Leichenblässe / Written in Bones

vom 13.04.2009, 08:44 Uhr

Hallo Lesefreunde,
Ich habe beim Stöbern in meiner Lieblingsbuchhandlung den neuen Roman von Simon Beckett, dem Autor von "Chemie des Todes" und "Kalte Asche", entdeckt. Sein neues Werk nennt sich "Leichenblässe", im Original "Written in Bones".

Ich selbst war sehr gespannt, wie er denn an seinen vorherigen Roman anschließt, da das Ende von jenem Roman etwas schwerfällig und wenig erfreulich war. Überraschenderweise geht er auf das Ende gar nicht viel ein, es geht los als gäbe es keine Vorgeschichte. Erst im Verlauf der Geschichte baut er Hinweise zum Ende seines vorherigen Buches ein.

Zum Inhalt: Dr. David Hunter befindet sich in Kentucky, USA. Dort besucht er auf der sogenannten Body Farm alte Kollegen von früher und erhofft sich dort, wieder Leidenschaft für seinen Beruf, die forensische Anthropologie, zu finden. Im Verlauf wird deutlich, dass er diese Hingabe danke zweier sehr einschneidener Ereignisse nahezu verloren hat.

Als er dann zusammen mit seinem alten Kollegen und guten Freund Dr. Liebermann zu einem Tatort gerufen wird, scheint er wenig begeistert und zweifelt an sich und seinen Fähigkeiten. Nur langsam kehrt seine Begeisterung für seine Arbeit zurück. Aus Personalmangel auf der Body Farm ist seine Hilfe unabdingbar und schon bald ist er selbst von dem Fall so gefesselt, dass er unbedingt hinter das Geheimniss kommen will. Es tauchen im Verlauf der Geschichte immer mehr Leichen auf, deren Identitäten aber allesamt Rätsel aufgeben. Denn Begräbnisunterlagen, Ausweise und andere Dokumente stimmen in keinem der Fälle mit den Körpermerkmalen der Toten überein.

Nach und nach wird klar, dass es sich um einen geisteskranken Serienkiller handelt, der der Welt beweisen will, wie überlegen er ist. Dr. Hunter und seine Kollegen werden immer öfter zur Zielscheibe und alsbald wird deutlich, dass sie sich in Lebensgefahr befinden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Ein spannender Roman, der das Prädikat lesenswert verdient. Ich war überrascht, wie spielend einfach dem Autor der Übergang gelungen ist, nachdem das Ende des vorherigen Romans sehr zu wünschen übrig lies. Doch man hatte nie das Gefühl es handle sich um einen schnöden Fortsetzungsroman. Das Buch ist spannend geschrieben, auch hier erleben alle beteiligten Charaktere deutliche Entwicklungen.

In typischer Beckett Manier ist man bis zur letzten Seite auf der falschen Spur. Man denkt bis zuletzt, man wäre auf der richtgen Fährte um dann ganz zu Schluss zu erfahren, dass man falsch lag. Wobei man als erfahrener Beckett Leser bereits zur Mitte hin so eine leichte Ahnung hat, dass der Täter wohl anderswo zu suchen ist, als es das Buch vorgibt. :)

Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der gerne spannende Bücher rund um forensische Anthropologie liest. Teilweise werden Dinge zwar sehr detailliert beschrieben, aber es wirkt nicht brutal oder grausig, eher tragen diese Beschreibungen zur Glaubhaftigkeit des Romans bei. Da ich das Buch auf englisch gelesen habe, war ich dadurch etwas geschont, denn die medizinischen Ausdrücke konnte ich dann doch nicht restlos übersetzen :lol:

In meinen Augen ein insgesamt sehr gelungener Roman und ein Buch, das man kaum aus der Hand legen kann. Habt ihr das Buch schon gelesen? Wie fandet ihr es? Vor allem im Vergleich zum Vorgänger? Ich kann dazu nur sagen, dass es eine deutliche Verbesserung ist. Das Ende kann in diesem Roman wieder überzeugen.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe bislang nur Empfehlungen gelesen und nicht das Buch selbst, weil ich keine gebundene Ausgabe kaufen wollte. Ich warte immer noch darauf, dass dieses Buch endlich als Taschenbuchausgabe erhältlich ist, damit ich es zu meinen anderen Simon Becket Büchern passend kaufen kann.

Es klingt aber schonmal viel versprechend. Ich mag Beckets Schreibstil sehr gern, mich hat beim letzen Band nur das Ende genervt, aber das ist ja diesmal wohl besser gelungen, wie ich deinem Kommentar entnehme. Ich hoffe, dass dieses Buch ebenso gut ist wie seine Vorgänger, ich bin jedenfalls schon sehr gespannt und warte sehnsüchtig. Der Originaltitel lautet übrigens "Whispers of the Dead", nicht "Written in Bone", das ist der Titel des Vorgängers. :wink:

Da du ja ebenfalls Beckets Stil magst, kann ich dir auch "Obssesion" wärmstens empfehlen. Hier geht es mal nicht um Kriminaltechnik und David Hunter, sondern um etwas ganz anderes, aber mir hat es sehr gut gefallen. In diesem Buch findet ein Mann nach dem Tod seiner Lebensgefährtin heraus, dass deren Kind offenbar nicht ihr eigenes war, sondern von ihr im Säuglingsalter entführt worden ist. Und nach und nach entdeckt er weitere dunkle Geheimnisse. Weil "Leichenblässe" eben noch nicht zu haben war, habe ich dieses gekauft und war voll und ganz zufrieden!

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hi Sorcya,
Du hast recht, der englische Titel ist Whispers of the Dead. Wie peinlich, das Buch liegt auf meinem Regal und dennoch hab ich den Titel des Vorgängers geschrieben-Ups. :oops: In der englischen Originalversion ist es bereits in Taschenbuchform erhältlich, der Preis ist mit 14 Euro recht ok.

Obsession werde ich mir zulegen. Klingt spannend. Ich wusste gar nicht dass er auch abseits der Hunter-Reihe schon Bücher veröffentlicht hat. Ich war der Meinung, diese Reihe sei sein Debüt. Danke für die Info!

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Obsession fand ich extrem langweilig und war richtig enttäuscht, nachdem ich zunächst auch "Die Chemie des Todes" und "Kalte Asche" von Simon Beckett (auf Deutsch) gelesen hatte. Die Geschichte erschien mir leicht unglaubwürdig, obwohl sie auch nachdenkliche Momente (die Funktion und Arbeitsweise von Behörden) hatte. Der Bösewicht war leider auch schon nach kurzer Zeit offensichtlich und eine Wendung in dem Buch gab es kaum noch.

"Whispers of Dead" steht auch schon seit längerer Zeit bei mir im Bücherregal, da es deutlich günstiger war, als die deutschsprachige gebundene Ausgabe. Ich habe auch schon einige Male mit dem Lesen begonnen, aber leider bisher noch nicht so richtig in das Buch hineingefunden. Im Gegensatz zu vielen anderen englischsprachigen Büchern finde ich es auch nicht so leicht zu lesen. Vielleicht liegt das an den vielen Fachbegriffen, die mit dem Beruf David Hunters, der ja Forensiker ist, zusammmenhängen. Deswegen warte ich eventuell doch, bis das deutsche Taschenbuch erscheint, verkaufe in der Zwischenzeit die englische Ausgabe und genieße das volle Lesevergnügen in meiner Muttersprache, denn daran dass das Buch gut ist, zweifle ich nicht.

» Charlie Brown » Beiträge: 707 » Talkpoints: 7,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich muss meinem Vorredner recht geben. Ich habe auch erst Kalte Asche gelesen und mich dann erst einmal an Obsession ran gemacht, bevor ich Leichenblässe angefangen habe. Ich war komplett enttäuscht, vllt liegt es daran das all seine Bücher außerhalb der David Hunter Reihe gut fast 10 Jahre älter sind und diese nun einfach vom Verlag aus Kommerzgründen neu veröffentlicht werden ( Das Kind des Prometheus 1998 wird z.B. einfach unter neuem Namen (Flammenbrut) noch in diesem Jahr veröffentlicht).

Zum Buch Obsession selbst, es entsteht im gesamten Buch keinerlei Spannung und die betitelte "Obsession"/Sucht wird extrem unglaubwürdig dem Leser vermittelt, zum einen ist der Titel vergleichsweise zum Inhalt viel zu reißerisch formuliert und zum anderen ist das Ende mit dem sog. "Höhepunkt" - ein schlechter Scherz.

Kurz noch zu Leichenblässe, was mir an diesem Buch leicht gestört hat, ist die Tatsache, dass nun beim 3ten Hunter Buch in der Reihe angekommen es einem so vorkommt als wenn viele Elemente bereits in den Vorgängern auf eine oder andere Art und Weise bearbeitet wurden. Zum Beispiel der Umstand, dass in jedem Hunter Buch bisher zum Schluss immer eine vertraute Frau D. Hunters als Opfer genommen wird und dieser sich natürlich alleine auf den Weg macht sie zu retten.

» Shizzle » Beiträge: 3 » Talkpoints: 2,34 »


Ich habe jetzt sowohl "Leichenblässe" als auch "Die Chemie des Todes" und "Kalte Asche" gelesen, von den anderen Simon Beckett Büchern habe ich bislang die Finger gelassen, weil alle so schlecht darüber reden. Ich mag doch meinen Dr. Hunter und seine forensische Anthropologie, ich weiß genau, dass ich enttäuscht sein würde.

Ich muss sagen, dass ich "Leichenblässe" schon spannend fand, auf jeden Fall. Aber inzwischen weiß man als eingefleischter Beckett - Leser, dass etwas nicht stimmt, wenn in der Mitte des Buches wie besonders deutlich bei "Leichenblässe" der Mörder bekannt ist. In den zwei Büchern davor hat er immer Rätselraten rundum den Mörder gespielt und hier soll der Mörder angeblich schon nach der Hälfte des Buches bekannt sein? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich war mir da fast sicher, dass es derjenige Verdächtige nicht sein konnte und habe wohl wissend eher auf die blasseste Figur des Buches getippt - und das war dann auch so.

Also ich muss sagen, dass "Leichenblässe" relativ durchschaubar war, wenn man die anderen zwei Bücher davor gelesen hat. Logisch, man ist sich bis zum Ende niemals ganz sicher gewesen, zumal das irgendwie merkwürdig war, dass auch nach Ertappen des "Möders" noch mehr als ein ganzes Kapitel übrig war. Da musste nochmal etwas passieren. Dennoch, ich fand, dass es mich nicht so dolle mehr überrascht hat, wie ich vor allem bei "Kalte Asche" überrascht war. Es hat mich gefesselt und ich hatte es schnell durchgelesen, vor allem, weil diese forensische Anthropologie schon allein sehr spannend ist, hinzu kommt der sympathische Dr. Hunter.

Was mir diesmal gefehlt hat, waren diese Querverweise zum Mörder und der Handlung, die er gerade durchlebt. Mich hätte schon ein bisschen mehr interessiert, was er gerade denkt und tut mit den Opfern, während die anderen wie verrückt nach ihm suchen. Es sind immer alle möglichen Leute verschwunden, aber man wusste gar nicht, was mit ihnen passiert war, sie waren dann eben einfach tot.

Am Ende des Buches hat Beckett auch gar nicht aufgeklärt, wieso der Mörder so und nicht anders gehandelt hat. Erst führt der Mörder alle in die Irre und gibt sich die größte Mühe, beim Morden, aber am Ende spielen die Hintergründe kaum noch eine Rolle. Während bei den anderen Büchern immer viel wieder aufgerollt worden ist und man somit mehrere Aha-Effekte durchleben konnte, gibt es bei Leichenblässe kaum solche Rückschlüsse und Erklärungen, was ich schade fand. Meistens fand die Handlung auch bei Hunter statt, über den Mörder erfuhr man kaum etwas. Ich habe somit diesmal auch einige Passagen übersprungen, weil sie kaum relevant waren, wie es andere Dinge gewesen wären, die aber weggelassen worden sind.

Also ich für meine Begriffe, muss feststellen, dass Leichenblässe das "schlechteste" Buch von allen dreien ist, wobei es ja nicht schlecht ist! Es ist nur nicht so gut, man sollte es vielleicht als Erstes lesen, aber dann weiß man natürlich nicht über Hunters mysteriöse Narbe Bescheid. :wink: Ich fand übrigens nicht, dass zu wenig darauf Bezug genommen worden ist. Mich hätte gar nicht interessiert, was er nach dem Umkippen getan hat, denn das ist ja logisch: Krankenhaus, OP, Genesung. Wir lesen ja, dass er überlebt hat. Ich fand nur schade, dass seine Beziehung in die Brüche gegangen ist und es auch diesmal nicht zu einem Happy End für ihn kam. :( Das war traurig und das hat mich am Ende geärgert. Schön wäre es gewesen, wenn er doch mal eine SMS von ihr bekommen hätte oder einen Anruf. Hätte ja gereicht.

Ich persönlich finde, dass "Kalte Asche" das beste der drei - inzwischen vier - Bücher gewesen ist, das Letzte habe ich aber noch nicht gelesen. Ich fand einfach gut, dass es am Ende dann wirklich überraschender Weise einfach mal mehrere Mörder gab. :wink: Wenn das nix ist.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^