Schlechter Abschluss gleich verbaute Zukunft ?

vom 15.06.2012, 14:35 Uhr

Eine Freundin von mir, nennen wir sie J., hat vor einiger Zeit ihren Abschluss in ihrer Berufsausbildung zur Bürokauffrau gemacht. In diesem Abschluss hat sie nicht besonders gut abgeschnitten und ist mir einer knappen Vier aus der Prüfung gegangen. Bestanden hat sie somit jedoch trotzdem. Seitdem sie ihre Abschlussnote hat, ist sie zunehmend deprimierter und fühlt sich minderwertig, obwohl ihre Berufsschulnoten vollkommen in Ordnung waren, nur halt die Abschlussnote der Abschlussprüfung war nicht prickelnd.

Natürlich macht sie sich nun Gedanken über ihre Zukunft. Sie ist fast zwei Jahre älter als ist, also 29 und sie hat sich so sehr gefreut, dass sie damals nach jahrelanger Arbeitslosigkeit die Ausbildung absolvieren konnte und wollte sie absolut super schaffen. Dies ging daneben. Aber sie macht sich halt Gedanken, dass sie einfach keinen Job bekommt, weil ihr Betrieb sie nicht übernehmen wird. Sind ihr nun mit einem schlechteren Abschluss alle Türen verschlossen? Oder bedeutet Bestanden wirklich Bestanden und die Note ist letztendlich uninteressant? Welche Erfahrungen habt ihr in diesem Zusammenhang gemacht?

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich denke, dass es auf die zukünftigen Arbeitgeber ankommt, wie wichtig sie das Zeugnis finden. Ich hatte damals auch einen grauenhaften Abschluss und habe trotzdem immer Arbeit gefunden. Ich hatte aber vielleicht viel Glück, dass die Arbeitgeber nicht so auf die Noten geguckt haben, sondern eher auf das Sympathiegefühl. Ich habe damals aber auch in einer Branche mit Kundenverkehr gearbeitet.

Ich bin heute selbstständig und kann über mich sagen, dass mein schlechter Abschluss meine Zukunft nicht „versaut“ hat. Das einzige was mir in deiner Frage zu denken geben würde, ist die Tatsache, dass die Dame ihren Abschluss schon in einem reiferen Alter gemacht hat. Man kann hier also nicht die Ausrede der „leichtsinnigen Jugend“ vorschieben.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


"Versaut" ist die Zukunft auf keinen Fall, aber es ist natürlich wahr, dass man mit einem schlechten Abschluss weniger Chancen hat, seinen Wunschjob zu bekommen. Die Arbeitgeber schauen ja schon auf die Noten. Wenn sie die Wahl haben, nehmen sie bei vielen Bewerbern und großer Vorauswahl natürlich diejenigen mit den besseren Noten. Aber es gibt ja auch Arbeitgebern, die nicht nur nach den Noten gehen, sondern nach dem Eindruck, den die Leute hinterlassen. Wenn nur die Abschlussnoten schlecht waren und die Noten davor in Ordnung, würde ich bei den Bewerbungen sogar die vorigen Zeugnisse dazulegen. Es kann ja sein, dass die schlechten Noten durch Prüfungsangst entstanden sind.

Man muss ja auch nicht unbedingt in dem Beruf unterkommen, den man gelernt hat. Wenn man flexibel ist, findet man immer irgendetwas. Unter Umständen muss man bei schlechten Noten wirklich eine Stufe weiter unten anfangen, also zum Beispiel nicht als Bürokauffrau, sondern als Bürohilfskraft. Wenn man dann einmal in einer Firma Fuß gefasst hat und sich bewährt hat, tun sich oft andere Chancen auf.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ob man sich mit schlechten Noten automatisch das ganze Leben versaut hat oder nicht, kann man mit Sicherheit nicht einfach so im Internet beantworten. Viel mehr ist das wohl eine Frage der persönlichen Auffassung und noch mehr eine Frage dessen, was man von sich selbst und seinem Leben erwartet. Ich kenne auch einige aus meiner eigenen Schule, die jetzt mit mir zusammen ihr Abitur gemacht haben und trotzdem ebenfalls keine Ausbildung oder kein Studienplatz gefunden haben und hier will ich auch einfach mal behaupten, dass dies mit unter anderem an ihren Abschlussnoten liegt.

Grade im letzten Jahr auf den Abschlusszeugnissen sollte jedem klar sein, dass man sich hier besonders viel Mühe geben muss, da man sich mit diesem Zeugnis überall später bewerben wird und so die Chance auf eine gute Arbeit hat. Die Zeugnisse davor sind in diesem Sinne vergleichsweise völlig unwichtig. Wenn man später wirklich etwas großes erreichen möchte und einen Job haben will, der mehr als nur durchschnittlich bezahlt wird, dann wird man mit einem vergleichsweise schwachen Zeugnis eher schwache Chance auf so einen Beruf haben - Man ist wahrscheinlich nie der einzige, der sich irgendwo bewirbt und hier wird es vermutlich immer einen besseren geben.

Ich will damit weder dich noch deine Freundin irgendwie entmutigen, aber wenn man der Sache mal objektiv ins Auge blickt, ist dies in Deutschland (Und ich denke auch sonst überall) leider einfach eine traurige Tatsache, dass hier mehr Wert auf Noten und Abschluss als auf Qualifikation und Qualität gelegt wird. Dies muss meiner Meinung nach aber trotzdem noch lange kein völliges Aus für eine gut bezahlte Zukunft sein. Man kann sich auch mit einem schlechten Abschluss überall bewerben, hat immer noch Chance, auch wenn es länger dauert und es gibt natürlich noch etliche Möglichkeiten, sich selbst andere Türen zu öffnen, indem man vielleicht noch freiwillig ein Paar Abendkurse besucht, sich weiterbildet, sich Förderung ausschreiben lässt, und, und, und..

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Während meiner Ausbildung hieß es immer, es schaue kein Mensch auf die Abschlussnote und auf die Zeugnisse, es ginge immer nur darum, dass man überhaupt einen Abschluss habe. Aber ich finde es auch leicht naiv gedacht, da dann ja nun auch jeder Auszubildende auf die Idee kommen könnte, nur das Nötigste zu tun. Allerdings gibt es auch Ausbildungsbetriebe, die ja bei einem guten/ sehr guten Abschluss die Auszubildenden übernehmen und ich denke, das spricht ja schon für sich, es sei immer besser, einen guten Abschluss zu haben.

Ich befürchte, Deine Freundin, kochanie, wird es zumindest etwas schwerer haben, als Personen mit einem besseren Abschluss. Aber sie sollte nicht aufgeben und ihre Berufstätigkeit mit Optimismus zu erlangen. Erhält sie einmal die Möglichkeit, sich zu bewähren, kann es doch besser sein, als eben die Abschlussnote. Unter Umständen lässt sich ein Arbeitgeber vielleicht auch nach vorhergegangenem Praktikum auf eine Arbeitsstelle ein, indem dann J. zeigen kann, was sie kann.

Es gibt nun einmal Menschen, die in der Praxis wesentlich besser sind als in der Theorie und andersherum und das wissen Arbeitgeber auch. Ich weiß jetzt nicht, ob Deine Freundin bei den Bewerbungen die Zeugnisse der Berufsschule beilegen muss oder wird, aber vielleicht ist dies etwas, woran sie anknüpfen kann und dass sie es glaubhaft begründen kann, weshalb die Abschlussnote sich scheinbar deutlich zu den Noten in der Berufsschule unterscheidet.

Versaut hat sie sich das Leben sicherlich nicht mit dem Abschluss, aber sie hat es sich eben etwas schwerer gemacht, als es andere Auszubildende getan haben.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Alle Türen werden deiner Freundin durch den nicht besonderen Abschluss nun nicht verschlossen sein, aber ganz sicher hat sie es schwerer einen passenden Job zu finden, als wenn der Abschluss besser ausgefallen wäre. Manche Firmeninhaber sehen nur kurz auf das Zeugnis, andere studieren es regelrecht. Aber es gibt auch Chefs, bei denen es mehr auf den Gesamteindruck ankommt.

Ich würde deiner Freundin empfehlen, da sie nicht übernommen wird, also vielleicht erst einmal Unterhalt vom Arbeitsamt bekommt, einen zusätzlichen VHS-Kurs zu belegen und dort gut abzuschneiden. Es gibt solche Kurse, die auf ihren Beruf abgestimmt sind, wo sie eine zusätzliche Qualifikation erwerben kann. Das würde die schlechte Abschlussnote vielleicht ausmerzen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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