Haustiere entlaufen - Eltern ignorieren es

vom 07.06.2012, 07:12 Uhr

Ich habe meine Mutter letztens auf den Geburtstag einer guten Arbeitskollegin begleitet und war ein bisschen erschrocken, über das, was ich dort zu hören bekommen habe. Es war nun so, dass die Frau insgesamt zwei Kinder hat, allerdings waren noch zwei weitere Kinder da. Dies waren die Kinder des Mannes aus der vorigen Ehe, die die Freizeit eben auch häufiger bei ihren Halbgeschwistern und dem Vater verbringen. Die Familie hat einen Husky und da ich mich für große Hunde generell sehr begeistern kann, habe ich mich mit dem Hund beschäftigt um ein bisschen dem belanglosen Small Talk zu umgehen.

Nach einer Weile gesellte sich dann die Tochter der Gastgeberin zu mir, sie war so um die 7 Jahre alt und besuchte die Grundschule. Die Kleine fing dann an davon zu erzählen, was sie sonst noch für Haustiere hätten (noch etliche Katzen bei ihrer ''Tante''; also der Mutter der anderen zwei Kinder) und welche sie gehabt hatte. Das hatte wohl mit drei Meerschweinchen angefangen, die sie eines Tages von ihrer Tante bekommen hatte und in einem großen Gehege hinter dem Haus hielt. Zwei der Meerschweinchen verstarben nach einer Weile, es kam dann aber ein Kaninchen dazu, dass eines der anderen Kinder geschenkt bekam und kurz danach ein weiteres Kaninchen.

Sie erzählte dann im weiteren Verlauf, dass sich eines der Kaninchen dann unter dem Gehegezaun durchgegraben hatte und entflohen war. Sie erzählte das sehr beiläufig, als würde sie das nicht groß interessieren, was ja durchaus der Fall gewesen sein kann. Manchmal passiert ja schon mal, dass Kinder gewusst versuchen zu tun, als ob sie etwas nicht interessieren würde, um vor Erwachsenen ''cool'' zu wirken. Ich selbst finde diesen Vorfall allerdings alles andere als nebensächlich, zumal die Familie zwar in einer sehr ländlichen Gegend wohnt, dass Kaninchen aber nicht daran gewohnt ist, in der Wildnis zu leben und daher vermutlich recht schnell gestorben sein wird.

Es ging dann aber noch weiter, denn das letzte Meerschweinchen entfloh ebenfalls, allerdings nicht durch das selbe Loch, sondern weil das jüngste Familienmitglied vergas, die Pforte des Geheges zu schließen, so dass das Meerschweinchen ebenfalls das Weite suchen konnte. Auch hierfür schien keiner großes Interesse zu zeigen und am Gehege geändert wurde auch nichts, außer dass man das Loch wieder zurgrub, es hätte ja durchaus passieren können, dass das zweite Kaninchen sich nun einen selben Fluchtweg gräbt. Dennoch haben nun zwei der Kinder wieder neue Tiere für das Gehege geschenkt bekommen und als die Tochter die Mutter auf ihre Erzählung aufmerksam machte um sich Bestätigung wegen der Flüchtlinge zu verschaffen, nickte diese auch nur beiläufig und schien sich nicht zu interessieren. Ich persönlich finde es ja erschreckend, wie man so an die Sache herangehen kann und das Geschehene einfach runterbuttert, als wäre nichts gewesen, nein den Kindern sogar noch weitere Tiere kauft. In meinen Augen ist das vollkommen unverantwortlich.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn man die Leute nicht sehr gut kennt, ist es schwer, alleine aus den Erzählungen der Kinder zu beurteilen, wie die Situation wirklich war, als die Tiere entlaufen sind. So wie ich das verstehe, war es eine Art Geburtstagsfest bei der Arbeitskollegin deiner Mutter. In dem Moment waren bestimmt andere Themen interessant. Das heißt aber nicht, dass damals nicht intensiv nach den Tieren gesucht worden wäre.

Wenn ich ein Geburtstagsfest gebe, möchte ich mich auch lieber mit den Gästen beschäftigen, als die Kinder zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Kinder können den ganzen Nachmittag erzählen und im Mittelpunkt stehen, aber das würde ich nicht wollen, wenn ich erwachsene Gäste hätte. Dann sah das vielleicht nur so aus, als würde sich grundsätzlich niemand dafür interessieren. Vielleicht hat es nur im Moment nicht interessant.

Es kann auch sein, dass das Thema schon so oft durchgekaut wurde, dass man nichts mehr dazu sagen will. Kinder erzählen ja oft wochenlang immer wieder dieselbe Geschichte. Wenn ich als Eltern höre, dass Kinder Besuchern immer wieder dieselbe Story erzählen, würde ich die Erzählungen irgendwann einmal auch nur noch mit einem desinteressierten Kopfnicken kommentieren. Das heißt aber nicht, dass ich mir, als der Vorfall stattfand, keine Sorgen um die Tiere gemacht hätte.

Die Familie hat ja alles getan, um zu verhindern, dass noch mehr Tiere Ausreiß nehmen. Sie hat das Fluchtloch zugebuddelt. Ich finde es nicht verwerflich, neue Haustiere zu kaufen, wenn die alten gestorben oder entflohen sind. Es ist doch schön, wenn die Kinder mit so vielen Tieren aufwachsen. Ich kann mir leider keine Felltiere halten, weil meine Kinder allergisch sind, so dass es bei uns nur ein Aquarium gibt. Hier sterben auch ab und zu einmal Fische, wir kaufe dann auch neue.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Leider gibt es immer viele Mängel bei der Kaninchenhaltung und die meisten Gehege sind einfach nicht sicher genug. Wenn die Tiere nicht von alleine Reisaus nehmen, dann kommt auch oft der Fuchs oder Co. durch die schlechte Sicherung. Ich kann es schon nicht verstehen, dass man die Tiere nicht sicher unterbringt und dennoch Artgerecht hält.

Leider gibt es viele Menschen wie in deinem Beispiel. Gerade Nager und Hasenartige gehören bei vielen Menschen einfach in die untere Schublade und das Wohl der Tiere ist zweitrangig. Sie werden als Kinderspielzeug angeschafft und dann sollen die Kinder sich auch kümmern. Kinder sind dafür jedoch noch oft gar nicht bereit und verlieren schnell die Lust. Ab diesem Zeitpunkt kommt es dann auch oft vor, dass die Tiere vernachlässigt werden.

Hier im Ort waren jedoch auch vor kurzem Erwachsene ohne Kinder, welche sich ihren Kaninchen entledigt haben. Ich kannte die Leute beiläufig und es war ihnen komplett egal, dass 4 Kaninchen ihr Grundstück verlassen hatten und die Nachbargärten plünderten. Zwei der Tiere haben wir eingefangen und gesund gepflegt und dann vermittelt. Bei den anderen Beiden waren die Wildtiere einfach schneller!

Ganz egal ob dem Kind das Tier entlaufen würde, oder mir, ich würde alles tun um dieses wieder zu bekommen. Bei mir ist es egal um welches Tier es sich handelt und ich würde sowohl einen Hund, als auch ein Meerschweinchen einfangen bzw. suchen, wenn es mir entlaufen wäre. Auch für Kinder muss das Erlebnis sehr schlimm sein.

Ich weiß noch, dass meine Eltern früher ähnlich waren. Sie haben auch nie eine Suche gestartet. So wurde uns beispielsweise mal ein Kaninchen aus dem Käfig geklaut, oder ein anderes ist davon gelaufen. Das waren Beides die Tiere meiner Schwester und meine Eltern haben nicht einmal nach den Tieren gesucht oder gefragt. ich denke schon, dass es für Kinder in dem Moment sehr schwer ist, da man sein Tier doch sehr gerne hat. Auch wurden bei uns immer mal Tiere ausgesetzt, weil sie nicht mehr gewollt waren. ich bin froh, dass ich die Verhaltensweisen meiner Eltern nicht angenommen habe und eher die bin, die Tiere einfängt und gesund pflegt.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ehrlich gesagt frage ich mich gerade, welches Gesprächsverhalten für dich der Situation angemessen gewesen wäre. Zugegeben, das kühle Verhalten der Mutter hätte mich anfänglich auch nicht unbedingt begeistert, aber wenn man bedenkt, dass ihr Töchterchen sie vermutlich aus ihren Pflichten als Gastgeberin und einer Unterhaltung mit ihren anderen Gästen gerissen hat und darüber hinaus wohl nur eine Geschichte bestätigt haben wollte, die sie bestimmt nicht das erste Mal erzählt hat, kann ich es schon verstehen. Dann nickt man eben beiläufig, um die offenbar beschäftigte Tochter zufriedenzustellen, und widmet sich wieder dem eigentlichen Gespräch. Dass das Mädchen nicht betroffen war, kann verschiedene Gründe haben, den Erwachsenen die eigene Coolness zu demonstrieren, mag einer davon sein, möglich ist aber auch, dass das Ereignis schon ein wenig in der Vergangenheit liegt und seine Bitterkeit verloren hat oder dass es oft genug erzählt wurde, um nicht mehr traurig zu sein.

Nur einmal angenommen, die Mutter selbst kann nicht viel mit Tieren anfangen, was ich gar nicht unbedingt als gegeben sehe, dann sehe ich trotzdem kein Indiz für ein wirklich verantwortungsloses Verhalten, dafür hast du wohl deutlich zu wenige Details des Vorfalls geschildert oder vielleicht auch erfahren. Wir haben zumindest keine Ahnung, ob die Tierpflege auch von ihr betrieben wurde oder nur den Kindern überlassen wurde, ebenso wie nicht klar ist, warum die Tiere gestorben sind oder was nach deren Flucht unternommen wurde. War man beim Tierarzt und konnte das Tier trotz allem nicht retten, sehe ich da kein Verschulden, auch wenn man nach der Flucht zumindest systematisch den eigenen Garten abgesucht hat, wüsste ich nicht, was man noch tun könnte. Und das Gehege betreffend: Wie hättest du es denn gesichert? Ich zumindest wüsste auf Anhieb nicht, wie ich Kaninchen am Buddeln hindern soll, ohne das Gehege völlig zu verbarrikadieren, mehr, als das Loch wieder zu stopfen, wäre mir da auch nicht eingefallen.

Was die Anschaffung eines neuen Tieres anbelangt, habe ich auch erst einmal geschluckt, denn ich persönlich hänge an meinen Katzen und könnte mir nach deren Ableben wohl erst einmal die Anschaffung neuer Tiere gar nicht vorstellen, zumindest für eine gewisse Zeit. Wenn sich die Kinder aber einvernehmlich ein neues Tier wünschen und die Eltern damit einverstanden sind oder ohne großen Bezug zu den Tieren nur deren Versorgung übernehmen, sehe ich eigentlich kein Problem. Auch die Verantwortungslosigkeit kann ich hier nicht erkennen. Einem älteren Kind hätte man eventuell wirklich vorwerfen können, das Gehege nicht geschlossen zu haben, daraus könnte man dann auch den Schluss ziehen, dass man diesem Kind die Verantwortung für ein Lebewesen nicht übertragen sollte. Gerade bei kleineren Kindern wäre eine solche Konsequenz wohl zu langwierig und ich würde das eher als tragisches Missgeschick betrachten. Und darüber hinaus: Weißt du, welcher Zeitraum zwischen dem Ableben oder der Flucht und den Neuanschaffungen lag?

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es nun auch schwierig, da irgendwie zu entscheiden, ob die Familie wirklich so oberflächlich ist, was eben das Entlaufen der beiden Tiere angeht. Es mag ja sein, dass dies nun schon länger zurück liegt und die Kinder über den Verlust hinweg sind. Sicher haben sie ja auch nach dem entlaufenen Tieren gesucht und sie ja anscheinend nicht wieder gefunden.

Mir ist allerdings auch unverständlich, dass das Gehege nicht besser abgesichert wurde. Bei Kaninchen weiß man ja, dass sie gerne buddeln und sollte den Zaun für das Gehege ein Stück in die Erde einlassen. Aber vielleicht ist die Familie was das betrifft eher unwissend. Viele Tierhalter sind ja nicht ausreichend über Haltung ect. der Tiere informiert. Vielleicht kannst du die Mutter mal darauf ansprechen und sie holen das noch nach. Als Kind war es für mich immer schlimm, wenn eins meiner Meerschweinchen verstarb oder ein Kaninchen. Ich habe dann oft recht lange getrauert und es hat gedauert, bis ich dann ein neues Tier haben wollte. Aber ich denke, dass jedes Kind auch anders damit umgeht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Anemone hat geschrieben:Ehrlich gesagt frage ich mich gerade, welches Gesprächsverhalten für dich der Situation angemessen gewesen wäre. Zugegeben, das kühle Verhalten der Mutter hätte mich anfänglich auch nicht unbedingt begeistert, aber wenn man bedenkt, dass ihr Töchterchen sie vermutlich aus ihren Pflichten als Gastgeberin und einer Unterhaltung mit ihren anderen Gästen gerissen hat und darüber hinaus wohl nur eine Geschichte bestätigt haben wollte, die sie bestimmt nicht das erste Mal erzählt hat, kann ich es schon verstehen. Dann nickt man eben beiläufig, um die offenbar beschäftigte Tochter zufriedenzustellen, und widmet sich wieder dem eigentlichen Gespräch.

Sehe ich genauso. Wenn ich mich so mitten aus einem Gespräch reißen würde und ich würde die Geschichte schon sehr gut kennen, dann würde ich diese vielleicht auch eher beiläufig bestätigen, weil man eben manche Geschichten einfach nicht mehr hören mag, weil man die Geschehnisse schon zur Genüge durchgesprochen hat.

Ebenso schwer ist es natürlich zu beurteilen, ob die Eltern in der ursprünglichen Situation wirklich so nachlässig reagiert haben. Ich kenne das von meinen Kindern so, dass sie bestimmte Ereignisse wirklich extrem aufbauschen könne, auch wenn diese Ereignisse schon sehr lange her sind und auch schon zur Genüge ausgewertet und Gegenmaßnahmen umgesetzt wurden. Ehe meine Kinder sich daran als wieder hochziehen, tue ich solche Ereignisse mitunter ganz bewusst als uninteressant ab.

Dass die Eltern mit der Neuanschaffung eines Tieres unverantwortlich handeln sehe ich auch nicht. Wer weiß denn wirklich, ob alles beim alten blieb oder ab die Eltern nicht doch Gegenmaßnahmen ergriffen haben, damit nicht weitere Tiere verloren gehen? Kinder verdrängen so etwas schnell einmal. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kinder solche Verluste schneller verkraften als manch Erwachsener, weil diese die Tiere stärker als Sozialpartner sehen.

Wenn es Dich ernsthaft und ehrlich interessiert, Crispin, wie die Mutter darüber denkt, dann solltest Du das Gespräch nicht bei einer Geburtstagsfeier suchen sondern in einem anderen Rahmen, in dem zum einen das Kind nicht unbedingt anwesend ist und bei auch in aller Ausführlichkeit Zeit für ein solches Gespräch ist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


So was kommt heutzutage leider nicht allzu selten vor, dass Menschen ein gewisses Desinteresse zeigen, wenn ihnen ihr eigenes Haustier entläuft. Viele Leute kümmert es nicht und schaffen sich nach einer kurzen Zeit schon ein neues an. Ich finde das wirklich schade, dass die Mutter es nur so als nebensächliche Sache abgestempelt hat, denn wenn man sich Tiere anschafft, dann nicht nur wenn Kinder darum betteln, sondern um den Tieren auch Liebe und ein schönes zu hause zu geben.

Wenn ich ein Haustier habe, dann wird es auch für mich automatisch ein Mitglied meiner Familie. Würde mein Tier weglaufen, dann würde ich alles daran setzen, es wieder zu mir nachhause zu holen. Ich fände es wirklich traurig und könnte mir auch nach einer kurzen Zeitspanne nicht sofort ein neues Haustier kaufen, da ich an dem alten noch zu sehr hängen würde und es auch keinen Ersatz für mich darstellt. Wir hatten damals mal einen jungen Golden Retriever und der ist leider auch ausgebüchst, als die Haustür offen stand. Ich war damals echt traurig und wir haben den Hund auch mit dem Auto gesucht, haben Nachbarn gefragt, aber leider blieb er verschollen.

Ich kann aber leider auch davon berichten, dass es meine Mutter damals auch nicht sonderlich interessiert hat, als 3 unserer 5 Katzen verschwunden sind und das mitten im Umzug. Mein Vater hat sich aber umgeschaut und hat eine der Katzen mit ihrem Kind entdeckt und sie mit zu sich geholt. Ich war traurig, denn an allen fünf Katzen habe ich gehangen und ich konnte zu der Zeit auch nicht viel ausrichten. Ich habe immer dafür gesorgt, dass sie nicht rauslaufen, während wir im Umzug steckten, aber sind dann schlussendlich doch allesamt durch die Balkon Tür hinaus gelaufen an dem Tag, wo wir in die neue Wohnung gefahren sind, in der keine Haustiere gestattet sind. Meine Mutter hat es nicht interessiert, dass sie weg gelaufen sind und hat sie dann einfach zurück gelassen, anstatt bei der Suche zu helfen.

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» Marina_1 » Beiträge: 1090 » Talkpoints: 56,17 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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