Warum diskutieren die Spieler mit Schiedrichter bei Pfiff?

Gestern bei dem Spiel Portugal gegen Deutschland ist mir mehrmals aufgefallen, dass gerade die Portugiesen gerne mit dem Schiedrichter über eine eventuelle Fehlentscheidung diskutieren wollten. Klar, dass der Schiedsrichter oder einer der Helfer die Entscheidung, die er gefallen hat, nicht zurücknimmt. Dennoch wird versucht zu erklären, dass nichts gewesen ist und dass es eine Fehlentscheidung war.

Die Spieler müssten doch wissen, dass kein Schiedrichter sagt, dass es ok ist und die Entscheidung zurücknimmt. Was soll die Diskussion eigentlich? Liegt es am Menschen, dass er Entscheidungen, die von einem, der das Sagen hat, nicht hingenommen werden ohne zu versuchen zu diskutieren? Das ist ja im Leben außerhalb des Fußballplatzes nicht anders.

Ich würde es wahrscheinlich genauso machen, dass ich mich bei dem Schiedsrichter beschwere, wenn ich meine, dass es eine Fehlentscheidung von ihm war. Wenn man als Spieler gar nichts sagt, dann denkt der Schiedsrichter, es sei alles in Ordnung, und jeder ist zufrieden mit der Entscheidung. Doch kritisiere ich seine Entscheidung, und lasse ihn das auch wissen, wird er sich vielleicht auch selber Gedanken machen, ob er nicht doch falsch gehandelt hat. Nur so kann auch ein Schiedsrichter lernen, und beim nächsten Mal mehr darauf achten.

Die Diskussion ist nicht allein bei den portugiesischen Spielern zu beobachten gewesen. Aber selbstverständlich sind die z.B. eher emotional aufgewühlt, nachdem eben jede vermeintliche Fehlentscheidung die Niederlage vorantreibt. Die zurückliegende Mannschaft wird daher eher dazu neigen, im Eifer des Gefechts den Unparteiischen ihre Sicht der Geschehnisse nahe zu bringen.

Erklären kann man das schon allein dadurch erklärt werden, dass eben die Emotionen nicht mehr kontrolliert werden können. Dann gibt es sicher auch Spieler, die damit klar den Schiedsrichter beeinflussen wollen und dafür sorgen wollen, dass bei einer ähnlichen Spielsituation in der die Entscheidung schwierig ist, der Schiedsrichter vielleicht unsicher wird und dann einmal zu Gunsten der vermeintlich benachteiligten Mannschaft pfeift.

Was nicht richtig ist, dass es ausgeschlossen wäre, dass ein Schiedsrichter eine (schwerwiegende) Entscheidung zurück nehmen würde. Bei Protesten ist es nicht unüblich, dass z.B. die Linienrichter noch mal befragt werden oder aber die betroffenen Spieler direkt angesprochen werden. So sind tatsächlich sowohl gegebene Tore wieder aberkannt worden oder rote Karten wieder zurückgezogen worden. Wobei hier bei so einem Turnier wie einer EM oder gar WM kaum ein Schiedsrichter zu so einem Eingeständnis während eines Spiels kommen würde. In der Bundesliga hingegen sehe ich das nicht als unwahrscheinlich.

Diskussionen mit dem Schiedsrichter dienen zum einen dazu, dass aufgestaute Adrenalin, dass sich während des Spiels bildet ein wenig abzubauen und zum anderen dazu, dem Schiedsrichter seine Sicht der Dinge klar zu machen und sich ein wenig vor ihm aufzubauen. Fußball ist ja ein sehr schnelles und auch anstrengendes Spiel und da kommt es halt oftmals auch zu sehr knappen Entscheidungen, die man ohne die Bilder von Dutzenden von Fernsehkameras niemals aufklären könnte. Und so kommt es halt auch vor, dass die Schiedsrichter eine andere Meinung als die Spieler haben zu bestimmten Szenen.

Klar werden die allerwenigsten Schiedsrichter ihre Meinung ändern nachdem sie von Spielern bedrängt werden und die Spieler ihnen sagen, dass das doch jetzt wirklich kein böses Foul war oder dass der Spieler XYZ eben nicht im Abseits stand beim Pass. Diskussionen gehören aber zum Fußball dazu genauso wie Tore finde ich.