Immer mehr Kneipen, Pommesbuden und Restaurants
Vermutlich ist das wieder einmal eine nicht überall verbreitete Problematik und man muss hier meiner Meinung nach etwas differenzieren. In meiner Gegend kann ich nicht sagen, dass kleine Boutiquen zunehmend dicht machen müssen, weil sie zu wenig Kundschaft haben und ich würde behaupten, dass hier eine recht hohe Kaufkraft vorherrscht. Neue Geschäfte werden jedenfalls zunächst gut angenommen. Die Arbeitslosenquote ist hier äußerst gering, die meisten Menschen, die hier leben, haben Arbeit und sind auch nicht wirklich arm. Generell herrscht hier ein ziemlich hoher Lebensstandard, auch, wenn man diesen nicht jedem ansieht, was wohl vor allem am Schlag der Menschen hier liegt, die vor allem entsprechende Prioritäten setzen.
Wir leben hier auf dem Land und haben mehrere, teilweise zig Kilometer Entfernung zur jeweils nächsten Stadt. Dennoch ist alles gut erreichbar und es gibt drei größere Städte, die in etwa derselben Entfernung von uns entfernt liegen. Insofern ist es offenbar notwendig, dass es in der kleineren Nachbarstadt des Dorfes, in dem ich wohne, und die übrigens mit 13.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landkreises ist, die wichtigsten Geschäfte gibt. Dazu zählen hauptsächlich die Supermärkte und Discounter, allerdings findet man hier kaum Bekleidungsgeschäfte. Dafür haben wir mehrere Floristen vor Ort und man kann nahezu überall Essbares kaufen. Das ist eben eine der Prioritäten hier.
Bekleidungsgeschäfte wurden in den letzten Jahren immer wieder eröffnet, allerdings kommen die größeren Ketten nicht hierher. Man kann sich fragen, warum das so ist, aber jeder, der sich mit der Frage mal etwas eingehender beschäftigt hat, weiß, dass solche Unternehmen, die die entsprechenden Ketten betreiben, vor ihrer Eröffnung eines Ladengeschäfts häufig genauer betrachten, ob sich eine Eröffnung am geplanten Standort für sie rechnet, wobei allerdings auch Berücksichtigung findet, ob eine entsprechend hohe Kaufkraft und ein damit einhergehendes Interesse vorhanden wäre. Die Zielgruppe für Bekleidungsketten fehlt hier aber eher, wohingegen sie in der etwa 25 Kilometer entfernten Kreisstadt mit auch gerade mal nur 20.000 Einwohnern deutlich größer wäre. Dort hat man aber keinen weiten Weg mehr in eine wirklich größere Stadt und fährt nur etwa zehn Minuten mit dem Auto nach Ulm, wo die entscheidenden Ketten allesamt vertreten sind. Hier eine solche zu eröffnen, wäre also rein rechnerisch sicherlich eher ungünstig für ein entsprechendes Unternehmen.
Dass es hier in einer Straße vier Dönerbuden Betreiber gibt, erklärt sich dahingegen deutlich leichter, will ich meinen. Wenn ich richtig informiert bin, haben wir in der kleinen Nachbarstadt insgesamt sechs oder sieben Dönerläden, außerdem gibt es verschiedene Restaurants. Wenn man Essen gehen will, muss man reservieren, weil die Restaurants tatsächlich beinahe immer randvoll sind. Dass die wenigen Einwohner hier allerdings aus Sicht der Gastronomie wiederum ziemlich viele Einwohner sind, wohingegen sie für den Betreiber einer Bekleidungskette nicht wirklich ausreichen, weil diese deutlich mehr Zielgruppenorientiert sind, liegt irgendwie auf der Hand. Außerdem entspricht der Art der Menschen hier das Essen eben deutlich mehr, man sitzt hier gerne beisammen in irgendwelchen Wirtschaften, schon alleine, um das Dorfgespräch am Laufen zu halten und sich zum Kartenspielen zu treffen.
Die Tatsache, dass es hier einige Geschäfte gibt, die keine Filialen bei uns eröffnen, hängt jedenfalls nicht mit der mangelnden Kaufkraft der Menschen hier zusammen, denn am Geld liegt es sicherlich nicht. Kleinere Boutiquen gibt es hier auch in der Tat, aber eben sehr wenige. Die Menschen hier haben sich darauf eingestellt, für die Anschaffung von Kleidung und Elektrogeräten oder ähnlichem in eine der drei großen Städte zu fahren, und wenn man sich um hört, will hier auch niemand etwas an dem Zustand ändern, dass man hier nicht wirklich shoppen gehen kann, wofür es wieder unterschiedliche Begründungen gibt. Unterwegs oder gezielt etwas außerhalb der eigenen vier Wände zu essen, hat aber nicht wirklich etwas mit Shoppen zu tun und erhält die sozialen Kontakte aufrecht. Schon insofern werden solche Unternehmen hier deutlich besser angenommen als die, die eben weniger etwas mit dem sozialen Miteinander verbinden lassen.
Ich kann das eigentlich so nicht bestätigen, eigentlich werden nur ständig neue Nagelstudios eröffnet die auch genau so schnell wieder verschwinden. Ich sage mal die Kneipenwirtschaft hier in der Provinz ist überschaubar und doch relativ konstant. Hier lebt man zum Teil vom Tourismus und deshalb sind an den besonders frequentierten Straßen und Plätzen auch auffallend viele gastronomischen Einrichtungen jeglicher Art.
Das ist aber schon richtig, sobald irgendwo ein Baumarkt oder eine Tankstelle aufmacht ist sofort jemand da der dort auch seinen Imbisswagen platziert. Oft sind es zwei verschiedene Anbieter und alle können anscheinend auch davon existieren. Meistens handelt es sich aber um kleine Familienunternehmen die damit ihren Lebensunterhalt fristen. Viel falsch machen kann man bei so einem kleinen Angebot wie bei den Imbisswagen auch nicht machen so dass auch Laien damit gut zurechtkommen. Bei den Gaststätten muss ich allerdings sagen dass doch die Qualität oft so schlecht ist dass ich dort nie wieder freiwillig hingehe wenn ich einmal enttäuscht wurde. So etwas spricht sich auch immer schnell herum und dann wird der Laden auch wieder ganz schnell dichtgemacht. Manche existieren aber trotzdem jahrelang weiter und leben von den Touristen die ja doch mehr Laufkundschaft sind und sowieso nicht wieder kommen.
Ich habe durch meine Arbeit Einblick auch Einblick in die Gewerbeanmeldungen und ich muss sagen dass in der Gastronomie eine Abmeldequote von durchweg 80 Prozent durchaus üblich ist und das auch schon seit Jahren. Allerdings täuscht die Zahl der Abmeldungen doch etwas da sehr oft aus mir unbekannten Gründen ständig der Besitzer innerhalb der Familie wechselt und der laden quasi weiterbesteht.
Bei uns ist das nicht unbedingt so, dass viele kleinere Läden schließen und durch Restaurants und ähnliches ersetzt werden. Allerdings denke ich eben auch, dass die kleinen Läden nicht mehr so gefragt sind und dann werden solche Immobilien schnell frei und viele, gerade ausländische Einbürger nutzen dann die Chance zur Selbstständigkeit mit einem Imbiss oder ähnlichem. Die kleinen Läden können im Preis einfach nicht mit den großen Läden mithalten und da die Leute heutzutage oftmals nur nach dem Geld schauen und nicht nach der Qualität, gehen solche Läden dann den Bach hinunter.
Ich denke auch, dass immer weniger Leute für sich selber kochen und immer mehr Leute sich fast ausschließlich von solchen Fast Food Ketten ernähren. Es gibt dort immer einen großen Bedarf und Hunger hat man ja auch immer, daher ist es meiner Meinung nach kein Wunder, dass immer mehr solcher Läden eröffnet werden, denn die Nachfrage steigt ja auch und wenn das Essen einigermaßen in Ordnung ist, wird einem die Bude eingerannt.
Ich kann das auch sehr gut bei uns sehen. Ich wohne in einer eher kleinen Ortschaft und hier gibt es in der Stadt vier Pommesbuden (man bedenke die ''Stadt'' besteht aus einer einzigen, nicht mal großartig langen Straße!) und in der Umgebung gibt es dann nochmals vier Pommesbuden, die sich so um die Stadt herum verteilen und auch nicht viel weiter weg sind. Diese Pommesbuden halten sich dort schon seit ich denken kann, die vierte außerhalb der Stadt hat auch erst vor kurzem aufgemacht. All diesen Pommesbuden scheint es scheinbar sehr gut zu gehen.
Wenn man sich dann aber sonst so in der Stadt umschaut, dann fällt einem auf, dass es leider nicht allen so gut geht. Ein kleineres Schreibwarengeschäft hat letztes Jahr geschlossen, ein kleineres Sportgeschäft wird noch dieses Jahr zumachen und ist bereits im Ausverkauft. Zwei kleinere Geschäfte mit Dekorationsartikeln haben ebenfalls zu gemacht, ein Blumengeschäft auch, letztes Jahr schon. Wir haben in der Stadt inzwischen mehrere leere Lokale, wobei aber auch gemunkelt wird, dass die Ladenpreise gestiegen sein sollen, weil die Stadt die Geschäfte in eine andere Straße verlegen möchte, genaueres weiß man hierüber aber nicht.
Ich kann diese Beobachtung aber auch noch für andere Geschäfte teilen, obwohl wir eine sehr kleine Ortschaft sind, haben wir nicht nur eine Überzahl an Pommesbuden, sondern auch an Friseuren, Sonnen- und Kosmetikstudios! Ich denke, dass das einfach mit der Entwicklung unserer Gesellschaft zusammen hängt. Wir haben in unserer Ortschaft fünf Schulen, was für eine Stadt dieser Größenordnung mehr als unüblich ist, unsere Schulen sind aber sehr gut besucht und wir haben viele Schüler von außerhalb. Aus dem Grund halten sich vermutlich auch einige der Pommesbuden sehr gut, weil sie in der Reichweite der Schule sind und Schüler in Pausen und Freistunden gerne hier essen gehen.
Ansonsten kann ich für meinen Teil auch beobachten, dass es für bestimmte gesellschaftliche Schichten, insbesondere Teenager, als ''cool'' gilt, in Pommesbuden und so weiter essen zu gehen, dass dürfte mitunter einer der Gründe sein, wieso sich diese Buden so gut halten, denn jeder setzt Prioritäten, was sein Geld angeht und Teenager geben ihr Taschengeld hier wohl auch sehr bereitwillig aus und auch andere Menschen, die zu faul zum Kochen sind. Und wieso sich die ganzen Friseursalons und Sonnenstudios so gut halten, erklärt sich aufgrund des in der Gesellschaft so verbreiteten Schönheitswahns wohl von alleine.
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