Schadenersatzansprüche der Bahn gegen Selbstmörder?

vom 18.03.2011, 19:22 Uhr

Genau um die "Zurechnungsfähigkeit", die hier angesprochen wird, geht es ja im § 829 BGB, nennt sich hier allerdings "Deliktsfähigkeit". Nach § 827 BGB führen psychische Erkrankungen (die hier ja definitiv vorliegen dürften) zur Deliktsunfähigkeit, wonach derjenige nicht schadensersatzpflichtig wäre. Doch auch eine deliktsunfähige Person kann Schadensersatz leisten müssen, nämlich aus Billigkeitsgründen (§ 829 BGB), wie oben bereits angesprochen.

Erbrecht ist nicht mein Fachgebiet, da kenn ich mich nicht aus, kann mich aber mal erkundigen, wie es in einem solchen Fall aussieht.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde es schon reichlich stramm, einen Menschen, der anscheinend so verzweifelt war, daß er nicht mehr leben will, als Störenfried zu bezeichnen und sich über verlorene Zeit zu ärgern, aber das nur nebenbei.

Wie es mit Schadenersatz aoder Aufwandsentschädigung aussieht, wäre schon interessant zu wissen. Die Angehörigen eines auf so brutale Art aus dem Leben Geschiedenen (nicht jeder, der vorm Zug landet, wollte auch dahin, es gibt auch Unfälle) sollte man hier eigentlich in Anspruch nehmen. Zum Einen können die ja nun wirklich nichts dafür, daß der Selbstmörder diese Art von Freitod gewählt hat, zum Andern wäre es auch reichlich pietätlos.

Dennoch muß die Bahn das ja irgendwie regeln. Möglicherweise wird ein Betrag X ins Jahresbudget für Instandhaltung und Wartung eingeplant, das für solche Fälle herangezogen wird. Daß dies natürlich der Bahnfahrende am Ende über die Fahrpreise tragen muß, ist klar.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es eine Frechheit, dass du überhaupt darüber nachdenkst, dass du Schadensersatz verlangen könntest. Es geht hier um ein Menschenleben. Die meisten Menschen, die das machen haben jahrelange Depressionen hinter sich und entschließen sich dann sich umzubringen. Die meisten Methoden, bringen nicht unbedingt einen Erfolg und so wählt man den Zug.

Bevor sich jetzt jemand über mich aufregt, mein Onkel ist vor den Zuge gesprungen nachdem er sich über 40 Jahre jeden Tag mit Depressionen gequält hat. Er hinterließ einen Sohn, in der Ausbildung und eine Frau, die zwar den ganzen Tag arbeiten geht aber trotzdem nicht so viel Geld hat. Bist du jetzt wirklich der Meinung, dass man meiner Tante so etwas in Rechnung stellen sollte?

Es tut mir wirklich leid, dass es Menschen gibt, die dir mit ihren Tot den Tag versauen. Ich habe mit solchen Menschen immer Mitleid und sehe das Schicksal dahinter, aber das ist ja anscheinend zu viel verlangt. Du hast Ansprüche, weil du etwas sehr wichtiges verpasst hast, aber denk doch mal drüber nach, ob du so etwas wirklich einem Trauernden an tun willst.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann bei dieser Gefühlskälte auch nur noch mit dem Kopf schütteln. Wie kann man nur so zynisch und respektlos sein? In welcher traurigen Welt leben wir, dass es Menschen gibt, die sich an so etwas hochziehen müssen?

Mir wäre es verdammt peinlich, wenn ich solche Sprüche von mir geben würde bloß um Aufmerksamkeit zu bekommen. An deiner Ausdrucksweise erkennt man, dass es dir tatsächlich nämlich darum geht, denn die Frage ist nicht sachlich gestellt, sondern betont überspitzt worden.

» thairu » Beiträge: 184 » Talkpoints: 8,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@SuperGrobi: Aber nicht jeder Selbstmörder ist doch auch vorher wegen seiner psychischen Erkrankung in Behandlung. Daher kann die ja nicht in jedem Fall bewiesen werden, oder? Also kommt auch nicht in jedem Fall eine Deliktsunfähigkeit zum tragen.

@thairu: Und was ist, da es nun mal hier vornehmlich um die Bahn geht, mit dem Lokführer? Wenn dieser Mensch danach seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, weil er nicht damit klar kommt, dass er einen Menschen überfahren hat? Zumindest da sollten Schadensersatzansprüche auch zugesprochen werden. Wenn sich schon jemand in den Tod stürzen will, dann sollte er sich Orte suchen, wo er keine Dritten mit reinzieht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


ich finde es sehr Menschenverachtend, einen Selbstmörder einen Störenfried zu nennen. Er bringt sich ja nicht um, um den Bahnverkehr aufzuhalten, sondern es geht um eine menschliche Tragödie. Zuerst einmal sollte man Mitgefühl für diese Person und seine Hinterbliebenen haben.

Wenn so etwa passiert, kann man es ja nicht verhindern, es ist sozusagen eine menschliche Katastrophe, so wie eine Naturkatastrophe auch den Bahnverkehr lahmlegt. Da schimpft man ja auch nicht über den Bergrutsch, der die Schienen zugeschüttet hat. Über die Kostenerstattung der Rettungsaktion und die Kosten für die Bahn, die dadurch entstanden sind, muss wahrscheinlich immer ein Richter (bzw. ärztlicher Gutachter) entscheiden. Es kommt auf die psychische Verfassung der Person zur "Tatzeit" an.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 19.06.2012, 20:17, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Leute die sich so sehr aufregen können, dass sie sogar fragen wer die Kosten für die durch einen Selbstmord entstandenen Schäden übernimmt, finde ich total unmöglich! Da hat sich ein Mensch umgebracht! Diese Person hat sicherlich ganz andere Motive gehabt um sich vor einen Zug zu werfen, als dass sie die anderen Reisenden aufhalten wollte oder der Deutschen bahn einen Schaden zufügen wollte. Da geht es um ein menschliches Schicksal! Natürlich ist es nervig, störend und unter Umständen natürlich auch sehr problematisch. Man verpasst Anschlusszüge, kommt zu spät zur Arbeit oder zu wichtigen Terminen und was noch alles auf einen zukommen kann wegen eines solchen Vorfalls. Auch ich bin schon in diesen Situationen gewesen und das nicht nur einmal - aber ich habe mich nicht aufgeregt und die Kostenfrage war mir herzlich egal!

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Bahn die Hinterbliebenen mit der Rechnung für den Einsatz konfrontiert und auch, dass sie im Falle eines Überlebenden diesen dann verklagt. Schließlich sind die finanziellen Aufwendungen in Folge eines Suizids oder auch eines versuchten Suizids nicht gerade gering. Die Reisenden bekommen unter Umständen Entschädigungen, die Strecke und der Zug müssen gereinigt werden, oft müssen Seelsorger bezahlt werden, eventuell gibt es auch im Zug wegen der starken Bremsung verletzte Personen. Häufig muss das Gleis ausgebessert werden. Auf diesen Kosten möchte ein Unternehmen wie die Bahn natürlich nicht sitzen bleiben und irgendjemand muss ja dafür bezahlen. Vor allem wenn man bedenkt, wie häufig ein solches Unglück geschieht. Müsste die Bahn immer alles alleine bezahlen, dann würden die Fahrpreise sicherlich noch einmal merklich ansteigen!

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Erstmal muss ich sagen, dass ich es schrecklich finde, wenn man solche Sachen sagt und sich dann darüber aufregt, dass sich jemand vor einen Zug geschmissen hat. So was ist einfach nur dumm und total egoistisch. Man sollte doch lieber mal darüber nachdenken, wie es der Person, die sich vor den Zug geschmissen hat, wohl ging, als sie diese Tat vollzogen hat? Leute, die einen Suizid begehen, haben oftmals ganz große Probleme und sind fast immer psychisch krank, weshalb diese auch nicht ganz zurechnungsfähig sind.

Des Weiteren denke ich, dass die Familie in dem Zeitraum auch wahrscheinlich sehr viele andere Sachen zu tun haben wird als einen Schadensersatz zu bezahlen. In erster Linie wird sehr viel Geld für die Beerdigung und den Sarg und die anderen Sachen, die in so einem Falle leider anfallen, gebraucht. Wer mit so was noch keine Erfahrungen gemacht hat, der weiß wahrscheinlich auch nicht, wie teuer so eine Beerdigung werden kann.

Zu guter letzt muss ich noch sagen, dass ich es sinnlos finde, wenn die Angehörigen für den Selbstmord ihres Verwandten bestraft werden sollen, indem sie so einen hohen Betrag bezahlen müssen. Schließlich können sie ja nichts dafür und in vielen Fällen wussten sie nicht mal, dass die Person so starke Probleme hat. Aber was helfen würde, ist, wenn die Bahn ihre Strecken einfach mehr absichert, sodass Selbstmord nicht mehr möglich ist.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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