Todesfahrer von Eppendorf verurteilt
Der unter Drogen stehende Epileptiker, der letztes Jahr in Hamburg im Stadtteil Eppendorf vier Menschen totgefahren hatte, ist zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Zusätzlich hat er 5 Jahre Führerscheinentzug bekommen.
Bei dem Unfall damals erlitt er bei ohnehin schon überhöher Geschwindigkeit unter Cannabis-Einfluss stehend am Steuer einen epileptischen Anfall, raste mit Tempo 100 über eine rote Ampel, kam von der Straße ab und raste auf dem Bürgersteig in eine Menschengruppe. Der Schauspieler Dietmar Mues, der Sozialwissenschaftler Günter Amendt und die Künstlerin Angela Kurrer waren sofort tot, Sybille Mues, die Ehefrau von Dietmar Mues, starb im Krankenhaus. Zusätzlich hatte der Fahrer noch einen weiteren PKW gerammt, in dem das Schauspieler-Ehepaar Peter und Ulla Striebeck saß. Den beiden war zum Glück nichts schlimmeres passiert.
Während des Verfahrens bestritt der Unfallfahrer, Epileptiker zu sein bzw. von einer solchen Erkrankung gewusst zu haben, hielt aber seine ärztlichen Unterlagen unter Veschluss und wurde unter anderem von einer Ex-Freundin belastet, die ebenfalls Zeugin eines anderen epileptischen Anfalls geworden war. Offenbar nahm der Fahrer auch seit Jahren anti-epileptische Medikamente.
Wie denkt ihr darüber - ist das Urteil gerecht? Wenn nein, warum nicht? Welches Urteil würdet ihr für angemessen halten? Und glaubt ihr, dass das Urteil den Angehörigen der Opfer helfen kann, den Vorfall seelisch zu verarbeiten? Zwischendurch hatte der Unfallfahrer sich ja noch scheinheilig bei den Kindern des getöteten Ehepaars Mues "entschuldigt", diese hatten die Entschuldigung aber nicht angenommen. Was ich übrigens gut verstehe: vermutlich war das reine Taktik, um das Urteil milder ausfallen zu lassen, keine echte Reue, oder was meint ihr?
Ich muss zugeben, dass ich persönlich nicht verstehe, warum nicht zumindest ein lebenslanges Fahrverbot ausgesprochen wurde. Insgesamt empfinde ich das Urteil als reichlich mild, wenn man die Umstände bedenkt. Zwar ist mir bewusst, dass der Fahrer nicht vorsätzlich beschlossen hat, "ich fahre mal ein paar Leute tot", aber ich finde, wenn jemand genau weiß, dass er Epileptiker ist, sollte er sich nicht ans Steuer setzen. Erst recht nicht nach Drogenkonsum. Da weiß man ganz genau, dass solche Dinge passieren können, und nimmt sie billigend in Kauf. Also bei dem Gedanken, dass dieser Mann bereits in 5 Jahren wieder hinterm Steuer sitzen darf und die Straßen unsicher macht, wird mir schon etwas mulmig. Wäre es nicht besser, wenn solche Menschen nie wieder ans Steuer eines Autos gelassen würden?
Ich denke schon, dass er Auflagen bekommen wird. So einen Menschen, der mit dem Wissen, dass er unter diesen Anfällen leidet, ein Auto fährt, wird nicht so einfach wieder Auto fahren dürfen. Davon kann man ausgehen. Klar wurde in den Medien berichtet, dass er eine Haftstrafe bekommt, aber bei dem Urteil wird noch mehr heraus gekommen sein. Das Urteil ist meiner Meinung nach noch zu mild. Es sind Menschen umgekommen und er hat von den Anfällen gewusst. Er hat vor Gericht gelogen und meinte, dass er schon mehrere Jahre keine Anfälle hatte.
Die Zeugen, die ausgesagt haben, haben etwas anderes bestätigt. Er bekommt den Führerschein erst in fünf Jahren wieder. Soweit ich weiß, muss er den Führerschein dann eh noch einmal neu machen müssen. Also wird er so schnell zwar keinen Führerschein bekommen, was nicht heißt, dass er nicht fahren wird. Leider wird ihm der Führerschein nicht komplett für immer entzogen. Das hätte zu der Strafe dazu gehören müssen. Er hat nicht nur die Anfälle, sondern hatte in der Nacht davor auch Drogen genommen. Also doppelter Vorsatz, dass ihm das egal war. Daher denke ich, dass Urteil ist nicht hart genug!
Zunächst mal muss man wirklich bedenken, dass derjenige ja nicht vorsätzlich gehandelt hat. Vielleicht hat er von seiner Epilespsie gewusst, vielleicht auch nicht, wer will das so genau sagen. Ich habe etwa eine Bekannte, die auch ein- oder zweimal einen epilepsieähnlichen Anfall hatte. Da wussten die Ärzte nicht sicher, ob das nun Epilepsie ist oder nicht und es hieß „abwarten, ob das nochmal passiert“. Vielleicht war es bei ihm ähnlich. Selbst wenn jemand Epilepsie hat, so kann es passieren, dass nur ganz selten mal ein Anfall eintritt, vielleicht im Abstand von Jahren. Das Cannabis kann er vielleicht auch deswegen genommen haben, um Anfälle zu vermeiden. Ich glaube, das hat eine krampflösende Wirkung, ähnlich wie entsprechende Medikamente. Ob dem so ist, also ob das der Sinn der Einnahme war, wissen wir nicht. Möglicherweise ist er andauernd „bekifft“ gefahren, es ist vorher scheinbar nichts passiert und dann rechnete er nicht damit, dass es auch mal schief gehen kann.
Nun wird jeder Mensch, außer totalen Psychopathen, ein sehr schlechtes Gewissen haben, wenn er zum Tod anderer beigetragen hat. Die meisten werden dann den Wunsch haben, sich bei den Angehörigen zu entschuldigen. Ich würde das nicht als „scheinheilig“ bezeichnen. Aber auch wenn man sich noch so schuldig fühlt, ins Gefängnis will natürlich keiner. Von daher ist es auch nachvollziehbar, dass man dann Akten nicht herzeigen will, deren Inhalte man vor sich selbst verleugnet.
Zitronengras hat geschrieben:Vielleicht hat er von seiner Epilespsie gewusst, vielleicht auch nicht, wer will das so genau sagen.
Er nahm doch bereits anti-epileptische Medikamente und war seit Jahren in ärztlicher Behandlung. Ich frage mich ja, wie das gehen soll, dann nichts von seiner Epilepsie gewusst oder zumindest geahnt zu haben. In meinen Augen ist das absurd. Und man muss bedenken, dass der Mann mit Tempo 100 durch eine Wohngegend raste - ganz unabhängig von einer Epilepsie-Erkrankung klingt das für mich schon nach bedingtem Vorsatz. Wer so etwas macht, muss einfach damit rechnen, dass das nicht auf Dauer gutgehen kann. Und da glaube ich dann auch nicht ans schlechte Gewissen. So etwas kann man meiner Meinung nach nur fertigbringen, wenn einem die Leben seiner Mitmenschen völlig egal sind.
Die Haftstrafe, die ich auch heute mitbekommen habe, ist wirklich zu gering, wie ich finde, wenn man bedenkt, wie viele Leute dabei ums Leben kamen. Der Fahrer hat einfach grob fahrlässig gehandelt, was er ja auch wissen sollte. Mit einer solchen Krankheit, darf man einfach kein Auto mehr fahren, und schon gar nicht, wenn man auch noch Drogen zu sich genommen hat. Da kommen ja gleich mehrere Dinge auf einmal hinzu.
Aber so sieht es eben das Gericht, und wir als Außenstehende, können manchmal eben nicht verstehen, wieso kein härteres Urteil gesprochen wird. Ich selber hätte dem Mann 10 Jahre aufgebrummt, sowie den Führerschein auf Lebenszeit entzogen. Den bekommt er hoffentlich sowieso weg genommen, und bekommt ihn auch nie wieder.
Kleiner Nachtrag, den ich heute morgen mitbekommen habe. Er gibt freiwillig seinen Führerschein ab, da er nie wieder jemanden in Gefahr bringen will und es ihm sehr Leid tut. Klar kann man nun sagen, dass ist so leicht daher gesagt, dass einem das Leid tut, aber ich denke und kann es nur hoffen, dass er daraus wirklich gelernt hat und nie wieder hinter einem Steuer sitzt. Wenn er den Führerschein abgibt, dann ist das zumindest schon ein Schritt in die richtige Richtung.
Ich habe auch gerade gelesen, dass er seine Fahrerlaubnis für immer abgegeben hat. Ein richtiger Schritt, und hoffentlich auch wirklich aus Reue und nicht aus Kalkül darauf, dass ihm früher oder später ein Teil seiner Strafe erlassen wird. Aber ich bin da einfach mal optimistisch und gehe vom besten aus. Trotzdem meine ich, der lebenslange Führerscheinentzug hätte bereits vom Gericht beschlossen werden müssen, nicht die Entscheidung dem Fahrer auf freiwilliger Basis überlassen werden.
Der Fahrer hat mit Sicherheit von seiner Krankheit und deren Gefahren gewusst. Außerdem soll er auch vorher - wenn ich mich nicht irre - schon Unfälle verursacht haben, die auf einen Anfall zurückgeführt werden konnten. Daher war dieses Urteil meiner Meinung nach mit Sicherheit nicht zu gering, eventuell sogar zu niedrig.
Ich finde seit langem sowieso, dass Autofahren unter Medikamenteneinfluss in Deutschland viel zu wenig kontrolliert wird. Es gibt so viele Schmerzpatienten, die regelmäßig Opiate einnehmen, dadurch extrem vom Sekundenschlaf bedroht sind, aber ohne jedes schlechte Gewissen ins Auto steigen und andere gefährden. Ich habe so etwas auch im Bekanntenkreis erlebt: Eine Rheumapatientin, die jeden Tag Unmengen von Medikamenten einnimmt, fährt jeden Tag auf engen Landstraßen und Autobahnen herum. Auch die Tatsache, dass sie dadurch vor einigen Jahren einen schweren Autounfall verursachte, da sie in den Gegenverkehr geriet, hält sie weiterhin nicht davon ab, obwohl bei dem Unfall andere Verkehrsteilnehmer schwer verletzte.
Ich finde es wird Zeit, dass nach jedem Verkehrsunfall die Lebensumstände des Unfallverursachers geklärt und bei Bedarf, zum Beispiel bei regelmäßiger Einnahme verschiedener Medikamente, der Führerschein eingezogen wird.
Ich finde das Urteil ist zu gering. Das Problem ist, dass man als Richter ja auch nur in einem bestimmten Rahmen urteilen kann. Ich finde es sehr bedenklich, wenn Menschen mit einer solchen Erkrankung oder unter Medikamenteneinfluss Auto fahren. Das Problem ist wie will man überprüfen, ob jemand Tabletten eingeworfen hat, wenn es keine Drogen sind. Das könnte man nur durch einen Bluttest beweisen und dann auch nicht im Schnellverfahren, was das Ganze unüberprüfbar macht.
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