Bequemlichkeit und Faulheit das gleiche?

vom 12.06.2012, 12:39 Uhr

Die Mutter meiner Freundin sagt zu meiner Freundin manchmal, dass sie einfach nur faul ist. Denn sie ist in der Schule nicht besonders gut, weil sie einfach nichts macht. Sie lernt einfach nicht vor Klassenarbeiten und sie schreibt dann eher ein Ausreichend als ein Befriedigend oder ein Gut. Wenn sie lernen würde, würde sie auch bessere Noten haben. Sie meint aber, dass sie nicht faul ist, sondern nur bequem. Die Mutter meiner Freundin meint, dass Faulheit und Bequemlichkeit das Gleiche ist und dass sie nicht meinen soll, dass es das besser macht.

Denkt ihr, dass man Faulheit und Bequemlichkeit immer gleich setzen kann? Im Falle meiner Freundin würde ich schon sagen, dass Faulheit gleich auch Bequemlichkeit ist. Aber wie seht ihr das allgemein? Denkt ihr, dass man Faulheit mit Bequemlichkeit gleich setzen kann?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Bequemlichkeit bedeutet für mich, unnötige Arbeit zu vermeiden, also letztendlich nicht Faulheit, sondern eher Effizienz oder Innovation, also neue Wege, Arbeit zu sparen. Bequemlichkeit wäre es im Falle deiner Freundin, einen Weg zu finden, gute Noten zu schreiben, ohne sich dafür großartig anstrengen zu müssen. Sich nicht anzustrengen und entsprechend schlechte Noten zu schreiben ist dagegen nur faul. In diesem Fall würde ich also der Mutter deiner Freundin eindeutig Recht geben.

» arril » Beiträge: 739 » Talkpoints: 10,78 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich sehe das eigentlich ein bisschen anders, für mich ist Faulheit eine Steigerung der Bequemlichkeit. Bequem ist beispielsweise jemand, der eine Arbeit die zu tun ist zwar auch verrichtet, aber nur in dem Maße, dass es eben gerade so ausreicht. Wenn man beispielsweise weiß, welchen NC man für einen bestimmten Studiengang braucht, dann lernt man nur soviel, dass man gerade diesen NC schafft, wenn man sich den Lektüreschlüssel durchliest und sich den Film anschaut, anstatt die Lektüre zu lesen, dann ist man auch bequem, alles so Dinge eben. Letztendlich geht es hier darum, dass man sich zwar bemüht, aber nicht unnötig, man macht eben nur das, was man muss um ein Ziel zu erreichen und nicht mehr, man macht also etwa kein Abitur, wenn man weiß man bekommt seinen Arbeitsplatz auch mit einem Hauptschulabschluss und man lernt nicht mehr, als man muss um durchzukommen.

Faulheit geht für mich aber noch ein Stück weiter, wer faul ist der macht das eben nicht. Der würde sich dann vielleicht auch nicht darum kümmern, dass er den NC schafft und hätte keine Lust, den Lektüreschlüssel zu lesen und den Film zu schauen, er würde es eben einfach ganz sein lassen. Faulheit hat für mich nicht nur mit mangelnder Motivation zu tun, in vielen Fällen geht das schon fast in Richtung, sich selbst aufgeben oder aber, man ist sich nicht bewusst, wie wichtig bestimmte Sachen sind, wenn man sie aus Faulheit eben nicht tut.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Für mich sind Faulheit und Bequemlichkeit zwei verschiedene Dinge. Faulheit ist eine sehr negative Eigenschaft. Faul zu sein, bedeutet, Arbeit, die erledigt werden muss, nicht zu erledigen. Ich bin zum Beispiel faul, wenn ich an meiner Arbeitsstelle nichts tue, obwohl ich sie tun müsste.

Bequemlichkeit ist für mich nicht negativ. Man ist zum Beispiel bequem, wenn man auf einem Bürostuhl sitzt, sich etwas holen möchte, aber zu bequem zum Aufstehen ist. Man fährt also mit dem Drehstuhl hin und holt sich den Gegenstand. Man hat die Arbeit also durchaus erledigt, aber in einer bequemen Art und Weise. Wenn man faul wäre, würde man gar nichts tun.

Man kann auch zu bequem sein, eine Strecke zu Fuß zu gehen, und fährt dann aus Bequemlichkeit mit dem Auto. Die Tätigkeit wird aber ausgeführt, also zum Beispiel Brötchen holen oder so etwas. Wenn man faul wäre, würde man die Brötchen gar nicht holen, sondern jemand anderen schicken.

Wenn man faul ist, fehlt der Wille zu arbeiten. Wenn man bequem ist, möchte man schon, aber überlegt sich, wie es am "bequemsten" ist, was ja nicht unbedingt schlecht ist. Aus der Bequemlichkeit heraus sind schon viele Erfindungen gemacht worden.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Faulheit ist niemals gleichzusetzen mit Bequemlichkeit. Da hat die Mutter deiner Freundin nicht recht. Deine Freundin ist wahrscheinlich beides, aber in erster Linie wohl sehr faul. Was macht sie denn zu Hause, wenn sie zu faul ist, zu lernen? Ruht sie sich den ganzen Tag aus? Möchte sie nicht auch mal stolz sein auf eine besondere Leistung, die sie durch Lernen erbringt?

Faul sein heißt Arbeit vermeiden. Das kennt sie wahrscheinlich bestens. Aber bequem bedeutet auch, dass sie träge ist. Die Kombination faul und bequem ist denkbar schlecht. Wenn sie einen vernünftigen Beruf ergreifen will oder gar studieren, muss sie ihre Einstellung ändern. Wenn sie zum Lernen zu faul ist und zu bequem, sich einen Stift zu holen, um etwas zu tun, dann wird es auch bald nicht mehr bei der 4 als Note bleiben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich schließe mich der Meinung meiner Vorredner an und meine insbesondere, wie Crispin, dass die Faulheit eine Steigerung der Bequemlichkeit ist. Auch nach meiner Auffassung ist die Bequemlichkeit eher ein Mittel, um den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, was sich aber nicht nur auf das Arbeiten oder irgendwelche körperlichen Aktivitäten beschränkt. Ich finde, dass man die Bequemlichkeit auch in anderen Lebensbereichen wiederfinden kann, und außerdem würde ich sagen, dass auch eine gut aufgestellte Arbeitsstrategie, also das Verändern von Arbeitsabläufen, damit sie jeweils kürzer werden und man effizienter arbeiten kann, durchaus auch der Bequemlichkeit dienlich sein können, ohne, dass man dadurch gleich faul ist. Aber vermutlich wirken beide Eigenschaften nach außen hin teilweise sehr ähnlich, sodass sie von vielen eben als gleichbedeutend wahrgenommen werden.

Ein fauler Mensch ist für mich vor allem jemand, der wirklich tatendranglos ist und der vor allem nicht nur körperliche Anstrengungen vermeidet, wo es nur geht, sondern auch die geistige Aktivität auf ein Minimalmaß herunterfährt. Ein bequemer Mensch ist wohl eher jemand, der sich alles so bereitlegt, dass es einfacher wird und die wenigsten Probleme gibt, der sich aber möglicherweise eben deshalb auch häufiger den Rücken freihält. Gerade in Lebensbereichen, in denen das mit mehr Freizeit und Nichtstun verbunden ist, wird diese Bequemlichkeit dann sicherlich wirken wie eine Faulheit, ohne vergleichbar zu sein.

Ich denke also auch, dass es sich hier um zwei verschiedene Eigenschaften handelt, wobei die Faulheit als Steigerung der Bequemlichkeit definitiv denkbar sein könnte. Sicherlich trifft das aber nicht auf jeden Fall zu und ich glaube kaum, dass ein bequemer Mensch dazu neigt oder Gefahr läuft, irgendwann faul zu werden, denn ich sehe die Faulheit nicht als zwingende, unabwendbare und endgültige Konsequenz der Bequemlichkeit, sondern eher als eine naheliegende Steigerung, die aber nicht grundlegend eintreten muss.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich würde mich denen anschließen, die Bequemlichkeit quasi als Vorstufe zur Faulheit sehen. Bequemlichkeit folgt dem Minimalprinzip, das bedeutet, ein definiertes Ziel mit minimalem Aufwand zu erreichen, mitunter durch Umgehung oder grenzwertige Auslegung der Regeln. Faulheit hingegen folgt grundsätzlich dem Maximalprinzip, das bedeutet, mit definiertem (in diesem Fall sehr geringem) Aufwand ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen (das aber natürlich weit entfernt ist vom bestmöglichen Ergebnis, das erreicht werden könnte, wenn man den vorgegebenen Aufwand erhöhen würde).

Im von Dir geschilderten Fall ist es schwierig zu sagen. Wenn die Tochter sich das Minimalziel gesetzt hat, die Versetzung zu schaffen und wenn der zusätzliche Aufwand dafür gleich Null ist, weil sie im Unterricht genügend mitbekommt, um ausreichende Noten zu erzielen, ist es im Prinzip Bequemlichkeit.

Andersherum, wenn man die normale Pflichtteilnahme am Unterricht schon als den definierten Aufwand betrachtet, mit dem versucht wird, ein maximales Ergebnis zu erzielen, das sich dann auch noch innerhalb des Zielkorridors einer mindestens ausreichenden Note befindet, müsste man es Faulheit nennen. Insofern ist Deinem letzten Absatz also zuzustimmen, dass der Unterschied hier eher eine akademische Frage ist, ohne Relevanz in der Realität.

Warum aber eigentlich diese philosophische Herangehensweise? Und was geschieht, wenn man die Geschichte zu Ende denkt? Wenn die "bequeme/ faule" Freundin am Ende einen eher dürftigen Schulabschluss hat und infolge dessen den Rest ihres Lebens eine eher unbequeme Tätigkeit verrichten muss? Dann ist sie zum Schluss einfach nur dumm gewesen.

» Dr. Joker Reblaus » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 13.06.2012, 13:17, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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