Arbeitsunfall - Genesungszeit muss berufsabhängig sein?!
Ich hatte vor drei Jahren meinen letzten Arbeitsunfall. Dabei habe ich mir an der "Zick-Zack-Nähmaschine" der Tischlerei meine komplette rechte Hand mit einem etwa 100°C heißen Leimfaden verbrannt. Meine Genesungszeit dauerte etwa sechs Wochen. Das war auch vollkommen in Ordnung, denn als Tischlerin kann man mit Verbrennungen, die zum Teil noch nicht recht verheilt sind, überhaupt nicht arbeiten. Der Arzt sah das genauso und hielt es demnach für angebracht, mich bis zu vollständigen Abheilung krank zu melden.
Jetzt ist es einem Bekannten passiert, dass er sich in der Firma an einer heißen Druckplatte verbrannt hat. Von der Schwierigkeit der Verletzung war es doch mit meiner zu vergleichen. Er wurde, da er zumeist nur im Büro tätig ist, für gerade mal eine Woche krankgemeldet. Er sprach mit dem Arzt und erklärte ihn meine Situation, als Unbekannt, und dieser erklärte ihm dann, dass ein Arzt immer dem Beruf entsprechend handeln sollte, und da er ''nur'' tippen müsste, reiche ihm die eine Woche.
Ich habe mich darüber schon gewundert, denn ich weiß noch, dass meine Verletzung nach einer noch nicht so gut verheilt war. Ich fand meine Genesungszeit aber auch passend. Ich frage mich jetzt wie das genau läuft, also ob ein Arzt das so genau bestimmen kann, was jemand im Beruf so macht? Man kann doch nicht immer aufzählen, was man so schweres macht. Kann man den Arzt auch ''anlügen'', damit man eine angemessenere Genesungszeit bekommt? Was habt ihr schon so erlebt? Hattet ihr auch schon einmal den Fall, dass ihr eurer Meinung nach zu kurz, oder gar zu lang krankgeschrieben wart? Was habt ihr gemacht? Kennt ihr vielleicht auch nur jemanden, der sich schon mal eine lange Genesung erschlichen hat?
Natürlich ist die Dauer einer Arbeitsunfähigkeit berufsbedingt. Ich kann zwar mit einem gebrochenem Beim im Büro arbeiten, aber nicht auf dem Bau. Wenn ich keine Stimme habe, kann ich nicht als Nachrichtensprecherin arbeiten, aber sehr wohl als Texter. Der Arzt muss einem einfach glauben, wenn man ihm erzählt, was man so macht und danach entscheiden.
Ich würde auch nicht riskieren, mir da irgendetwas durch Lügen zu erschleichen, ich möchte ja meine Arbeitsstelle behalten. Diesbezüglich wäre ich ganz vorsichtig. Ich kenne auch niemanden, der so etwas schon einmal gemacht hat.
Ich finde es völlig normal, dass bei der Krankschreibung auch der Beruf beachtet wird. Denn wie schon gesagt wurde, kann man sich mit einem gebrochenen Bein gut in das Büro setzen, während körperliche Arbeit eher nicht möglich sein sollte. Ich würde den Arzt da auch nicht anlügen, sondern erst mal die Krankschreibung so hinnehmen. Wenn man dann nach einer Woche merkt, dass man noch nicht wieder in der Lage ist zu arbeiten, da die Hand noch zu doll schmerzt, um den Computer bedienen zu können, dann muss man eben ein zweites Mal zum Arzt, der einen dann sicherlich noch mal krankschreiben wird. Allerdings würde ich auch nur ein zweites Mal zum Arzt gehen, wenn das wirklich notwendig ist und nicht, weil jemand anderes mit einer ähnlichen Verletzung sechs Wochen krankgeschrieben war.
Ich denke schon, dass es gerechtfertigt ist, dass der Arzt einen auf Grund des Berufsfeldes dann auch angemessen arbeitsunfähig schreibt. Es kommt ja immer auf die Art des Arbeitsunfalles an und wo man genau arbeitet. Mit einer Verbrennung kann man ja schon nach kurzer Zeit im Büro wieder arbeiten, da man ja eigentlich nur seine Hände benötigt und so an die Verbrennung nicht heran kommt, wo es bei einer Arbeit im Lager anders aussieht. Da ist das ganze problematischer und deswegen muss die Genesung länger ausfallen, da erst alles abheilen muss, bevor man wieder arbeiten gehen kann.
Ich bin aber nicht davon überzeugt, ob der Arzt genau einschätzen kann, was für Arbeit man genau verrichtet. Da muss er sich schon etwas auf die Aussagen des Patienten verlassen. Deswegen denke ich, dass man da auch schon ein wenig "lügen" kann und so die Genesungszeit etwas verlängern kann.
Natürlich hängt es davon ab, was man an seiner Arbeitsstelle tun muss, wenn man krank geschrieben wird. Wenn Du auf einer Baustelle arbeitest und viel schleppen musst, kann Dich Dein Arzt mit einem Bandscheibenproblem ja nicht nach einer Woche wieder auf die Baustelle schicken. Hast Du dasselbe Krankheitsbild aber in einer sitzenden Tätigkeit, wie beispielsweise im Büro, wird der Arzt Dich sicherlich früher wieder gesund schreiben.
Mit einem gebrochenen Bein kann man auch am Schreibtisch arbeiten, in einem Kindergarten aber nicht. Die Tätigkeit ist also absolut maßgeblich für die Dauer der Krankschreibung. Sicher liegt es auch immer ein wenig im Ermessen des Arztes und an der Leidensfähigkeit des Patienten, aber im Großen und Ganzen bestimmt der Beruf und die weiteren Heilungschancen bzw. die Heilungsdauer im Falle der Arbeitsaufnahme die Ausfallzeit.
Sind wir doch mal ganz ehrlich und beurteilen das ganz objektiv. Wenn man sich die Hand sehr stark verletzt und die Hand ist für den ausgeübten Beruf absolut notwendig, ist es doch klar, dass man dann länger krank geschrieben wird, weil man ja die Hand dazu benötigt. Ist man aber nicht so schwer verletzt, so dass man die Tätigkeit nicht doch ausführen könnte, muss man nicht so lange krank geschrieben werden. Im Normalfall wird man, egal ob es nun ein Arbeitsunfall ist oder nicht, nur so lange krank geschrieben, wie man benötigt, um seine Arbeit wieder aufnehmen zu können.
Ich denke nicht, dass man den Arzt anlügen kann, was die eigene Tätigkeit betrifft. Denn spätestens die Krankenkasse weiß was man beruflich macht und wird gegebenenfalls Fragen stellen. Ich frage mich schon, warum man sich darüber überhaupt Gedanken macht. Wenn man seine Tätigkeit absolut nicht ausüben kann, dann kann man das dem Arzt doch erklären und dann wird sicherlich kein Arzt sich gegen eine längere Krankschreibung wehren. Wenn man aber in der Lage ist, seinen Beruf auszuüben, dann sollte man doch froh sein, wenn man nicht ewig zu Hause bleiben muss.
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