Stur nach Rezepten kochen oder Abänderungen erlaubt?
Ich war zuletzt bei meiner Schwester zu Besuch. In der Familie meiner Schwester kocht der Mann am Wochenende oder wenn Besuch kommt. Meine Schwester kocht nur das Alltagsessen für ihre Kinder. Mein Schwager ist ein sehr ambitionierter Koch. Er probiert gerne neue Rezepte aus. Beim letzten Mal hatte er sich ein Gericht ausgesucht, zu dem er Hühnerbrühe brauchte. Leider hatte er sie beim Einkaufen vergessen und jetzt war Sonntag, und die Geschäfte hatten geschlossen. Mein Schwager war ziemlich verzweifelt, er sagte, er habe jetzt die ganzen Zutaten gekauft und könne das Rezept nicht machen, weil eben die Hühnerbrühe fehle. Ich meinte dann, dass er doch normale Brühwürfel nehmen könne. Er hatte nämlich noch sowohl Gemüsebrühwürfel als auch Fleischbrühwürfel im Schrank. Aber laut meinem Schwager würde das ganze Essen nicht schmecken, wenn er es nach eigenem Gutdünken abändern würde, es habe ja einen Sinn, dass die Zutaten genauso angegeben seien. Er kam dann auf die Idee, die ganze Nachbarschaft abzuklappern und fand tatsächlich jemanden, der Hühnerbrühe vorrätig hatte.
Meine Schwester erklärte mir dann, dass mein Schwager immer so kocht, dass er sich wirklich ganz stur an das Rezept hält, alles wird bis aufs Gramm abgewogen, die Zeiten werden genau eingehalten und nichts darf variiert werden. Auch die Temperaturen im Ofen werden genau eingehalten. Das Essen meines Schwagers schmeckt immer ganz köstlich, weil er sich immer edle Rezepte für uns aussucht, meistens Rezepte von Sterneköchen. Mein Schwager schaut sich auch oft Kochshows im Fernsehen an. Mein Mann ist da leider überhaupt nicht interessiert.
Wenn ich koche, läuft das ganz anders ab. Wenn ich eine Zutat nicht habe, weil ich vielleicht vergessen habe, sie einzukaufen oder weil es sie nicht gab, nehme ich einfach etwas anderes, von dem ich meine, dass es ähnlich schmeckt oder auch passt. Wenn ich etwas im Messbecher abgemessen habe und ich keine Lust habe ihn zu spülen, nehme ich die Menge der anderen Zutaten nach Augenmaß. Manchmal sehe ich auch nicht ein, warum irgendwelche Sachen umständlich nacheinander ins Gericht müssen und schütte alles gleichzeitig hinein. Fertig ist das Essen nicht nach der vorgegebenen Zeit, sondern wenn ich nach Probieren der Meinung bin, dass es jetzt fertig ist. Leider misslingen mir bei meinen Methoden auch manche Gerichte. Ich nehme mir immer vor, es genau nach Rezept zu machen, aber meistens gibt es doch irgendetwas, was ich aus irgendwelchen Gründen abändere. Ich heize zum Beispiel den Backofen oft nicht vor, weil ich einmal gelesen habe, dass man das nicht braucht. Aber nach einigen kulinarischen Misserfolgen muss man es wahrscheinlich bei bestimmten Gerichten doch tun.
Wie geht ihr beim Kochen nach Rezepten vor? Haltet ihr euch ganz strikt an die Vorgaben oder gibt es bei euch auch oft Variationen, weil entweder eine Zutat fehlt oder ihr nicht einseht, dass irgendwas in genau der Art und Weise gemacht werden muss?
Ich halte mich nie ganz strikt an die Vorgaben des Rezeptes. Wenn zum Beispiel irgendeine Zutat angegeben ist, die ich nicht ganz so gern mag, habe ich im Normalfall keinerlei Skrupel, sie durch etwas anderes zu ersetzen. Ich wiege die Zutaten auch meistens nicht ab, sondern gehe nach Augenmaß, Geruch und Geschmack vor. Wenn etwas die richtige Konsistenz hat, merke ich das schon.
Natürlich gibt es auch einige Zutaten, die man nicht einfach weglassen kann, ohne dass das ganze Essen komplett anders schmeckt. Eine Tomatensuppe ohne Tomaten geht ja schlecht. Und auch beim Backen muss man aufpassen, wenn man Rezepte variiert, weil da auch nur kleinste Abweichungen dazu führen können, dass einem der ganze Kuchen zusammenfällt.
Aber ob man nun einen Brühwürfel nimmt oder Hühnerbrühe dürfte in den meisten Fällen keinen großen Unterschied machen. Vielleicht schmeckt das Gericht ja mit Hühnerbrühe tatsächlich ein kleines bisschen besser, aber ich bezweifle, dass es mit einem normalen Brühwürfel gleich völlig ruiniert gewesen wäre.
So genau halte ich das nicht mit neuen Rezepten. Wenn ich eine Zutat nicht zu Hause habe, nehme ich eine ähnliche. Ob das nun eine Hühnerbrühe ist oder ein anderer Brühwürfel, das ist mir egal. Für die Rezepte der Sterneköche benötigt man sehr viele Zutaten an Gewürzen, die man auch nicht alle hat. Kauft man alle Kleinigkeiten für ein Essen, wird das sehr teuer, weil doch viel von den Zutaten übrig bleibt.
Ich habe mich noch nie komplett an eine Rezeptvorlage gehalten, ich hole mir dadurch Anregungen, halte mich schon auch an die angegeben Mengenangaben, aber ich verfeinere oder kreiere immer neu wenn ich Rezepte lese. Ich finde es schon recht interessant mal wieder ein neues Rezept auszuprobieren, aber ich habe mich kaum an eine komplette Rezeptvorlage gehalten, sonder immer irgendetwas leicht daran verändert.
Ich finde es kommt auch auf das Rezept an, man kann bei vielen Rezepten variieren, aber nicht bei allen! Es gibt einfach bestimmte Desserts, Kuchen, Torten und Cremes oder spezielle Soßen, da sollte man wirklich nicht variieren, weil mitunter dann das ganze Experiment in die Hose gehen kann, das habe ich auch schon erlebt. Wenn man jetzt in einem normalen Kochbuch irgendwas aussucht und dann bei der Lasagne statt dunkle Oliven helle rein tut oder statt Parmesan die Gouda nimmt, ist das sicherlich total egal, aber wenn man bei Zabaglione braunen statt normalen Zucker nehmen würde oder für das Mousse Ricotta statt Mascarpone, dann kann es durchaus schon mal sein, dass das ganze dann nicht mehr ganz so lecker ist, bei einigen Gerichten hält man sich einfach lieber an das Rezept!
Ich selbst variiere meist, wenn ich weiß, dass es keinen großen Unterschied macht, man kann eine Lasagne mit unterschiedlichen Käsesorten überbacken, aber man sollte beispielsweise nicht mit dem Käse variieren, wenn es um die Käsesauce geht. Von daher weiß ich nicht, ob dein Bekannter da so falsch lag, möglicherweise schmeckt das Gericht eben wirklich nicht, wenn nicht die richtige Brühe dabei ist, dass kann doch durchaus sein. Manchmal kann es sinnvoll sein, wenn man wirklich strikt nach dem Rezept kocht.
Ich versuche mich schon, grundsätzlich an das Rezept zu halten, aber ich muss definitiv sagen, dass ich da durchaus Änderungen vornehme, wenn mir die Konsistenz nicht gefällt, der Geschmack nicht meinem entspricht oder ich schlicht etwas nicht im Haus habe. So hätte ich wahrscheinlich auch eher Gemüsebrühe anstelle der besagten Hühnerbrühe verwendet, weil mir da der Aufwand, nun noch irgendwoher eine solche zu bekommen, zu groß ist. Wobei ich aber etwas organisierter wie Dein Schwager bin, denn gerade, wenn ich für Gäste kochen möchte, die angekündigt waren, ist es bei mir so, dass ich vorher durchgehe, was ich da habe, was benötigt wird und alle fehlenden Zutaten werden dann auch noch besorgt, damit ich nicht ohne dastehe. Mir ist es zwar auch schon vorgekommen, dass ich ungewollt improvisieren muss, aber so etwas ist eher selten der Fall.
Allerdings, das wurde hier ja auch schon recht eindrucksvoll gesagt, kann man nun auch nicht jedes Rezept einfach anpassen. Gerade bei Dingen, die gebacken werden, wie Kuchen oder Böden für Torten bleibt es nicht aus, sich direkt an das Rezept zu halten, wenn man so etwas wie eine Gelinggarantie erwartet und haben möchte und vor allem, wenn man ein solches Rezept das allererste Mal ausprobieren möchte. Da gehe ich durchaus auf Nummer sicher und mache auch keine Experimente. Aber der Vergleich Brühe ist da eben schon etwas, was ich sowieso generell mache und eher Gemüsebrühe als sonst eine andere Brühe verwende.
Ich gehöre zu den Menschen, die eher alles nach Gefühl machen. Aus diesem Grund ist es mir oft nicht möglich jemandem ein Rezept mit Mengenangaben zu geben, da ich das oft einfach nur nach Gefühl mach und durch Abschmecken entscheide, ob das so ok ist oder ob noch etwas rein gehört. Das hat leider auch den Nachteil, dass bei mir die Gerichte auch nicht jedes Mal zu 100% gleich schmecken. Wenn ich etwas neues probiere, dann halte ich mich das erste Mal an das Rezept. Beim zweiten Kochen des Gerichtes sieht das schon anders aus, da ich je nach Erfahrung weiß, wie es nach meinem Geschmack besser wäre und was unbedingt an Gewürz oder ähnliches rein sollte, damit es perfekt ist.
Mein Mann ist in der Hinsicht dagegen ganz anders: Er hält sich ganz genau an das Rezept. Ich nehme aber an, dass es vielen Männern aus dem Grund so geht, weil sie sich einfach unsicher sind ob es schmecken anders schmecken würde. Viele haben da einfach weniger Erfahrung, um sich vorstellen zu können, ob durch Zugabe einer bestimmten Zutat das Gericht besser schmecken würde.
Ich sage Mal so, das erste Mal, wenn ich dieses neue Gericht koche, halte ich mich an den Rezeptvorgaben. Allerdings werde ich beim zweiten Kochen sicherlich Zutaten und Beilagen hinzufügen, die vorher nicht vorhanden waren. Das habe ich auch immer so gemacht.
Ich koche auch etwas mit einem Maggi Fix und koche es dann ohne Maggi Fix nach, solange bis ich den Geschmack ohne die künstlichen Tüten herausbekommen habe. Dies ist mir bereits bei einem Zwiebelschnitzel gelungen, wo das Maggi Fix total unnötig ist. Ich habe den selben Geschmack, noch viel intensiver wie beim Fix hinbekommen und dies ohne diese Geschmacksverstärker etc. So mache ich das immer.
Im Internet koche ich immer das erste Rezept normal, weil ich doch auch erst ein Mal herausfinden muss, ob mir das Essen überhaupt schmeckt. Danach darf man natürlich sofort herumexperimentieren.
Ich halte mich nicht immer ganz genau an die Rezepte, eher im Gegenteil. Ich lege die Rezepte gerne manchmal großzügig aus und ändere sie häufig auch so stark ab, dass im Grunde ein komplett neues Gericht entsteht. Was ich zum Beispiel grundsätzlich mache ist, dass ich die Zuckermenge halbiere. Dafür gebe ich aber auch sehr gerne mehr Butter zu einem Gericht hinzu. Auch meine geliebte braune Würze wird eigentlich zu fast jedem Gericht hinzugefügt, außer natürlich zu süßen Backwerken.
ich finde es ehrlich gesagt schon ziemlich übertrieben, was dein Schwager da für einen Aufwand betrieben hat! Das wäre bei mir sicherlich nicht vorgekommen, einmal ganz davon abgesehen, das ich überhaupt keine Hühnerprodukte zu mir nehme außer Eier. Und die dann auch nicht pur, sondern nur weiterverarbeitet. Gerade bei einer Brühe sind die Geschmäcker minimal, wenn man nicht mit einer frisch gekochten Brühe arbeitet sondern mit Brühwürfeln oder Pülverchen. Diese schmecken doch fast alle ziemlich gleich. Ich hätte also einfach das verwendet, was ich noch in meinem Schrank gehabt hätte. Das wäre für mich absolut kein Problem gewesen und darüber hätte ich auch nicht einen einzigen Gedanken verschwendet. Intuitiv hätte ich vermutlich zu einer guten Gemüsebrühe gegriffen. Und wenn die Rinderbrühe näher gestanden hätte, dann hätte ich bestimmt auch die genommen .
Also ich finde es auch leicht übertrieben, sich so furchtbar stur an ein Rezept zu halten. Man kann selbstgemachte Brühe auch mal durch einen Brühwürfel ersetzen, das merkt man sicherlich nicht wirklich, wenn man das Essen noch nie zuvor gekostet hat. Und auch so denke ich, dass es nicht so schlimm ist, wenn man mal abweicht von einem Rezept.
Ich koche sehr selten nach Rezept, da ich vieles im Kopf habe und viele Rezepte koche, die ich einfach selbst kreiert habe. Wenn ich jedoch mal ein Rezept ausprobieren will, dann halte ich mich schon größtenteils daran. Aber abwiegen würde ich nur, wenn es zwingend notwendig ist. Ansonsten halte ich mich eben daran und versuche groß abzuschätzen, wie die Mengen sich verhalten. Ich bin aber nicht so penibel und versuche es strikt nach dem Rezept zu kochen. Kochen soll doch auch Spaß bereiten und ich finde, dass man sich unnötigen Stress macht, wenn man so streng mit sich selbst ist.
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