Erbpacht - Welche Vorteile und Nachteile?

vom 03.06.2012, 20:52 Uhr

Meine Eltern hatten, als ich noch Kind war, ein Haus. Dieses Haus haben sie auf einem Grundstück gebaut, welches Eigentum der Kirche war. Sie haben es für 99 Jahre gepachtet und jährlich einen Erbbauzins darauf bezahlt. So mussten sie das Grundstück nicht kaufen, sondern eben nur diesen Erbbauzins zahlen, der wohl nicht so teuer war.

Auch heutzutage gibt es das noch, dass man das Grundstück, auf dem man ein Haus bauen will so pachten kann. In der Regel soll es zwischen 50 und 99 Jahre sein, wo man sicher dieses Grundstück pachten kann. Für einen selber ist das ein sicheres und günstiges Baugrundstück. Aber wenn die 99 Jahre um sind, müssen die Erben wohl versuchen einen neuen Vertrag zu bekommen oder diesen zu verlängern.

Ich weiß, dass man es heute auch noch so machen kann, weil einige Bekannte von mir ein Grundstück von der Kirche so gepachtet haben und ein Haus darauf gebaut haben. Welche Vor- oder Nachteile seht ihr in dieser Erbpacht? Würdet ihr auf Erbpachtgründstücken bauen? Habt ihr das vielleicht so gemacht? Ich weiß, dass das Gründstück bei meinen Eltern damals nicht zu erwerben gab. Es ging nur per Erbpacht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Den Vorteil hast du doch schon benannt. Dadurch, dass das Grundstück eben nicht gekauft werden muss, sondern nur das Haus zu bezahlen ist, ist diese Form des Eigentums massiv billiger als ein herkömmlicher Kauf. Außerdem gibt es durchaus Gegenden, in denen der Raum knapp ist und man gar keine Grundstücke auf dem Markt vorfindet, so dass die Erbpacht im Grunde die einzige Möglichkeit wäre, Eigentum zu erwerben.

Es ist ja letztlich so, dass ein Pachtvertrag über 99 Jahre so ist, dass die ursprünglichen Pächter in jedem Fall das Ende des Pachtzeitraums gar nicht mehr erleben. Und auch für die Erben ist es so gestaltet, dass diese nicht leer ausgehen. In aller Regel wird nämlich der Wert des Hauses zu großen Teilen erstattet, wenn der Erbpachtvertrag nicht verlängert wird. Es gibt aber keinen Grund anzunehmen, dass gerade kirchliche Träger an einer Verlängerung nicht interessiert wären. Wobei auf Grund der Zeit normalerweise der Vertrag dann mit den Interessenten neu ausgehandelt wird.

Auch heute kann man übrigens Häuser erwerben, welche auf einem Erbpachtgrundstück stehen und nur noch geringe (erlebbare) Laufzeiten von 20-30 Jahren haben. Das hat zur Folge, dass natürlich im Preis ein erheblicher Abschlag zu erwarten ist und man so sehr günstig an ein Häuschen kommen kann. Allerdings lohnt so was auf Grund der Erbpacht nur, wenn man selbst das Haus beziehen will. Vermietung fällt eher weg, weil die Erbpacht in der Regel wirklich große Brocken der potentiellen Einnahmen in Anspruch nehmen würde.

Und das ist damit auch gleich der Nachteil: beim Wiederverkauf muss man sich darüber im Klaren sein, dass viel Geld verloren geht. Es ist also in dem Fall nicht so, dass eine Immobilie eine gute Anlage wäre. Nur deshalb, weil zu der Immobilie einfach das Grundstück fehlen würde.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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