Deutscher Kader besucht Auschwitz

vom 06.06.2012, 06:09 Uhr

Auschwitz gehört sicherlich zum dunkelsten Punkt der deutschen Geschichte. Durch die Deutsche SS während des zweiten Weltkrieges wurden dort viele Menschen getötet. Anlässlich der Fußball- Europameisterschaft, die in den nächsten Tagen in der Nähe ausgetragen wird, besuchten ein paar Personen des Deutschen Kaders die Gedenkstätte. Allerdings nicht die ganze Nationalmannschaft, nur ein paar einzelne ausgewählte Personen.

Was haltet ihr davon? Der Besuch sollte sicherlich auch zeigen, dass es auch im Sport um Fairness und auch Toleranz gegenüber Minderheit gehen soll. Ein Medienspektakel sollte vermieden werden und deshalb fuhr nicht der ganze Deutsche Kader dort hin. Findet ihr es hätten alle Mannschaftsmitglieder hinfahren sollen?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Man hätte sicher nicht alle mit einem Schwung dort hingehen lassen sollen, aber ich finde alle hätten hin gemusst. Wenn einer geht oder wenige, muss der Rest noch nach kommen, sonst sieht es für die Anderen so aus als könnten sie das nicht und das schwächt den Teamgeist. Ich finde jeder hat ein Recht dort auch hinzu gehen und seinen Frieden mit der Sache zu machen. Jeder Deutsche sollte einmal dort gewesen sein und der Opfer gedacht haben, ob nun Fußballer oder nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde es gut, dass der deutsche Kader das ehemalige KZ besucht hat. Das zeigt dann eben gleich von Beginn an, dass wir Deutschen unsere Geschichte nicht vergessen haben und dass eben auch jüngere Menschen daran interessiert sind, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Ein Mann sagte im Fernsehen, dass die Spieler ja zu jung seien und das mit dem Sport nichts zu tun hätte, also sei diese Aktion unnötig. Das denke ich aber nicht.

Ich denke, dass sich auch jüngere Menschen mit der Geschichte ihres Landes auseinandersetzen müssen und diese verstehen müssen. Das gilt wohl vor allem für die Deutschen. Darum finde ich es richtig, dass solche Zeichen gesetzt werden, die dann vielleicht auch jüngere Fans dazu bringen, etwas über Auschwitz und seine Geschichte zu erfahren. Ich denke schon, dass es besser gewesen wäre, wenn die Mannschaft geschlossen dieses Museum besucht hätte, aber das hätte dann wohl wieder einen Medienrummel gegeben, der nicht zu dem Anlass gepasst hätte. Deswegen war die Entscheidung wohl richtig, nur mit wenigen Sportlern dort hin zu fahren.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ehrlich gesagt halte ich das für eine reine Publicity-Maßnahme und finde es sogar ziemlich geschmacklos. Da hat eventuell einfach irgendein PR-Manager den Spielern gesteckt, dass es sich vermutlich gut machen würde, wenn sie sich da blicken lassen. Natürlich kann man das nicht mit Sicherheit sagen, aber gerade im Rahmen einer Meisterschaft, die ohnehin schon in den Medien präsent ist, war auch von vornherein klar, dass in den Medien darüber berichtet werden würde. Wenn einer der Spieler ganz persönlich das Gefühl hat, Auschwitz sehen zu müssen, hätte ich es taktvoller gefunden, das irgendwann anders zu tun.

Ich finde auch, um etwas über Auschwitz und seine Geschichte zu wissen, muss man nicht unbedingt hinfahren. Das ganze Thema wird in der Schule im Geschichtsunterricht bis zum Erbrechen durchgekaut, von Klasse 5 an. Man kommt überhaupt nicht daran vorbei und jeder weiß Bescheid. Wer sich damit seelisch auseinandersetzt, der tut das eben, und wer nicht, dem hilft es auch nicht, die alten Holzbaracken zu sehen. Aber normalerweise versteht doch eigentlich jeder instinktiv, dass es zutiefst böse ist, einen Haufen unschuldiger Menschen umzubringen. Die Erkenntnis ist meiner Meinung nach sogar ziemlich banal.

Übrigens halte ich die Forderung, "jeder Deutsche" müsse dorthin fahren, für implizit rassistisch, immerhin unterstellt das ja, Deutsche wären - warum auch immer - besonders anfällig, so ein Verbrechen zu wiederholen, wenn sie es nicht tun. Natürlich halte ich es für richtig, sich über die Geschichte zu informieren und aktiv gegen Rassismus vorzugehen, aber das gilt doch nicht nur für Deutsche! Und vor allem denke ich, dass es da auch weitaus wirksamere Methoden gäbe als einen Museumsbesuch.

» arril » Beiträge: 739 » Talkpoints: 10,78 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde es gut, dass Teile des deutschen Kaders dort hingehen. Sie wollen ja kein Aufsehen erregen, sondern ihren Respekt vor den dort Getöteten beweisen. Wenn der ganze Kader dort hingehen würde, wäre es geschmacklos und man würde sofort an eine Publicity-Aktion denken. So ist es aber eine Geste, dass man der Opfer gedenkt und zu dem steht, was die Deutschen in Polen dort angerichtet haben. Ich denke, dass es auch wirkliches Interesse der Fußballer ist. Die, die mitgehen, gehen ja freiwillig mit.

Stellen wir uns einmal vor, dass niemand dort hingehen würde. Das wäre auch wieder verkehrt. Dann würde es heißen, dass man nur einseitig die sportlichen Aktivitäten sieht und sich überhaupt nicht für die Geschichte des Landes interessiert. Das würde ein sehr schlechtes Licht auf die Sportler werfen.

Es ist ein großer Unterschied, ob man sich das Wissen um die Vorgänge in Konzentrationslagern nur aus dem Fernsehen, Büchern oder Internet holt oder ob man wirklich an den Originalstätten ist. Ich habe mir einmal Dachau angeschaut und alle Filme, die ich je darüber gesehen habe, haben mich bei Weitem nicht so tief berührt. Ich habe den ganzen Tag nur geheult. Das war bei Filmen nie so.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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