wird viel Wert darauf gelegt, dass wir uns siezen. Und zwar nicht nur auf der Fläche, sondern auch im Lager. Das ist mir unangenehm, weil die meisten Mitarbeiterinnen jung und nur wenige Jahre älter als ich sind. Ich glaube, dass es bis auf eine Ausnahme keine Kollegin über 30 gibt. Wenn man sich gut versteht, sehe ich nicht ein, wieso man sich siezen sollte, das schafft meiner Meinung nach eine Distanz, die in manchen Situationen unnötig ist.
Schwierig wird es erst, wenn man sich jahrelang gesiezt hat und dann plötzlich auf das Du umsteigen soll. Genau so erging es mir mit meiner ehemaligen Biolehrerin, die mir und meinen Mitschülern nach dem Abi plötzlich das Du anbot. Ich werde sie vermutlich ohnehin nicht mehr so schnell wiedersehen (wenn überhaupt), aber es würde mir trotz ihrer ausdrücklichen Erlaubnis unangebracht erscheinen, sie plötzlich zu duzen. Und das, obwohl ich sie sehr gern hatte. Da ist es meiner Meinung nach besser, wenn der Chef oder Kollege gleich von Anfang an das Du anbietet, damit man sich anschließend nicht irgendwann umgewöhnen muss.
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