Schlecker-Mitarbeiterinnen sollen nun in die Pflege gehen
Ich bin da auch sehr zwiegespalten. Denn immer wieder erlebe ich es in meinem Umfeld, dass kleinere Firmen in Insolvenz gehen müssen. Deren Angestellte erhalten leider keine Unterstützung und auch den Menschen, die aus anderen Gründen ihre Arbeit verloren haben, geht es so. Daher kann ich die Empörung schon nachvollziehen. Denn auch diese Personen haben zum Teil absolut nachvollziehbare Ausbildungs- oder Umschulungswünsche, denen aber nicht entsprochen wird. Wenn es aber nun dann so ist, dass den ehemaligen Mitarbeiterinnen von Schlecker die Umschuldung quasi hinterher geworfen wird - so kommt es manchmal rüber - dann sollte man sich über die Empörung nicht wundern.
Prinzipiell ist die Idee sicher nicht schlecht, motivierten Arbeitssuchenden die Chance zu geben sich in einem Bereich ausbilden zu lassen, in dem Fachkräfte gesucht werden. Diese Möglichkeit sollte aber nicht nur dem von der Schlecker-Insolvenz betroffenen Damen (und Herren) offen stehen, sondern allen interessierten Arbeitssuchenden.
Die Geschichte ist irgendwie symptomatisch für unsere Regierung - erst mal wird der Mund aufgemacht, damit man zu einem gerade aktuellen Thema eine Schlagzeile geliefert hat, und erst danach wird auch das Gehirn eingeschaltet. Ich weiß nicht, ob unsere Politiker damit ihre Kompetenz unter Beweis stellen wollen oder ob sie damit einfach sagen wollen, dass sie auch noch da sind und, dass sie zu Recht auf ihrem Posten sitzen, aber für mich zeugt das eher von Inkompetenz.
Generell finde ich es ja nicht schlecht, wenn jemand die Möglichkeit bekommt einen neuen Beruf auszuprobieren, aber der Beruf muss doch auch Spaß machen und den eigenen Fähigkeiten entsprechen, gerade wenn man dabei täglich mit Menschen zu tun hat. Sicher wird es einige unter den Ex-Schlecker Mitarbeitern geben, die sich einen Beruf im sozialen Bereich vorstellen könnten, aber für andere wird das absolut nichts sein. Die Tatsache, dass unsere Politiker tausende von Menschen in das gleiche Schema pressen wollen zeugt auch davon, dass sie aus Fehlern überhaupt nichts gelernt haben. Vor einigen Jahren gab es nämlich schon mal so einen "tolle" Aktion. Da sollten Arbeitslose zum Spargelstechen auf die Felder und die meisten waren für diese Beschäftigung völlig ungeeignet und haben dementsprechend viel Ausschuss produziert. In Folge dessen haben die Spargelbauern dann dankend auf diese Mitarbeiter verzichtet.
Ich verstehe nicht so ganz wieso immer gleich gejammert wird. Erst kürzlich wurde doch darüber diskutiert, ob man Arbeitslose zu Kinderpfleger umschulen sollte/könnte. Nun sollen also Schlecker - Mitarbeiterinnen die Möglichkeit bekommen in die Pflege zu gehen. Erste Produktkenntnisse mit Pflegeartikeln sind doch immerhin schon vorhanden.
Sorry, dass ich an dieser Stelle ein wenig scherze. Aber zugleich frage ich mich, warum sich gleich jeder beschwert. Es ist doch wenn überhaupt nur als Angebot gedacht, oder habe ich etwas völlig missverstanden? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass man jemanden in diesen Berufsbereich zwingen könnte, bzw. jemals darüber nachdachte.
Die Realität sieht doch oft so aus, dass viele gerne eine Umschulung machen möchte, aber nicht dürfen, weil man ja angeblich im Verkauf tolle Jobchancen hat. Die Realität sieht dann aber doch eher so aus, dass es allenfalls Ausbildungsplätze oder gar Jahrespraktikanten gibt und zusätzlich angelernte Kräfte. Und bereits eine ganze Menge Verkäuferinnen und Einzelhandelskaufleute in anderen Berufszweigen, weil eben kaum noch jemand einstellt. Die wenigen Stellenangebote die ich finde sind fast ausschließlich von Personalvermittlungen.
Natürlich wird Pflege nicht für jede Schlecker - Mitarbeiterin in Frage kommen. Und ich kann mir auch so manche frühere Mitarbeiterin dort nicht vorstellen. Dasselbe ist aber der Fall, wenn ich mir die Schülerinnen an Pflegeschulen oder Hauswirtschaftsschulen teilweise anschaue. Dort gibt es durchaus Menschen, denen würde ich weder meine Kinder anvertrauen wollen noch hätte ich ein Interesse daran, dass diese Personen mir irgendwann den Hintern abwischen.
Logisch, es fehlen massiv die Fachkräfte in Pflege und Erziehung und keiner weiß, woher der Nachschub kommen soll. An sich finde ich es daher gut, wenn den arbeitslos werdenden Schlecker Frauen dann immerhin angeboten wird, auf diese Berufe umzuschulen.
Einerseits finde ich es nett und grob gesehen auch sinnvoll, aber irgendwo ist es auch ein bisschen eine Frechheit. Man kann doch nicht jeden X-beliebigen Menschen Erzieher oder Altenpfleger werden lassen. Man muss sich doch auch dafür eignen! Es anzubieten ist ja gut, aber ich fände es falsch, wenn das die einzige Lösung sein soll, auf die man vielleicht auch noch pocht, indem man sagt: entweder ihr macht das jetzt oder Abfahrt; wie es eben so ist, wenn man am Arbeitsamt etwas ablehnt.
Außerdem finde ich es unheimlich frech, wenn das die einzige Lösung für Erzieher und Altenpfleger/Krankenpfleger sein soll! Warum lernt denn niemand mehr einen Beruf in der Richtung? Weil man viel zu wenig verdient für den Aufwand, den man betreiben muss bzw. für die körperlich harte und teils auch psychisch harte Arbeit. Anstatt die Gehälter zu erhöhen, setzt man massenweise unqualifizierte Leute ein, auch Leute, die das gar nicht wollen. Ich verstehe nicht, wie sich die Regierung damit abfinden kann, dass so wichtige Berufe, die die Aufgabe haben, Menschenleben zu betreuen, so wertlos gehandelt werden. Kein Geld, also keine Fachkräfte, also bleibt nur der Einsatz von schlechtem Personal, die es aufgedonnert bekommen haben.
Für den Staat ist es natürlich ein kluger Schachzug, sich die Gehaltserhöhungen zu sparen, indem man die Arbeitslosen in die Berufe drängt, um den Betrieb zu erhalten. Aber für das Land ist es eine Schande und für die zu betreuenden Gruppen ist es einfach nicht tragbar. Ich habe sowohl in einer Kindertagesstätte als auch in Pflegeheimen und im Krankenhaus miterlebt, dass es einfach nicht geht, alle Leute wahllos einzusetzen. Den Geiz und die falsch angesetzten Sparmaßnahmen müssen die Klienten auf ihren Rücken austragen und das finde ich unverschämt. Ich wünsche jedem Politiker, dass er mal von so einem desinteressierten, faulen und unwissenden zwangseingesetzten Pfleger betreut wird, mal sehen, ob sich dann was ändert.
Den Schlecker-Frauen kann man nur wünschen, dass sie einen Weg finden, um aus der Arbeitslosigkeit zu entkommen - schön, wenn der ein oder andere vielleicht doch Gefallen an den Berufen findet und so wieder eine Chance hat. Über gute Unterstützung, über jede gute Fachkraft, freuen wir uns natürlich.
Ganz so dumm ist die Idee freilich nicht: in der Pflege werden dringend Angestellte benötigt und die Schlecker-Mitarbeiterinnen brauchen einen neuen Job. Eine Umschulung werden die Meisten wohl ohnehin mitmachen müssen, wenn sie wieder Vollzeit in Brot und Lohn kommen wollen, denn mir ist jetzt nicht bekannt das es dem Einzelhandel besonders an Vollzeitkräften mangeln würde (Es wird eher auf 400 Euro Basis eingestellt).
Was liegt da näher, als die Personen in die Pflege zu schicken? Sie müssen ja nicht beonders qualifiziert werden; Sicher würde es nicht allzu viel Sinn machen, tausende Schlecker - Angestellte 3 Jahre lang auf Kosten des Streuerzahlers umschulen zu lassen. Zivis wurden auch jahrzehntelang als unqualifizierte Pflegehelfer genutzt - warum sollte das hier nicht möglich sein?
Die Mitarbeiterinnen, die ich bei Schlecker angetroffen habe, würde ich mir keinesfalls als Kinderpflegerinnen und Betreuerinnen oder Altenpflegerinnen wünschen. Die meisten sind ungelernte Kräfte und meiner Meinung nach nicht in der Lage, einen solchen Job auszufüllen.
Wenn Frau von der Leyen sie nun umschulen lassen will und das Arbeitslosengeld I während dieser Zeit, Zwei Jahre, weiter gezahlt wird, ist das eine große Fehlinvestition mit dem Geld der Steuerzahler. Wenn schon eine große Umschulung geplant ist, sollte man nicht die Schlecker Mitarbeiter herauspicken, sondern sich mit allen Arbeitslosen gleich beschäftigen und die Interessierten, Geeignetsten und diejenigen, die es auch dann wirklich schaffen würden aus dieser Masse heraussuchen und denen die Chance geben.
Ob Frau Ursula von der Leyen von ihren mehreren Kindern – falls diese noch jünger wären – diesen umgeschulten Mitarbeitern sie anvertrauen würde? Ich bezweifle das. Ob sie sich selbst bei Bedarf in die Hände einer dieser Mitarbeiterinnen im Altenpflegeheim begeben würde? Ich glaube nicht. Immerhin hat Frau von der Leyen wieder mal einen tollen Vorschlag gemacht!
Ist es rechtlich überhaupt machbar, langjährigen, jüngeren Arbeitslosen eine gewünschte Umschulung abzulehnen und andere Neu-Arbeitslose – die es vielleicht gar nicht wollen – in die Umschulung zu bringen?
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