Wenn aus Leidenschaft ein Job wird.....

vom 12.06.2012, 08:45 Uhr

Ein Bekannter von mir ist computerversessen. Er spielt an seinem PC, solange ich ihn kenne und ich habe mich immer gewundert, was er sonst so alles am PC macht. Nun habe ich ihn ein Jahr nicht gesehen und als ich ihn wieder getroffen habe, war er irgendwie verändert. Er erzählte mir, dass er bei einer Softwarefirma arbeitet und Programme programmiert, Spiele mit austüftelt usw. Er verdient nicht schlecht. Er hat seine Leidenschaft zu einem Job gemacht.

Habt ihr so was auch schon mal erlebt, dass man seine Leidenschaft so einsetzt, dass man daraus einen Job macht auch ohne unbedingt eine Ausbildung zu machen? Mein Bekannter hat keine Ausbildung gemacht und ist als Quereinsteiger in der Firma und hat schon einen höheren Posten. Ist so was eine Ausnahme oder wurde da einfach mal auf sein Talent geachtet und passiert das vielleicht sogar häufiger?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich habe gehört, dass so etwas möglich sein kann. Da ich beruflich auch in einer Sackgasse stecke, möchte ich genau das selbe versuchen und auch über eines meiner Hobbys einen guten Arbeitsplatz bekommen. Da ich sehr gern male und darin schon in der Schule gut war, habe ich mich dazu entschlossen, ab September eine Mal-schule zu besuchen, wo ich mein Talent professionell ausarbeiten kann. Ich mache ja jetzt bereits schon Auftragsmalerei und fertige Bilder nach Wünschen. Allerdings sieht man meinen Bildern an, dass ich nur Laie bin. Wenn ich das abändere und dann in der Abendschule den Malkurs bewältige, lässt sich bestimmt mehr raus holen. Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Ohne Bemühungen und auch mal ein Risiko in Kauf zu nehmen, gibt es eh keine Veränderung.

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Es passiert sicher häufiger als man denkt. Ich höre immer wieder von solchen Glücksfällen und hätte ich eine spezielle Leidenschaft, so würde ich es mir für mich auch wünschen. Es gibt doch nichts befriedigenderes als das zu tun was einem Spaß macht, in dem man gut ist und auch noch seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen.

Voraussetzung dafür ist sicherlich eine ausreichende Fachkenntnis, die man sich in solchen Fällen wohl selbst angeeignet hat, sowie eine gute Portion Glück von einer Firma akzeptiert zu werden, ohne eine nachweisliche Ausbildung genossen zu haben. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, sich selbstständig zu machen, so geschehen im Falle meines Nachbarn.

Zu Beginn gab es in seiner Wohnung nur ein Terrarium mit einer Schlange. Als ich ein weiteres mal zu Besuch war, hatten sich Spinnen, Chamäleons sowie diverse Echsen hinzugesellt. Sein Fachwissen wuchs unglaublich schnell und ich war immer wieder überrascht wie er sich weiterentwickelt hat. Bald schon versuchte er sich in der Zucht, was auch erfolgreich funktionierte. Man machte natürlich Witze darüber, er könne bald ein eigenes Geschäft aufmachen und irgendwann realisierte er diesen Gedanken tatsächlich. Mittlerweile hat er ein gut gehendes Reptiliengeschäft, vertreibt sogar im Internet alles rund ums Reptil und kann sich vor Aufträgen kaum noch retten.

Es gehört sicher viel Mut dazu, einen solchen Schritt zu wagen. In seinem Fall ist die Rechnung aber voll aufgegangen. Er tut das was ihm am meisten Spaß macht, sein Hobby wurde zum Beruf und ich habe ihn nie ausgeglichener und glücklicher gesehen.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das ist ein sehr schönes Thema, denn ich selbst habe meine Leidenschaft und Hobby zum Beruf gemacht. Bei mir kam es auch eher zufällig dazu. Ich bin seid Kindheit an geritten, habe dann aber eine lange Pause wegen meinen Kindern eingelegt. Aber als meine Tochter 7 Jahre alt war, wollte sie auch mit dem reiten beginnen. Wir suchten einen Stall, und sie bekam ihre ersten Reitstunden.

Ich habe dann den anderen Kindern beim satteln und so weiter geholfen und die Chefin bekam dieses mit. Als die Mitarbeiterin von heut auf morgen gekündigt hatte, rief mich die Chefin an, ob ich Interesse hätte, ihr nachmittags etwas unter die Arme zu greifen beim Schulbetrieb. Keine zwei Wochen später, als definitiv feststand, dass ihre Mitarbeiterin nicht mehr zurück kommt, fragte sie mich, ob ich mir vorstellen könnte, meine aktuelle Arbeit zu kündigen, um bei ihr anzufangen.

Ich habe mich natürlich riesig gefreut, denn ich war immer Feuer und Flamme für Pferde, nur hatte ich den Berufswunsch wegen der Kinder nie ergriffen, da er ja doch sehr zeitintensiv ist, und meistens gibt es ja auch kein Wochenende. Da meine Kinder aber auch gerne im Stall waren, waren die Arbeitszeiten kein Problem, es war ja auch immer alles sehr familiär.

Ich habe auch nie eine Ausbildung zur Pferdewirtin gemacht, ich habe mit meiner Erfahrung gepunktet. Ich habe aber mittlerweile hier und da kleinere Prüfungen abgelegt, aber eben keine Lehre. Trotzdem läuft es sehr gut für mich in diesem Beruf, und ich würde auch nichts anderes mehr machen wollen, ich habe zwar hier und da andere Berufe ausprobiert, aber nirgendwo war ich so glücklich wie im Reitbetrieb.

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» Wennie4 » Beiträge: 1754 » Talkpoints: 6,72 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



So ein Werdegang selbst ist tatsächlich nichts ungewöhnliches und in vielen (kreativen) Berufen auch oft und gerne gesehen. Immer dann, wenn kein formaler Abschluss zwingend erforderlich ist, werden auch unausgebildete Quereinsteiger genommen und bekommen ihre Chance. Und auch wenn die Ausbildung in wirklich den meisten Fällen unwahrscheinlich sinnvoll ist und oft überhaupt erst ein ausreichend gutes Arbeiten erlaubt bzw. dazu befähigt, gibt es Fälle, in denen die "ungelernten" praktisch mindestens genauso gute Arbeit leisten, wie Kolleginnen und Kollegen mit einer entsprechenden Ausbildung.

Aber das ist ein gefährlicher Weg, weil die "Qualifikation durch Arbeit" nicht transparent zu vermitteln ist. Zwar mag dann die Arbeit beim jeweiligen Chef Anerkennung finden und im entsprechenden Betrieb mag man auch in dem jeweiligen Gebiet anerkannt sein. Aber es muss nur zu Veränderungen im Umfeld kommen, um das Ganze ins Wanken zu bringen. So kann schon ein neuer Vorgesetzter die Qualifikation bezweifeln. Jeder mögliche Fehler wird auf die fehlende Ausbildung geschoben (was aber schon deshalb Quatsch ist, weil jeder Fehler machen kann). Und wenn man dann sogar das Unternehmen wechseln muss, weil der bisherige Betrieb betriebsbedingt kündigen musste, steht man völlig im Regen. Denn dann zählt als Türöffner wirklich nur die formale Qualifikation (jedenfalls dann, wenn man keine entsprechenden Kontakte hat, die einem eine Vorstellung ohne eine "normale" Bewerbung ermöglichen).

Man kann sagen, dass immer dann, wenn wir wirtschaftlich gute Zeiten haben und die Arbeitskräfte rar sind, ein solcher Quereinstieg leicht möglich ist. Ich erinnere mich an die Zeiten vor dem Platzen der Dot-Com-Blase. Damals wurden Leute von der Uni weggeworben, auch ohne Abschluss zu unglaublich hohen Gehältern anzufangen. Diejenigen, die es dann geschafft haben, auch nach den Pleitewellen ihren Posten zu behalten, sind aus der Zeit die unhinterfragten "Sieger". Für alle anderen hingegen wurde es ungleich härter. Oft blieb einem eben nur übrig, wieder an die Ausbildung zu denken (was ein schwerer Schritt war, nachdem vorher so ein hohes Einkommen da war) oder aber massive Abstriche hinsichtlich Tätigkeit und Gehalt in Kauf zu nehmen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


In vielen Fällen kann aus Leidenschaft ein Job werden, einige (wenn wohl auch eher wenige) Abiturienten machen auch gezielt das Abitur, weil sie wissen, was sie studieren wollen und sich dafür eben sehr interessieren, es in ihrer Freizeit auch als Hobby betreiben. Meine Freundin programmiert in ihrer Freizeit beispielsweise auch sehr viel und sie wird von Bekannten immer wieder empfohlen, wenn es darum geht etwas am Computer reparieren zu lassen oder so. Dafür bekommt sie auch Geld. Sie wird aber jetzt im Oktober anfangen zu studieren und dann wird sie Informatik auch als Beruf ausüben.

Auch bei anderen kann ich sehen, dass sie ihre Leidenschaften zu einem Beruf machen, eine Bekannte hat schon vor Jahren angefangen Kinder zu betreuen, egal ob privat oder für Geld im Jugendzentrum, sie wird jetzt auch bald eine Ausbildung zur Erzieherin beginnen und ein anderer Bekannter, der schon als Junge gerne an Autos herum geschraubt hat, möchte jetzt auch studieren, ich erinnere mich leider nicht mehr an die konkrete Bezeichnung des Studienfachs, aber es hat auf jeden Fall etwas mit Autos zu tun.

Das man dafür ohne Ausbildung einfach in einen Job einsteigt, ist wohl eher selten, erlebt habe ich das aber auch schon. Es handelte sich dabei um eine Bekannte von mir, die hobbymäßig geschneidert hat und dann auch ihre eigene Internetseite mit der Kleidung hatte und so weiter. Irgendwann hatte sie dann das Glück von jemandem entdeckt zu werden, dem das eben sehr gefiel, jetzt ist sie in der Mode tätig und verdient auch nicht schlecht. Sowas ist aber sicherlich eher selten und wenn man nicht von Anfang an seine Leidenschaften umsetzt und einen Beruf daraus macht, wird selten etwas mehr als ein Hobby daraus.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich kenne einige solche Menschen und beneide sie. Ich kenne einen Informatikstudenten, der schon in der Grundschulzeit angefangen hat zu programmieren. In der elften Klasse hat er ein Programm geschrieben, was weltweit millionenfach heruntergeladen wird. Mit zwanzig hat er ein Buch darüber geschrieben, mit einundzwanzig eine Firma gegründet und demnächst eine zweite. Im Prinzip macht er nur das, was er auch machen würde, wenn er kein Geld dafür bekommen würde. Er hat Angebote von großen Firmen, um nach seinem Studium dort einzusteigen, aber er möchte nicht. Er macht das weiter, was er gerne macht und verdient eine ganze Menge Geld damit.

Der andere Fall ist der Sohn meiner Nachbarin. Er hat mit vier Jahren angefangen, Geige zu spielen. Freiwillig, das kann ich bezeugen. Er hat immer Musik gemacht und hat auch Musik studiert. Nun ist er mit 25 Jahren Kapellmeister und macht im Prinzip das, was er auch ohne Geld gerne machen würde. Beneidenswert.

Ich denke, dass jeder Künstler seine Leidenschaft zum Beruf macht. Eigentlich sollte jeder seine Leidenschaft zum Beruf machen. Man sollte Kinder auch immer dahingehend fördern, dass sie die Möglichkeit haben, ihre Interessen und Begabungen zu erkennen. Meistens fällt das ja zusammen. Viele erkennen es nur nicht, weil sie von den Eltern auf irgendetwas getrimmt werden, was sie im Innersten nicht wollen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Noch bevor ich das Studieren angefangen habe, habe ich meine Leidenschaft zumindest zum Nebenjob gemacht. Schon während der Schulzeit habe ich gemerkt, dass ich gerne schreibe. Ob Aufsätze in der Schule, Hausaufgaben oder einfach nur Tagebuch für mich, ich konnte nicht genug davon bekommen. Auch Bücher habe ich regelrecht verschlungen, was bestimmt zu meinem recht großem Wortschatz beigetragen hat.

Mit circa 16 Jahren habe ich dann angefangen für die Schülerzeitung zu schreiben. Dabei entstanden Artikel zu jedem erdenklichem Thema - egal was, ich kann mich dafür begeistern, recherchieren und dann ausführlich niederschreiben. Mir geht das fix von der Hand, daher empfand ich das auch noch nie als unangenehm, stattdessen als richtige Leidenschaft.

Nun kam es irgendwann dazu, dass ich in Kontakt mit einem Verlag kam. Ein Beschäftigter dort bekam dann mit, dass ich schreibe und ich wurde quasi zum Praktikum eingeladen. Acht Wochen war ich dann dort in einer Ressortredaktion. Meine Arbeit gefiel so gut, dass ich bis heute frei beschäftigt für das Unternehmen Texte schreibe. Diese werden auch sehr gut vergütet. Wie gesagt da ich das Ganze als nur als Hobby betreibe, ist es für mich keine richtige Arbeit, dennoch verdiene ich damit Geld - was will man mehr?

» Länderspieler » Beiträge: 46 » Talkpoints: 21,98 »


Solche Entwicklungen gibt es öfter als man denkt. Ich selbst habe es auch geschafft vom Schreiben als Hobby auf Seiten wie Ciao.de nun als freiberufliche Journalistin zu arbeiten. Irgendwann kam dann eben auch das Angebot einer Tageszeitung. Auch das war dann noch Hobby.

Heute schreibe ich für eine andere Tageszeitung und für Onlineportale. Anfangs kann man davon nicht leben, aber mit der Zeit steigen die Verdienste und auch die Verantwortungen werden größer. Wo ich am Anfang noch die Termine vorgeschrieben bekam, habe ich heute teilweise freie Hand und kann selbst Themen und Termine aushandeln und dann nur die fertigen Texte samt Foto einreichen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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